Chronologische Weltgeschichte - Die Jahre 1921 - 1930
1921
21. Januar - In New York City hat der Charles Chaplin-Film "The Kid" seine Premiere. In den berühmten Film, mit dem deutschen Titel "Der Vagabund und das Kind", war Chaplin für Drehbuch, Regie, Produktion, Schnitt und die Musik verantwortlich. Der Film erzählt die Geschichte einer von Vater verlassenen Mutter, die sich das Leben nehmen will und ihr neugeborenes Kind in einer noblen Limosine ablegt. Der Wagen wird jedoch gestohlen und die Diebe setzen das Kind im Armenviertel aus, wo es vom armen aber nicht obdachlosen Charlie gefunden wird. Nachdem er vergeblich versucht hat, es wieder anderwertig unter zu bringen, nimmt er es mit zu sich nach Hause und kümmert sich fortan wie ein Vater um den Kleinen, dem er den Namen John gibt. Die Mutter hat ihre Selbstmordabsichten aufgegeben, findet aber vor der Villa die geparkte Limousine nicht wieder. Einige Jahre später ist aus der Mutter ein Opernstar geworden. Sie leistet Wohltätigkeitsarbeit, bei der sie, ohne es zu wissen, auch ihrem mittlerweile zu einem aufgeweckten Kleinkind herangewachsenen Sohn begegnet. Bei einem ihrer Besuche im Armutsviertel findet sie den Jungen krank vor und bringt ihn zu Charlie. Sie verspricht, wiederzukommen, um nach dem Jungen zu sehen. Dem Arzt, der John behandelt, erklärt Charlie auf dessen Frage, nicht der wahre Vater zu sein und zeigt ihm den von der Mutter geschriebenen Zettel. Der Arzt kündigt an, sich darum zu kümmern, kurz darauf erscheinen zwei Mitarbeiter des Waisenhauses, um John abzuholen. Doch Charlie kann den Jungen noch in letzter Minute vor dem Waisenhaus retten. Währenddessen trifft die Mutter, die wie versprochen nach dem Jungen sehen will, vor der leeren Wohnung den Arzt, der ebenfalls vergeblich gekommen ist. Er zeigt ihr den Zettel, und die Mutter erkennt, dass John ihr eigenes Kind ist. Da Charlie nicht zurück in seine Wohnung kann, übernachtet er mit John in einer billigen Armenunterkunft. Deren Wirt entdeckt in der Zeitung eine Suchanzeige nach dem Kind und bringt den schlafenden John zur Polizei, um sich die Belohnung zu verdienen. Charlie sucht vergeblich nach John. Während die Mutter im Morgengrauen ihr Kind von der Polizei abholt, kehrt Charlie niedergeschlagen zu seiner Wohnung zurück. Er findet sie verschlossen vor und schläft vor dem Hauseingang ein. Aus seinem Traum wird er unsanft von einem Polizisten geweckt, der ihn zum Haus der Mutter bringt, wo er John wieder in die Arme schließen kann.
1. März - Jaroslav Hasek veröffentlicht "Die Abenteuer des braven Soldaten Schweijk im Weltkrieg". Der Roman enthält viel Autobiographisches, vor allem Erlebnisse Hašeks als Soldat im Ersten Weltkrieg wo Hašek die meisten Gestalten seines einzigen Romans kennenlernte. Der Roman erzählt die Abenteuer des Hundehändlers Josef Schweijk. Während des Ersten Weltkriegs gerät er in die Mühlen des Militärs. Mit Witz und Bauernschläue übersteht Schweijk den Krieg unbeschadet. 1999 erschien in Deutschland zum ersten Mal der "Ur-Schweijk", der bereits 1912 entstanden war.
