Chronologische Weltgeschichte - Die Jahre 1981 - 1990
1981
14. Februar - Frank Elstner präsentiert erstmals die ZDF Abendshow "Wetten, dass...?" Die Sendung wurde knapp 34 Jahre nach der Erstausstrahlung mit der 215. Ausgabe am 13. Dezember 2014 eingestellt. Sie galt als „größte Fernsehshow Europas“ Ein Wettanbieter wettete, dass er etwas Besonderes oder Skurriles kann, ein Gast (Wettpate) tippte den Wettausgang und bot für den Fall, dass er daneben lag, einen Wetteinsatz an. Der Erfinder der Sendung, Frank Elstner, gab an, er habe das Konzept für die Sendung in einer schlaflosen Nacht in zwei Stunden entwickelt. Sie enthielt neben den Wetten auch Musikeinlagen und lockere Gespräche mit den Gästen. Thomas Gottschalk präsentierte von September 1987 bis Mai 1992 insgesamt 36 Sendungen. Die letzte Sendung von Wetten, dass..? fand am 13. Dezember 2014 in Nürnberg statt. W Bild: ZDF
23. Februar: Ein Putschversuch in Spanien, bei dem 200 Angehörige der Guardia Civil das Parlament stürmen und die Regierung sowie über 300 Abgeordnete als Geiseln nehmen, scheitert am loyalen Verhalten der Armee.
28. Februar - Auf dem Baugelände des Atomkraftwerkes Brokdorf in der Wilstermarsch fand die bis dahin größte bundesweite Demonstration gegen die Atomenergie statt. An der verbotenen Protestveranstaltung nahmen rund 100.000 Menschen teil, 10.000 Polizisten waren mit Wasserwerfern und Tränengas im Einsatz. Es kam zu Ausschreitungen, mehrere hundert Menschen wurden verletzt, 240 Demonstranten wurden verhaftet. Trotz der Proteste ging das Atomkraftwerk im Oktober 1986 ans Netz - ein halbes Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. W Bild: YouTube Filmausschnitt
30. März - Ein Attentäter schießt auf den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan. Einer der sechs abgegebenen Schüsse traf den Präsidenten in die linke Brustseite. Nur mit Glück überlebte Reagan den Anschlag. Der geistig verwirrte Attentäter John Hinckley wurde noch am Tatort festgenommen. Sein einziges Motiv für das Attentats auf Reagan war, dass er damit in die Geschichte eingehen und – noch wichtiger – die von ihm vergötterte Schauspielerin Jodie Foster beeindrucken wollte. Hinckley kam am Abend des 29. März in Washington, D.C. an, worauf er im Park Central Hotel eincheckte und dort übernachtete. Am nächsten Morgen frühstückte er in einem McDonald’s-Schnellrestaurant nahe dem Hotel, worauf er wieder dorthin zurückging. Aus Angst, das Attentat nicht zu überleben, schrieb er einen Brief an Jodie Foster, in dem er ihr noch einmal seine Liebe schilderte und sich rechtfertigte, dass er Reagan nur für sie töten wolle. Diesen Brief schickte er jedoch nicht ab. W
Marianne Bachmeier schmuggelt am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Prozess mit Mordanklage, eine Pistole der Marke Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna, Klaus Grabowski, auf der Anklagebank. Am 2. November 1982 wurde Marianne Bachmeier vor Gericht zunächst wegen Mordes angeklagt. Später ließ die Anklage den Mordvorwurf fallen. Nach 28 Verhandlungstagen einigte sich die Kammer auf das Urteil. Vier Monate nach Verfahrenseröffnung wurde sie am 2. März 1983 von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft verurteilt. Damit ging einer der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegszeit zu Ende. Nach drei Jahren Haft wurde sie wegen Suizidgefahr vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. W
14. April - Mit der erfolgreichen Landung der Raumfähre Columbia durch John Watts Young und Robert Laurel Crippen auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien nach zwei Tagen im All endet die erste Space-Shuttle-Mission STS-1 der NASA. W Bild: Public Domain
10. Mai - Francois Mitterand wird durch einen Wahlsieg über den Amtsinhaber Valèry Giscard d'Estaing zum Staatspräsident Frankreichs gewählt. Der erste Sozialist an der Spitze der Republik verfolgte einen Kurs der wirtschaftlichen und politischen Integration seines Landes in ein zusammen wachsendes Europa. W Bild: DiviFilius
11. Mai - Die Weltpremiere des Musicals "Cats" von Andrew Lloyd Webber im Londoner New Theatre geriet zum sensationellen Erfolg und löste in ganz Europa einen Musical-Boom aus. Literarische Vorlage des Musical ist T.S. Eliots Gedichtband "Old Possum's Book of Practical Cats" (1939): Auf einem Schrottplatz findet ein Katzenball statt, auf dem eine der anwesenden Katzen ausgewählt werden soll, ein zweites Leben zu erhalten. Mit seinen farbenprächtigen Masken und Kostümen, der verspielten Choreographie und den eingängigen Hits von Webber wie "Memories" wurde das Musical 1983 allein mit sieben "Tony Awards" geehrt. Am New Yorker Broadway ist "Cats" bis heute die meistgespielte Show. Lloyd Webber, der bereits mit "Jesus Christ Superstar" (1970) und "Evita" (1976) erfolgreich war, wurde zum Star der Musical-Szene. W Bild: Public Domain
13. Mai - Attentat auf Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz : Der Heilige Vater wurde dabei schwer verletzt, der Täter - ein türkischer Rechtsradikaler - wurde festgenommen und wenig später zu lebenslänglicher Haft verurteilt. W Bild: Public Domain
Das Erste strahlt die erste Folge von Dallas aus. Die Seifenoper entwickelt sich zum „Straßenfeger“ und zur erfolgreichsten Fernsehserie der 80er Jahre. Dallas ist eine von 1978 bis 1991 produzierte US-amerikanische Fernsehserie, die in der gleichnamigen texanischen Stadt Dallas spielt und das Schicksal der fiktiven Familie Ewing darstellt. Weltweit wurde "Dallas" wurde in 64 Ländern gezeigt. Mehr als 300 Millionen Menschen nahmen Anteil an Freuden und Leiden des Ewing-Clans.Gedreht wurden insgesamt 357 Folgen und drei Filme. Die berühmte Titelmelodie schrieb Jerrold Immel. W
30. Juni - Am Düsseldorfer Landgericht endete mit dem Majdanek-Prozess nach fünfeinhalb Jahren das längste Verfahren gegen die Verbrecher des Nationalsozialismus in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die 61jährige SS-Aufseherin Hermine Ryan-Braunsteiner wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Weitere Angeklagte erhielten mangels Beweise Freiheitsstrafen zwischen zwei und zwölf Jahren. Nach der Urteilsverkündung kam es zu Protestkundgebungen, da das Urteil als zu milde gewertet wurde. 1941 wurde das Lager für sowjetische Kriegsgefangene errichtet. In der Folge diente Majdanek als Vernichtungslager der nationalsozialistischen "Schutz-Staffel" (SS). Insgesamt wurden im Lager Majdanek etwa eine halbe Million Menschen, vor allem Juden, inhaftiert.
Der US Präsident Ronald Reagan wird bei einem Revolverattentat schwer verletzt.
Streik der amerikanischen Fluglotsen. Reagan beendet den Streik durch Entlassung von 12.000 Fluglotsen. Die Aufrechterhaltung der Flugsicherheit
Ohne Rücksprache mit den Verbündeten beschließt Reagan den Bau der Neutronenbombe. Wegen seiner konservativen Wirtschafts- und Sozialpolitik gerät er unter öffentlichen Druck und muß die größte Demonstrationswelle in den USA seit dem Vietnamkrieg hinnehmen.
In der BRD ist wird zunehmend gegen Kernenergie und für den Frieden demonstriert. Die bislang größte Friedensdemonstration findet am 30.10. mit 300.000 Teilnehmern in Bonn statt.
In der DDR tritt eine Verordnung über vormilitärische Ausbildung an Schulen in Kraft.
Ein spektakulärer Akt der Selbstjustiz beschäftigt die Republik, als die 30jährige Marianne Bachmeier im Gerichtssaal den bereits einschlägig vorbestraften aber wieder auf freien Fuß gesetzten Klaus Grabowski erschießt, der nach seiner Freilassung ihre siebenjährige Tochter sexuell missbraucht und ermordet hatte.
29. Juli - Als Hochzeit des Jahrhunderts wird die Eheschließung des britischen Thronfolgers Prinz Charles mit Lady Diana Spencer weltweit mediengerecht gefeiert. Aus Dianas Ehe mit Charles stammen die Söhne William und Henry, der oft Harry genannt wird. Im deutschen Volksmund wird Diana bis heute oft als Lady Diana, Lady Di oder Prinzessin Diana bezeichnet, obwohl sie seit der Hochzeit den Titel „Lady“ nicht mehr führte. Die "Hochzeit des Jahrhunderts" wurde weltweit von Fernsehzuschauern miterlebt, aber sie hielt nicht, was man sich versprach: 1992 trennten sich Charles und Diana. W
Häufung von AIDS-Fällen in den USA, und AIDS wird erstmals durch die amerikanischen Centers for Disease Control erkannt und als Seuche registriert.
IBM bringt seinen eigenen jetzt auch offiziell PC genannten Personalcomputer den IBM 5150 auf den Markt und mit ihm das von Microsoft stammende Betriebssystem DOS,das zum weltweiten Standard wird. Der erste IBM-PC hatte noch keine Festplatte, sondern lediglich ein oder zwei Diskettenlaufwerkeund wurde von 1981 an fast sechs Jahre lang unverändert gebaut. Als Prozessor verwendete man den 16-Bit-Prozessor 8088 von Intel, eine Version des 8086 mit einem externen 8-Bit-Datenbus. Die CPU war mit 4,77 MHz getaktet, das ist 4/3 mal die Farbträgerfrequenz des NTSC-Farbfernseh-systems, da zunächst wie bei den Homecomputern auch Fernsehgeräte als Monitore vorgesehen waren. Das Gerät wurde nach seiner Vorstellung zunächst wahlweise mit 16 oder 64 KB Arbeitsspeicher ausgeliefert. W
12. April - Mit der Mission STS-1 der Raumfähre Columbia startet erstmals ein Space Shuttle, ein wiederverwendbares Raumschiff ins All. Der Raumflug dauert bis zum 14. April. Es war das erste Mal in der Geschichte der NASA, dass ein neues Raumfahrzeug ohne vorherige unbemannte Tests gestartet wurde.Abgesehen von Schäden an den Hitzeschutzkacheln verlief der erste Flug eines Space Shuttles jedoch reibungslos. Die Columbia befand sich auf der Rückkehr von ihrer 28. Mission zum Kennedy Space Center, dem US-Weltraumbahnhof, als sie am 1. Februar 2003 gegen 9 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) in ca. 60 km Höhe über Texas bei einer Geschwindigkeit von ungefähr Mach 18 (ca. 20.100 km/h) auseinanderbrach. Ursache war eine Überhitzung des Tragflächeninneren bis zum Erweichen des Materials, hervorgerufen durch ein Loch in dem Hitzeschild, welches durch ein beim Start abgerissenes Schaumstoffteil verursacht wurde. Dabei verloren alle sieben Besatzungsmitglieder ihr Leben.
Die Columbia wurde nach dem Schiff benannt, mit dem der amerikanische Seefahrer Robert Gray 1787 von Massachusetts nach China gesegelt war, um Tee zu kaufen. Nach drei Jahren kehrte er nach Amerika zurück und hatte dabei einmal die Erde umrundet. W
Etwa 100.000 Menschen demonstrierten in Wiesbaden gegen die geplante Startbahn West des Frankfurter Flughafens und übergaben einen von 200.000 Personen unterzeichneten Antrag auf ein Volksbegehren. Trotz aller Proteste wurde die Startbahn 1984 gebaut und in Betrieb genommen. Angesichts der Niederlage und interner Konflikte um Aktionsformen bröckelte der Widerstand in den Folgejahren immer weiter ab. Es kam aber weiterhin zu Aktionen, wie etwa den Sonntagsspaziergängen und Bauzaundemontagen, bei denen im November 1987 von einem Startbahngegner zwei Polizisten erschossen wurden. 1998 wurde ein Meditationsverfahren eingeleitet, das die gegensätzlichen Forderungen von Wirtschaft, Bevölkerung und Umweltschützern zu einem Ausgleich führen soll.
Der Guru Bhagwan Shree Rajneesh, geistiger und ideologischer Führer der so genannten Bhagwan-Sekte, verließ Poona in Indien und reiste in die USA aus. Die Sekretärin und mächtigste Frau des Ahsrams, Ma Anand Sheela, organisierte den Kauf eines riesigen Wüstengeländes im US-Staat Oregon. Dort wollte Bhagwan seine Vision verwirklichen, indem er eine Stadt mit Krankenhaus, Flughafen und Straßen für seine Rolls-Royce Flotte erbauen wollte. Hinter der Umsiedlung wurden steuerliche Gründe vermutet. 1985 wurde Bhagwan verhaftet und wegen steuerlicher Vergehen aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen. Auch seine Frau Sheela reiste aus den USA aus. Die zurück gelassene Ranch wurde unter dem Marktpreis verkauft. Bhagwan starb 1990 in Poona/Indien. W Bild: Multnomah County, Oregon, Oregon Department of Corrections
Das ehemalige Salzbergwerk Morsleben wird Endlager für radioaktive Abfälle.
1. August - Der New Yorker Musiksender MTV ging erstmals auf Sendung. Das Programm startete mit dem Song "Video Killed the Radio Star" der Band "The Buggles". In den USA kam es daraufhin nach Jahren der Stagnation wieder zu einem Anstieg der LP-Verkäufe. Bereits zwei Jahre nach dem Start betrug der operative Gewinn von MTV 8 Millionen Dollar. Am 1. August 1987 eröffnete MTV Europa mit dem Song "Money for Nothing" von den "Dire Straits". Heute ist der Sender mit seinen Kabelstationen und zwölf Satelliten unbestritten das Weltfernsehen Nr. 1, er erreicht fast dreihundert Millionen Haushalte auf allen Kontinenten.
8. August - US-Präsident Ronald Reagan bewilligt die Produktion von Neutronenwaffen. Die Fähigkeit dieser 1958 von Samuel Cohen entwickelten Waffe liegt in der Vernichtung von Lebewesen bei zugleich geringen Materialschäden. Der grösste Teil der Energie wird in Form von harter Neutronenstrahlung abgegeben, die fast alle Materialien üblicher Stärke durchdringt und je nach Intensität innerhalb von Minuten oder Wochen zum Tod führt. Gebäude oder Panzer im weiteren Umkreis bleiben durch die vergleichsweise geringe Hitze- und Druckentwicklung unversehrt. Bereits nach etwa 24 Stunden kann das betroffene Gebiet wieder gefahrlos betreten werden.
21. September - Die letzte britische Kolonie auf dem amerikanischen Festland, Belize, erlangte durch ein Abkommen mit Großbritannien ihre Unabhängigkeit. Unter britischer Herrschaft hieß das Land British Honduras. Die Briten waren damals vor allem an den heimischen Mahagonibäumen interessiert. Die britische Aristokratie richtete sich mit Vorliebe in dem edlen Holz ein. Mahagoni galt als Symbol finanzieller Solidität und moralischer Werte. Auch Guatemala war an Belize interessiert - so sehr, dass die Briten ihren Plan, die Kolonie schon 1965 in die Unabhängigkeit zu entlassen, verschoben. Denn Guatemalas Drohungen, Belize zu annektieren, waren massiv. Inzwischen ist Belize auch von Guatemala anerkannt.
1. Oktober - Auf jeder Zigarettenschachtel muss künftig der Hinweis des Bundesgesundheitsministers stehen: "Rauchen gefährdet die Gesundheit." Dazu Angaben über Nikotin- und Kondensatgehalt.
Am 6. Oktober kommt der ägyptische Staatspräsident Anwar as-Sadat während einer Militärparade bei einem Attentat ums Leben.
2. November - Am Flughafen Frankfurt am Main beginnen unter heftigen Protesten die Bauarbeiten für die Startbahn West. Im Jahr 1962 entschloss sich die Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt Rhein-Main, die Flughafen Frankfurt/Main AG, neben einem neuen Empfangsterminal eine neue Startbahn in Planung zu geben. Der drastisch gestiegene Flugverkehr hatte sowohl die alten Empfangsgebäude als auch das bis heute bestehende Parallelbahnsystem an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht. Das Rhein-Main-Gebiet befand sich in einem stetigen ökonomischen Aufschwung, was nicht zuletzt dem Flughafen als europäischem Luftdrehkreuz zu verdanken war. Doch das Flughafengelände ist ausschließlich von Wald umgeben, darunter Bannwald. Hinzu kam ein weiteres Problem: Im Norden verläuft in Ost-West-Richtung die Bundesautobahn 3, im Osten verläuft in Nord-Süd-Richtung die Bundesautobahn 5, im Westen verläuft ebenfalls in Nord-Süd-Richtung eine oberirdische Hauptstromtrasse und im Süden machte die amerikanische Rhein-Main Air Base einen unkomplizierten Ausbau ebenfalls unmöglich. Lediglich in der südwestlichen Ecke des Geländes bestand die Möglichkeit einer neuen Piste in Nord-Süd-Richtung. Die Planungen zur Startbahn stießen auf erhebliche Proteste und wurden zu einem der wichtigsten Bezugspunkte der Umweltbewegung der 1970er und 1980er Jahre. W
2. November - Die Rockband Queen veröffentlicht ihre Greatest Hits. Diese Compilation wird ihr erfolgreichstes Album und verbleibt über zehn Jahre in den Charts. Das Album beginnt mit den beiden größten Single-Hits der Band – Bohemian Rhapsody und Another One Bites the Dust – und endet, wie die Konzerte, mit We Will Rock You und We Are the Champions. Mehr als bei den Studioalben dominieren auf Greatest Hits die Stücke von Freddie Mercury, da seine Kompositionen insbesondere bei den jeweils ersten Single-Auskopplungen der einzelnen Alben überproportional vertreten waren. Einzig von Roger Taylor ist kein Stück enthalten: Bis zur Veröffentlichung von Greatest Hits war keiner seiner damals noch von ihm selbst gesungenen Titel als Queen-Single erschienen. W
18. November - "Schwerter zu Pflugscharen" in der DDR beginnt in der DDR eine Friedensbewegung und wird zur wohl größten oppositionellen Massenbewegung in der DDR seit 1953: "Schwerter zu Pflugscharen" heißt ihre Losung, ihr Symbol ist ein schmiedender Muskelprotz im stalinistischen Realismus. W
11. Dezember -Der 39-jährige Muhammad Ali absolviert den letzten Boxkampf seiner Karriere. Im Drama auf den Bahamas verliert der von Krankheit bereits Gezeichnete klar nach Punkten gegen Trevor Berbick. W
13. Dezember - Der neue polnische Staats- und Parteichef General Wojciech Jaruzelski rief das Kriegsrecht aus, um die Herrschaft der kommunistischen Partei zu sichern. Als Reaktion auf die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse in der Volksrepublik Polen hatten vor allem die Arbeiter in den Küstenstädten in den Jahren zuvor in großen Streikaktionen die Arbeit niedergelegt. Die 1980 gegründete und von Lech Walesa angeführte unabhängige Gewerkschaft "Solidarnosc" hatte höhere Löhne und politische Reformen gefordert. Kurz nach der Verhängung des Kriegsrechts wurde die Gewerkschaft verboten und ihre Sprecher verhaftet. Erst 1984 hob Jaruzelski das Kriegsrecht in Polen wieder auf. Ein Jahr später entließ er auch die "Solidarnosc"-Anführer aus dem Gefängnis. W
1982
3. Februar - Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt stellt wegen Spannungen zwischen SPD und FDP über den Bundeshaushalt 1982 die Vertrauensfrage gemäß Art. 68 GG. In der Abstimmung am 5. Februar 1982 erhielt Schmidt ein positives Vertrauensvotum vom Parlament. Dennoch verschärften sich in der Folgezeit die innerparteilichen Streitigkeiten und auch die Unterschiede zur FDP. Trotz einer Kabinettsumbildung führte der Konflikt über den Bundeshaushalt 1983 schließlich zum Bruch der Koalition: Am 17. September 1982 erklärten die der FDP angehörenden Bundesminister ihren Rücktritt, am 1. Oktober wurde Bundeskanzler Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum von CDU/CSU und FDP gestürzt und Helmut Kohl zum Bundeskanzler gewählt. W
8. Februar - In der an diesem Tage erschienen Ausgabe deckte das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zahlreiche Betrügereien im gewerkschaftseigenen Wohnungsbaukonzern "Neue Heimat" auf. Drei Vorstandsmitglieder sollen jahrelang über Tarnfirmen und gefälschte Abrechnungen Gelder in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben. Wenige Jahre später musste der Konzern Konkurs anmelden und wurde für den symbolischen Preis von einer Mark verkauft. Die "Neue Heimat AG" war der größte westeuropäische Wohnungs- und Städtebaukonzern mit Sitz in Hamburg gewesen. Der Skandal und die Liquidation kostete die Gewerkschaften einen Großteil ihres Vermögens und schadete ihrem Ansehen und der Glaubwürdigkeit des gemeinnützigen W
Auf dem Fliegerhorst Erding bei München wird am 16. Februar der erste Tornado in den Dienst gestellt. Das erste von 322 Mehrzweck-Kampfflugzeugen dieses Typs dient als Nachfolgemodell des Lockheed F-104 Starfighter, der seinerzeit mit zweifacher Schallgeschwindigkeit zu den schnellsten Flugzeugen seiner Art gehörte. Der Tornado ereicht bereits eine Spitzengeschwindigkeit von 1,3 Mach und wird von einer zweiköpfigen Besatzung geflogen. W
5. März - Der Lander der sowjetischen Raumsonde Venera 14 landet auf der Venus und übersteht 57 Minuten bei einer Außentemperatur von 465 °C und einem Atmosphärendruck von 94 bar. In der Zeit funkt er Daten und Bilder an die Erde. W
2. April - Argentinisch-englischer Krieg. Um von innenpolitischen Schwierigkeiten abzulenken, überfällt Argentinien am 2.4. (sozusagen vor der eigenen Haustüre) mit 5.000 Mann (gegen 79 britische Verteidiger) die seit 1833 zu Groß-Britannien gehörenden und so gut wie menschenleeren Falklandinseln (Malwinen), die sie schon länger für sich beanspruchen . Die Reaktion der englischen Premierministerin Margaret Thatcher verblüfft die Welt: Mit einem ebenfalls 5.000 Mann und 36 Kriegsschiffe zählenden Expeditonskorps und erheblichem Materialeinsatz wird die Inselgruppe nach wenigen Wochen bis zum 14.6. zurückerobert. Hintergrund ist, dass der Besitz der Falkland-Inseln an dem Besitz von Anteilen an der Antarktis maßgebend ist. Die technisch hochüberlegene englische Flotte kann nicht verhindern, dass die mit Luft-Boden-Raketen modern ausgerüstete argentinische Luftwaffe zwei englische Zerstörer, zwei Fregatten und ein Containerschiff versenkt. Der Krieg kostet auf beiden Seiten über 1.000 Menschenleben und dauert etwa drei Monate.
20. Juni - Die britische Regierung erklärt den Falklandkrieg für beendet, nachdem die argentinischen Streitkräfte auf den Falklandinseln ihre Kämpfe am 14. Juni (Ortszeit) eingestellt und kapituliert haben sowie Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln wieder in britischer Hand sind.
7. Juni - In Manzanares, bei Madrid, wurde das weltweit erste Aufwindkraftwerk eingeweiht. Unter Beteiligung des Deutschen Forschungsministerium wurde das Projekt international finanziert. Mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer Höhe von 200 Metern funktioniert das Kraftwerk in Manzanares wie eine große Kaminröhre, an dessen Fuß eine Turbine installiert ist, die durch die warme Luft in der Röhre angetrieben wird. Zuvor muss eine große kreisrunde Fläche von mehreren Quadratkilometern erhitzt werden, dessen warme Luft dann in den Turm des Kraftwerks geleitetet wird. Die Leistungskapazität des Aufwindkraftwerk in Manzanares liegt dabei zwischen 50 und 100 Kilowatt.
