Chronologische Weltgeschichte - Die Jahre 1201 - 1300
1203
In China kommen erste Schießpulvergeschütze auf.
1204
13. April - Die Kreuzritter plünderten auf ihrem Vierten Kreuzzug die Stadt Konstantinopel. Wie die Ritter, die an den drei vorherigen Kreuzzügen teilgenommen hatten, sollten eigentlich auch diese Ritter - diesmal auf den Aufruf Papst Innozenz III. hin - das Heilige Landes erobern. Nach dessen Ermordung fielen die Ritter über die Stadt her. Die Plünderungen dauerten jahrelang an. Die Kreuzritter bestimmten einen der ihren als Herrscher und die Venezianer, die sich wesentlich an dem Kreuzzug beteiligt hatten, übernahmen die Macht über die Kirche. In der Zeit der lateinischen Herrschaft wurden alle Wertgegenstände aus Konstantinopel entfernt und heilige Relikte nach Westeuropa gebracht. W
1216
18. Juli - Das erste Konklave in der Kirchengeschichte findet nach dem Tod von Papst Innozenz III. in Perugia statt, wobei Camerlengo Cencio Savelli innerhalb von 2 Tagen gewählt und am 24. Juli 1216 als Papst Honorius III. inthronisiert wird. Das Wort Konklave ist lateinischen Ursprungs von con claudere, gemeinsam einschließen. Es bezeichnet sowohl den abgeschlossenen Raum, in dem die Papstwahl stattfindet, als auch die Zusammenkunft der wahlberechtigten Kardinäle selbst. Die Wähler werden so lange von der Außenwelt abgeschottet, bis sie sich auf einen Kandidaten geeinigt haben. Die strenge Abschließung – ursprünglich auch dazu gedacht, die Kardinäle zu einer möglichst raschen Entscheidung zu drängen – dient heute dazu, mögliche äußere Einflussnahmen auf das Konklave zu verhindern. Die Wahlgänge finden nach einem genau festgelegten Zeremoniell statt: am ersten Tag nur einer, danach gewöhnlich je zwei vormittags und zwei nachmittags. Jeder Kardinal ist angehalten, den Namen des von ihm favorisierten Kandidaten mit möglichst verstellter jedoch deutlich lesbarer Schrift auf einen Zettel zu schreiben. Doppelt gefaltet haben diese nur noch eine Größe von etwa 2 mal 2 Zentimetern. Jeder Wahlzettel trägt die Aufschrift „Eligo in Summum Pontificem“ (Ich wähle zum Höchsten Pontifex/ Bischof, d. h. zum Papst.). Jeder Kardinal tritt an den Altar, hält den Wahlzettel für alle deutlich sichtbar in die Höhe und schwört: „Testor Christum Dominum, qui me iudicaturus est, me eum eligere, quem secundum Deum iudico eligi debere“ („Ich rufe Christus, der mein Richter sein wird, zum Zeugen an, dass ich gewählt habe, von dem ich glaube, dass er nach Gottes Willen gewählt werden sollte.“) Nachdem der Wahlzettel in die Urne gesteckt wurde (deren Größe der Öffnungen im übrigen die Abgabe zweier Zettel beinahe ausschließt), wird die Urne von einem von drei Wahlhelfern verschlossen und geschüttelt, um die Stimmzettel zu durchmischen. Jeder der drei Wahlhelfer notiert den Namen des gewählten Kandidaten bei der Auszählung separat auf einem Zettel. Die Wahl ist nur gültig, wenn sowohl Anzahl der Stimmzettel mit der Zahl der an der Wahl beteiligten Kardinäle übereinstimmt, als auch die individuelle Auszählung der drei Wahlhelfer dasselbe Resultat ergibt. Die Wahlzettel eines ergebnislosen Wahlgangs werden nach alter Tradition mit nassem Stroh unter Beigabe von Öl oder Pech verbrannt, so dass der von außen sichtbare Rauch schwarz ist. War die Wahl erfolgreich, werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh verbrannt, so dass weißer Rauch aufsteigt und den Wartenden die Wahl eines neuen Papstes signalisiert. Heute dient die Sixtinische Kapelle im Vatikan als Sitzungsort des Konklaves. W
19. Oktober - Durch den Tod seines Vaters Johann Ohneland wird Heinrich III. im Alter von neun Jahren König von England. W
Dresden wird erstmals als Stadt erwähnt (steht für "Sumpfwald" im Slawischen).
1219
Eine Nordseesturmflut erzeugt den Jadebusen.