14. Juni - Britische Marineinfanteristen eroberten Port Stanley. Die letzten argentinischen Einheiten unter der Leitung von General Menendez kapitulierten. Damit endete der drei Monate zuvor ausgebrochene Falkland-Krieg um die südatlantischen Inseln mit einer Niederlage Argentiniens. Nach der Kapitulation wurden 10.000 argentinische Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. In dem Krieg starben etwa 250 britische und 750 argentinische Soldaten. Großbritannien hatte die Inselgruppe 1933 erobert. 1982 brach Argentinien langjährige Verhandlungen über die Rückgabe verärgert ab. Am 2. April begann die argentinische Invasion auf den Falkland-Inseln. W
Am 2. November 1982 wurde Marianne Bachmeier vor Gericht zunächst wegen Mordes angeklagt. Sie schmuggelte am 6. März 1981, dem dritten Verhandlungstag im Prozess mit Mordanklage, eine Pistole der Marke Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna, Klaus Grabowski, auf der Anklagebank. Später ließ die Anklage den Mordvorwurf fallen. Nach 28 Verhandlungstagen einigte sich die Kammer auf das Urteil. Vier Monate nach Verfahrenseröffnung wurde sie am 2. März 1983 von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft verurteilt. Damit ging einer der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegszeit zu Ende. Nach drei Jahren Haft wurde sie wegen Suizidgefahr vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. W
Die US Firma Compaq bringt den ersten Klon des IBM PC in den Markt. In der Unterhaltungselektronik findet die Compact Disk CD ihren Weg in den Markt.
22. März - Dritter Flug des Space Shuttle COLUMBIA. Die Testflüge werden mit dem am 27.6. gestarteten vierten Flug beendet. Am 11.11. wird mit dem 5. Flug der COLUMBIA der reguläre Flugbetrieb aufgenommen, bei dem
erstmals ein Satellit ausgesetzt wird.
1. Juni - Der "Kaiser" des deutschen Fußballs, Franz Beckenbauer, beendete seine aktive Laufbahn. Das Abschiedsspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und seinem damaligen Verein, dem Hamburger SV, ging 4:2 aus. Die meiste Zeit seiner aktiven Sportkarriere hat er jedoch beim FC Bayern München verbracht (1958-1977). Im Ausland spielte er von 1977 bis 1980 bei Cosmos New York. Unter seinen Erfolgen als Spieler ragen fünf Deutsche Meisterschaften, drei US-Meistertitel, vier DFB-Pokalsiege, ein Europapokal der Pokalmeister, drei Europapokale der Landesmeister, ein Weltpokal, zwei Ehrungen als Fußballer des Jahres in Europa, die Europameisterschaft 1972 und der Gewinn der Weltmeisterschaft 1974 heraus. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn war er als Trainer der Deutschen Nationalmannschaft und als Präsident des FC Bayern München weiter erfolgreich. Unter ihm gewann die deutsche Auswahl die Weltmeisterschaft 1990.
20. Juli - Bei zwei Bomben-Anschlägen der irischen Untergrundorganisation IRA ("Irish Republican Army") im Londoner Hyde Park kamen elf Menschen ums Leben, etwa 40 Menschen wurden verletzt. Einer der beiden Sprengkörper explodierte in einem Musikpavillon der beliebten Parkanlage der britischen Hauptstadt. Unter den Getöteten befanden sich zahlreiche Soldaten, die auf dem Weg zu einer Parade waren. Mit dem Anschlag, das eine Welle der Empörung in Großbritannien auslöste, setzte die IRA ihre Kampagne der Gewalt fort.
8. September - Bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Athen übersprang die Hochspringerin Ulrike Meyfarth als erste Frau der Welt die Höhe von 2,02 Metern. Im Folgejahr konnte sie ihre Bestmarke noch um einen Zentimeter übertreffen. 1972 hatte die 16-jährige Meyfarth als jüngste Einzelsiegerin bei den Olympischen Spielen von München sensationell die Goldmedaille errungen und gleichzeitig mit 1,92 Metern den Weltrekord eingestellt. Zwölf Jahre nach ihrem ersten internationalen Triumph konnte die Hochspringerin ihren Olympiasieg wiederholen. Mit 2,02 Metern stellte sie 1984 in Los Angeles einen neuen Olympiarekord auf - diesmal als älteste Frau, die bis dahin die Hochsprungdisziplin gewinnen konnte. W
Am 14. September 1982 starb in Monte Carlo die Fürstin des Kleinstaates, Gracia Patricia, an den Folgen eines Verkehrsunfalls, den sie am Vortag erlitten hatte. Bei der Heimfahrt aus ihrer Sommerresidenz Roc Agel am Vormittag des 13. September 1982 kam Gracia Patricia an der Seite ihrer Tochter Stéphanie auf der Route de La Turbie hinter dem Lenkrad ihres zehn Jahre alten Rover 3500 in einer Haarnadelkurve oberhalb von Cap-d’Ail aus ungeklärten Gründen von der Straße ab und stürzte 40 Meter tief einen Abhang hinunter. Zusammen mit ihrer Tochter wurde die Fürstin in das nach ihr benannte Krankenhaus Centre Hospitalier Princesse Grace gebracht. Nach einer mehrstündigen Operation verschlechterte sich der Zustand der Fürstin, sodass sie ins Koma fiel. Weiterführende diagnostische Abklärungen unter Einsatz eines Computertomographen außerhalb des Krankenhauses offenbarten zwei Hirnverletzungen. Die Ärzte folgerten, dass die kleinere der beiden Blutungen im Bereich des Schläfenlappens aus einem leichten Schlaganfall resultierte, der kurz vor dem Unfall eintrat und das Bewusstsein einschränkte, während die große inoperable Verletzung erst beim Aufprall am Hang entstand. Am Abend des Folgetages erlag Fürstin Gracia Patricia im Alter von 52 Jahren ihren schweren Verletzungen, nachdem die engsten Angehörigen ihr Einverständnis gegeben hatten, die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten. W Bild: YouTube Filmausschnitt
19. September - Scott E. Fahlman schlägt erstmals die Verwendung von Smileys aus ASCII-Zeichen bei der Übermittlung von elektronischen Mails vor, um humorvolle und ernst gemeinte Beiträge besser voneinander unterscheiden zu können.. Die ursprüngliche Form des elektronischen Smileys kann so in allen Nachrichtenformen verwendet werden, unabhängig von einer Unterstützung für Grafikformate. Die Grundformen :-) für positive Gefühle und Witze und :-( für negative Gefühle deuten nach links gekippte Gesichter an, die fröhlich respektive traurig aussehen. W Bild: Public Domain
1. Oktober - 13 Jahre sozialliberaler Partnerschaft gehen in Bonn zu Ende: Im zweiten "konstruktiven Misstrauensvotum" der Bundesrepublik entzieht der Bundestag dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) das Vertrauen und wählt Helmut Kohl (CDU) zum neuen Kanzler.
8. Oktober - Das polnische Parlament ratifizierte ein Gesetz, das in jedem polnischen Industrie-Betrieb den Aufbau von nur einer Gewerkschaftsgruppe gestattete. Damit wurde die Gewerkschaft "Solidarnosc" für illegal erklärt. Im Dezember 1981 wurden Tausende "Solidarnosc"-Mitglieder einschließlich ihres Vorsitzenden Lech Walesa inhaftiert. Walesa wurde im November 1982 frei gelassen. Die von Arbeitern und Intellektuellen getragene Gewerkschaft war während der Streikwelle im Sommer 1980 in vielen Industriestädten Polens ins Leben gerufen worden. "Solidarnosc" engagierte sich erfolgreich für die Beendigung des kommunistischen Herrschaftssystems in Polen. W
20. November - Die Verkehrsminister der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, Otto Arndt und Werner Dollinger, eröffneten das letzte Teilstück der Transitautobahn Berlin-Hamburg. Damit verringerte sich die Fahrzeit zwischen den beiden Städten um 90 Minuten. Die Bundesrepublik brachte für das bisher größte deutsch-deutsche Verkehrsprojekt insgesamt 1,2 Milliarden Mark auf. Mit der Autobahn sollte die Versorgung Westberlins und der Personenverkehr mit Kraftfahrzeugen erleichtert werden. Die Autobahnen in der DDR blieben in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wegen der mangelnden Wirtschaftskraft weitgehend unverändert. Nach der Wiedervereinigung wurden umfangreiche Erneuerungen
17. Dezember - In der Nähe der hessischen Stadt Fulda wurde der längste deutsche Eisenbahntunnel eingeweiht. Er ist rund zehn Kilometer lang und verkürzt die Fahrtzeiten zwischen den Bahnhöfen von Würzburg und Kassel erheblich. Der Neubau wurde im Rahmen einer Trassenlegung für den Hochgeschwindigkeitszug ICE beschlossen. Damit sollte eine der wichtigsten Schnellbahnstrecken zwischen Nord und Süd, Hamburg und München, für den Schnellverkehr ausgebaut werden. Vor der Einweihung des Landrückentunnels südlich von Fulda war der Zugspitzbahntunnel mit einer Länge von viereinhalb Kilometer der längste Eisenbahntunnel Deutschlands. W
2. Dezember - An der Universitätsklinik von Utah wird Barney Clark, in einer siebenstündigen Operation, erstmals erfolgreich ein Kunstherz vom Typ Jarvik-7 eingepflanzt. Die Operation führte William DeVries, ein Sohn holländischer Einwanderer, aus. Clark überlebte 112 Tage und erlitt mehrere Thrombosen, bevor er starb. Am 25. November 1984 wurde dem US-Amerikaner William J. Schroeder ein weiteres Kunstherz vom Typ Jarvik-7 implantiert mit dem er 620 Tage überlebte und am 6. August 1986 an einem Schlaganfall verstarb. W Bild: Public Domain
7. Dezember - In den USA (Texas) wird zum ersten Mal die Giftspritze für eine Hinrichtung eingesetzt. In den USA griff im Februar 1977 der Anästhesist Stanley Deutsch von der Universität Oklahoma den Gedanken der Hinrichtung durch Medikamentengabe auf und schlug die beschriebene Medikamentenkombination vor. Als erster Delinquent wurde Charlie Brooks am 7. Dezember 1982 in Texas nach der neuen Methode hingerichtet; die erste in Oklahoma folgte noch im selben Jahr. In 36 von 37 Bundesstaaten ist die Giftspritze heute Haupthinrichtungsmethode. Einige Zeit nach der Erstanwendung fand das Verfahren auch außerhalb der USA Anklang. China führte es 1997, Guatemala 1998, die Philippinen 1999 und Thailand 2003 ein. Andere Staaten sehen die Hinrichtung durch die Giftspritze inzwischen gesetzlich vor, haben sie aber in der Praxis nicht übernommen. Am 12. Juni 2006 entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass zum Tode Verurteilte gegen die Hinrichtungsprotokolle von US-Bundesstaaten klagen könnten, wenn diese eine ungewöhnliche und grausame Strafe darstellten und so gegen den 8. Verfassungszusatz verstießen. In Missouri und South Dakota erreichten Häftlinge auf dem Gerichtswege die Einstellung von Hinrichtungen mit der Giftspritze. Dagegen wurden Klagen in Florida, Kentucky und Texas abgelehnt. In den Bundesstaaten Florida und Kalifornien wurde die Hinrichtung durch die Giftspritze am 15. Dezember 2006 ausgesetzt, nachdem ein Verurteilter in Florida über 30 Minuten mit dem Tod kämpfte und qualvoll starb. W
1983
27. Januar - In Japan wurde der Seikantunnel durchstoßen. Mit 53,85 km Länge ist der Tunnel der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er verbindet die Inseln Honshu und Hokkaido. Auf einer Länge von 23,3km verläuft er in einer Tiefe von 100m bis 240 m unter dem Meeresspiegel. Nach der Planung des Tunnels in den 1950er Jahren, begann der Bau 1964 und wurde 1988 fertiggestellt. Zeitweise waren bis zu 3000 Menschen am Bau tätig. Die endgültige Eröffnung des Tunnels war im März 1988. Inzwischen hat der Flugverkehr jedoch die Eisenbahn auf dieser Strecke fast abgelöst.
3. Februar - Der 4. Flug von CHALLENGER dient in erster Linie der Erprobung von "Düsenrucksäcken", mit denen man sich frei im Raum umherbewegen
kann.
1. März - Die Swatch Group AG stellt in Zürich die Swatch-Uhr vor. Die Uhr wurde zuerst als «Zweituhr» beworben. Damit sollte die neue Uhr als zusätzliches modisches Accessoir und als Abwechslung zur Uhr auf Lebenszeit beworben werden. Die Bezeichnung des Projektes lautete deshalb «Second Watch». Da auch die Assoziation zur Schweizer Uhr («swiss made watch») möglich sein soll, wurde vom damaligen Marketingmanager Franz Sprecher eine Verkürzung auf «S-Watch» vorgeschlagen. Der Name wurde schliesslich auf «Swatch» verkürzt. Der heutige Name «Swatch» ist keine Abkürzung sondern ein eigenständiger Firmen- und Produktnamen ohne weitere Bedeutung. Das Unternehmen ist bekannt für seine verspielten, bunten Plastikuhren, die in halbjährlich wechselnden Kollektionen erscheinen. Swatch stellt neben den Billiguhren auch edle, trendige und sportliche Modelle her. Mittlerweile existiert ein Sammlermarkt für diese Uhren. In unregelmässigen Abständen gibt es deshalb limitierte Sondereditionen, auch in hochwertigerer Bauweise, z. B. mit Platingehäuse, mechanischem Uhrwerk oder mit Diamantlünette.
6. März - Vertreter der "Grünen" ziehen zum ersten Mal als Abgeordnete in den Bundestag ein. Die überwiegend jungen Abgeordneten der Öko-Partei waren zuvor häufig bei Protesten gegen Atomenergie und für Abrüstung in Erscheinung getreten. Nun erregten sie - nicht zuletzt auf Grund ihres unkonventionellen Auftretens - Aufsehen im deutschen Parlament: Zu ihrer ersten Bundestagssitzung erschienen sie in Jeans oder mit Sportschuhen und schmückten ihre Abgeordnetenbänke mit Blumen. W
17. März - Der Staatsvertrag über die Einführung von Bildschirmtext (Btx) wird von den Ministerpräsidenten der Bundesländer unterzeichnet. Dieses neue System ermöglicht es, Texte und Grafiken über die Telefonleitung zu übertragen und mit Hilfe eines Zusatzgerätes auf dem Computer- oder Fernsehbildschirm sichtbar zu machen. Für die Teilnahme benötigt man entweder einen PC ab 286-CPU, einen Decoder (Softwareprogramm) und ein Modem oder ein "Btx-fähiges" Endbenutzergerät (z. B. Farbfernseher mit Btx-Modul, Btx-Endgerät) und für den Empfang über das Telefonnetz ein Modem. Btx ist ein zentral organisiertes Netz, das streng zwischen Anbietern und Nutzern unterscheidet. Innerhalb von drei Jahren sollen eine Million Bundesbürger über einen Btx-Anschluß verfügen, tatsächlich werden es aber nur 50.000 sein. W
4. April - Das zweite US Space Shuttle CHALLENGER startet, um einen TDRS tracking-Satelliten auszusetzen. Bei ihrem zweiten Start am 18.6. hat sie erstmals eine 5-köpfige Besatzung, darunter mit Sally K. Ride die erste amerikanische Frau im All. Der dritte Flug sieht erstmals einen farbigen Astronauten an Bord.
21. April - Die Wartburg in Eisenach/Thüringen wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wieder eröffnet. Die Burg wurde um 1067 von Ludwig dem Springer gegründet und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe. Die Bedeutung des Namens leitet sich von dem Begriff Warte ab, bedeutet also Wach-, Wächterburg. Der Sage nach soll Ludwig der Springer mit den Worten „Wart! Berg, du sollst mir eine Burg werden!" die Gründung der Wartburg verkündet haben. Der Plan hatte den Haken, dass ihm der Berg nicht gehörte. Er hätte ihn mit seinen nur zwölf Rittern auch nicht erobern können. So kam er auf die Idee, von seinen eigenen Grundstücken große Mengen von Erde herbei zu schaffen und nun eine Klage abzuwarten. Vor Gericht sagten die Ritter für ihn aus, rammten ihre Schwerter in den Boden und beschworen, dass diese vollends in Ludwigs Erde steckten. Der Trick hatte Erfolg, der Bau der Wartburg konnte beginnen. Im 12. Jahrhundert war die Wartburg Austragungsort der Minnesänger-Festspiele des Hochmittelalters. Minnesänger wie Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Veldeke, Heinrich von Ofterdingen und Reinmar von Zweter hielten sich auf der Wartburg auf. 1521 wurde der Reformator Martin Luther auf eigenen Wunsch von Kurfürst Friedrich dem Weisen auf die Wartburg entführt, um die ständigen Angriffe auf die reformatorische Bewegung aus dem Wege zu gehen und seine theoretischen Schriften zu vervollständigen. Luther übersetzte hier in elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche.
13. Juni - Das US-amerikanische Unternehmen Motorola stellt mit dem DynaTAC 8000X das weltweit erste kommerzielle Handy vor. DynaTAC war die Abkürzung für Dynamic Adaptive Total Area Coverage. Nach über zehn Jahren Entwicklungsarbeit erhielt das Dynatac 8000X am 21. September 1983 seine FCC-Zulassung. Es wog knapp 800 Gramm und maß 33×4,5×8,9 Zentimeter. Zum damaligen Zeitpunkt kostete es noch 3.995 US-Dollar und besaß eine Gesprächsdauer von nur etwa einer Stunde. Dennoch hatten schon ein Jahr später (1984) 300.000 Menschen diesen Urvater des modernen Mobiltelefons erworben. W Bild: Redrum0486
Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi vom Institut Pasteur in Paris veröffentlichen erstmals eine Beschreibung des HI-Virus, des Auslösers der Immunschwächekrankheit AIDS.
19. Juli - Die erste dreidimensionale Rekonstruktion eines Schädels in einem CT wird publiziert. Dies war ein Meilenstein für die weitere Entwicklung in der radiologischen Bildgebung und Operationsplanung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Neurochirurgie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. W
21. Juli - In der Wostok-Station, im östlichen Teil der Antarktis, wird die bis heute tiefste Temperatur der Erde mit -89,2 °C gemessen.
21. August - Jean Poirets Bühnenstück "La Cage aux Folles" ("Ein Käfig voller Narren") wurde in New York als Musical-Fassung von Jerry Herman uraufgeführt. Handlung: Als der Sohn Renatos in eine sittenstrenge Familie einheiraten will, versuchen sie, für den Besuch der Brauteltern eine gutbürgerliche Fassade vorzutäuschen. Drei französische Verfilmungen des Stoffes und ein Hollywood-Remake ("Birdcage" mit Robin Williams, 1996) machten Poiret zum Erfolgsautor.
2. September - Auf der internationalen Funkausstellung in Berlin zeigt Sony den ersten VHS-Kamera-Recorder mit Farbe.
21. September - Das 800 Gramm schwere Mobiltelefon Motorola DynaTAC 8000X wird in den USA als weltweit erstes Handy von der Federal Communications Commission zugelassen. Nach über zehn Jahren Entwicklungsarbeit erhielt das Dynatac 8000X am 21. September 1983 seine FCC-Zulassung. Es wog knapp 800 Gramm und maß 33×4,5×8,9 Zentimeter. Zum damaligen Zeitpunkt kostete es noch 3.995 US-Dollar und besaß eine Gesprächsdauer von nur etwa einer Stunde. Dennoch hatten schon ein Jahr später (1984) 300.000 Menschen diesen Urvater des modernen Mobiltelefons erworben.
Die UdSSR schießt eine koreanische Verkehrsmaschine in ihrem Luftraum ab mit 269 Passagieren, davon 69 US-Bürgern. Der Protest ist eher verhalten, und der Fall wird im Laufe der Folgejahre heruntergespielt, weil Spionagetätigkeit während dieses Fluges nicht nur vermutet werden darf.
Die Illustrierte STERN veröffentlicht die verschollenen Tagebücher von Adolf Hitler, die sich wenig später als Fälschungen des Verkäufers der Story Kujau herausstellen.
Der Meter wird neu definiert als die Strecke, welche das Licht in 1/299.792.458 sec durchläuft.
Die Computer-Maus wird erfunden (Apple LISA), und der IBM XT hat als erster PC einen fest eingebauten Plattenspeicher von 10 MByte Kapazität.
Die ersten erfolgreichen Verpflanzungen menschlicher Embryos werden vorgenommen.
Der Vertrag über die Rückgabe von Hong Kong an China im Jahre 1997 wird zwischen Großbritannien und China ausgehandelt.
Im mit 13 Wochen dauernden längsten Arbeitskampf der bundesrepublikanischen Geschichte erkämpft die IG Druck und Papier die 38,5-Std-Woche.
31. August - Der amerikanische Sportler Edwin Moses rennt in Koblenz zu seinem vierten Weltrekord über die 400m Hürden-Distanz. Seine Zeit: 47,02 Sekunden! Erst 1992 wird sein Rekord von seinem Landsmann Kevin Young geschlagen. Moses bleibt während seiner Hoch-Zeit zehn Jahre lang, von 1977 bis 1987, in mehr als 120 Rennen ungeschlagen. Erst Danny Harris beendet diese einmalige Siegesserie bei einem Rennen in Madrid. Auch bei den olympischen Spielen erntet der Ausnahmeathlet Applaus: 1976 und 1984 gewinnt er in seiner Disziplin die Goldmedaille. W
17. September - Vanessa Williams wird zur ersten afroamerikanischen Miss America gewählt. Die Wahl zur Miss America ist ein seit 1921 jährlich ausgetragener Schönheitswettbewerb, bei dem die schönste Frau der USA gekürt werden soll. Ziel der Veranstaltung sollte es anfangs sein, einen Ehemann für die Siegerin zu finden. Bis in die 1970er Jahre waren schwarze Frauen vom Wettbewerb ausgeschlossen. Die Wahl umfasst vier Einzeldisziplinen: Interview - Talentwettbewerb - Badeanzugwettbewerb und ein Abendkleidwettbewerb. W Bild: John Athayde from Washington, DC, USA
5. Oktober - Der polnische Gewerkschaftsführer Lech Walesa wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Walesa war Vorsitzender der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc" und ein Kämpfer für die Einhaltung der Menschenrechte in Polen. Nach der Auflösung des Warschauer Paktes wurde Walesa Staatspräsident Polens. Die Gewerkschaftsbewegung in Polen hatte die Hoffnung der polnischen Arbeiter auf mehr Freiheit aufkeimen lassen. Der Werftarbeiter Walesa rief mit der Unterstützung des Papstes zum Streik auf und hatte sich an die Spitze der Gewerkschaft gestellt. W Bild: MEDEF - Flickr
20. Oktober - Der Meter wird in Paris von der 17. Generalkonferenz für Maß und Gewicht neu definiert. Nachdem die Definition der Sekunde (SI-Einheit der Zeit) als atomares Zeitnormal gelang, und da die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (c0) eine Naturkonstante ist, legte man die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum auf 299.792.458 m/s fest und definierte demzufolge ein Meter als „die Strecke, die das Licht im Vakuum in einer Zeit von 1/299.792.458 Sekunde zurücklegt“. Durch die Definition des Meters über die Sekunde wurde die Lichtgeschwindigkeit nun zu einer festgelegten Konstante die nicht mehr durch eine Messung genauer bestimmt werden kann.
14. November - In der Innenstadt von Buxtehude wird als Modellversuch die erste Tempo-30-Zone in Deutschland eingerichtet. Zahlreiche deutsche Städte folgen in den 1980 er Jahren darauf hin dem Beispiel und führen in ihren Wohngebieten Tempo-30-Zonen ein. Die Stadt München fürt ihre erste Tempo-30-Zone (Siedlung am Lerchenauer See) am 19. Januar 1988 ein. Eine Tempo-30-Zone kann aus folgenden Gründen eingerichtet werden: W
- Erhöhung der Verkehrssicherheit (Schulwegsicherheit)
- Reduzierung von Emissionen (Abgase und Lärm)
- Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität
28. November - Mit Ulf Merbold beginnt der erste Raumflug, fünf Jahre nach dem DDR-Kosmonauten Sigmund Jähn, mit einer Person der Bundesrepublik Deutschland an Bord: Der 42jährige Physiker Ulf Merbold nimmt an Bord der Spaceshuttle "Columbia" an der zehntägigen amerikanisch-europäischen Mission "Spacelab 1" teil. 1992 und 1994 nimmt Merbold an weiteren Missionen dieser Art teil. W Bild: NASA
Die ständige Vertretung der Bundesrepublik in der DDR erfährt zunehmenden Zulauf von DDR-Flüchtlingen und wird vorübergehend geschlossen. Ebenso die mit 150 Flüchtlingen überfüllte deutsche Botschaft in Prag.
Das erste rein durch Werbung finanzierte Satelliten- und Kabel-Fernsehprogramm RTL geht auf Sendung. Es wird von einer luxemburgischen Gruppe finanziert.
Die US Firma Apple bringt den Macintosh-Computer in den Markt, IBM den Megabit RAM-Chip und den PC-AT (mit gegenüber XT erweitertem adressierbaren Speicher); und optische Plattenspeicher werden erfunden.
Die erste Operation an einem Fötus im Mutterleib wird in Denver im US Staat Colorado erfolgreich durchgeführt.
Die Eigenschaften des "genetischen Fingerabdrucks" werden erkannt.
11. Dezember - Papst Johannes Paul II. stattet der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom in der Christuskirche einen Besuch im Rahmen der Ökumene ab. Niemals zuvor hielt sich ein katholisches Kirchenoberhaupt in einer protestantischen Kirche auf. W
1984
27. Janaur - Die Weltorganisation für Meteorologie benannte die Einheit für Luftdruck von Millibar um in Hektopascal. Das Einheitszeichen ist: hPa. 1 hPa entspricht 1 bar = 1000 mbar.
Das Musical Starlight Express feiert am Apollo Victoria Theatre in London seine Uraufführung. Starlight Express ist ein Musical mit der Musik von Andrew Lloyd Webber und Texten von Richard Stilgoe. Es basiert auf den Railway Series von Wilbert Vere Awdry und der Geschichte The Little Engine That Could von Watty Piper. Andrew Lloyd Webber verbindet in dem Musical unterschiedliche Musikrichtungen wie Pop, Rock, Blues und Electro. Dabei sind den einzelnen Figuren/ Zügen individuelle Motive und charakteristische Stile zugeordnet. Die draufgängerische Diesellok „Greaseball“ ist immer durch klassische Rock- und Blues-Sounds gekennzeichnet, die moderne E-Lok „Elektra“ durch futuristische Synthesizer-Sounds. Die aufrichtige und verträumte Dampflok „Rusty“ erkennt man u.a. an poppigen Balladen. W
7. Februar - Der Astronaut Bruce McCandless wagte einen großen Schritt: Als erster Mensch schwebte der US-Amerikaner frei im Weltraum. Von der Raumfähre Challenger ausgehend, bewegte er sich ausgestattet mit einem auf dem Rücken befestigten Steuerungsinstrument, einem sogenannten Düsenrucksack im Weltall. Es war ihm möglich sich bis zu 100m vom Shuttle zu entfernen. Eines der bedeutenden Ziele der Mission war die Erprobung dieser von Düsen angetriebenen Steuerungsinstrumente. Die Mission war ein weiterer Schritt in der gegenseitigen Messung der beiden "Astromächte" USA und UdSSR, die mit dem "Sputnikschock" Ende der 1950er begonnen hatte. W
14. Februar - Die Briten Jayne Torvill und Christopher Dean erlangten bei den XIV. Olympischen Winterspielen in Sarajevo mit ihrer Kür die Goldmedallie im Eistanz. Nach den Klängen von Maurice Ravels "Bolero" zauberte das Paar eine Interpretation von Leidenschaft, Lust und Tod auf die olympische Eisfläche und revolutionierte den Eistanz. Die technisch und künstlerisch einwandfreie Leistung erhielt von neun der zwölf Preisrichter die Höchstnote 6,0 - eine Wertung, die zuvor und bislang nie wieder erreicht wurde. Gold im Eiskunstlauf der Damen errang Katarina Witt für ihre Kür als Mona Lisa, die ihren Olympiaerfolg vier Jahre später in Calgary in der Rolle der "Carmen" wiederholen konnte. W
Die Verfilmung von Michael Endes Kinderbuch "Die unendliche Geschichte" hatte in den deutschen Kinos Premiere. Die deutsche 60 Millionen Dollar-Produktion von Regisseur Wolfgang Petersen ("Das Boot") wurde ein großer Erfolg. In Michael Endes bekannter Geschichte geht es um den Kampf gegen das Nichts, welches das Land Phantasien bedroht. Nur durch die Phantasie ist das Reich der Kindlichen Kaiserin zu retten. Es geht um die Notwendigkeit, seine Kreativität freizusetzen, um Selbsterkenntnis und um soziales Handeln. W
12. April - Fast 20 Jahre nach Planungsbeginn nahm der Frankfurter Flughafen seine neue Startbahn West in Betrieb. Um diese Erweiterung des Flughafens hatte es jahrelang heftige Auseinandersetzungen zwischen Bürgerinitiativen und der hessischen Landesregierung gegeben. Wegen der nach wie vor massiven Proteste wird auf Eröffnungsfeierlichkeiten verzichtet.
12. Mai - Die neue Grand-Prix-Strecke auf dem Nürburgring wird eröffnet. Das erste auf der neuen Strecke ausgetragene Rennen ist ein Tourenwagen-Schaurennen, bei dem unter anderem die Formel 1-Weltmeister Keke Rosberg und Niki Lauda antreten. Sieger wird der noch unbekannte Ayrton Senna. W
6. Juni - Die erste spielbare Version von Tetris wurde fertiggestellt. Tetris (russisch Тетрис) ist ein puzzleartiges Computerspiel des russischen Programmierers Alexei Paschitnow, der die erste spielbare Version im Juni 1984 auf einem Elektronika-60-Rechner fertigstellte. Tetris gilt inzwischen als Computerspiel-Klassiker, hat sich inzwischen über 100 Millionen Mal verkauft, wurde vielfach ausgezeichnet und ist wie kaum ein anderes Spiel für nahezu jedes elektronische Rechensystem erschienen. Vom Spieler müssen die einzeln vom oberen Rand des rechteckigen Spielfelds herunterfallenden Tetrominos in 90-Grad-Schritten gedreht und verschoben werden, so dass sie am unteren Rand horizontale, möglichst lückenlose Reihen bilden. Sobald eine Reihe von Quadraten komplett ist, verschwindet diese. Alle darüberliegenden Reihen rücken nach unten und geben damit einen Teil des Spielfeldes wieder frei. Für das gleichzeitige Tilgen mehrerer Reihen erhält der Spieler eine höhere Punktzahl pro Reihe als für eine einzelne. Der Name des Spiels rührt von dem altgriechischen Wort tetra (dt. „vier“) und bezeichnet die Zahl der Quadrate pro Tetromino sowie das gleichzeitige Tilgen von vier Reihen. W
Im kanadischen Montreal wird von den Straßenkünstlern Guy Laliberté und Daniel Gauthier am 16. Juni, das Zirkusunternehmen "Cirque du Soleil" gegründet. Das Unternehmen beschäftigt anfangs 73 Mitarbeiter und setzt sich als Ziel, sein Publikum im blau-gelben Zelt mit einem dramaturgisch ausgearbeiteten Mix aus Artistik und Straßentheater zu unterhalten. Der Cirque du Soleil zeigt eine moderne Form von Zirkus. Er verzichtet auf klassische Zirkuselemente wie Tiernummern und Sägemehl und bietet stattdessen eine Mischung aus Artistik, Theaterkunst und Livemusik. Das Unternehmen beschäftigt heute weltweit etwa 3800 Menschen, davon knapp 1000 Artisten. Es hat einen Wert von über einer Milliarde Dollar. W
9. Juli - Die EU-Kommission verklagte die Bundesrepublik wegen des deutschen Reinheitsgebotes für Bier vor dem Europäischen Gerichtshof. In Deutschland durfte kein ausländisches Bier, welches nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut war, als solches verkauft werden. Seit den 1970er Jahren führte die Europäische Union deswegen einen Rechtsstreit. Im Jahr 1982 eröffnete die EU-Kommission - gestützt auf den EWG-Vertrag, der eine "Behinderung des freien Warenverkehrs" innerhalb der EU untersagt - in Sachen "Anwendung des Reinheitsgebotes für importierte Biere" ein "Vertragsverletzungsverfahren" gegen die Bundesrepublik Deutschland. W
In München und im Großraum Oberbayern ereignete sich eines der schwersten Hagelunwetter in Deutschland. Rund 20 Minuten lang verletzen bis zu tennisballgroße Hagelsteine mehr als 300 Menschen teilweise schwer. Die Folge des Unwetters sind abgedeckte Dächer, verwüstete Felder und beschädigte Fahrzeuge. Der Gesamtschaden belief sich nach Angaben der Versicherer auf geschätzte drei Milliarden Mark, wovon diese jedoch nur rund die Hälfte beglichen. Ein weiteres Hagelunwetter ereignete sich am 11. Mai 2000 in Trier. Allerdings waren die verursachten Schäden hierbei deutlich geringer als in München. W
1. August - In der Bundesrepublik Deutschland wird von nun an das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes im Auto mit einem Bußgeld von vierzig D-Mark geahndet. Die Anschnallquote von Fahrzeuginsassen erhöht sich in der Folge von rund 60 auf etwa 90 Prozent.
2. August - Der preisgekrönte Comicstrip "The Peanuts" des Zeichners Charles Schulz wurde von der Zeitung "Daily Times" in Portsmouth (Ohio) gedruckt. Mit dieser Lizenzierung wurde die Geschichte um Charlie Brown, Snoopy, Lucy und Linus als erster Comicstrip weltweit in 2000 Zeitungen gedruckt. Gestartet am 2. Oktober 1950, wurden die Peanuts weltweit in 21 Sprachen übersetzt und erschienen in insgesamt 2600 Zeitungen in über 75 Ländern. Der bisher erfolgreichste Zeitungsstrip hieß ursprünglich "Lil' Folks" - "Kleine Leute", wurde beim Verkauf an das United Feature Syndicate (1950) in "Peanuts" umbenannt, was sowohl Erdnüsse als auch Kleinkram bedeutet. W
3. August - In Deutschland wurde um 10:14 Uhr MEZ die erste Internet-E-Mail empfangen: Michael Rotert von der Universität Karlsruhe (TH) empfing unter seiner Adresse „rotert@germany“ eine Grußbotschaft von Laura Breeden („breeden@scnet-sh.arpa“) an der US-amerikanischen Plattform CSNET aus Cambridge (Massachusetts) zur elektronischen Kommunikation von Wissenschaftlern, die einen Tag zuvor (am 2. August 1984, 12:21 Uhr) abgeschickt worden war. „Wilkomen in CSNET! Michael, This is your official welcome to CSNET.“ Eine Kopie dieser E-Mail wurde erst später an den Leiter des Projekts, Werner Zorn („zorn@germany“), geschickt. W Bild: User:MG
12. August - In Los Angeles endeten die XXIII. Olympischen Sommerspiele. Der US-amerikanische Leichtathlet Carl Lewis war einer der Stars der Spiele. Er gewann vier Goldmedaillen in den Disziplinen 100 m, 200 m, Weitsprung und 4x100-m-Staffellauf. Schon 1980 gehörte er zu den US-amerikanischen Spitzenathleten. Nachdem die USA die Spiele in Moskau 1980 boykottiert hatten, musste Lewis vier Jahre warten, bevor er bei seinen ersten Olympischen Spielen antreten konnte. Nach Los Angeles gewann er insgesamt fünf weitere Goldmedaillen bei Olympia in Seoul, Barcelona und schließlich in seiner Heimatstadt Atlanta, wo er 1996 mit dem Sieg im Weitsprung seine Karriere beendete. W Bild: Filmausschnitt
30. August - Der NASA-Raumtransporter "Discovery" startete zu seinem Jungfernflug. Der Name der Raumfähre stammte von zwei bekannten Segelschiffen. 1610/11 war Henry Hudson mit seiner "Discovery" auf der Suche nach einer Nordwest-Passage zwischen Atlantik und Pazifik gesegelt. 1778 hatte James Cook mit einem gleichnamigen Schiff das heutige Hawaii entdeckt. Die Raumfähre ist der dritte von der NASA in Betrieb genommene Orbiter (OV-103). Am 16. September 1983 fertiggestellt, wurde er im November 1983 an das Kennedy-Space-Center übergeben und für seine erste Mission STS-41-D vorbereitet. Während der sechstägigen Mission wurden drei Satelliten ins All gebracht. Mit Judith Resnik flog die zweite Amerikanerin mit in den Weltraum. W
18. September - Die deutsche Bundesregierung beschließt, aus Gründen des Umweltschutzes, den Fahrzeugkatalysator ab 1989 zur Pflicht zu machen. W
8. Oktober - Im Atommüll-Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen traf der erste Transport mit Atommüll aus dem Atomkraftwerk Stade ein. Der Transport wurde von Protesten und Straßenbarrikaden begleitet. Unter den eingelagerten Fässern befanden sich falsch deklarierte und illegal verfrachtete Fässer. Einige enthielten Plutonium, andere blähten sich auf, so dass sie platzten. Die Fassdeckel waren lediglich provisorisch abgedichtet. In zähen Auseinandersetzungen konnten die Gegner des Atomlagers schließlich durchsetzen, dass alle 1.290 Einzelfässer, die in Gorleben lagerten, zur Untersuchung wieder abtransportiert wurden. W
Die indische Ministerpräsidentin Indira Ghandi wurde von zwei Leibwächtern getötet, die der Religionsgemeinschaft der Sikhs angehören. Das Nationalheiligtum der Sikhs, der goldene Tempel von Amritsar, war im Juni desselben Jahres bei Auseinandersetzungen mit der hinduistischen Bevölkerung von Regierungstruppen gestürmt worden. Der mit Panzern durchgeführte Angriff führte zum Tod von über 1000 Pilgern, die sich als menschliche Schutzschilde im Tempel befanden. Rajiv Gandhi, der Sohn der Ministerpräsidentin, wurde noch am Tag ihres Todes als ihr Nachfolger vereidigt. Seine Hauptziele wurden unter anderem der Kampf gegen die Korruption und die Straffung der Verwaltung. W Bild: Public Domain
6. November - Ronald Reagan, 40. US-amerikanischer Präsident, gewann erneut die Wahl zum Amt des Präsidenten. Für die nächsten vier Jahre wurde der ehemalige Schauspieler in B-Movies Staatsoberhaupt der Weltmacht. In 49 der 51 US-Bundesstaaten erlangte er den Sieg über seinen Gegenbewerber der demokratischen Partei, Walter Mondale. Reagans Regierungszeit war durch einen extrem konservativen und anti-kommunistischen Kurs bestimmt. In Nicaragua unterstützte er die Contra-Rebellen gegen die linksgerichtete Regierung, in Afghanistan die Rebellen gegen die prosowjetische Regierung. Mit der Invasion der Karibikinsel Grenada 1983 und dem Bombenangriff auf Tripolis 1986 demonstrierte er die militärische Stärke und die Kompromisslosigkeit der USA und nahm den Tod vieler unschuldiger Opfer billigend in Kauf. W
30. November - An der innerdeutschen Grenze werden die letzten Selbstschussanlagen von Soldaten der Grenztruppen der DDR abgebaut. Zahlreiche sogenannte Grenzverletzer, im allgemeinen DDR-Bürger, wurden von den Selbstschussanlagen bei Fluchtversuchen verletzt oder getötet. Im März und April 1976 demontierte der ehemalige DDR-Bürger Michael Gartenschläger an der innerdeutschen Grenze erfolgreich zwei Selbstschussanlagen und präsentierte sie im Magazin „Der Spiegel“. Danach konnte die DDR nicht mehr leugnen, Selbstschussanlagen aufgestellt zu haben. 100 bis 110 Gramm Sprengstoff (TNT) verteilten nach einer elektromechanischen Auslösung durch Spanndrähte am Grenzzaun ca. 80 bis 110 kantige Geschoss-Splitter. Diese Splitterminen waren zunächst einzeln, nach dem Abbau zweier SM-70 durch Michael Gartenschläger parallel zum Grenzzaun in drei Höhen gestaffelt installiert, um eine Demontage zu verhindern. Die Verletzungswirkung war auf bis zu 120 Meter ausgelegt (maximale Reichweite der Splitter), wobei in unmittelbarer Nähe eine tödliche Wirkung entfaltet wurde. Bis zum Abbau waren auf 440 km der innerdeutschen Grenze ca. 60.000 SM-70 im Einsatz ("SM für "Splittermine"). W Bild: ChrisO
3. Dezember - In einer Pestizidfabrik der US-amerikanischen Union Carbide im indischen Bhopal kommt es in der Nacht vom 2. Dezember zu einem verheerenden Giftgasunfall, bei dem 40 Tonnen eines hochgiftigen Gasgemischs entweichen, das 8.000 Menschen sofort tötet. Zum Zeitpunkt des Unglücks fand aufgrund von Überkapazitäten keine Produktion statt. Es wurden lediglich Wartungs- und Kontrollarbeiten durchgeführt. Nachdem im Zuge von Reinigungsarbeiten durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen sowie von Versäumnissen beim Unterhalt der Anlage Wasser in einen Tank für Methylisocyanat (MIC) eingedrungen war, kam es zu einer exothermen Reaktion, bei der so viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt wurde, dass sich der Tankinnendruck stark erhöhte und zwischen 25 und 40 Tonnen Methylisocyanat sowie andere Reaktionsprodukte durch die Überdruckventile in die Atmosphäre entwichen. Der gesamte Tankinhalt verflüchtigte sich in weniger als zwei Stunden. Im Verlauf der nächsten 20 Jahre sterben weitere 20.000 Menschen an Folgekrankheiten. W
US-Präsident Ronald Reagan witzelt bei einer Mikrofonprobe. Er habe die in fünf Minuten beginnende Bombardierung der Sowjetunion angewiesen. Der Scherz sorgt international für Irritationen.
21. Dezember - Die sowjetische Raumsonde Vega 2 wird zur Erforschung des Planeten Venus und des Kometen Halley gestartet.
1985
13. Januar - Das oberste Londoner Gericht fällte ein Urteil zum ersten bekannt gewordenen Fall einer kommerziellen Leihschwangerschaft in Europa. Das künstlich gezeugte "Baby Cotton", am 4. Januar 1985 geboren, durfte von seiner Leihmutter daraufhin für rund 24.000 DM an die "Auftraggeber" übergeben werden. Leihmutterschaft besteht im medizinischen Sinne nur dann, wenn die austragende Frau mit dem Kind nicht genetisch verwandt ist. In Deutschland ist nach dem Embryonenschutzgesetz (1991 in Kraft getreten) die Leihmutterschaft verboten. Strafbar macht sich aber nur der Arzt, der eine künstliche Befruchtung bei einer Leihmutter vornimmt, nicht jedoch die Ersatzmutter oder die späteren Eltern des Kindes. W
18. Januar - Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde Smogalarm der Stufe III ausgelöst. Vor allem im Ruhrgebiet litten die Menschen unter den hohen Schadstoffkonzentrationen. Stufe III der Smogverordnung sieht ein totales Fahrverbot für private Autos vor und eine Drosselung der nicht lebensnotwendigen Industrieproduktion. W
6. März - Der US-Schwergewichtsboxer Mike Tyson schlägt seinen Gegner Hector Mercedes in der ersten Runde k.o. Der 1966 im New Yorker Brooklyn geborene Tyson (Spitzname "Iron") wird bei dem Kampf gegen Trevor Berbick am 22.November 1986 mit 20 Jahren zum jüngsten Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten. Neben seinen sportlichen Erfolgen - 47 Siege, 3 Niederlagen - wird Tyson auch durch eine Reihe von Skandalen bekannt. So wird er wegen Vergewaltigung einer Studentin 1992 zu 6 Jahren Haft verurteilt, 1995 wegen guter Führung vorzeitig entlassen. 1996 verliert Tyson durch k.o. in der 11. Runde gegen Evander Holyfield. 1997 kommt es zu einer Revanche, Tyson wird aber bereits in der ersten Runde disqualifiziert, da er seinem Gegener ein Stück seines Ohrs abbeißt. Er muß 16 Monate pausieren und drei Millionen US-Dollar Strafe bezahlen.
11. März - Nach dem Tod von Konstantin Tschernenko wurde der 54 jährige Michail Gorbatschow zum neuen Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) gewählt. Nachdem er zunächst seine Machtposition stärkte und erste Reformversuche einleitete, begann er ab 1987 mit einer tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Umstrukturierung. Mit den Parolen "Glasnost" (Offenheit) und "Perestroika" (Umbau) führte er eine bis dahin nicht für möglich gehaltene Presse- und Meinungsfreiheit sowie erste demokratische Elemente ein. Gorbatschows Reformkurs beflügelte die Demokratisierungsbemühungen in anderen Ostblockstaaten und führte schließlich zum Fall der Mauer und zum Ende des "Kalten Krieges". W Bild: Public Domain
Auf dem Ost-West-Gipfeltreffen in Genf handeln Gorbatschow und Reagan eine 50%ige Reduktion atomarer Sprengköpfe aus.
Ein Fotograf wird getötet, als der französische Geheimdienst das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrier im neuseeländischen Hafen von Auckland versenkt.
Die Umweltminister der EG einigen sich auf die stufenweise Einführung von Katalysatoren zur Abgasreinigung bei Kraftfahrzeugen.
14. Juni - Vertreter von fünf EG-Mitgliedstaaten unterzeichnen das Schengener Abkommen mit dem Ziel, Kontrollen des Waren- und Personenverkehrs an den gemeinsamen Grenzen der Mitgliedstaaten abzuschaffen. Das „Übereinkommen vom 14. Juni 1985 zwischen den Regierungen der Staaten der Benelux-Wirtschaftsunion, der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen“, auch bekannt als „Schengen I“. In diesem Schengener Übereinkommen vereinbarten fünf europäische Staaten, perspektivisch auf Kontrollen des Personenverkehrs an ihren gemeinsamen Grenzen zu verzichten. Das Abkommen sollte die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes vorantreiben und ist nach dem Ort Schengen im Großherzogtum Luxemburg benannt, wo es unterzeichnet wurde. W Bild: Cornischong
Von Datenschützern wird kritisiert, dass die Einrichtung eines Zentralcomputers für die Kriminalstatistik vorgesehen ist.
Die RAF-Terroristen Klar, Mohnhaupt, Schulz und Wagner werden zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt.
Von Österreich ausgehend wird ein Weinskandal europäischen Ausmaßes (Weine waren mit Frostschutzmitteln verpantscht) öffentlich bekannt, in den auch deutsche Winzer verwickelt sind.
Das zweite rein durch Werbung finanzierte Satelliten- und Kabel-Fernsehprogramm SAT 1 geht auf Sendung.
Bei dem größten Firmenzusammenschluss in der Geschichte der Bundesrepublik kauft der Daimler-Benz Konzern den Elektro- und Rüstungsriesen AEG.