1224
Ein um diese Zeit entstandenes Fenster der Kathedrale zur Chartres zeigt die erste Schubkarre Europas
Warschau wird erstmals urkundlich erwähnt.
1225
In China werden Splitterbomben erfunden
In Wien wird mit dem Bau des Stephansdoms begonnen.
1228
Die Stadt Stuttgart wird erstmals urkundlich erwähnt.
1229
31. Dezember - Jakob I. von Aragón nimmt mit seinen Rittern im Zuge der Reconquista nach dreimonatiger Belagerung die Stadt Medina Mayurqa von den muselmanischen Almohaden unter Abu Yahia ein und benennt sie in Palma de Mallorca um. Anschließend wurde das Königreich Mallorca gegründet (1276), welches aber 1343 nach Aussterben der Herrscherlinie wieder zurück an das Haus Aragon fiel. Die Aragonier bauten die Stadt aus, unter anderem durch Errichtung der Kathedrale La Seu und der Stadtbefestigung, sodass sie zu ihrer Blütezeit im 16. Jahrhundert etwa 40.000 Einwohner zählte. Gemeinsam mit Aragon kam Mallorca später zu Spanien, zu dem es bis heute gehört. W
1230
Die Städte Berlin und Köln werden an den Stellen alter slawischer Siedlungen gegründet.
1232
Während einer Mongolenbelagerung benutzen die belagerten Chinesen Drachen als Nachrichtentechnik.
1233
Wiesbaden wird erstmals als Badeort erwähnt.
1237
28. Oktober - Erste urkundliche Erwähnung von Berlins Schwesterstadt Cölln (gelegen auf der Spreeinsel, im Bild gelb); dies gilt offiziell als Geburtstag Berlins. Cölln war eine auf einer Spreeinsel gelegene Stadt, die dem damaligen (Alt-)Berlin gegenüber lag. Im Spätmittelalter wuchsen beide Städte zur Doppelstadt Berlin-Cölln zusammen und entwickelten sich später zur heutigen Stadt Berlin. Im Jahr 1237 wurde Cölln erstmals urkundlich erwähnt; dieses Jahr galt als Grundlage für die Stadtjubiläen 1937 (700 Jahre) und 1987 (750 Jahre), obwohl die einzig erhaltene Bestätigungsurkunde erst von 1238 datiert und in ihr nur Cölln, nicht aber Berlin erwähnt wird. W
1240
Die Frankfurter Messe ist erstmals urkundlich erwähnt.
1245
In St. Goar wird die Burg Rheinfels erbaut (1692/1693 gegen Franzosen erfolgreich verteidigt, 1797 nach kampfloser, vertraglich vereinbarter Übergabe an die Franzosen durch diese zerstört).
1248
14. August - Der Grundstein für den Neubau des Kölner Doms wird gelegt. 1164 hatte Erzbischof Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln gebracht, was den alten Kölner Dom neben seiner Funktion als Amtskirche zu einem der wichtigsten Wallfahrtskirche Europas machte und damit einem Neubau erforderte. Die Pläne des gotischen Neubaus stammten von Meister Gerard aus Amiens, dem ersten Dombaumeister (von 1248 bis 1270), der auch die Bauarbeiten leitete. Fortgeführt wurde der Bau von St. Peter und Maria durch Meister Arnold. 1322 konnte der Chor geweiht werden. Auf den Tag genau 632 Jahre später, am 14. August 1880, war der Kölner Dom fertiggestellt. Mit zur Ausstattung gehören der Dreikönigsschrein (um 1200) und das Gero-Kreuz (um 970). W
1249
In Oxford wird die Universität gegründet.
1250
In Regensburg wird mit dem Bau des Doms St. Petri begonnen.
1251
Lübeck wird von einem schweren Stadtbrand heimgesucht.
1252
In Florenz wird mit der Prägung erster Goldmünzen begonnen, die bald in ganz Europa als Florentiner-Gulden anerkanntes Zahlungsmittel werden.
In der Dekretale Ad extirpanda lässt Papst Innozenz IV. die Folter als Instrument zur Wahrheitsfindung zu. Seine Urkunde wird Ausgangsbasis für die Inquisition. W
1253
Frankfurt an der Oder erhält das Stadtrecht. W
1255
Man beginnt mit dem Bau des Altenberger Doms.
1256
Zwischen Genua und Venedig beginnt der "Hundertjährige Krieg" (bis 1381).