2. Juli - Zur Erforschung des Halleyschen Kometen wird die europäische Raumsonde Giotto, benannt nach Giotto di Bondone, vom Weltraumbahnhof in Kourou gestartet. Ursprünglich sollte eine US-amerikanische Partnersonde Giotto auf der Reise begleiten, doch fiel diese Budgetkürzungen bei der NASA zum Opfer. So kam eine Kooperation mit der Sowjetunion und Japan zustande, die mit Vega 1 und 2 bzw. Sakigake und Suisei ebenfalls Sonden entsandten. Da Giotto sehr dicht an dem Kometen vorbeifliegen würde, gingen die ESA-Verantwortlichen davon aus, dass die Sonde das Rendezvous aufgrund der „Bombardierung“ durch Kometenpartikel trotz eines sehr robusten, frontseitigen Schutzschildes nicht überleben würde. Deshalb wurden sämtliche wissenschaftlichen Daten live zur Erde übertragen. Die Passage bei Halley erfolgte am 14. März 1986 um 00:03:02 UTC in nur 596 km Abstand mit einer Vorbeiflug-Geschwindigkeit von 68,7 km/s (247.320 km/h), was durch Bahnkorrekturen aufgrund von Messungen der anderen Sonden ermöglicht wurde. Dabei überstand Giotto überraschenderweise den engen Vorbeiflug an dem Kometen, wurde jedoch 7,6 Sekunden vor der dichtesten Annäherung an Halley schwer getroffen. Die Kamera und einige andere Instrumente waren sofort unbrauchbar oder zerstört, jedoch konnte sich die ins Schlingern geratene Raumsonde wieder fangen und binnen 30 Minuten stabilisieren. Die Sonde wurde auf einen Rückflug zur Erde programmiert und zunächst abgeschaltet. Im Jahr 1990 wurde die Sonde dann reaktiviert; ein Vorbeiflug an der Erde fand am 2. Juli 1990, genau fünf Jahre nach dem Start statt. Am 10. Juli 1992 passierte die Sonde einen zweiten Kometen, Grigg-Skjellerup (Abstand: 200 Kilometer), danach wurde die Sonde erneut zur Erde zurückgelenkt und am 23. Juli 1992 (endgültig) deaktiviert. Der zweite Erdvorbeiflug fand am 1. Juli 1999 statt, doch wurde die Sonde wegen des nahezu erschöpften Treibstoffvorrats nicht mehr reaktiviert. W Bild: Deutsche Bundespost
7. Juli - Der erst 17-jährige Boris Becker aus Leimen bei Heidelberg gewinnt als jüngster Tennisspieler und als erster Deutscher das Turnier in Wimbledon. Becker beginnt mit diesem Sieg eine unvergleichbare Tennis-Karriere. Er gewann insgesamt 49 Turniere im Einzel – darunter sechs Grand-Slam-Turniere, davon dreimal das Turnier von Wimbledon – sowie 15 Titel im Doppel. Er führte zwölf Wochen die Weltrangliste an und ist bis heute jüngster Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Turniers. Er zählt zu den bekanntesten und legendärsten Tennisspielern aller Zeiten. W
9. Juli - Glykolwein-Skandal. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium die Öffentlichkeit, österreichische Weine seien zum Teil mit dem Frostschutzmittel Diethylenglycol gepanscht. Damals üblich (und auch heute noch erlaubt) war der Versatz mit Zucker, wenn die Trauben nicht süß genug waren. Aufzuckern kam nicht nur bei zu wenigen Sonnentagen in Frage, sondern wurde generell angewandt, um die frühzeitigere Lese auszugleichen. Nahezu unreife Trauben wurden aus Angst vor kommenden Ernteausfällen durch Schädlingsbefall oder Stare abgelesen und der Mangel an Süße stets durch Zucker ausgeglichen. Einige österreichische Winzer hatten Weine entgegen den weingesetzlichen Bestimmungen anstelle von Zucker zusätzlich noch mit Diethylenglykol versetzt, die teilweise wiederum von deutschen Weingroßabfüllern mit anderen Weinen gemischt und vermarktet worden waren. Gesundheitliche Schäden oder Beeinträchtigungen von Weinkonsumenten wurden nicht bekannt. Es kam zur Aufdeckung von Weinverfälschungen, als ein Winzer auffällig große Mengen von Frostschutzmittel steuerlich geltend machen wollte, obwohl er lediglich einen kleinen Traktor besaß. Vor allem in Österreich und auch in Deutschland wurde von einzelnen Winzern verfälschter „Qualitätswein“ produziert. Der Wein wirkte dadurch sensorisch süßer und aromatischer. Gleichzeitig wurden aber auch die amtlichen Zuckertests nicht beeinflusst, mit denen die amtliche Weinkontrolle prüft, ob aus den Trauben des jeweiligen Jahres bei natürlichem Mostzuckergehalt auch eine Alkohol-Zucker-Proportion ohne das Hinzufügen von Zucker, Säure oder Weinbrand möglich ist. Das Nachsäuern, -zuckern oder -spriten ist bei österreichischem Wein mit der Qualitätsstufe Qualitätswein weinrechtlich nicht zugelassen. W Bild: André Karwath aka Aka
10. Juli - Das erste Schiff der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die "Rainbow Warrior" wird kurz vor Mitternacht durch zwei Sprengladungen versenkt, die durch Agenten des französischen Auslands-Nachrichtendienstes an der Außenhaut des Schiffes angebracht worden waren. Das Schiff befand sich auf einer Fahrt zum Mururoa Atoll, um dort gegen französische Atomwaffenversuche zu protestieren. Bei dem Anschlag ertrank der portugiesische Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira, als er versuchte, Fotos und seine Ausrüstung aus seiner Kabine zu retten. In diese absolut illegale Aktion war der französische Geheimdienst bis über beide Ohren verstrickt. Es konnte der Beweis erbracht werden, dass französiche Geheimagenten die Sprengsätze am Greenpeace-Schiff zur Detonation gebracht hatten. Das Bekanntwerden dieses Umstandes stürzte die Regierung in Paris in schwerste Turbulenzen. Im Jahr 2005, gab der damalige Geheimdienstchef Pierre Lacoste der Nachrichtenagentur AFP bekannt, dass die Versenkung bis in die französische Staatsspitze bekannt war. So soll sogar der französische Präsident François Mitterrand eingeweiht gewesen sein. Die Verantwortlichen in der französischen Regierung wurden nie zur Rechenschaft gezogen. 1987 zahlte die französische Regierung unter starkem internationalen Druck 8,16 Millionen US-Dollar Entschädigung an Greenpeace. Die Familie Fernando Pereiras erhielt eine Entschädigung von umgerechnet 300.000 Euro. Eine offizielle Entschuldigung erfolgte lediglich gegenüber der neuseeländischen Regierung, nicht jedoch gegenüber den betroffenen Angehörigen. Das zerstörte Wrack der Rainbow Warrior wurde am 21. August 1985 gehoben und zur forensischen Untersuchung in einen Hafen geschleppt. Obwohl der Rumpf wiederhergestellt werden konnte, war der Schaden so groß, dass eine Reparatur unwirtschaftlich gewesen wäre. Daher wurde das Schiff am 2. Dezember 1987 in der Matauri-Bucht auf den Cavalli-Inseln versenkt. Heute ist das Wrack ein beliebtes Tauchziel in 30 Metern Tiefe. An der Matauri-Bucht steht heute ein Denkmal.
W Bild: antifrance.blog.lemonde.fr
13. Juli - Das von Bob Geldof initiierte Konzert "Live-Aid" spielt mit zwei zeitgleich veranstalteten Pop-Konzerten in London und Philadelphia 128 Mio DM für die Hungerhilfe in Afrika ein: 165.000 Zuschauer erleben die Konzerte direkt, Abermillionen sehen sie im Fernsehen - das sie in über 50 Länder überträgt. W
13. Juli - In Paris überquert der ukrainische Stabhochspringer Serhij Bubka in einem Hallenwettbewerb als Erster in seiner Sportart die
6 Meter Marke.
17. Juli - Der Bundestag beschließt, dass ab 1986 Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmern für ein Kind bis zum Alter von 3 Jahren ein befristeter Freistellungsanspruch ("Erziehungsurlaub?) besteht. Voraussetzung ist u.a., dass der andere Elternteil erwerbstätig, arbeitslos oder in einer Ausbildung ist. W
Im Brüsseler Heysel-Stadion kommt es vor dem Endspiel um den Europacup der Landesmeister zum größten Krawall-Unglück in der Geschichte des Fußballs, als englische Hooligans eine Massenschlägerei anfangen. In der in Panik fliehenden Zuschauermenge werden 39 Menschen zerquetscht und über 200 verletzt.
Im mittelenglischen Bradford fordert während eines Fußballspiels ein Brand 54 Todesopfer.
Es werden Glasfaserkabel produziert, mit denen gleichzeitig über eine viertel mio Telefonate abgewickelt werden können.
12. August - Eine japanische Boing 747 stürzte in das Bergmassiv um den Fujiyama ab. Beim bis zu diesem Zeitpunkt schwersten Unglück der zivilen Luftfahrt starben 520 Menschen. Etwa zwölf Minuten nachdem das Flugzeug vom Tokyoter Haneda-Airport abgehoben war, ereignete sich eine Explosion im Heck, die die gesamte Hydraulik der Maschine blockierte. Sämtliche Instrumente des Piloten fielen aus. 30 Minuten lang hielt sich der Jumbo manövrierunfähig in der Luft, bevor er am Berg Osutaka zerschellte. Erst rund zwölf Stunden später gelang es den Rettungsmannschaften, in das bergige Unglücksgebiet 70 Kilometer nordöstlich von Tokyo zu gelangen. Nur vier der 524 Passagiere an Bord des Fluges 123 der Japan Airlines überlebten den Absturz. W
21. Oktober - Der Schriftsteller und Journalist Günter Wallraff stellt sein Buch "Ganz unten" vor, in der er das Leben türkischer Leiharbeiter in Deutschland beschreibt. Wallraff hatte sich bei der Recherche selbst als Türke ausgegeben und die beschriebenen Dinge selbst erlebt. Das Buch trug dazu bei, die kritisierten Zustände zu verbessern.
30. Oktober - Der Start der US-amerikanischen Raumfähre "Challenger" von Cap Canaveral in Florida stand erstmalig unter der Leitung von Wissenschaftlern aus der Bundesrepublik Deutschland. Es war gleichzeitig der erste Raumflug der "Challenger". Das an Bord befindliche Raumlabor wurde in Bremen gebaut und diente den deutschen Astronauten Ernst Messerschmied und Reinhard Furrer zu wissenschaftlichen Experimenten. Am 28. Januar 1986 explodierte die Challenger bei einem erneuten Start, alle sieben Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Dieses Ereignis stellte das bisher größte Unglück in der Geschichte der Raumfahrt dar. Erst im September 1988 startete wieder ein Shuttle.
W Bild: NASA
1. September - In 3740 Metern Tiefe entdeckte die Expedition des US-amerikanischen Tiefseeforschers Robert Ballard vor Neufundland das Wrack des legendären Ozeanriesen "Titanic". Das als unsinkbar geltende Luxusschiff war in der Nacht zum 15. April 1912 auf der Jungfernfahrt von Southampton nach New York nach dem Zusammenstoß mit einem Eisberg untergegangen. Bei der Katastrophe waren mehr als 1500 der 2200 Passagiere ums Leben gekommen. Zwei Jahre nach der Entdeckung des Wracks bargen französische Taucher in einer umstrittenen Aktion erstmals Schmuck, Geschirr und Gebrauchsgegenstände aus dem Inneren des 66.000-Tonnen-Schiffs. Nach einer angeblichen, millionenschweren Diamantenladung an Bord wurde dagegen bis zum Jahr 2000 vergeblich gesucht.
11. September - Im Abstand von nur 7900 Kilometern durchflog die US-amerikanische Raumsonde ICE oder ISEE-3 den Schweif des Kometen Jacobini-Zinner. W
13. September - In Japan erscheint das Videospiel "Super Mario Bros." der japanischen Firma Nintendo. Bis 1987 kam das Spiel auch im Westen für das Famicom-Pendant Nintendo Entertainment System (NES) auf den Markt. Der Spieler übernimmt die Rolle des Klempners Mario, der Hindernisse überwinden und Gegner bezwingen muss, um Prinzessin Toadstool aus den Fängen von König Koopa zu befreien. Dazu rennt und springt Mario durch die zweidimensional in Seitenansicht dargestellte Spielwelt. Im Gegensatz zu den Vorgängerspielen Mario Bros. und Donkey Kong findet das Spielgeschehen nicht in einem starren Bildschirmausschnitt statt. Stattdessen nutzt das Spiel Side-Scrolling. Super Mario Bros. entstand unter der Federführung von Shigeru Miyamoto, dem Schöpfer von Donkey Kong, und Takashi Tezuka. Die Musik des Spiels komponierte Kōji Kondō. Das Spiel war eines der letzten Modulspiele für das Famicom. Es wurde innerhalb von acht Monaten parallel zu The Legend of Zelda (FDS, 1986) entwickelt. Super Mario Bros. ist eines der einflussreichsten Videospiele aller Zeiten. Mit etwa 40 Millionen abgesetzten Einheiten war Super Mario Bros. jahrzehntelang das meistverkaufte Videospiel. W
19. November - Nach sechs Jahren Gesprächspause fand erstmals wieder ein Gipfeltreffen der USA und der UdSSR statt. US-Präsident Ronald Reagan und der neue Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Michail Gorbatschow unterschrieben nach dem zweitägigen Treffen in Genf ein Dokument, das die atomare Abrüstung um die Hälfte der vorhandenen Arsenale vorsah. W
20. November- Microsoft veröffentlicht die erste Version des Betriebssystems Windows. Die 16-Bit-Versionen von Microsoft Windows basierten ursprünglich vollständig auf MS-DOS und benutzten es für alle Systemzugriffe. Microsoft Windows stellte lediglich eine Erweiterung in Form einer grafischen Benutzeroberfläche dar. Windows 1.0x wurde für 99$ verkauft, war aber kein großer Erfolg, da es so gut wie keine Anwendungen dafür gab. Als Oberfläche dient eine Art von Dateimanager. Die einzelnen Programme müssen anhand ihres Dateinamens ausgewählt werden.
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27. November - Auf seinem Weg zur Sonne erreichte der Halleysche Komet den Punkt, an dem er der Erde am nächsten kam. Der Komet hat einen Kerndurchmesser von 92,2 Millionen Kilometer und ist der größte bekannte Schweifstern. Er durchquert unser Sonnensystem alle 76 Jahre. Benannt wurde er nach dem bedeutenden englischen Astronomen Edmund Halley, der ihn 1682 auf einer Reise zwischen Calais und Paris mit bloßem Auge beobachtete. Bei späteren Nachforschungen entdeckte er, dass der Komet in gewissen Zeitabständen immer wieder auftaucht und berechnete seine Bahn. Präzise sagte er seine Wiederkehr für 1758 voraus. Das erste belegte Auftauchen des Himmelskörpers geht auf das Jahr 187 v.Chr. zurück. W
1. Dezember - Der leistungsfähigste Schwimmkran der Welt, die McDermott Derrick Barge No. 102 wird an Mitsui Engineering & Shipbuilding Co., Ltd., ein Unternehmen des japanischen Mitsui-Konzerns, ausgeliefert. Der Schwimmkran wird hauptsächlich als Arbeitsschiff für die Errichtung von Offshorebauwerken eingesetzt. Das Schiff ist als Halbtaucher konzipiert und kann daher seinen Tiefgang zwischen 11,8 und 31,6 Meter (m) variieren, um sich an die Arbeits- und Umgebungsbedingungen anzupassen. Der Rumpf der Thialf besteht aus zwei Schwimmkörpern, die den Decksaufbau über je vier Säulen tragen. Die beiden Kräne haben eine zugelassene Kapazität von je 7.100 Tonnen, womit sich eine Gesamtkapazität im Doppelhub von 14.200 t bei einer Ausladung von bis 31,2 m ergibt. Die Kräne wurden mit einer Last von je 7.810 t getestet. Einen Weltrekord für die höchste Last, die je mit einem Schwimmkran gehoben wurde, stellte Thialf im Jahr 2000 auf, als das 11.800 t schwere Deck der Shell Shearwater-Plattform installiert wurde. Dieser Weltrekord wurde im Jahr 2004 durch die Saipem 7000 überboten, die ein Deck der Bohrplattform Sabratha im Mittelmeer mit einem Gewicht von 12.100 t hob.
8. Dezember - Das deutsche Fernsehen strahlt zum ersten Mal eine deutsche "Soap Opera" aus: Die "Lindenstraße" ist trotz aller sie begleitenden Kritik zu einem Dauerbrenner geworden und bis heute nicht aus den deutschen Fernsehprogrammen wegzudenken. Die 1000. Folge lief am 30. Januar 2005. Regulärer Sendeplatz der Episoden-Erstausstrahlung ist seit dem 13. März 2005 sonntags um 18:50 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen. Ursprünglich sollte die Serie donnerstags im Hauptabendprogramm ausgestrahlt werden, deshalb spielen die Handlungen in der Regel auch immer an einem Donnerstag. Ausnahmen sind die sogenannten „Feiertagsfolgen“, die an Ostern oder Weihnachten, aber auch an Wahltagen spielen. Der Erfinder der Lindenstraße ist Hans W. Geißendörfer, dessen Firma „Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion GmbH (GFF)“ die Serie bis heute produziert. Nach eigener Aussage gab es zwei Inspirationen für die Serie; zunächst Geißendörfers eigene Kindheit in einem Mehrfamilienhaus in Neustadt an der Aisch; die zweite Inspiration ist die britische Fernsehserie Coronation Street, die in Großbritannien bereits seit 1960 produziert und gesendet wird. Den Titel Lindenstraße steuerte der verantwortliche Fernsehspielchef des WDR Gunther Witte bei. W
1986
28. Januar - Die amerikanische Raumfahrt erleidet mit der Explosion des Space Shuttle CHALLENGER mit seiner siebenköpfigen Besatzung (sechs Astronauten und die Lehrerin McAuliffe) gut eine Minute nach seinem Start den bisher empfindlichsten Rückschlag. Die durch die Explosion abgesprengte Kapsel mit der Besatzung stürzt aus 17 km ab, ein Rückholsystem (Fallschirm) fehlt. Das gesamte US Raumprogramm mit weiteren 49 geplanten Missionen (einschließlich europäischer) wird um unbestimmte Zeit verschoben. W Bild: NASA
7. Februar - Betty Mahmoody und ihre Tochter kommen in Michigan (USA) an, nach einer anderthalb jährigen Geiselnahme durch ihren Mann und Vater in Teheran (Iran). Später erscheint ihr Bestseller Nicht ohne meine Tochter und der gleichnamige Film mit Sally Field. Im August 1984 reiste Betty Mahmoody mit ihrem Ehemann, dem aus dem Iran stammenden Arzt Bozorg Mahmoody, und ihrer vierjährigen Tochter Mahtab in dessen Heimatland für einen, wie sie glaubte, zweiwöchigen Besuch. Kurz vor der geplanten Abreise verweigerte Moody seiner Frau und seinem Kind, in die USA zurückzukehren und soll auch nicht davor zurückgeschreckt haben, Bettys Proteste mit Gewalt und Hausarrest einzudämmen. Nach Darstellung ihres Ehemannes war mit der Iranreise jedoch die Absicht verbunden, als Arzt Kriegsverletzten des iranisch-irakischen Kriegs zu helfen. Weil ihr nicht erlaubt wurde, gemeinsam mit ihrer Tochter den Iran zu verlassen, nahm sie nach 18 Monaten die erste Gelegenheit zur Flucht wahr und verließ mitsamt ihrem Kind den Iran in Richtung Türkei, wo sie viel Unterstützung von Kurden, Türken und Iranern hatten. Beide wurden von der US-Botschaft aufgenommen und in ihre Heimat geflogen. W
19. Februar - Die Sowjetunion bringt das Kernmodul ihrer Raumstation Mir ("Frieden") in die Erdumlaufbahn.Die Mir umkreist seitdem die Erde in rund 350 km Höhe. Ihr Innenleben besteht überwiegend aus Quartieren für die Mannschaft. Der Transport der Besatzung erfolgt mit Sojus TM Kapseln. Der Aufenthalstrekord eines Astronauten beträgt 437 Tage. Allein das Basismodul der Raumstation wiegt etwa 20 Tonnen. Daran können verschiedene Komponenten angekoppelt werden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fanden auch Missionen mit nicht-russischen Astronauten zur Mir statt, u.a. auch mit Deutschen und US-Amerikanern. Im Frühjahr 2001 wurde die Raumstation kontrolliert im Meer versenkt. W
20. Februar - Der Medienunternehmer Silvio Berlusconi erwirbt die Aktienmehrheit am Fußballverein AC Mailand und wird dessen Präsident.
7. März - Der Chirurg Emil Bücherl setzt erstmalig ein künstliches Herz ein. Zuvor waren bei einer geplanten Bypassoperation bei einem Patienten in Berlin Schwierigkeiten aufgetreten. Da kein Spenderherz verfügbar war, führte Bücherl zur Überbrückung der Wartezeit, die Verpflanzung eines künstliches Organ durch, das wenige Tage später durch ein Spenderherz ersetzt wurde. Kurz darauf starb der Patient aufgrund von Komplikationen.
17. März - Der deutsche Computerpionier Heinz Nixdorf stirbt im Alter von 60 Jahren auf der CeBIT in Hannover. Zu diesem Zeitpunkt weist die Nixdorf Computer AG fast 4 Milliarden DM Umsatz auf und zählt mehr als 23.000 Mitarbeiter in 44 Ländern. Nixdorf, 1925 geboren, gründet in einer Kellerwerkstatt 1952 sein "Labor für Impulstechnik". Er beschäftigt sich mit dezentraler Datenverarbeitung und entwickelt unter anderem elektronische Kassensysteme. Die Nixdorf Computer AG in Paderborn wird zu einem der weltweit führenden Unternehmen in der Branche. Aus seinem Nachlass geht die gemeinnützige Heinz Nixdorf Stiftung hervor. Sie fördert aus den Erträgen ihres Vermögens vor allem die berufliche Aus- und Fortbildung sowie die Wissenschaft in Forschung und Lehre. W Bild: Jodocus at German Wikipedia
28. März - Der ehemalige deutsche Bundeswirtschaftsminister Bangemann und damalige US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger unterzeichneten in Washington zwei Abkommen über eine deutsche Beteiligung am US- Forschungsprogramm eines weltraumgestützten Raketenabwehrsystems "SDI" (Strategic Defense Initiative/Strategische Verteidigungsinitiative). Der damalige US-Präsident Ronald Reagan initiierte dieses System bereits 1983, um vom Weltraum aus das amerikanische Territorium gegen russische Raketenangriffe abschirmen. Als Erfinder von "SDI" gelten amerikanische Science-Fiction-Autoren, die sich von dem Projekt finanzielle Mittel für die Eroberung des Weltraums erhoffen. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde "SDI" wegen technischer Undurchführbarkeit und zu hoher staatlicher Investitionen eingestellt. W
Papst Johannes Paul II. besucht die Synagoge in Rom. Er ist der erste Papst, der ein jüdisches Gotteshaus betritt und stärkt damit den interreligiösen Dialog mit den „älteren Geschwistern der Christen“. W Bild: Arek1979
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Die USA bombardierten Libyen als Vergeltung für eine Bombenexplosion in der West-Berliner Diskothek "La Belle". Spannungen zwischen den USA und Libyen gab es freilich schon länger: Im Januar 1986 hatte der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan der libyschen Regierung Gaddafis vorgeworfen, Terroristen zu unterstützen und Wirtschaftssanktionen gegen das Land verhängt. Zwei Monate später hatte eine Einheit der amerikanischen Marine Übungen im Golf von Sidra ausgeführt, die in das von Libyen beanspruchte Gebiet hineinreichten. Libyer hatten sich mit Flugabwehrraketen gegen die amerikanischen Flugzeuge zur Wehr gesetzt. Im Gegenzug hatten die Amerikaner libysche Schiffe und Raketenstationen angegriffen. W
18. April - Im Operettenhaus in Hamburg findet die Deutschlandpremiere des Musicals Cats von Andrew Lloyd Webber statt. Das Stück wird fast 15 Jahre in Hamburg laufen und zählt zu den erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Das Musicals basiert auf dem in England sehr populären Werk Old Possum’s Book of Practical Cats, einer für Kinder geschriebenen Gedichtsammlung von 1939 und einigen, bisher unveröffentlichten Gedichten des Autors. W
29. Mai - Die neu übernommene Europaflagge wird erstmals zu den Klängen der Europahymne vor dem Berlaymont-Gebäude in Brüssel aufgezogen. Die Europaflagge besteht aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf azurblauem Hintergrund. Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen. Heute ist sie vor allem als Symbol der Europäischen Union bekannt. Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell ein Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adaption der Flagge durch die EG 1986 und der Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert. In der amtlichen Erläuterung des Beschlusses des Ministerkomitees des Europarates vom 9. Dezember 1955 zur Annahme der Flagge heißt es zur Symbolik:
„Gegen den blauen Himmel der westlichen Welt stellen die Sterne die Völker Europas in einem Kreis, dem Zeichen der Einheit, dar. Die Zahl der Sterne ist unveränderlich auf zwölf festgesetzt, diese Zahl versinnbildlicht die Vollkommenheit und die Vollständigkeit … Wie die zwölf Zeichen des Tierkreises das gesamte Universum verkörpern, so stellen die zwölf goldenen Sterne alle Völker Europas dar, auch diejenigen, welche an dem Aufbau Europas in Einheit und Frieden noch nicht teilnehmen können.“
6. Juni - Einige Wochen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wird das deutsche Bundesumweltministerium eingerichtet. Der Entstehung eines eigenen Bundesministeriums waren schon zu Beginn der 1970er Jahre einige Aktivitäten in Sachen Umweltschutz vorausgegangen. Dazu gehörten das 1971 beschlossene Umweltprogramm der Bundesregierung sowie zentrale Gesetzeswerke wie das Abfallbeseitigungsgesetz von 1972 und das Bundesimmissionsschutzgesetz von 1974. Zu diesem Zeitpunkt war der Umweltschutz auf die Ressorts von Innen-, Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium verteilt. Auslöser für ein Umweltministerium war jedoch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. So wurde das Ministerium am 6. Juni 1986 gegründet, etwa fünf Wochen nach Tschernobyl. Die damalige Bundesregierung wollte mit diesem Schritt die Zuständigkeiten auf diesem Sektor unter einem neuen Minister zusammenfassen, um den umweltpolitischen Herausforderungen besser entgegentreten zu können. W
7. Juni - Um die 100.000 Menschen demonstrierten an diversen Orten Deutschlands gegen die elektrische Nutzung der Atomkraft. Die Proteste richteten sich hauptsächlich gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf. Dort wurden die zumeist friedlichen Demonstranten von der Polizei mit Wasserwerfern und Reizgas auseinandergetrieben.
13. August - Bundesdeutsche Wissenschaftler stellen fest: Das berühmte Gemälde "Mann mit Goldhelm" ist nicht von Rembrandt, sondern von einem seiner Schüler gemalt worden. Es wurde nicht sicher nachgewiesen, aber es existiert die Hypothese, dass es von dem aus Augsburg stammenden Maler Johann Ulrich Mayr, der zeitweise in Rembrandts Werkstatt arbeitete, angefertigt wurde, da der Helm aus einer Augsburger Waffenschmiede stamme. W
21. August - Gegen 21:30 Uhr setzte der Nyos-See schlagartig rund 1,6 Millionen Tonnen CO² frei. Das Gas strömte in nördliche Richtung in zwei naheliegende Täler und tötete Menschen und Tiere in bis zu 27 km Entfernung vom See. Etwa 1700 Menschen und Tausende von Tieren starben. Der Nyos-See ist ein Kratersee, er befindet sich in einem alten Vulkankrater im Oku-Vulkangebiet. Der Nyos-See ist einer von drei Seen auf der Welt, von denen man weiß, dass sie mit Kohlenstoffdioxid gesättigt sind. Bereits im Jahr 1984 hatte es am Manoun-See in ca 100 km Entfernung auch in Kamerun gelegen, eine plötzliche Ausgasung von Kohlenstoffdioxid gegeben, bei der 37 Menschen ums Leben kamen und welche die Wissenschaft lange Zeit vor ein Rätsel stellte. Eine Magmakammer unter dem Gebiet der Seen ist die Quelle von Kohlenstoffdioxid, welches durch den Seeboden nach oben steigt. So lösen sich jährlich schätzungsweise 90.000 Tonnen CO² im Wasser des Sees. Das Wasser im Nyos-See ist thermisch geschichtet: Schichten von warmem Wasser an der Oberfläche liegen über kalten, dichteren Schichten am Seeboden. Bei einem Druck von circa 20 bar in 200 m Tiefe kann das kalte Wasser mehr als zehnmal so viel CO² speichern wie das Oberflächenwasser. Die ständige Gaszufuhr aus dem Untergrund führt mit der Zeit zu einem hohen Gehalt an CO² im Tiefenwasser. Wenn dann ein Ereignis wie z. B. ein Erdrutsch, ein kleines Erdbeben, vulkanische Aktivitäten oder ein spontanes Ausgasen aufgrund beginnender Übersättigung die Wasserschichten durchmischt, werden große Wassermengen durch Druckentlastung und Temperaturänderung schlagartig übersättigt und gasen CO² aus. Das Gas-Wasser-Gemisch ist spezifisch leichter als das umgebende Wasser und schießt nach oben. Dieser sich selbst verstärkende Prozess führt zu weiterer Druckentlastung, und so strömen in kurzer Zeit große Mengen von CO² aus dem Wasser aus. Da CO² schwerer als Luft ist, sammelt sich das Gas am Boden und fließt als unsichtbarer Gas-Strom durch die umliegenden Niederungen. Eine Anreicherung in der Luft von 5 % führt zur Bewusstlosigkeit, ein Anteil von 8 % führt innerhalb kurzer Zeit zum Tode.
6. September - In Köln wird der damals größte Museums-Neubau der Bundesrepublik eröffnet. Das unmittelbar südöstlich des Kölner Doms und Hauptbahnhofs gelegene Museum beherbergt neben seiner Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst auch das Agfa Foto-Historama (eine Sammlung historischer Fotografie). Der erste Stock mit Werken von Pablo Picasso über Lucio Fontana bis Joseph Beuys wird „als Scharnier zwischen europäischer Moderne, amerikanischer Spätmoderne und Minimalismus“ betrachtet. Das Museum verfügt über eine Ausstellungsfläche von rund 8.000 m². Es ist eines der bedeutenden europäischen Museen für die Kunst der Gegenwart.
W Bild: Roland Unger
18. September - Die "Neue Heimat" wurde für eine Deutsche Mark verkauft. Der Berliner Großbäcker Horst Schießer erwarb das gewerkschaftseigene Wohnungsbauunternehmen, dessen Schulden um die 17 Mrd. Deutsche Mark betrugen, zu diesem symbolischen Preis. Wenig später wurde der Handel rückgängig gemacht, da das Sanierungskonzept scheiterte. W
9. Oktober - Das Musical "Das Phantom der Oper" von Andrew Lloyd Webber wurde im "Her Majesty's Theatre" in London uraufgeführt. Die Premiere war ein großer Erfolg. 1988 wurde das Musical mit sieben "Tony Awards" für das "Beste Musical", die "Beste Regie", das "Beste Licht-Design", das "Beste Bühnenbild" und die "Besten Kostüme" ausgezeichnet. Judy Kaye und Michael Crawford wurden als "Beste Darsteller" ausgezeichnet. Andrew Lloyd Webber hatte die Vorlage für das Musical, den Roman von Gaston Leroux 1984, entdeckt. Seit 1988 bemühen sich zahlreiche Musical-Theater der Welt um die Aufführungsrechte. Die deutsche Erstaufführung fand 1990 im Theater "Neue Flora" in Hamburg statt.
In Westberliner Telefonzellen werden Stasi-Abhörgeräte entdeckt.
1. November - Am Rhein kommt es zur größten Umweltkatastrophe die dieser Fluss je erlebt hat: Bei einem Großbrand auf dem Gelände des Basler Chemiekonzerns Sandoz werden giftige Chemikalien mit dem Löschwasser in den Rhein gespült - mit der Folge, dass der gesamte Oberrhein vergiftet und sämtliches Leben in ihm zerstört wird.
5. November - Die DENIC lässt den Datensatz .de für die Internet-Kennung in der IANA-Datenbank anlegen. Nach Einführung wurde die Top-Level-Domain zunächst durch die Universität Dortmund verwaltet. Dieser folgte ab 1994 die Universität Karlsruhe, die einen Vertrag mit dem sogenannten Interessenverbund Deutsches Network Information Center (IV-DENIC) unterhielt. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage nach .de-Domains wurde bereits im Dezember 1996 eine Genossenschaft gegründet, um einen zuverlässigen Rechtsrahmen für den Betrieb der deutschen Top-Level-Domain zu schaffen. Im Gegensatz zu anderen Organisationen, beispielsweise Verisign für .com und .net, wurde die DENIC von Anfang an als gemeinnützige Organisation konzipiert. Nach Einrichtung einer Geschäftsstelle in Frankfurt am Main bis Juli 1997 übernahm die DENIC schrittweise alle mit .de in Verbindung stehenden Aufgaben. Die offizielle Übernahme der Top-Level-Domain durch die DENIC erfolgte dann zum 1. Januar 1999, im Oktober des Jahres wurde die einmillionste .de-Domain registriert. Binnen zwei Jahren stieg die Anzahl der .de-Domains von einer auf fünf Millionen bei inzwischen mehr als 150 Mitgliedern. Das Wachstum flachte in der Folgezeit ab, pendelte sich aber auf einem relativ stabilen Niveau von durchschnittlich einer Million pro Jahr ein. W Bild: Public Domain
16. November - Die Bergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander erreichen den Gipfel des Lhotse. Messner ist damit der erste Alpinist, der alle vierzehn Achttausender ohne Sauerstoffflasche erklettert hat.
14. Dezember - Richard Glenn „Dick“ Rutan - amerikanischer Testpilot. und Jeana Yeager starteten zusammen am 14. Dezember 1986 mit mit der "Voyager" zur ersten "Nonstop -Weltumrundung ohne Auftanken und Zwischenlanden". Sie flogen in über 9 Tagen, 3 Minuten und 44 Sekunden eine Strecke von 42.120 Kilometer. Nach Ende des Rekordflugs verblieben noch lediglich 32 l Treibstoff im Haupttank. Der zweimotorige Mitteldecker in Canard-Auslegung war für zwei Piloten eingerichtet, die sich während des Fluges abwechselten. Zu Beginn des Fluges arbeiteten beide Triebwerke. Mit Abnahme der Kraftstoffmenge und damit des Flugzeuggewichtes wurde der vordere Motor dann abgestellt. Das Flugzeug besteht hauptsächlich aus CFK mit einer verstärkenden Schicht aus Hexel Honeycomb, einer Wabenstruktur. Durch diese Konstruktion ist fast jedes Teil des Flugzeugs als Treibstofftank ausgebildet. Das Fahrwerk verfügte aus Gewichtsgründen lediglich über eine manuelle Betätigung. Zur Navigation war das Flugzeug mit einem Omega-Navigationsgerät sowie einem damals neuen GPS-Empfänger ausgestattet, welcher jedoch aufgrund noch nicht gestarteter Satelliten nur ca. 4 h am Tage benutzt werden konnte. Zusätzlich war ein Wetterradar in der Nase des rechten Auslegers installiert. Vier Tage nach diesem historischen Flug wurde er von dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan mit der Presidential Citizens Medal of Honor in einer speziellen Zeremonie ausgezeichnet. W Bild: Public Domain
Das Ende der Diktatur auf den Philippinen wird durch Corazón Aquino, die das Vermächtnis ihres im Vorjahr von Marcos Schergen ermordeten Mannes zu erfüllen gedenkt, mit ihrem Wahlsieg und dem Sturz des mit Kriegsrecht herrschenden Ferdinand Marcos herbeigeführt, der in amerikanisches Exil flieht.
Die DDR erkennt auf seinem Hoheitsgebiet Euroschecks als Zahlungsmittel an. Mit der Bundesrepublik wird ein Kulturabkommen vereinbart, über das 12 Jahre lang verhandelt worden war.
Die erste innerdeutsche Städtepartnerschaft wird zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt geschlossen.
Das mit 17 mrd DM verschuldete Wohnungsbauunternehmen Neue Heimat wird dem DGB für DM 1,- vom Berliner Großbäcker Horst Schiesser abgekauft. Als die Gläubigerbanken sein Sanierungskonzept ablehnen, kauft der DGB das Unternehmen zurück.
Die ARD startet das Satelliten- und Kabelprogramm "1 Plus".
Am 26. April - explodiert um 01:23 Ortszeit Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl beim ukrainischen Kiew aufgrund einer Kette von Bedienfehlern während eines Testlaufs und löst die bis heute größte zivile Atomkatastrophe (GAU) aus (die größten militärischen sind die Abwürfe von Atombomben in Japan 1945 und die unzähligen über- und unterirdischen Versuchszündungen der Nachkriegszeit).
Der Geschwindigkeitsrekord für Fahrräder wird auf 105,4 km/h getrieben.
Die Firma COMPAQ führt noch vor IBM den Intel 80386 Microprozessor in ihre Computer ein.
Die Raumsonde VOYAGER 2 fliegt am Uranus vorbei, nimmt Messungen und Bilder auf, und funkt die Daten zur Erde.
Die Russen schießen mit MIR die erste ständig bemannte Raumstation
in eine Erdumlaufbahn.
Der Atomphysiker, Regimekritiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow wurde auf Weisung des sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow rehabilitiert und durfte wieder nach Moskau zurückkehren. Wegen kritischer Äußerungen war er 1980 von seinem Posten entfernt und nach Gorki verbannt worden. Sacharow war maßgeblich an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt und setzte sich öffentlich für politische Gefangene in der Sowjetunion ein. 1968 wurde sein Buch "Gedanken über den Fortschritt der friedlichen Koexistenz und geistige Freiheit" im Westen veröffentlicht. Zwei Jahre später gründete Sacharow ein Komitee für Menschenrechte in der UdSSR und wurde 1975 für sein Engagement mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
1987
3. Januar - Aretha Franklin wird als erste Frau in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Sie wird auch die „First Lady of Soul“ oder „Queen of Soul“ genannt. In der 2008 von der Musikzeitschrift Rolling Stone veröffentlichten Liste Die 100 besten Sänger aller Zeiten steht sie auf dem ersten Platz. 1956 erschien ihre erste LP, ein Gospel-Album. Im Alter von 18 Jahren begann sie, neben der Gospelmusik auch Popmusik aufzunehmen. Bei Columbia Records wurde 1960 ihre erste Pop-Platte veröffentlicht. Die LP blieb zwar ohne Erfolg, doch eröffnete sie ihr eine neue Karriere als Clubsängerin. 1967 wechselte sie zu Atlantic Records und schaffte dort den Durchbruch gleich mit ihrer ersten Single I Never Loved A Man (The Way I Love You), die sich über eine Million Mal verkaufte. Mit dem Song Respect wurde sie Ende der 1960er Jahre endgültig zu einer der Ikonen der schwarzen Musik in den USA. Ihre erfolgreichsten Alben wurden Jump To It, Who’s Zoomin’ Who, und A Rose Is Still A Rose. In ihren Arista-Jahren nahm sie viele Duette auf, unter anderem I knew you were waiting for me mit George Michael, Sisters are doing it for themselves mit Annie Lennox von den Eurythmics, Gimme Your Love mit James Brown und Through The Storm mit Elton John. 1998 sprang sie gar für Luciano Pavarotti ein und sang Puccinis Opernarie Nessun dorma. W
17. Januar - Einer deutschen Forschergruppe des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie unter Leitung von Hans Fricke gelang es erstmals, den Quastenflosser in seinem natürlichen Lebensraum vor den Komoren zu beobachten. Dabei entdeckten der Tauchbootpilot Jürgen Schauer und der Münchner Biologiestudent Olaf Reinicke vom Tauchboot Geo aus in 198 Metern Tauchtiefe den ersten Quastenflosser in seinem natürlichen Lebensraum. Man nahm an, dass sie vor über 350 Millionen Jahren im Devon entstanden waren und gegen Ende der Kreidezeit ausstarben. W
28. Januar - Michail Gorbatschow fordert in seiner Rede und Schlusswort auf dem Plenum des ZK der KPdSU Reformen: den Beginn von Perestroika und Glasnost. Im März 1987 wurde das Reformkonzept weiter entwickelt. In der Plenarsitzung des Zentralkomitees der KPdSU im Juni 1987 stellte Gorbatschow seine „Grundthesen“ vor, welche die politische Grundlage der wirtschaftlichen Reformen darstellen. Im Juli 1987 war im ZK der Vorbereitungsprozess weitgehend abgeschlossen, die Gesetze wurden danach auf den Weg gebracht. W
Das Bonner Landgericht verurteilt die ehemaligen Wirtschaftsminister Hans Fridrichs und Otto Graf Lambsdorff sowie den bisherigen Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch zu hohen Geldstrafen. Sie hatten Parteispenden am Fiskus vorbei in die Kassen der politischen Parteien geschleust. W
6. März - Das Fährschiff "Herald of Free Enterprise" verließ den Hafen der belgischen Stadt Zeebrügge mit offenem Bugtor. Kurz nach dem Ablegen kam es zur Katastrophe: Wasser strömte durch das Bugtor ein und brachte das Schiff innerhalb kurzer Zeit zum Kentern. Obwohl Minuten später die ersten Helfer eintrafen, konnten nur wenige der Passagiere, die in die eisigen Kanalfluten gefallen waren, gerettet werden. Viele der insgesamt 193 Opfer waren durch den Kälteschock innerhalb von Sekunden tot. Der Unfall führte zu grundlegenden Diskussionen über die Sicherheit von Fährschiffen. Heute unterliegen alle Reedereien einem einheitlichen Sicherheitssystem nach dem internationalen ISM-Code W
31. März - Bei einer Auktion von "Christie's" in London ersteigerte ein Sammler das Bild "Sonnenblumen" des holländischen Malers Vincent van Gogh durch die Rekordsumme von 72,5 Millionen Mark. Im November desselben Jahres wurden van Goghs "Schwertlilien" für 90 Millionen Mark verkauft. Vincent (Willem) van Gogh gilt als der bekannteste holländische Maler nach Rembrandt. Er beeinflusste die Herausbildung des Expressionismus in der modernen Kunst. Unter seinen 463 Werken sind zahlreiche Selbstporträts. Der Maler Vincent van Gogh Vincent wurde am 30. März 1853 im niederländischen Dorf Groot-Zundert geboren. Weil seine Malerei dem damaligen Kunstgeschmack widersprach, konnte er keines seiner Bilder verkaufen. W
19. April - Die von Matt Groening geschaffenen Zeichentrickfiguren "Die Simpsons" haben in einem Kurzfilm in der Tracey Ullman Show ihren ersten Auftritt im amerikanischen Fernsehen. Die Serie ist die am längsten laufende US-Zeichentrickserie; bisher entstanden über 460 Episoden. Ende Juli 2007 erschien außerdem der Kinofilm Die Simpsons – Der Film. Daneben erscheinen auch Comics und Computerspiele mit den Simpsons. W Bild: Steve Jurvetson
28. Mai - Mathias Rust, ein deutscher Privatpilot landet am 28. Mai 1987 im Alter von 18 Jahren mit einem Flugzeug vom Typ Cessna 172 P auf einer Brücke unweit des Roten Platzes in Moskau. Rust mietete die Cessna 172 P eines Hamburger Luftsportvereins und startete in Hamburg-Fuhlsbüttel. Rust flog in den folgenden Tagen nach Keflavík (Island), nahe Reykjavík, dem Ort des gescheiterten Gipfeltreffens von Ronald Reagan und Michail Gorbatschow im Jahr 1986. Anschließend flog er über Bergen (Norwegen) nach Finnland, wo er auf dem Flughafen Malmi in Helsinki am 25. Mai 1987 landete. Von dort aus flog er am 28. Mai über die finnisch-sowjetische Grenze Richtung Leningrad und folgte von dort der Eisenbahnlinie nach Moskau. Er wurde dabei frühzeitig von der sowjetischen Luftverteidigung (PWO) erfasst. Eine unmittelbare Abwehrreaktion blieb aus. Im Fernsehen ausgestrahlte Beiträge zeigten parallel mitfliegende MiG-23-Kampfflugzeuge. Entscheidungen wurden nicht getroffen, und Rust erreichte schließlich nach etwa fünfeinhalbstündigem Flug Moskau, wo er gegen 18:15 Uhr mehrere Runden über dem Roten Platz und dem Kreml drehte. Da auf dem Platz zu viele Menschen waren, musste er gegen 18:40 Uhr auf der nahen Großen Moskwa-Brücke landen. Auf dem Parkplatz für Reisebusse am Wassili-Abhang (Wassilewski spusk) neben der Basilius-Kathedrale direkt am Roten Platz brachte er das Flugzeug zum Stehen. Sein Flug löste internationale Aufmerksamkeit aus und führte zu innenpolitischen Konsequenzen in der Sowjetunion. Verteidigungsminister Sergei Sokolow und der Chef der sowjetischen Luftverteidigung, Alexander Koldunow, wurden von Michail Gorbatschow verantwortlich gemacht und „auf eigenen Wunsch in den wohlverdienten, frühzeitigen Ruhestand“ entlassen. Zudem nutzte Gorbatschow das Ereignis, sich von über 300 weiteren perestroika- und glasnostfeindlich eingestellten Generälen zu trennen. Nach der Landung wurde Rust von Mitarbeitern des sowjetischen Geheimdienstes KGB festgenommen. Am 2. September 1987 begann sein Prozess vor dem Obersten Gerichtshof. Er wurde am 4. September zu vier Jahren Arbeitslager wegen illegaler Einreise, Verletzung internationaler Flugverkehrsvorschriften und schweren Rowdytums verurteilt. Nach der Verbüßung einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten im Lefortowo-Gefängnis in Moskau wurde er am 3. August 1988 infolge einer Begnadigung durch den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Andrei Gromyko, vorzeitig aus der Haft entlassen, musste auf Anordnung unverzüglich die Sowjetunion verlassen und nach Deutschland zurückkehren. W
4. Juli - Der ehemalige SS-Untersturmführer Klaus Barbie, auch als "Schlächter von Lyon" bezeichnet, wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt. Er veranlasste die Deportation von tausenden Juden in polnische Konzentrationslager und liess Résistance-Mitglieder foltern und ermorden. Zwischen 1944 und 1947 tauchte er unter. Von 1947 bis 1951 arbeitete er als amerikanischer Agent in Deutschland und wanderte dann mit amerikanischer Hilfe nach Bolivien aus. Dort war er zunächst als Geschäftsmann und ab 1964 als Berater der Militärregierung tätig. 1983 wurde er an Frankreich ausgeliefert. 1991 verstarb er in Haft.
11. Juli - In Zagreb erblickt Matej Gaspar, stellvertretend für den fünfmilliardsten Menschen auf dem Planeten, das Licht der Welt. Ihre erste Milliarde erreichte die Weltbevölkerung im Jahr 1800, die zweite 130 Jahre später im Jahr 1930 und die dritte bereits 30 Jahre später im Jahr 1960. Das Ungleichgewicht zwischen erster und dritter Welt, also zwischen arm und reich, verschärft sich immer weiter. Mit einem weiteren Wachstum der Bevölkerung steigt auch die politische, finanzielle und wirtschaftliche Instabilität. Als Massnahmen zur Bevölkerungskontrolle werden Familienplanung, sozio-ökonomische Druckmittel und zwangsmässige Fruchtbarkeitsbeschränkung diskutiert. W
Verurteilte das Bonner Landgericht die ehemaligen Wirtschaftsminister Hans Fridrichs und Otto Graf Lambsdorff sowie den bisherigen Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch zu hohen Geldstrafen. Sie hatten Parteispenden am Fiskus vorbei in die Kassen der politischen Parteien geschleust.
17. August - Der frühere Hitler-Stellvertreter und letzte Häftling im Kriegsverbrechergefängnis Spandau, Rudolf Heß, tötet sich nach Angaben der Gefängnisleitung selbst. Seine Familie äußert Zweifel zum ersten Obduktionsbericht vom selben Tag und bezweifelt einen Suizid.
30. August - Bei den Leichtathlethik-Weltmeisterschaften in Rom stellte der kanadische Läufer Ben Johnson mit 9,83 Sekunden auf 100 Meter einen neuen Weltrekord auf. Nachträglich wurde Johnson der Rekord aberkannt, als ihm nach seinem Olympia-Sieg in Seoul 1988 das Doping mit Anabolika nachgewiesen wurde. Dort hatte er seine Zeit vom Vorjahr noch einmal um vier Sekunden unterboten. Der Rat des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) belegte den Sportler mit einer lebenslangen Sperre, gegen die Johnson erfolglos vor einem Gericht in Ontario klagte. Ebenfalls wurde vom IAAF sein Antrag auf Teilnahme an der WM in Sevilla 1999 abgelehnt, obwohl dieser von 70 Parlamentariern seines Landes unterstützt wurde. W
Am 11. September werden die 20 Uhr Nachrichten der ARD zum letzten Mal von Karl-Heinz Köpcke verlesen. Köpcke, der sich 64-jährig in den Ruhestand verabschiedete, hatte die Nachrichten im Laufe von 28 Jahren rund 5000 mal gesprochen - was ihm den Ehrentitel "Mr. Tagesschau" einbrachte. W
16. September - Das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht wird unterzeichnet. Es tritt am 1. Januar 1989 in Kraft. Die Staaten bekennen sich im Montrealer Protokoll zu ihrer Verpflichtung, „geeignete Maßnahmen zu treffen, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor schädlichen Auswirkungen zu schützen, die durch menschliche Tätigkeiten, welche die Ozonschicht verändern, wahrscheinlich verändern, verursacht werden oder wahrscheinlich verursacht werden“ Mit der Ratifizierung durch Timor-Leste waren am 16. September 2009 das Wiener Übereinkommen und das Montreal Protokoll die ersten Vertragswerke in der Geschichte der Vereinten Nationen, die von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert worden sind. W Bild: Public Domain
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" deckte die so genannten Barschel-Affäre auf. Einen Tag vor der Wahl im Bundesland Schleswig-Holstein hatte das Hamburger Magazin gemeldet, dass Ministerpräsident Uwe Barschel den Spitzenkandidaten der Sozialdemokratischen Partei (SPD), Björn Engholm, hatte bespitzeln lassen. Die Christlich Demokratische Union (CDU) verlor am Tag nach der Meldung die absolute Mehrheit im Kieler Landtag. Fünf Tage nach der Wahl wies Barschel in einer Pressekonferenz alle Vorwürfe zurück. Wenige Wochen nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident wurde er tot in der Badewanne seines Hotelzimmers in Genf gefunden. Die Umstände seines Todes wurden nie aufgeklärt. 1998 wurden die Ermittlungen schließlich eingestellt. W
19. November - Die Hausbesetzer der Hafenstraße im Hamburger Stadtteil St. Pauli hatten die Befestigungsanlagen nach Forderung des Senats der Freien Hansestadt Hamburg entfernt. Der Senat reagierte darauf mit der Bereitschaft, mit einem Pachtvertrag den Bewohnern das Bleiben zu legalisieren. Die Mietverträge wurden geschlossen. W
Die Welt gerät über die Entwicklung in der UdSSR erst in Erstaunen, dann mehr und mehr in Euphorie. Michail "Gorbi" Gorbatschow hat mit "Glasnost" und "Perestroika" begonnen, die Sowjetunion radikal zu reformieren. Der sowjetische Parteichef Gorbatschow und US Präsident Reagan unterzeichnen den INF-Vertrag, der die Verschrottung von 2.000 Raketenwaffen auf beiden Seiten zum Inhalt hat.