1260
In Lübeck wird mit dem Bau der Marienkirche begonnen (Backsteingotik, fertiggestellt 1351), Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum
Stuttgart erhält das Stadtrecht.
1264
11. August - Papst Urban IV. ordnet das Fronleichnamsfest als Fest für die gesamte Kirche an. Mit Fronleichnam wird die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert. W
1267
Der englische Wissenschaftler Roger Bacon erfindet Augengläser für Weitsichtige.
1268
29. Oktober - Karl I. von Anjou lässt den König von Sizilien, Konradin von Hohenstaufen, in Neapel hinrichten. Damit stirbt das Geschlecht der Staufer aus. Konradin war der letzte legitime männliche Erbe aus der Dynastie der Staufer. Er war Herzog von Schwaben (1262–1268 als Konrad IV.), König von Jerusalem (1254–1268 als Konrad III.) und König von Sizilien. Die Staufer waren ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das im 12. und 13. Jahrhundert mehrere schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervorbrachte. Der Name Staufer leitet sich von der Burg Hohenstaufen auf dem am Nordrand der Schwäbischen Alb bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen ab. Die bedeutendsten Herrscher aus dem Adelsgeschlecht der Staufer waren Friedrich I. (Barbarossa), Heinrich VI. und Friedrich II. W
1270
Lemberg wird von Ukrainern gegründet
1271
Marco Polo bricht mit seinem Vater Niccolo, der Asien bereits kennt, zu einer Kaufmannsreise nach China auf und wird "der Welt erster Reiseberichterstatter"; so lautet z.B. sein Bericht, dass im Mongolenreich Geldmangel durch Papiergeld behoben wird.
1272
In Berlin wird die Zunft der Bäcker gegründet.
1273
11.September - Die deutschen Fürsten wählen einstimmig (ohne Stimme Böhmens) wegen seiner geringen Hausmacht den Habsburger Rudolf I. (+1291) zum deutschen König, der die Herausgabe aller seit Absetzung Friedrich II. entfremdeten Reichsgüter verlangt (im wesentlichen gegen seinen Widersacher, den König von Böhmen, gerichtet). Damit endete die Zeit der Thronstreitigkeiten. Die Wahl leitete außerdem den Aufstieg der Habsburger zu einem der mächtigsten deutschen Adelshäuser ein.
1274
7. Mai - Papst Gregor X. beruft ein Konzil nach Lyon zur Reformierung der katholischen Kirche ein. Nach einer langen Vorbereitungszeit wurde die Versammlung schließlich am 7. Mai 1274 eröffnet. Etwa 300 Bischöfe, 60 Äbte und eine Reihe von anderen Kirchenmännern und Theologen nahmen an dem Treffen teil (Thomas von Aquin verstarb bei der Anreise). Hinzu kamen Jakob I., König von Aragon, und Delegierte aus Frankreich, Deutschland, England und Sizilien und eine Delegation der Tataren. Die Griechen kamen erst am 24. Juni an, weil sie Schiffbruch erlitten hatten. Damit waren praktisch Vertreter der gesamten Christenheit anwesend und die Versammlung konnte wohl, wie es Gregor gewünscht hatte, als universal und ökumenisch gelten. Das Treffen, das über sechs Sitzungen ging, legte in der vierten Sitzung am 6. Juli fest, dass die Einheit zwischen der westlichen und der östlichen Kirche wiederhergestellt werden solle, war damit aber nur kurzfristig erfolgreich. Die Mehrheit des griechischen Klerus war jedoch weiterhin gegen die Union. Fraglich ist auch, inwieweit die Einigung von den Nachfolgern Gregors unterstützt wurde. Daneben sprach sich das Konzil für ein Konklave der Kardinäle bei der Papstwahl aus, um zu verhindern, dass sich die dreijährige Sedisvakanz im Papstamt von 1268 bis 1271 wiederholen könnte, als eine Einigung der Kardinäle auf einen Kandidaten immer wieder gescheitert war. Jeder Kardinal sollte einen (im Ausnahmefall zwei) Diener bei sich haben dürfen, alle zusammen in einem Raum leben (ohne Vorhänge) und keinen mündlichen oder schriftlichen Kontakt mit der Außenwelt haben dürfen. Nach drei Tagen sollten sich die Mahlzeiten auf eine pro Tag beschränken, nach acht Tagen schließlich auf Brot, Wasser und Wein. Weiterhin einigte man sich auf einen weiteren Kreuzzug, das Projekt scheiterte jedoch an mangelndem Willen und Geldproblemen. Aber es wurde eine neuerliche Kreuzzugssteuer für sechs Jahre bewilligt. W
1275
In Toulouse enden Inquisitionsverfahren mit Hexenverbrennungen (werden erst nach 1793 abgeschafft).