2. September - In Moskau wurde erstmals ein Prozess vor der Weltöffentlichkeit geführt. Gegen den 19jährigen bundesdeutschen Sportflieger Mathias Rust wurde Anklage wegen Rowdytums und Grenzverletzung erhoben. Rust war am 28. Mai 1987 mit seiner Cesna 172, von allen Radarsystemen der sowjetischen Flugabwehr unbemerkt, nach 800 Kilometern Flug durch sowjetisches Gebiet auf dem Roten Platz in Moskau gelandet. Der junge "Kremlflieger" gab an, in einer Friedensmission unterwegs zu sein. Die Aktion hatte weit reichende Konsequenzen: Der Chef der Luftabwehr sowie Verteidigungsminister Sokolow wurden ihres Amtes enthoben, Rust wurde zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Nach diplomatischen Bemühungen W
Mit einer halben Million Interviewern läuft eine von Datenschützern heftig umstrittene Volkszählung ab, bei der man neben dem Zählen des Volkes auch noch Verhaltensmuster erforschen will, angeblich um den Wohnungs- und Straßenbau effizienter planen zu können.
8. Dezember - In Washington unterzeichnen US-Präsident Reagan und der sowjetische Generalsekretär Gorbatschow den INF-Vertrag, der die Vernichtung von "Intermediate-Range Nuclear Forces" beschließt. Der Vertrag bezieht sich auf alle land- und seegestützten Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 km. Mit einer Frist von drei Jahren verpflichten sich die USA zur Abrüstung von 859 Raketen und die Sowjetunion zur Abrüstung von 1752 Raketen. Erstmals in der Geschichte wird tatsächlich Waffenpotential vermindert. Zugleich werden die seit 1982 mit Unterbrechungen geführten Verhandlungen zum START-Vertrag wiederaufgenommen, der schließlich am 31. Juli 1991 in Moskau von George Bush und Michail Gorbatschow unterzeichnet wird. W Bild: Public Domain
15. Dezember - Der Bau des Eurotunnels beginnt mit den Bohrungen auf der englischen Seite, am 28. September 1988 erfolgte der Start der Arbeiten in Frankreich. Der Eurotunnel, auch Kanaltunnel genannt, ist ein 50 km langer Eisenbahntunnel unter der hier 38 km breiten Straße von Dover zwischen Folkestone in Kent (Vereinigtes Königreich) und Coquelles nahe Calais (Frankreich). Gebaut wurde der Tunnel auf Drängen der Premierministerin Margaret Thatcher ohne staatliche Zuschüsse. Auf der englischen Seite wurden fast vier Millionen Kubikmeter Kreide ausgegraben, wovon ein großer Teil unter der Shakespeare-Klippe nahe Folkestone ins Meer geschüttet wurde, um 36 Hektar Land zu gewinnen. Die so entstandene Landzunge Samphire Hoe befindet sich im Eigentum der Groupe Eurotunnel. Das lange geplante und sehr kostspielige Tunnelbauprojekt von drei europäischen Ländern, dem einige fehlgeschlagene historische Baupläne vorangingen, wurde 1994 vollendet. Die Baukosten waren mit 15 Milliarden Euro doppelt so hoch wie ursprünglich geplant. W
In beiden Berlin feiert man das 750jährige Bestehen der Stadt seit Gründung von Berlin-Spandau 1237. Direkt an der Mauer (West) gibt es das Rock-"Concert for Berlin". Direkt hinter der Mauer (Ost) werden Tausende von zuhörenden Fans durch die Volkspolizei verfolgt, einige verhaftet. Der Ruf nach Beseitigung der Mauer wird laut.
Die See-Untüchtigkeit von modernen Fährschiffen in Krisensituationen wird deutlich durch das Kentern der Kanalfähre "Herald of Free Enterprise" mit fast 200 Toten, als das Schiff ablegt, bevor die Bugklappe geschlossen ist. Das Schiff läuft sofort voll und kentert.
Mit Steffi Graf erreichte erstmals eine deutsche Tennisspielerin die Spitze der Tennis-Weltrangliste. Mit einem Sieg über die US-Amerikanerin Chris Evert verdrängte die aus Brühl stammende Steffi Graf Tennisikone Martina Navratilova vom ersten Platz. Navratilova hatte die Weltrangliste seit 1985 ununterbrochen angeführt. Bei dem Spiel in Manhattan Beach bei Los Angeles gewann Steffi Graf mit 6:3 und 6:4 gegen Chris Evert. Erst nach dem Spiel erfuhr Graf von ihrem Vater, dass sie nun auf Platz Eins der Weltrangliste stand. Mit einem Rekord von 186 Wochen hielt sie die Position bis März 1991, bevor sie den Titel an Monica Seles abgeben musste. Am 13. August 1999 beendete Steffi Graf offiziell ihre aktive Laufbahn als Tennisspielerin. W Bild: YouTube Filmausschnitt
Die USA beginnen mit dem Aufbau des GPS (Global Positioning System), das nicht nur die hochpräzise Vermessung der Erde, sondern auch eine kontinuierliche quasi unterbrechungsfreie Ortung beliebiger mit geeigneten Empfängern/Sendern versehener Objekte erlaubt. Der Endausbau wird 1990 insgesamt 18 GPS-Satelliten in 20 km hohen Umlaufbahnen umfassen. Mit reiner Softwaretechnik wird das GPS Meter- oder cm-Genauigkeit liefern, je nach Zugangsberechtigung (militärisch, zivil) und evtl. Krisensituation (Krieg - aus Sicht der Betreiber - oder nicht).
Apple bringt mit dem Macintosh den mit Abstand leistungsfähigsten PC auf den Markt, der allerdings nicht kompatibel mit den PCs von IBM und deren Kompatiblen ist.
Erstmals wird ein Verbrechen aufgrund des genetischen Fingerabdrucks des Täters aufgeklärt.
Gestorben:
1.2.: der Schauspieler Gustav Knuth (*1901);
10.2: der Showmaster Hans Rosenthal (*1925);
22.2.: der Popkünstler Andy Warhol (*1928).
13.3.: der Zoologe und TV-Moderator Bernhard Grzimek (*1909);
15.5.: die Schauspielerin Rita Hayworth (*1918);
17.8.: Adolf Hitlers ehem. Stellvertreter Rudolf Heß (Selbstmord im Spandauer Gefängnis für Kriegsverbrecher, *1894);
11.10. der ehem. schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel (vermuteter Selbstmord, *1944);
1988
1. Januar - Die Letzte Zapfsäule in Deutschland auf bleifreies Normalbenzin umgestellt.
14. Januar - Das Ministerium für Umwelt der Bundesrepublik beauftragte die Landesregierung des Landes Hessen, einer Hanauer Nuklearfabrik die Betriebsgenehmigung zu entziehen. Vom Brennelemente-Hersteller Nukem waren Schmiergelder der Tochterfirma Transnuclear gebilligt und Behältnisse mit Atommüll falsch deklariert worden. Parallel tauchten Gerüchte über eine Explosion bei Nukem auf, bei der Fässer mit radioaktivem Inhalt durch die Luft geflogen seien. Die in den 80er Jahren sehr aktiven Atomkraft-Gegner fanden in dem Nukem-Skandal ein weiteres Argument gegen die Atomindustrie, und die Diskussion um einen Ausstieg aus der Nuklearenergie wurde erneut aufgenommen. W
1. März - Das Bundesland Nordrhein-Westfalen beginnt, ausgewählten Heroinsüchtigen die Ersatz-Droge Methadon zu verabreichen. Nordrhein-Westfalen wollte mit diesem für die Bundesrepublik bisher einzigartigen Versuch den körperlichen Verfall der Drogensüchtigen bremsen.
9. März - Der erste Film des Komikers Loriot (Vicco von Bülow) feiert gleichzeitig in Ost- und West-Berlin Premiere. "Ödipussi" erzählt die Geschichte des schrulligen Polstermöbelgeschäftsführer Winkelmann (Loriot), der im Alter von 56 Jahren noch mit seiner dominanten Frau Mama zusammenwohnt - bis er auf die Diplompsychologin Margarethe Tietze (Evelyn Hamann) trifft, ihrerseits Tochter einer bestimmenden Mutter. Die beiden "Spätnestflüchtlinge" ziehen sich in ein italienisches Hotel zurück, natürlich nicht ohne in die für Loriot so typischen skurrilen Verstrickungen des Lebens zu geraten. Seinen Höhepunkt findet der Film im Zusammentreffen der beiden herrschsüchtigen Mütter. W
13. März - In Japan wird der 54 km lange Seikan-Tunnel zwischen den Inseln Honshū und Hokkaido in Betrieb genommen. Es handelt sich um den, bis dato, längsten Eisenbahntunnel der Welt. W Bild: www.demis.nl
12. April - Die US-Patentbehörde genehmigte das erste Patent für ein genmanipulierte höheres Lebenswesen. Die sog. Genmaus oder transgene Maus sollte mit ihren manipulierten Erbanlagen - jede Körperzelle besitzt das Erbmaterial eines anderen Organismus - zur gezielten Züchtung gegen bestimmte Krankheitserreger eingesetzt werden.
12. April - Bernardo Bertoluccis Film "Der letzte Kaiser" wurde mit neun Oscars prämiert. Zum ersten Mal in der Geschichte der Preisverleihung erhielt ein Film alle Oscars, für die er vorher nominiert worden war. Der Film erzählt die Lebensgeschichte des letzten chinesischen Kaisers Pu-Yi, beginnend mit seiner Kindheit bis zur Vertreibung aus der "verbotenen Stadt" und seinem Lebensabend als einfacher Gärtner. W
Der immer blutiger gewordenen Erste Golfkrieg (seit 1980; nach dem Indochina-Krieg einer der längsten und blutigsten lokalen Kriege des 20.Jhdt.) zwischen dem Irak und dem Iran wird im August mit einem Waffenstillstand de facto unentschieden beendet.
Zum neuen Präsidenten der USA wird George Bush gewählt.
In Erfüllung des INF-Vertrages von 1987 ziehen die Russen 1.500 Raketen aus der DDR und der CSSR ab.
12. Juni - In der eigens dafür errichteten Starlighthalle in Bochum findet die deutschsprachige Erstaufführung des Musicals Starlight Express von Andrew Lloyd Webber statt. Es wird in der Folge das weltweit erfolgreichste Musical an einem festen Standort. Das Stück erzählt den Traum eines Kindes von der Weltmeisterschaft der internationalen Züge. Im Mittelpunkt steht die kleine, liebenswerte, aber eigentlich veraltete Dampflok Rusty und ihr Kampf gegen die eigentlich übermächtigen Gegner in Form der hypermodernen E-Lok Electra und der mächtigen Diesellok Greaseball. Hierbei spielt insbesondere die Liebe zum 1.-Klasse-Waggon Pearl eine besondere Rolle. Denn als diese vor die Entscheidung gestellt wird, mit wem sie die Rennen bestreiten soll, mit Rusty oder Electra, weiß sie nicht, für wen sie sich entscheiden soll. Am Ende gewinnt Rusty sowohl das Rennen als auch Pearl für sich.
1. Juli - Der von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung entwickelte Deutsche Aktienindex DAX wird eingeführt. Er spiegelt die Entwicklung der 30 größten und umsatzstärksten, an der Frankfurter Wertpapierbörse gelisteten Unternehmen wider. Zunächst war der DAX nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den anderen etablierten deutschen Aktienindizes gedacht. Inzwischen hat er diese an Bekanntheit hinter sich gelassen und ist als Leitindex für den deutschen Aktienmarkt national und international etabliert.
2. Juli - Steffi Graf gewann das Endspiel der All England Championships in Wimbledon gegen Martina Navratilova (USA). Die 19jährige Weltranglistenerste aus Brühl war die zweite Deutsche nach Cilly Aussem (1931), die das wichtigste Tennisturnier der Welt gewann. Sie siegte auch bei den anderen drei Grand-Slam-Turnieren in Melbourne, Paris sowie New York und krönte die Saison mit dem Sieg bei den Olympischen Spielen in Seoul. Man sprach vom Golden Slam. Steffi Graf wurde die erfolgreichste Tennisidame aller Zeiten und beendete 1999 ihre außergewöhnliche Karriere.
16. August - Deutschland schaute nach Gladbeck: Zwei Bewaffnete hatten bei einem Überfall Geiseln genommen und waren für über 50 Stunden Mittelpunkt des nationalen Medien-Interesses. Erstmals wird ein Geiseldrama live im stets und ungehindert präsenten Fernsehen übertragen, als die Bankräuber in Gladbeck bei ihrem Raubüberfall scheitern und sich mit den jungen Geiseln zu retten versuchen. Eine der Geiseln stirbt im Polizei-Einsatz. Ein Junge wurde vorher bereits ermordet. Die Medien gerieten wegen ihres Umgangs mit der Affäre in die Kritik. W
28. August - Flugtagunglück von Ramstein: Drei Jets der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori stoßen bei einer Flugshow auf dem Stützpunkt Ramstein Air Base zusammen. Während zwei der Jets im Bereich des Rollfeldes aufprallen, stürzt eine Maschine in die Zuschauermenge. Von den über 300.000 Zuschauern sterben 31 sofort, in der Folge 39 weitere; über 500 werden verletzt. Unglücksursache war augenscheinlich, dass der Solopilot Ivo Nutarelli beim Kunstflugmanöver Durchstoßenes Herz mit seiner Düsenmaschine zu früh (ca. vier Sekunden), zu nah und in zu tiefer Flugbahn den Kreuzungspunkt der Flugfigur erreichte. Dadurch kollidierte die Solomaschine des Typs Aermacchi MB 339 hinten mit dem Führungsflugzeug der von links kommenden Fünferformation. Zahlreiche Fotos und insbesondere Videoaufzeichnungen belegen sogar, dass das Soloflugzeug kurz vor dem Zusammenprall die Kabine der linken Flügelmaschine mit dem hinteren rechten Leitwerk touchiert und dadurch komplett beschädigt hatte. Das Ereignis gehört zu den folgenschwersten Katastrophen dieser Art und hatte weitreichende Konsequenzen für die Organisation des Notfallrettungswesens, die Opfer- und Helfernachsorge sowie die Durchführung von Flugschauen in Deutschland. W
30. August - Auf dem 33. Bundesparteitag der SPD in Münster wurde die Frauenquote beschlossen. Rund 70 Jahre zuvor stand die erste Frau in Deutschland am parlamentarischen Rednerpult. Der Beschluss beinhaltete, dass Frauen bis 1994 in allen Parteigremien und bei allen Mandaten zu mindestens 40 Prozent vertreten sein müssen. 1997 klagte ein Lehrer aus Schwerte gegen das "Gesetz zur Förderung der beruflichen Chancen für Frauen im öffentlichen Dienst" in Nordrhein-Westfalen geklagt, weil seine Bewerbung mit Hinweis auf die vorgeschriebene Bevorzugung von Frauen abgelehnt worden war. Das EU-Gericht in Luxemburg sprach sich grundsätzlich für die Quotenregelung aus, wenn Männer nicht automatisch durch das Gesetz benachteiligt werden.
10. September - Der 19-jährigen deutschen Tennisspielerin Steffi Graf gelang es bei den Internationalen Meisterschaften von Flushing Meadows als erste Deutsche den "Grand Slam" zu gewinnen: die vier wichtigsten Turniersiege innerhalb eines Jahres.
Am 17. September beginnen die Olympischen Spiele in Seoul. Eine Woche später, am 24. September, gewinnt der kanadische Leichtathlet Ben Johnson den 100 Meter-Lauf mit der Rekordzeit von 9,79 Sekunden. Stunden später wird Johnson des Einsatzes von Anabolika überführt, er muss auf die Goldmedaille verzichten und wird zunächst bis 1991 für alle Wettkämpfe gesperrt.
20. September - Die "Rote Armee Fraktion" (RAF) verübte einen Mordanschlag auf den Staatssekretär Hans Tietmeyer. Mit einer Schrotflinte schossen die Täter, die später unter den Namen "Kommando Khaled AKER" bekannt wurden, auf das ungepanzerte Auto des Politikers. Das Attentat scheiterte - Tietmeyer und sein Fahrer blieben unversehrt. Im darauf folgenden Prozess wurde die Mittäterschaft der RAF-Terroristin Birgit Hogefeld von den Richtern als erwiesen angesehen. Das Urteil gegen Hogefeld wurde 1993 teilweise aufgehoben.
2. November - Der Informatiker Robert Tappan Morris setzt den ersten Computerwurm, den „Morris Worm“ für das Internet frei. Der damalige Student der Cornell University wurde am 26. Juli 1989 als Freisetzer des Morris-Wurms identifiziert. Der sogenannte Wurm verbreitete sich unter Ausnutzung von einigen Unix-Diensten, wie z. B. sendmail, finger oder rexec sowie der r-Protokolle. Zwar hat der Wurm keine direkte Schadensroutine, trotzdem legte er wegen seiner aggressiven Weiterverbreitung ca. 6000 Rechner lahm – das entspricht zu dieser Zeit ungefähr 10 % des weltweiten Netzes. Morris wurde am 22. Januar 1990 zu einer Bewährungsstrafe, 400 Stunden sozialer Arbeit und 10.000 US-Dollar Geldstrafe verurteilt. Weiterhin trug Morris die Gerichtskosten in Höhe von etwa 150.000 US-Dollar. W Bild: Trevor Blackwell
8. Dezember - In der Mittagszeit kommt es in der Stadt Remscheid zu einer schrecklichen Katastrophe. Ein Jagdbomber vom Typ Thunderbolt II A 10 verliert wegen schlechter Sicht die Orientierung und stürzt ab. Der Pilot und fünf weitere Personen sterben, zwölf Häuser werden zerstört und einige Autos gehen in Flammen auf. 50 weitere Verletzte werden ins Krankenhaus gebracht. In der "Remscheider Mahnung" fordern Bürgerinnen und Bürger daraufhin die Einstellung aller Tiefflüge. W
Erstmalig in der langen Geschichte des Davis-Cup gewann das deutsche Team den bedeutendsten Mannschaftstitel des Tennissports. Im schwedischen Göteborg besiegten Boris Becker, Carl-Uwe Steeb und Eric Jelen den Gastgeber im Finale des internationalen Team-Wettbewerbs klar mit 4-1. Im Jahr 1985 war das deutsche Team dem selben Gegner noch mit 3-2 unterlegen. Den Erfolg von 1988 konnte die Davis-Cup-Mannschaft im folgenden Jahr wiederholen, als man erneut im Finale auf die Schweden traf und mit einem 3-2-Sieg den Titel verteidigen konnte. Dies ist das erfolgreichste Jahr deutscher Tennisgeschichte (nur noch übertroffen vom zweifachen Sieg in Wimbledon 1989). Boris Becker gewinnt als erster Deutscher das New Yorker Masters-Turnier, und Stefanie "Steffi" Graf gewinnt den "Grand Slam" und obendrein olympisches Gold in Seoul. W
Forscher finden in einer israelischen Höhle fossile Reste eines Homo Sapiens einer überraschend modernen Form. Eine Altersbestimmung fördert die Zahl 92.000 Jahre zutage.
Erstmals wird ein Wirbeltier patentiert: Das US Patent Nummer 47368666 wird für eine gentechnisch manipulierte Maus erteilt, deren genetischer Fingerabdruck mit dem des Muttertieres übereinstimmt.
Der deutsche Hochgeschwindigkeitszug ICE stellt auf der Strecke Fulda-Würzburg mit 406 km/h einen neuen Rekord auf.
21. Dezember - Ein Sprengstoffanschlag libyscher Terroristen führte zum Absturz einer Maschine der amerikanischen Luftfahrtgesellschaft Pan Am über dem schottischen Dorf Lockerbie. Pan Am Flug 103 war von London-Heathrow und auf dem Weg nach New York. Alle 259 Passagiere und Besatzung der Maschine sowie mehrere Einwohner von Lockerbie kamen bei dem Attentat ums Leben. Als Folge des Anschlags verhängten die Vereinten Nationen ein Handels- und Luftfahrtembargo gegen Libyen. Das nordafrikanische Land galt in den Achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts als ein Hauptunterstützer von Terrorgruppen. Am 16. August 2003 übernimmt Libyen, nach mehr als zehn Jahren internationaler Isolation die Verantwortung für diesen Terroranschlag und zahlt bisher 2,7 Milliarden US-Dollar an die Hinterbliebenen. Staatschef Gaddafi ließ zwei des Attentats angeklagte Agenten des libyschen Geheimdienstes an ein internationales Gericht auszuliefern, das einen der Beschuldigten wegen des Anschlags verurteilte.
1989
20. Januar - Der Republikaner George W. Bush wurde als 41. Präsident der USA vereidigt. Gewählt wurde er am 08. November 1988. Damit trat er die Nachfolge Ronald Reagans an. Unter Reagan war er von 1981 an Vizepräsident gewesen. Neuer Außenminister wurde der frühere Finanzminister James Baker, Verteidigungsminister wurde Richard B. Cheney. In Bushs Regierungsjahre 1989-93 fielen u.a. das Ende des Kalten Krieges, die U.S. amerikanische militärische Intervention in Panama im Dezember 1989, ebenso wie der Golfkrieg. Trotz seiner aussenpolitischen Erfolge fielen die innen-und wirtschaftspolitischen Ergebnisse eher schwächer aus. Bei seiner erneuten Kandidatur 1993 unterlag er dem Demokraten Bill Clinton.
14. Februar - Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini erlässt eine "Fatwa" gegen den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie: Der Autor wurde darin zum Tode verurteilt, weil er mit seinem Buch "Die Satanischen Verse" Gotteslästerung begangen habe. Auf die Ermordung Rushdies wurden 10 Millionen Dollar ausgesetzt. Die Fatwa wurde zur schweren Belastung iranisch-britischer und iranisch-europäischer Beziehungen. W
15. Februar - Die letzten sowjetischen Soldaten verlassen Afghanistan. Die Rote Armee war neun Jahre zuvor in diesem Land einmarschiert, um das damalige sozialistische Regime in Kabul zu unterstützen. Internationale Isolation und ein blutiger Befreiungskrieg, in dem die Sowjets rund 14.000 Soldaten verloren, waren die Folge. Zur Ruhe gekommen ist Afghanistan bis heute nicht. W
8. März - Mit Winfried Freudenberg fordert die Berliner Mauer ihr letztes Todesopfer. Zur Vorbereitung seiner Flucht hatte der gelernte Elektroingenieur Winfried Freudenberg eine Arbeitsstelle beim Ost-Berliner Energiekombinat im Bereich der Gasversorgung angenommen. In seiner Wohnung bereitete er zusammen mit seiner Frau einen Ballon vor, der mit Erdgas gefüllt als Fluchtmittel dienen sollte. Nachdem der Wetterbericht günstige Bedingungen für die Nacht vom 7. auf den 8. März 1989 ankündigt hatte, fuhr das Ehepaar zum Gelände einer Reglerstation der Berliner Gasversorgung in der Nähe des S-Bahnhofs Blankenburg. Dort bauten sie den Ballon, der aus mehreren zusammengeklebten Polyethylenfolien bestand, über die ein Trägernetz gespannt war, zusammen und befüllten ihn mit Erdgas. Während der Vorbereitungen wurden sie von einem Passanten beobachtet, der die Volkspolizei verständigte. Der Ballon war nur zur Hälfte gefüllt, so dass er nur das Gewicht einer Person tragen konnte. Winfried Freudenbergs Frau forderte ihn auf, alleine zu fliehen und sie später nachzuholen. Sie selbst verschwand zu Fuß und wurde vor ihrem Wohnhaus festgenommen. Winfried Freudenberg gelangte mit seinem Ballon über die Grenze nach West-Berlin. Er flog mehrere Stunden über West-Berlin, bis er über Berlin-Zehlendorf abstürzte und im Vorgarten einer Villa seinen Verletzungen erlag. W
21. April - Nintendo bringt in Japan die von Gunpei Yokoi entwickelte Handheld-Konsole Game Boy auf den Markt, die sich in der Folge zu einem weltweiten Millionenseller entwickelt. Das vom Russen Alexei Paschitnow erfundene Spiel Tetris ist im Lieferumfang enthalten das damit zu dem meistverkauften Computerspiel aller Zeiten wurde. Im Laufe der darauf folgenden Jahre wurden hunderte verschiedene Spiele für den Game Boy hergestellt. Beliebte Spiele waren unter anderen die Donkey-Kong-, Zelda-, Pokémon- und Super-Mario-Serien.
5. Mai - Die US-Raumsonde Magellan, die am 4. Mai in die Erdumlaufbahn gebracht wurde, startet mit eigenem Antrieb Richtung Venus. Ihre Aufgabe besteht darin, die Oberfläche der Venus zu vermessen und Details über die Gravitationskraft des Planeten zu sammeln. Magellan ist mit einem speziell entwickelten Radarsystem ausgestattet, das es erstmals ermöglicht, die dichten Wolkenfelder auf der Venus zu durchdringen und Bilder von der Oberfläche zu erhalten. Die Reise zur Venus dauert 15 Monate, am 10. August 1990 erreicht die Sonde ihr Ziel. Es gelingt ihr, Radarbilder von 98 % der Venusoberfläche aufzunehmen und Gravitationsdaten zur Erde zu senden. Nach 243 Tagen bricht der Funkkontakt ab, die Wissenschaftler vermuten, dass die Sonde auf die Venus stürzte. W
13. Mai - In Peking traten auf dem "Tian'anmen", dem Platz des Himmlischen Friedens, Tausende Studenten in einen Hungerstreik. Im April hatten bereits studentische Massenproteste gegen Korruption stattgefunden. Den Demonstrationen für Demokratie und Pressefreiheit hatten sich inzwischen auch Arbeiter und Journalisten angeschlossen. Mit dem Hungerstreik versuchten die Studenten, ihre Forderungen gewaltlos durchzusetzen. Parteichef Zhao Ziyang zeigte Verhandlungsbereitschaft, konnte sich aber nicht gegen die harte Linie von Ministerpräsident Li Peng durchsetzen. Dieser verhängte am 20. Mai das Kriegsrecht und ließ seinen Widersacher inhaftieren. Bild: Public Domain
4. Juni - "Tian’anmen-Massaker": Chinas Machthaber beenden gewaltsam wochenlange Massendemonstrationen der Demokratiebewegung für Demokratie und mehr Freiheit auf Pekings Platz des Himmlischen Friedens: Tausende sterben. Das Militär beendete den Protest mit großer Brutalität, 3600 Menschen kamen dabei um und rund 60 000 wurden verletzt. Die chinesische Bewegung war von den Reformbestrebungen in der Sowjetunion und Osteuropa inspiriert. Aufgrund der Besetzung des Platzes hatte die Regierung zuvor den sowjetischen Präsidenten Gorbatschow nicht auf dem Platz empfangen können, die Studenten sahen in Gorbatschow einen Hoffnungsträger. Die wegen des Staatsbesuchs Gorbatschows zahlreich anwesende internationale Presse machte die chinesische Demokratiebewegung und ihre Forderungen weltweit bekannt. Während in der Sowjetunion und in Osteuropa eine weitgehend friedliche Reform gelang, scheiterte dieser Versuch in China. W
7. Juni - In Dänemark wird das weltweit erste Gesetz über eingetragen Partnerschaften für Homosexuelle verabschiedet. Eine Eingetragene Partnerschaft ist ein eheähnliches Rechtsinstitut für Paare. Sie begründet einen eigenen Personenstand. Dänemark, Island, Norwegen und Schweden haben gleichzeitig mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare das Rechtsinstitut der eintragenen Partnerschaft größtenteils abgeschafft. Eingetragene Partnerschaften können nicht mehr geschlossen werden. Bestehende eingetragene Partnerschaften werden jedoch weiterhin als solche anerkannt und können auf Wunsch in eine Ehe umgewandelt werden. W
13. Juni - Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow trifft zu einem viertägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik ein und wird von der Bevölkerung begeistert gefeiert, weil er die Sowjetunion zu liberalisieren und die Ost-West-Spannungen abzubauen begonnen hatte. W Bild: Public Domain
2. Juli - Bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen werden die deutschen Damen mit einem 4:1-Sieg über Norwegen erstmals Fußball-Europameister. Der Triumph der deutschen Mannschaft bedeutete den Durchbruch für den Frauenfußball in Deutschland. Die Prämie, die die Frauen vom DFB für ihren ersten Titelgewinn erhielten, wirkt, in Anbetracht der weiteren Entwicklung des Frauenfußballs, mehr als bescheiden: Es war ein Kaffeeservice. W
7. Juli - Die Fantastischen Vier haben ihren ersten Live Auftritt in einem ehemaligen Kindergarten auf einer selbst gebauten Bühne aus Euro-Paletten. 1991 erschien ihr Stück Jetzt geht’s ab auf dem ersten deutschen Hip-Hop-Sampler Krauts with Attitude. Den ersten Charterfolg im Genre Deutschrap hatten die Fantastischen Vier im Jahr 1992 mit dem Titel Die da!?!, mit dem sie bundesweit Aufmerksamkeit erregten und der Popularisierung des Genres maßgeblich den Weg bereiteten. Es dauerte drei weitere Jahre, bis Die Fantastischen Vier mit ihrem fünften Studioalbum 4:99 im April 1999 ihr erstes Album auf ihrem Label herausbrachten. Es wurden vier Singles ausgekoppelt. Nach dem Platz-2-Hit MfG – mit freundlichen Grüßen wurden drei weitere Singles gleichzeitig veröffentlicht. Im April 2007 erschien das Album Fornika, dem die Single Ernten, was wir säen vorausging und Single Einfach sein folgte. Das Video zur im November 2007 veröffentlichten dritten Auskopplung Ichisichisichisich wurde im Rahmen eines Video Contests von einem Fan produziert. Im Mai 2010 wurde das Album Für dich immer noch Fanta Sie veröffentlicht. Als Vorab-Singleauskopplung erschien Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten). W
10. Juli - Die Techno-Party Love Parade hat mit 150 Teilnehmern in Berlin Premiere. Die erste Loveparade entstand 1989 als spontane Idee einer durchfeierten Nacht zum Geburtstag Roeinghs (Dr. Motte). Unter dem Motto Friede, Freude, Eierkuchen wurde diese als politische Demonstration angemeldet. An dem am 1. Juli 1989 stattfindenden Aufzug nahmen etwa 150 Personen teil. Mit Hilfe eines Generators sowie einer Anlage auf einem alten VW-Bus zogen diese über den Kurfürstendamm. Die Afterparty der ersten Loveparade fand im Ufo, dem ersten Acid-House-Club Berlins statt. W
17. Oktober - Das seit 1906 schwerste Erdbeben im kalifornischen San Francisco fordert mehr als 70 Menschenleben, mehr als 3700 wurden zum Teil schwer verletzt. Das Zentrum des Bebens mit einer Stärke von 7,1 auf der Richterskala lag in der Bucht vor der kalifornischen Stadt San Francisco. Der Gesamtschaden der Naturkatastrophe belief sich nach Schätzungen auf rund sechs Milliarden Dollar. So brach wegen der Erschütterungen unter anderem ein Stück aus der San Francisco-Oakland Bay Bridge was die meisten Todesopfer forderte. Aufgrund des Erdbebens verzeichnete San Francisco erstmals seit 1906 wieder einen totalen Stromausfall. Bis die Energieversorgung in der ganzen Stadt wieder hergestellt war, dauerte es drei Tage. W
In der jugoslawischen Provinz Kosovo kommt es zu blutigen Unruhen.
Der Daimler-Benz-Konzern fusioniert mit MBB Messerschmitt-Bölkow-Blohm.
19. August - Mehr als 500 DDR-Bürger entkamen über die ungarische Grenze nach Österreich. Die Flucht war möglich geworden, da wegen einer Friedensdemonstration der Pan-Europa-Bewegung ein normalerweise gesperrter Grenzübergang für drei Stunden geöffnet wurde. DDR-Bürger, die in einem Zeltlager im ungarischen Sopron auf eine Möglichkeit zur Flucht warteten, hatten von der inoffiziellen Grenzöffnung erfahren. Männer und Frauen mit ihren Kindern auf dem Arm stießen das noch nicht völlig geöffnete Tor zu Österreich auf. Die ungarischen Zöllner, die zur Passkontrolle eingeteilt waren, konnten und wollten die Massenflucht nicht verhindern. Ungarn hatte bereits seit Mai 1989 seine Grenzkontrollen verringert und Sicherungsanlagen abgebaut. W
4. September - Bei der ersten Montagsdemonstration in Leipzig fordern ca. 1.200 Teilnehmer Reise-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Die Demonstrationen werden in den folgenden Wochen die wichtigste Protestveranstaltung, die zur Wende in der DDR führen. Initiiert wurde sie von den Bürgerrechtlerinnen Katrin Hattenhauer und Gesine Oltmanns, die nach dem Friedensgebet fünf Transparente an Demonstrationswillige verteilten und selbst dasjenige mit der Aufschrift „Für ein offenes Land mit freien Menschen“ entrollten. Vor bundesdeutschen Journalisten, die anlässlich der Leipziger Messe vor Ort sein durften, riss die Staatssicherheit die Transparente herunter und versuchte, die Demonstration aufzulösen. Der traditionelle Termin der Friedensgebete in der Nikolaikirche und drei anderen Kirchen in der Leipziger Innenstadt, montags um 17:00 Uhr, erwies sich als geschickt gewählt. Er erlaubte einerseits die Teilnahme an Gebet und Demonstration, ohne der Arbeit fernbleiben zu müssen – während SED-Mitglieder traditionell durch ihre montäglichen Parteiversammlungen in ihren Betriebsparteiorganisationen gebunden waren. Andererseits lag er auch vor der Ladenschlusszeit der Leipziger Innenstadt, so dass es relativ gefahrlos war, sich dort aufzuhalten ohne die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte auf sich zu ziehen. Außerdem ermöglichte er den westdeutschen Fernsehsendern den Beginn der Demonstrationen regelmäßig in die Hauptnachrichtensendungen zu übernehmen. Das Bildmaterial musste dabei aus Leipzig herausgeschmuggelt werden, da die Stadt für westliche Journalisten zu dieser Zeit gesperrt war. Die Sicherheitskräfte der DDR gingen in Leipzig teilweise mit Gewalt gegen die Demonstrierenden vor, vor allem am 2. Oktober 1989 und auch während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. und 8. Oktober 1989. Eine regelrechte Verhaftungswelle setzte bereits am 11. September 1989 ein, als 89 Demonstranten willkürlich festgenommen wurden. W Bild: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1030-033 / CC-BY-SA
30. September - Am Abend verkündete der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag, dass alle DDR-Flüchtlinge, die sich in den bundesdeutschen Botschaften in Prag und Warschau befanden, ausreisen durften. Offiziell wurden die mehr als 6000 Flüchtlinge aus humanitären Gründen "abgeschoben", da die humanitären und medizinischen Zustände in den Botschaften unhaltbar geworden seien. Die Ausreiseerlaubnis war das Ergebnis tagelanger Verhandlungen zwischen den Außenministern der UdSSR, DDR, der Tschechoslowakei sowie Polens und der Bundesrepublik. Sie hatten in New York am Rande einer UN-Vollversamlung verhandelt.
In Berlin fällt die Mauer und mit ihr die DDR: "Wir sind das Volk" (Slogan der DDR-Bevölkerung) und "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" (Gorbatschow zu Honecker) sind die vielleicht überlebenden Zitate dieses wichtigsten Herbstes Deutschlands. Der zunehmende Protest der DDR-Bürger ist durch die Staatsorgane nicht mehr kontrollierbar. Am 11.9. konstituiert sich die Oppositionsgruppe "Neues Forum" und fordert öffentlich "geordnete Verhältnisse, aber keine Bevormundung". Sie wird für illegal erklärt, aber nicht zerschlagen. Seit diesem Tag gibt es in Leipzig die Montags-Demonstration, der auch mit Massenverhaftungen nicht mehr beizukommen ist. Es kam bereits seit dem Sommer zur Massenflucht von DDR-Bürgern über die traditionellen DDR-Urlaubsländer Ungarn und CSSR. Die Ungarn hindern sie seit dem 11.9. nicht daran, die Grenze nach Österreich zu überschreiten, in der CSSR wird die Deutsche Botschaft in Prag der dichtest besiedelte Platz der Erde. Außenminister Genscher erreicht für die Flüchtlinge die Ausreise-Erlaubnis in den Westen. Staats- und Parteichef Erich Honecker verliert die Unterstützung in den eigenen Reihen, als er die Entwicklung mit Gewalt aufhalten will. Kurt Masur, Kapellmeister des Gewandhausorchesters, spielt eine bedeutende Vermittlerrolle zwischen SED und Opposition. Am 18.10. wird Honecker vom ZK der SED abgesetzt und durch Egon Krenz ersetzt. Sein Versuch, die SED mit Zugeständnissen an die Bevölkerung zu retten, scheitert. Auch ein Besuch bei Gorbatschow in Moskau am 31.10. rettet ihn nicht. Am 4.11. versammeln sich 1 mio Menschen in Ostberlin und fordern offen das Ende des Sozialismus. Als der Ministerrat der DDR schließlich am 9.11. abends gegen 19:00h über das Politbüromitglied Günter Schabowski in einer vom Fernsehen live übertragenen Pressekonferenz die Reisefreiheit von DDR-Bürgern ohne Visumszwang erklären läßt, denkt die SED an eine allgemeine Reise-Erleichterung. Um 22:00h steuern Tausende von DDR-Bürgern die Übergangsstellen an, Passfotografen und Grenzpolizisten machen Sonderschicht. Um 23:14h kapituliert die DDR-Grenzpolizei vor dem Ansturm der Massen und öffnet einfach die Schlagbäume. Eine Grenzabfertigung wird zwar am folgenden 10.11. erneut versucht, jedoch bald wieder aufgegeben. Die deutsch-deutsche Grenze ist Vergangenheit. Die Besucher aus der DDR werden im Westen euphorisch empfangen. Am 11.11. befinden sich bereits 3 mio DDR-Bürger zu Besuch auf westdeutschem Boden und nehmen DM 100,- an Begrüßungsgeld entgegen. Die SED-Führungsspitze wird durch die eigene Parteibasis entmachtet, als das Ausmaß an Korruption und persönlicher Bereicherung der letzten 40 Jahre im Laufe des November ermittelt und am 2.12. bekannt wird. Am 3.12. tritt Egon Krenz zurück und mit ihm die gesamte SED-Führung. Seit dem 7.12. treffen sich auf kirchliche Initiative Regierung und Oppositon am "Runden Tisch", die SED reformiert sich zu einer "normalen" Partei, Gregor Gysi wird zu ihrem Vorsitzenden gewählt, und schließlich wird sie am 17.12. zur PDS "Partei des Demokratischen Sozialismus" umbenannt. Der Runde Tisch beschließt die sofortige Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (STASI) und Wahlen für den 6.5.1990 (die dann aber bereits am 18.3.stattfinden). Neuer Regierungschef der DDR wird Hans Modrow.
Am 5. Oktober 1989 fand der erste sogenannte „lange Donnerstag“ statt; die Geschäfte durften (im Gegensatz zu den anderen Wochentagen, an denen um 18:30 Uhr geschlossen werden musste, Samstags um 14:30 Uhr) nun an Donnerstagen bis 20:30 Uhr öffnen. Im Juni 1996 beschloss der Bundestag unter anderem, dass ab 1. November 1996 die Geschäfte montags bis freitags von 6:00 bis 20:00 Uhr öffnen durften; der lange Donnerstag entfiel. Seit 2003 durfte auch samstags bis 20.00 Uhr geöffnet werden. Unterdessen ist die Liberalisierung der Ladenschlussgesetze weiter vorangeschritten. Abgesehen von Sonn- und Feiertagen besteht in vielen Bundesländern keine Vorschrift mehr zur Festlegung der Ladenöffnungszeiten. Einige Geschäfte haben daher inzwischen auch rund um die Uhr geöffnet. W
7. Oktober - In Plauen findet die erste Sonnabendsdemonstration mit ca. 20.000 Teilnehmern, und damit die erste von Massen getragene Protestveranstaltung in der DDR seit 1953 statt. Sie wurde durch maschinengeschriebene Flugblätter und vor allem durch Mundpropaganda organisiert. Weil es der Polizei nicht gelang, den Platz zu räumen, wurden gegen 15:30 Uhr zwei Wasserwerfer (Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehr) gegen die Demonstranten eingesetzt. Dies brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, sondern führte dazu, dass die aufgebrachte Menge vor das Rathaus zog. Die Straße zwischen Rathaus und Lutherkirche wurde von der Polizei und mit Maschinenpistolen bewaffneten Kampfgruppen der Arbeiterklasse abgeriegelt. Die Einheit der Bereitschaftspolizei, die den Eingang des Rathauses räumen sollte, schlug brutal auf die Demonstranten ein, die daraufhin zurückwichen, in Richtung Otto-Grotewohl-Platz. Gegen 16 Uhr kam es zum Einsatz eines Hubschraubers, der so tief wie möglich über dem Platz kreiste. Etwa um 16:15 Uhr formierte sich ein Demonstrationszug, der vorerst in Richtung Bahnhofstraße zog und ca. um 17:30 Uhr wieder vor dem Rathaus eintraf. Dabei wurden Transparente mit Losungen wie „Wir brauchen Reformen“, „Für Reformen und Reisefreiheit gegen Massenflucht – vor allem Frieden“ oder „Reisefreiheit – Meinungsfreiheit – Pressefreiheit“ mitgeführt. Vor dem Rathaus wurden Rufe laut, die verlangten, dass der Oberbürgermeister Norbert Martin herauskommen solle, um mit ihm Gespräche zu führen. Durch den besonnenen Einsatz von Superintendent Thomas Küttler, der zwischen Rathaus/Polizei und Demonstranten vermittelte, blieb die Demonstration friedlich und löste sich mit dem Ruf „Wir kommen wieder“ gegen 18 Uhr langsam auf, nachdem entschieden worden war, am nächsten Sonnabend erneut zu demonstrieren. Von diesem Zeitpunkt an fanden an jedem Sonnabend bis zu den ersten freien Wahlen am 18. März 1990 Demonstrationen in Plauen statt. Zum Gedenken an diese Vorreiterrolle wurde der 7. Oktober zum örtlichen Gedenktag, dem „Tag der Demokratie“ erklärt und am 7. Oktober 2010 wurde ein Wendedenkmal in Plauen eingeweiht. W Bild: Straktur
18. Oktober - DDR-Staatsratsvorsitzender und SED-Parteichef Erich Honecker tritt zurück. Honecker, der die Partei 18 Jahre lang geleitet hatte, zog die Konsequenz aus den sich intensivierenden Protesten und der unaufhaltsamen Massenflucht von DDR-Bürgern. Zu seinem Nachfolger wurde Egon Krenz ernannt. W Bild: Public Domain
18. Oktober - Das ungarische Parlament billigt den Übergang des Landes zu einer parlamentarischen Demokratie westlichen Musters. Im Zuge einer umfassenden Verfassungsreform wurden ein Mehrparteiensystem, Individualrechte sowie die Kontrolle des Premierministers durch das Parlament eingeführt. Am 23. Oktober erklärte sich das Land zur Republik. W
18. Oktober - Die Raumsonde Galileo startet auf ihrem Weg zum Jupiter. Noch nie war der Planet Jupiter längere Zeit kontinuierlich von einer Raumsonde beobachtet worden. Zwar flogen schon vier Raumsonden an ihm vorbei (Pioneer 10 und 11 und Voyager 1 und 2) aber sie konnten durch den Vorbeiflug jeweils nur kurze Momentaufnahmen liefern. Das sollte sich mit Galileo ändern. Es wurde eine Atmossphärensonde ausgesetzt die dauerhaft um Jupiter kreiste, und seit 1995 detailreiche Aufnahmen des Riesenplaneten und seiner grossen Monde zurückfunkte. Letzte Daten sollen klären, ob Jupiter einen Ring aus Gesteinsbrocken hat. Am 24.September 2003 um 20:40:52 Uhr MEZ sendet die Raumsonde Galileo ihr letztes Signal zur Erde. 17 Minuten später verglüht die altgediente Sonde, nach einem kontrollierten Absturz in der dichten Atmosphäre des Riesenplaneten Jupiter. W
Am 9. November 1989 wird spätabends durch einen Beschluss der DDR-Führung die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik und auch zwischen Ost- und Westberlin geöffnet. Die Vorbereitung einer von Seiten der DDR-Regierung kontrollierten Öffnung der Mauer begannen bereits im Oktober 1989: Walter Momper, damals Regierender Bürgermeister von West-Berlin, wusste nach eigenen Angaben seit dem 29. Oktober aus einem Gespräch mit Ost-Berlins SED-Chef Günter Schabowski und Ost-Berlins Oberbürgermeister Erhard Krack davon und traf seinerseits entsprechende Vorbereitungen für eine Öffnung der Mauer im Dezember 1989. Eine Pressekonferenz, die über das Fernsehen und im Radio live übertragen wurde und daher von vielen Bürgern zeitgleich mitverfolgt werden konnte, wurde zum Auslöser für die Maueröffnung. Am Ende der Pressekonferenz um 18:53 Uhr stellte der Korrespondent der italienischen Agentur ANSA, Riccardo Ehrman, eine Frage zum Reisegesetz. Die Frage lautete gemäß Protokoll der Pressekonferenz:
„Sie haben von Fehler gesprochen. Glauben Sie nicht, daß es war ein großer Fehler, diesen Reisegesetzentwurf, das Sie haben jetzt vorgestellt vor wenigen Tagen?“
Auf diese Frage antwortete Schabowski sehr umständlich und ausschweifend. Schließlich fiel ihm ein, dass er die neuen Reiseregeln auf der Pressekonferenz auch noch vorstellen sollte und sagte:
„Und deshalb haben wir uns dazu entschlossen, heute eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen.“
Auf die Zwischenfrage eines Journalisten „Ab wann tritt das in Kraft? Ab sofort?“ antwortete Schabowski dann um 18:57 Uhr mit dem Verlesen des ihm von Krenz zuvor übergebenen Papiers:
„Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen [Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse] beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Pass- und Meldewesen der VPKÄ – der Volkspolizeikreisämter – in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne dass dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen […]“
Auf die erneute Zwischenfrage des Hamburger Bild-Zeitungsreporters Peter Brinkmann:„Wann tritt das in Kraft?“ antwortete Schabowski wörtlich:
„Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“
Westdeutsche und West-Berliner Rundfunk- und Fernsehsender verbreiteten sogleich, die Mauer sei „offen“ (was zu diesem Zeitpunkt noch nicht in die Praxis umgesetzt war). Ungläubig zuerst, dann mit großer Begeisterung strömen Hunderttausende durch die plötzlich geöffneten Übergänge. W
Der in Alaska auf Grund gelaufene Großtanker "Exxon Valdez" verseucht mit 44.000 Tonnen ausgelaufenem Öl 1.100 km Küstenlandschaft.
Erstmals gewinnt ein deutsches Team (Roßkopf, Fetzner) gegen die Dominanz der Chinesen eine Tischtennis-Weltmeisterschaft.
Die deutschen Tennisspieler gewinnen schon wieder den Davis-Cup.
Die 1977 gestartete Voyager-Mission erreicht den Neptun in einer Entfernung von knapp 5.000 km. Auf den zur Erde gefunkten Bildern (Signal-Laufzeit über 4 Std.) werden 12 Monde ausgemacht.
Auf der Ozon-Konferenz in Helsinki beschließen am 4.5. die 79 tagenden Unterzeichnerstaaten, die Produktion von FCKW Fluorchlorkohlenwasserstoff bis zum Jahr 2000 einzustellen.
In Brasilien fanden am 17. Dezember 1989 zum ersten Mal seit 29 Jahren wieder freie Präsidentschaftswahlen statt.
17. Dezember - n den USA wird die erste eigenständige Folge einer Comic-Sitcom von Matt Groening, über das Leben der Simpsons in einer fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt ausgestrahlt. Die Komplexität der Serie (es gibt über 50 Hauptpersonen) als auch ihre sozial- und gesellschaftskritischen Positionen machten die "Simpsons" zu einem der weltweit erfolgreichsten Comicserien überhaupt. W Bild: Steve Jurvetson
7. Dezember - In der damaligen DDR trifft sich zum ersten Mal ein "runder Tisch". Vertreter der verschiedensten Gesellschaftskreise beraten nach dem Vorbild Polens und Ungarns über die Zukunft der DDR und fordern unter anderem freie Wahlen und die Abschaffung der Stasi.