In Erfurt wird mit dem Bau der Severikirche begonnen
1276
Die Stadt Lübeck brennt (nach 1251) erneut nieder, woraufhin massives Bauen wird zur Pflicht gemacht (Eine der ersten Bauordnungen zur Brandbekämpfung).
1277
Eine große Sturmflut in der Nordsee erzeugt den Dollart an der Emsmündung.
1279
Peking bekommt eine Sternwarte und wird mit 800´000 Einwohnern größte Stadt Chinas
1280
15.November: Mit Albertus Magnus stirbt einer der größten Dominikanermönche und Universalgelehrten in Köln.
1283
Der spanische König Peter III. von Aragon wird in Palermo zum König von Sizilien gekrönt; damit ist die Trennung Süditaliens vom deutschen Herrschaftsbereich vollzogen.
1284
Der Sage nach befreit der Rattenfänger von Hameln die Stadt zunächst mit Flötenspiel von der beanstandeten Plage, danach vom städtischen Nachwuchs, als man ihm seine Dienstleistung nicht zu zahlen gewillt ist.
1286
Der Begriff "Fayence" für Töpferwaren leitet sich aus der um diese Zeit im italienischen Faenza entstehenden Töpferwaren-Industrie ab.
1287
Erster Hinweis auf Spinnräder im Abendland.
Die geplante Kaiserkrönung wird abgesagt, als der Papst in Gegenleistung eine Reichssteuer des Zehnten verlangt, was im deutschen Reichstag zu Tumulten führt. Rudolf I. führt gegen den Widerstand der Städte eine Vermögenssteuer von 3% ein.
1280
In Wien entsteht die St.-Nikolai-Bruderschaft der Spielleute, die für Ausbildung und soziale Absicherung seiner Mitglieder sorgt.
In China wird die erste bekannte Feuerwaffe hergestellt.
1284
In Köln wurde der Grundstein des Doms gelegt. 1560 wurden die Bauarbeiten aus Geldmangel abgebrochen, erst 1840 bis 1880 konnte der Dom nach den alten Plänen vollendet werden. Er gilt als Meisterwerk gotischer Architektur und war bei seiner Fertigstellung das größte Gebäude der Welt. Neben vielen wertvollen Kirchenschätzen beherbergt der Kölner Dom den Reliquienschrein für die Gebeine der Heiligen Drei Könige, der als größter Reliquienschrein des Abendlandes gilt. Der Dom verfügt über zwei große Flügelaltäre: den Klarenaltar aus dem 14. Jahrhundert mit 36 Bildern und 25 Skulpturen sowie den vom Kölner Meister Stephan Lochner geschaffenen Altar der Stadtpatrone. 1996 wurde der Dom von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes eingetragen.
1290
In Südamerika ist der Bau von Seilbrücken über tiefe Andenschluchten bekannt
1292
Die Löwen-Apotheke in Trier ist erstmals urkundlich erwähnt.
1296
In den deutschen Städten kommen mehrstöckige, aus Platzgründen schmale und tiefe Steinwohnhäuser auf, mit Werkstätten im Erd-, Wohn- und Schlafräumen im Obergeschoss.
1297
In England wird die Magna Charta von König Edward I. bestätigt und um das Steuerbewilligungsgesetz erweitert, das die Zustimmung des Parlaments zur Steuergesetzgebung des Königs vorsieht. Die Magna Carta ist wichtigstes altenglisches Staatsgrundgesetz und Grundstein der englischen Parlamentsverfassung; sie wurde 1215 dem König Johann ohne Land von den aufständischen Baronen und der Kirche des Landes abgenötigt. Die Magna Charta fasste altes Lehensrecht zusammen und enthielt Bürgschaften der persönlichen Freiheit und des Eigentums.
1298
15.August: Das Lebenswerk des Baumeisters Erwin von Steinbach, das Straßburger Münster, brennt ab, während der deutsche König zu Besuch weilt.
Der Venezianer Marco Polo gerät in genuesische Gefangenschaft und diktiert einem Mitreisenden seine Reiseerlebnisse nach China, die allgemein auf Unglauben stoßen.
1299
Rotterdam wird Stadt und entwickelt sich zum Zentrum der Heringsfischerei.
1300
Die Knappschaftskassen werden gegründet.