29. Dezember - Der Schriftsteller und Dramatiker Václav Havel wurde als führende Figur des bürgerlichen Forums einstimmig und ohne Gegenkandidat zum Staatspräsidenten der Tschechoslowakei gewählt. W
29. Dezember - Die Regierung der DDR beschließt, den Abbau der Berliner Mauer kommerziell zu nutzen und beauftragt den VEB Limex-Bau Import-Export, ein staatliches Außenhandelsunternehmen, mit dem Verkauf der Original-Trümmerstücke. W
31. Dezember - Die Auszahlung von Begrüßungsgeld für die Bundesrepublik Deutschland besuchende DDR-Bürger wird eingestellt. Das Begrüßungsgeld war eine Unterstützung, die in der Bundesrepublik Deutschland jedem einreisenden Bürger der Deutschen Demokratischen Republik sowie der damaligen Volksrepublik Polen, soweit eine deutsche Abstammung nachgewiesen werden konnte, aus Mitteln des Bundeshaushaltes gewährt wurde. Es wurde 1970 in Höhe von 30 Deutschen Mark eingeführt und konnte zweimal im Jahr in Anspruch genommen werden. 1988 wurde es auf 100 DM erhöht, jedoch auf eine einmalige jährliche Inanspruchnahme beschränkt. Besondere politische und wirtschaftliche Bedeutung erlangte das Begrüßungsgeld infolge der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989. W
1990
31. Januar - In Moskau wird das erste russische McDonald’s-Restaurant am Moskauer Puschkin-Platz eröffnet. Dies war zur Zeit der Eröffnung das größte McDonald’s-Restaurant der Welt und ist mit über 20 Kassen (2006) immer noch das größte Europas. Im Juli 2012 gab es in Russland 319 Filialen. W
5. Februar - Im April 1987 beantragte die türkische Regierung die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft. Ankara rechnete damals eigentlich mit einer relativ baldigen Aufnahme. Um so größer war die Enttäuschung, als der EG-Ministerrat am 5. Februar 1990 entschied, dass die Unterschiede noch zu groß seien und somit die Türkei nicht in die EG aufgenommen wird. W
11. Februar - Bei Mike Tysons Titelkampf gegen James "Buster" Douglas wurde "Iron Mike" als hoher Favorit gehandelt. Überraschend verlor er in Tokio jedoch durch technischen k.o. in der zehnten Runde gegen den Außenseiter. In 37 Profikämpfen war der US-amerikanische Boxer Mike Tyson, von 1986 bis 1990 Weltmeister im Schwergewicht, bisher ungeschlagen geblieben. Auch im Ende 1991 sollte Tyson die Gelegenheit bekommen, den amtierenden Weltmeister Evander Holyfield zum Kampf herauszufordern, wurde jedoch wegen Vergewaltigung zu zehn Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung vorzeitig entlassen, gelang ihm durch einen k.o.-Sieg in der ersten Runde im August 1995 ein Comeback, und im Jahr 1996 konnte er erneut einen Titelgewinn feiern. In die Schlagzeilen geriet Mike Tyson, als er am 28. Juni 1997 seinem Gegner Holyfield ins Ohr biss.
W Bild: Brian Birzer http://www.brianbirzer.com
11. Februar - Der südafrikanische Menschenrechtsaktivist und Führer des African National Congress, Nelson Mandela, wird auf Veranlassung von Regierungschef Frederik Willem de Klerk nach 28 Jahren Haft ohne Bedingungen aus der Haft entlassen. Das markiert den Anfang vom Ende der Apartheid in Südafrika. W Bild:promiflash.de
13. März - In Neubrandenburg wird ein Massengrab mit tausenden Opfern des früheren sowjetischen Internierungslagers Fünfeichen entdeckt, in den nächsten Tagen tauchen weitere Gräber auf. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte in den Nachkriegsjahren in Ostdeutschland zehn Speziallager errichtet, ehemalige deutsche Konzentrationslager wurden teilweise weiterverwendet. In den Lagern waren bis 1950 etwa 155.000 Menschen inhaftiert, jeder Dritte kam durch Hunger, Krankheiten und Misshandlungen ums Leben. Die Häftlinge waren Kriegsgefangene, NS-Verbrecher und Mitläufer, aber auch Unschuldige, die meist ohne Gerichtsverfahren interniert wurden. W
18. März- Die ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR werden von der "Allianz für Deutschland" (CDU, DSU und DA) gewonnen, Lothar de Maizière bildet eine Kolationsregierung aus CDU, DSU (Deutsche Soziale Union), DA (demokratischer Aufbruch), SPD, FDP. Die demokratisch legitimerte Redierung der DDR nimmt mit der Bundesrepublik Verhandlungen über die Wiedervereinigung Deutschlands auf. In den Zwei-plus-Vier-Gesprächen zwischen den beiden deutschen Staaten und den Siegermächten des zweiten Weltkrieges werden die Randbedingungen der Wiedervereinigung ausgehandelt. Die Oder-Neiße-Linie wird endgültig als Westgrenze Polens anerkannt. Als Modalität der Wiedervereinigung ergibt sich die Beitrittslösung der Länder der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Zur Privatisierung der 8.000 Volkseigenen Betriebe der DDR wird die Treuhandanstalt gegründet. Bund und Länder einigen sich auf einen Fond zur deutschen Einheit in Höhe von 115 mrd DM zur Finanzierung des DDR-Beitritts. Der am 21.6. von beiden deutschen Parlamenten verabschiedete Staatsvertrag vom 18.5. zur Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion beider deutscher Staaten tritt am 1.7. in Kraft, am selben Tag werden in der DDR 3,4 mrd DM Westgeld an DDR-Bürger ausgezahlt. 22.7. In der DDR werden die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen neu gebildet. Die Außenminister der Siegermächte und beider deutscher Staaten unterzeichnen in Moskau am 12.9. das Schlussdokument der Zwei-plus-Vier-Gespräche. 3.10. Die neuen DDR-Länder treten der Bundesrepublik Deutschland bei, die DDR hat aufgehört zu existieren. Gegen Erich Honecker wird Haftbefehl wegen Beihilfe zum Mord erlassen, wegen seiner schweren Erkrankung jedoch zunächst ausgesetzt. Er befindet sich im sowjetischen Militärhospital in Berlin (Ost). W
21. März - Die ehemalige deutsche Kolonie Südwestafrika wurde unabhängig und offiziell auf den Namen "Namibia" getauft. Gut 120 Jahre war Namibia, das Land an der Südwestküste Afrikas besetzt - erst durch die Deutschen und danach von den Südafrikanern. Bevor es zu freien Wahlen kommen konnte, gab es jahrelange, teils blutige, Auseinandersetzungen. Am 21. März 1990 war es dann so weit.
21. März - Das chinesische Parlament nahm das Rücktrittsgesuch Deng Xiaopings als Vorsitzender der staatlichen Militärkomission an. Damit trat Xiaoping von der letzten offiziellen Position zurück, die er innehatte. Als eigentlicher Machthaber Chinas hatte er in den 80er Jahren wirtschaftliche Reformen eingeleitet. Zugleich jedoch hatte er dafür gesorgt, dass die politische Opposition weiterhin machtlos blieb. Xiaoping gilt als einer der Hauptverantwortlichen für das Massaker an den protestierenden Studenten auf dem Platz des himmlischen Friedens vom 3. Juni 1989. Von 1978 bis zu seinem Tod im Jahr 1997 war Xiaoping der einflussreichste Politiker Chinas.
4. Mai - Nach langen Auseinandersetzungen um Arbeitszeitverkürzungen vereinbarten die IG Metall und die Arbeitgebervertreter erstmals in Deutschland die Einführung der 35-Stunden-Woche. Bereits 1977 hatte die Gewerkschaft, die nun verwirklichte Position in ihren Forderungskatalog aufgenommen. Der Einführung der 35-Stunden-Woche waren in den Achtziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts heftige Arbeitskämpfe voraus gegangen. Von der Einführung der Arbeitszeitverkürzung versprachen sich besonders die Arbeitnehmervertreter einen Abbau der Arbeitslosigkeit. Die arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen der Regelung sind bis heute umstritten.
12. Mai - Jeanne Calment 21. Februar 1875 - † 4. August 1997 wird ältester Mensch und vergrößert in den folgenden Jahren die nachweisliche, maximale menschliche Lebensspanne um mehr als sieben Jahre auf 122 Jahre und 164 Tage. Die in Arles geborene Südfranzösin war die Tochter des Schiffbauers Nicolas und seiner Frau Marguerite Calment geborene Gilles, die einer Müllersfamilie entstammte. Jeanne heiratete am 8. April 1896 Fernand Nicolas Calment, er war vermögender Ladenbesitzer und versetzte Jeanne Calment in die Lage, nie viel arbeiten zu müssen. Internationale Bekanntheit erlangte sie im Alter von 113 Jahren, als sie davon berichtete, wie sie als 14-Jährige 1889 dem Maler Vincent van Gogh begegnet war. Dieser kaufte in einem Geschäft, das ihren zukünftigen Verwandten gehörte und in dem sie Verkäuferin war, Malerbedarf. Calment wusste jedoch nichts Positives über ihn zu berichten: Nach ihren Aussagen stand sie einem schmutzigen, schlecht gekleideten und unhöflichen Menschen gegenüber. Sie erinnerte sich außerdem an den Bau des Eiffelturms. Nach einem Interview sprach ihr das Guinness-Buch der Rekorde den Titel des ältesten lebenden Menschen zu. Kurz darauf wurde dieser jedoch an die US-Amerikanerin Carrie White vergeben, deren Lebensdaten inzwischen allerdings widerlegt wurden. Nach Whites Tod 1991 erhielt Calment den Titel zurück. Das Altersheim, in dem Calment ihre letzten Lebensjahre verbrachte, trägt heute ihren Namen. Am 12. Mai 1990 übertraf sie das Alter der in Deutschland geborenen US-Amerikanerin Augusta Holtz, die nach heutigem Forschungsstand bis dahin den menschlichen Altersrekord hielt. Calment starb 1997 mit 122 Jahren und 164 Tagen, der bis heute längsten validierten Lebensspanne. W Bild:Jeanne Calment mit 20 Jahren, 1895 und an ihrem 121. Geburtstag
18. Mai - In Bonn unterzeichneten die Finanzminister der Bundesrepublik, Theo Waigel, und der DDR, Walter Romberg, den Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts-, und Sozialunion, die am 1. Juli 1990 in Kraft trat. Durch den so genannten "Staatsvertrag" übernahm die DDR die Wirtschafts- und Rechtsordnung der Bundesrepublik, die D-Mark wurde alleiniges Zahlungsmittel und ersetzte die DDR-Mark.
29. Mai - Der Radikalreformer Boris Jelzin wird im dritten Wahlgang zum Präsidenten Rußlands gewählt. Er kritisiert den sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, weil er seine Reformpolitik nicht entschlossen genug vorantreibe. Nach der Auflösung der UdSSR und dem Rücktritt Gorbatschows Ende 1991 ist Jelzin auf dem Höhepunkt seiner Macht. Bild: Kremlin.ru
6. Juni - Die mutmaßliche RAF-Terroristin Susanne Albrecht wird in einer abgestimmten Aktion der Sicherheitsbehörden beider deutschen Staaten in Ost-Berlin festgenommen. Es zeigt sich, dass die DDR-Spitze die Terroristen jahrelang geduldet und "auf Bereitschaft" zur Destabilisierung der Bundesrepublik gehalten hatte. 1997 kommt es zur Verurteilung von drei Stasi-Offizieren, die den RAF-Aussteigern die Einreise in die DDR ermöglicht, ihnen falsche Identitäten verschafft und sie bei der Eingliederung in den DDR-Alltag unterstützt hatten. W
13. Juni - In der Bernauer Straße beginnt offiziell der Abriss der Berliner Mauer. Auf der Südseite der Straße verlief zwischen 1961 und 1989 ein Teil der Berliner Mauer. Berühmtheit erlangte die Bernauer Straße durch Fluchtaktionen aus den Fenstern von Häusern im Ostteil Berlins auf die Straße, deren Bürgersteig bereits in West-Berlin lag. Die Bernauer Straße wurde zum Ort einer Reihe von Fluchten und Fluchtversuchen nach West-Berlin. Seit 1998 befindet sich hier mit der Gedenkstätte Berliner Mauer der zentrale Erinnerungsort der deutschen Teilung. International bekannt ist das Foto des jungen Bereitschaftspolizisten Conrad Schumann, der am 15. August 1961 über Stacheldrahtrollen hinweg in das Gebiet des französischen Sektors sprang und dabei seine Maschinenpistole wegwarf. Der Vorfall ereignete sich an der Ecke Bernauer/Ruppiner Straße. Von Hauskellern auf der West-Berliner Seite der Bernauer Straße wurden Fluchttunnel in den lehmigen Boden getrieben. Der Tunnel 29 endete 1962 in der Schönholzer Straße 7 auf Ost-Berliner Gebiet. Bewohner von Ost-Berlin, von der Großmutter bis zum Kleinkind, krochen damals – von den Grenzwachen unbemerkt – in den Westteil der Stadt. W
19. Juni - In Schengen vereinbaren Frankreich, Deutschland, Belgien, die Niederlande und Luxemburg den vollständigen Wegfall der Personen-Grenzkontrollen zwischen ihren Staaten zum 1. Januar 199
29. Juni - Auf der internationalen Ozonschutz-Konferenz in London wurde beschlossen, die Herstellung von Flourchlorkohlenwasserstoff (FCKW) bis zum Jahr 2000 zu stoppen. FCKW ist chemisch stabil, nicht brennbar und wird u.a. als Kältemittel für Kühl- und Gefriergeräte und als Treibgas verwendet. Seit 1974 stehen sie in Verdacht, die Ozonschicht in der Stratosphäre zu zerstören, wofür die in den FCKW enthaltenen Chloratome verantwortlich sind. Durch die ultraviolette Strahlung (UV) werden die Chlorverbindungen gespalten und Chlor-Radikale freigesetzt, die die Ozonmoleküle zerstören. Die Folge ist eine erhöhte UV-Einstrahlung auf die Erde. FCKW ist mitverantwortlich für den so genannten Treibhauseffekt und die Klimaeränderungen der Erde. An der Konferenz beteiligten sich die Umweltminister aus 89 Nationen. W
27. Juli - Im portugiesischen Mangualde läuft der letzte Citroën 2CV, genannt „Ente“, vom Band. Der Citroën 2CV (französisch deux chevaux), in Deutschland üblicherweise Ente und in der Schweiz Döschwo genannt, war ein populäres Modell des Automobilherstellers Citroën mit einem luftgekühlten Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor und Frontantrieb.Zwischen Sommer 1949 und Mitte 1990 wurden 3.868.631 viertürige Limousinen und 1.246.335 Lieferwagen („Kastenente“) hergestellt. Von 1960 bis 1968 (und 1971) wurde in kleiner Stückzahl auch eine Ausführung mit zwei Motoren und Allradantrieb gebaut, die bereits 1958 vorgestellt worden war.
Die Entwicklung begann bereits Mitte der 1930er-Jahre; kriegsbedingt stellte Citroën den neuen 2CV erst am 7. Oktober 1948 in Paris der Öffentlichkeit vor. Von der Fachpresse anfangs belächelt, wurde der 2CV in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten Automodelle in Frankreich. Der 2CV war unter anderem Basis für die Citroën-Modelle Dyane, Ami und Méhari. Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger erteilte 1934 den Auftrag, einen radikal minimalistischen Kleinwagen zu entwickeln. Die Anforderungen an den Konstrukteur André Lefèbvre lauteten angeblich damals:
„Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wegstrecken bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, dass selbst eine ungeübte Fahrerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger sein als unser 'Traction Avant'. Auf das Aussehen des Wagens kommt es dabei überhaupt nicht an.“
1939 wurden 250 wassergekühlte Prototypen des sogenannten TPV gebaut. Das Akronym TPV stand für Toute Petite Voiture, zu deutsch ganz kleines Auto. Der TPV besaß nur einen Frontscheinwerfer und wurde ausschließlich mit Blick auf den Nutzwert konzipiert. Entsprechend karg fiel die Gestaltung des Fahrzeugs aus. Der Wagen besaß keinen Anlasser, gestartet werden konnte er nur mit einer Kurbel. Citroën-Chef Pierre-Jules Boulanger soll der Überlieferung nach auf die Frage eines Mitarbeiters, warum kein Anlasser eingebaut werde, gesagt haben: „Das Auto ist für Bauern gedacht, und die sind alle verheiratet und haben eine Frau, die die Kurbel betätigen kann.“ W Bild: Walter Vermeir
Ein Bundesgesetz wird verabschiedet das beschließt : Tiere sind keine "Sachen" mehr, sondern Lebewesen.
Die Sowjetunion zerfällt in selbständige Einzelstaaten, beginnend mit Litauen, Lettland und Estland. Im jetzt souveränen Rußland wird Boris Jelzin Präsident.
Die jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina erklären ihre Unabhängigkeit.
Nelson Mandela wird in Südafrika nach 27 Jahren Haft entlassen.
Als letztes afrikanisches Land wird das bislang von Südafrika verwaltete Namibia selbständig.
16. Juli - Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl geben bei ihrem Treffen in Schelesnowodsk im Kaukasus an diesem Tag die Bedingungen für eine deutsch-deutsche Wiedervereinigung bekannt. Dannach garantiert die Sowjetunion die volle Souveränität Deutschlands und verzichtet auf Vorgaben, die die militärische Bündniszugehörigkeit betreffen. Deutschland verpflichtet sich im Gegenzug zur Wirtschaftshilfe an die UdSSR. W Bild: YouTube Filmausschnitt
31. August - Auf dem Weg zur Deutschen Wiedervereinigung wird in Berlin der Einigungsvertrag unterzeichnet. Der Einigungsvertrag ist der Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die DDR-Staatsauflösung, ihren Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland und die deutsche Einheit. Verhandlungsführer auf der Seite der Bundesrepublik war Wolfgang Schäuble, auf der Seite der Deutschen Demokratischen Republik Günther Krause. Der Vertrag wurde am 20. September 1990 von der Volkskammer der DDR angenommen (299 Ja-Stimmen, 80 Nein-Stimmen, eine Stimmenthaltung). Am gleichen Tag stimmte der Bundestag dem Vertrag zu (442 Ja-Stimmen, 47 Nein-Stimmen, 3 Stimmenthaltungen).
Er beinhaltet folgende Punkte:
- Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik nach Art. 23 GG a.F. zum Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes, das in seiner Präambel die neuen Länder und deren Existenz festlegt;
- Berlin soll zu einem Land vereinigt und Hauptstadt des vereinten Deutschlands werden;
- Die Bundesrepublik übernimmt das DDR-Vermögen und haftet für die Staatsschulden. W Bild: Hadi
Der Bundesgerichtshof lässt den genetischen Fingerabdruck erstmals als Beweismittel zu.
14. September - Nach einem dreijährigen Genehmigungs-verfahren wurde die erste Gentherapie in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) bei einem vierjährigen Mädchen namens Ashanti de Silva angewandt. Die 4 jährige Ashanti de Silva litt an einer Erbkrankheit. Nach der Therapie konnte sie wieder ein normales Leben führen. Bei der Gentherapie werden Krankheiten mit Genen therapiert, wobei eine gesunde Version des für die Krankheit verantwortlichen Gens in die betroffenen Körperzellen eingeschleust wird. Dort ersetzt es die Funktion des defekten Gens. Die Therapie wirkt wie eine Initialzündung. Auf die erfolgreiche Behandlung des Mädchens folgten Gentherapieexperimente u.a. in Großbritannien, der Schweiz und Deutschland. W Bild: Public Domain
14. September - Offizieller Start des weltweiten Human Genome Projects. Das Projekt wurde mit dem Ziel gegründet, das Genom des Menschen vollständig zu entschlüsseln, d. h. die Abfolge der Basenpaare der menschlichen DNA auf ihren einzelnen Chromosomen durch Sequenzieren zu identifizieren. Das menschliche Genom enthält die Gesamtheit der vererbbaren Informationen. Mit den Basenpaaren seiner DNA codiert es unter anderem alle Proteine. Die vollständige Sequenzierung des Genoms bildet die Grundlage für die Erforschung vieler biologischer Prozesse, wie etwa die Möglichkeit, Erbkrankheiten zu erforschen und molekulare Mechanismen der Krebsentstehung besser zu verstehen. Durch Vergleich des menschlichen Erbguts mit dem anderer Lebewesen erhoffen sich Wissenschaftler zudem weitere Erkenntnisse über den Ursprung bestimmter Krankheiten und neuer Therapiemöglichkeiten. W
3. Oktober - Deutsche Wiedervereinigung: Die neuen Länder auf dem Gebiet der ehemaligen DDR treten der Bundesrepublik Deutschland bei. 1990 steht die DDR endgültig vor dem Zusammenbruch. Kohls Vereinigungspolitik wird von Washington unterstützt. Auch wird in der DDR zum erstenmal frei gewählt. Damit tritt die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion in Kraft und der Einigungsvertrag wird unterschrieben. Richtungweisend für diese Entwicklung war die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989, die den endgültigen Zerfall des politischen Systems der DDR bewirkte. Notwendige äußere Voraussetzung der deutschen Wiedervereinigung war das Einverständnis der vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, die bis dahin völkerrechtlich noch immer die Verantwortung für Deutschland als Ganzes innehatten beziehungsweise beanspruchten. Durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag (Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland) wurde der Einheit der beiden deutschen Staaten zugestimmt und dem vereinten Deutschland die volle Souveränität über seine inneren und äußeren Angelegenheiten zuerkannt. W Bild: Public Domain
12. Oktober - Bei einem Attentat während eines Wahlkampfauftritts im badischen Oppenau wurde der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt. Als Folge des Anschlags eines geistig verwirrten Täters ist der CDU-Politiker seitdem querschnittsgelähmt. Trotz der schweren Verletzung nahm Schäuble nach nur sechs Wochen seine Aufgaben wieder in vollem Umfang wahr. Rund ein Jahr später wurde er als Nachfolger Alfred Dreggers zum Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag gewählt. 1998 übernahm Schäuble nach der Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl die Parteiführung von Helmut Kohl. Im Februar 2000 gab er im Zuge der CDU-Spendenaffäre den Rücktritt von beiden Ämtern bekannt. W
30. Oktober - Im Eurotunnel zwischen Frankreich und England wird ein erster Durchstich geschafft. Der Eurotunnel, auch Kanaltunnel genannt, ist ein 50 km langer Eisenbahntunnel unter der hier 38 km breiten Straße von Dover zwischen Folkestone in Kent (Vereinigtes Königreich) und Coquelles nahe Calais (Frankreich). Das lange geplante und sehr kostspielige Tunnelbauprojekt, dem einige fehlgeschlagene historische Baupläne vorangingen, wurde 1994 vollendet. Der Eurotunnel besteht aus zwei eingleisigen Fahrtunneln und einem dazwischenliegenden zweistreifigen Servicetunnel für schmale Straßenfahrzeuge. W
27. November - Der Kanton Appenzell Innerrhoden führt als letzter Schweizer Kanton das Frauenstimmrecht ein, dies geschieht durch Beschluss des Bundesgerichts und gegen den Willen der (männlichen) Stimmbürger auch auf kantonaler Ebene. W
30. November - Der Abriss der Berliner Mauer ist offiziell vollendet. Sechs kleine Abschnitte bleiben als Mahnmal stehen. Bereits am 13. Juni 1990 hatte in der Bernauer Straße der offizielle Abriss begonnen. Inoffiziell begann der Mauerabriss an der Bornholmer Straße wegen Bauarbeiten an der Eisenbahn. Daran beteiligt waren insgesamt 300 DDR-Grenzsoldaten sowie – nach dem 3. Oktober 1990 – 600 Pioniere der Bundeswehr. Diese waren mit 175 Lastwagen, 65 Kränen, 55 Baggern und 13 Planierraupen ausgerüstet. Der Abriss der innerstädtischen Mauer endete offiziell am 30. November 1990. Übrig blieben sechs Abschnitte, die als Mahnmal erhalten werden sollten. Der Rest der Mauer, insbesondere an der Berlin-Brandenburgischen Landesgrenze, verschwand bis November 1991. Bemalte Mauersegmente mit künstlerisch wertvollen Motiven wurden in Auktionen 1990 in Berlin und Monte Carlo versteigert. W Bild: Raphaël Thiémard from Belgium.
1. Dezember - Beim Bau des Eurotunnels erfolgt der Durchbruch am Grunde des Kanals – 15,6 km von Frankreich, 22,3 km von Großbritannien entfernt. Zum ersten Mal seit der letzten Eiszeit kann man trockenen Fußes vom europäischen Festland nach Großbritannien gehen. Der Eurotunnel, auch Kanaltunnel genannt, ist ein 50 km langer Eisenbahntunnel unter der hier 38 km breiten Straße von Dover zwischen Folkestone in Kent (Vereinigtes Königreich) und Coquelles nahe Calais (Frankreich).
2. Dezember - Mit 43 Prozent der Stimmen ging die CDU/CSU aus der ersten Wahl nach der Wiedervereinigung als stärkste Partei hervor. Die SPD mit Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat verlor mit 33,5 Prozent. Damit war die Christlich-Liberale Koalition bestätigt und Kohl blieb Bundeskanzler. Angesichts der am 3. Oktober 1990 vollzogenen Wiedervereinigung hatten im Wahlkampf Fragen der deutschen Vereinigung überragende Bedeutung. Am 17. Januar 1991 wählte der Bundestag Helmut Kohl zum ersten gesamtdeutschen Bundeskanzler. In seiner Regierungserklärung vom 30. Januar 1991 erklärte er die geistige, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Einheit Deutschlands und die Angleichung der Lebensverhältnisse zu einem der Hauptziele seiner Regierung. W
Michail Gorbatschow erhält den Friedensnobelpreis.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt den Weltmeisterschaftstitel gegen Argentinien mit 1:0.
Gestorben:
19.1.: der SPD-Politiker Herbert Wehner (*1906);
14.12.: der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt (*1921);
15.4.: die Schauspielerin Greta Garbo (*1905);