8. März - Die 2. Kommunistische Frauenkonferenz beschloss 1921 den "Internationalen Frauentag" fest auf den 8. März eines jeden Jahres zu legen. Bis dahin war der Gedenkveranstaltung an jährlich wechselnden Tagen begangen worden. Der erste "Internationale Frauentag" hatte am 19. März 1911 stattgefunden. Die ursprünglichen Ziele des Aktionstages waren das Wahlrecht, die Lohnangleichung für Frauen, die die gleiche Arbeit wie Männer leisteten, Arbeitsschutzgesetze und die Einführung des Achtstundentages. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges änderte sich der Charakter des Datums von einem reinen Kampftag für die Rechte W Bild: Public Domain
16. März - Der deutsche Chemiker Fritz Winkler entdeckt den vierten Aggregatszustand der Elemente und nennt ihn Plasma. Bis dahin waren nur die Zustände fest, flüssig und gasförmig bekannt. Im Weltall besteht der größte Anteil der Materie aus Plasma. Plasma ist heißes Gas und besitzt ebenso viele negative wie positive Ladungen. W
5. Mai - Die französische Modeschöpferin Coco Chanel präsentiert am 5. Tag des 5. Monats die Parfümmarke Chanel Nº 5, eines der ersten synthetisch hergestellten Parfüms. Es gilt als der erfolgreichste Damenduft aller Zeiten. Auch heute noch ist »Chanel Nº 5« weltweit in den Top 10 der meistverkauften Parfüms auf den vordersten Plätzen vertreten. Im Spätsommer 1920 trafen Coco und ihr neuer Liebhaber Großherzog Dmitri Pawlowitsch Romanow bei einem Ausflug nach Cannes Ernest Beaux in dessen Labor, wo er ihnen seine Werke vorstellte. Eigentlich nur als ein Weihnachtsgeschenk für ihre besten Kundinnen gedacht und zunächst auf 100 Flakons limitiert, entschied sich Chanel für das Fläschchen Nº 5 der zwei Serien, die Beaux präsentierte und die mit 1–5 bzw. 20–24 beziffert waren. Als dieser sie fragte, wie sie das Parfüm nennen wolle, antwortete sie: „Ich lanciere meine Kollektion immer am fünften Tag des fünften Monats, die Fünf scheint mir Glück zu bringen – daher will ich es Nº 5 taufen“. Ihr Parfüm sollte ein „Parfum für eine Frau mit dem Duft einer Frau“ sein. Als die beschenkten Kundinnen nach Nachschub verlangten, wurde »Chanel Nº 5« offiziell 1922 zum Verkauf angeboten. Das Extrait Parfum enthält als eines der letzten Parfüms noch Jasmin und Mairose aus eigener Produktion in Grasse, welche die blumige Herznote bilden. Das Eau de Toilette und das Eau de Parfum (1986 von Jacques Polge kreiert) unterscheiden sich in ihrer Komposition vom Extrait Parfum und werden maschinell produziert und abgefüllt. Seit 2008 gibt es eine neue, leichtere Variation, das Nº 5 Eau Première. W
27. Juli - Den kanadischen Forschern Frederick Banting und Charles Best gelingt die Extraktion von Insulin, sie nannten es Isletin. Zusammen mit John Macleod erhielt er 1923 den Nobelpreis für Medizin. Im selben Jahr jedoch ließ Nicolae Paulescu in Rumänien das Herstellungsverfahren für dieses Hormon patentieren – die Gewinnung von Insulin (er nannte es Pankrein) aus Pankreasgewebe ist dem Forscher schon 1916 gelungen. W
29. Juli - Auf einer außerordentlichen Parteiversammlung entmachtet Adolf Hitler die Parteiführung der NSDAP und übernimmt deren Führung mit diktatorischen Vollmachten. Als Vorsitzender der NSDAP, versuchte er im November 1923 mit einem Putsch von Bayern aus die Weimarer Republik zu stürzen. Mit dem 1924 verfassten ersten Band seiner Schrift Mein Kampf prägte er die antisemitische und rassistische Ideologie des Nationalsozialismus. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum deutschen Reichskanzler ernannt. In wenigen Monaten beseitigte sein Regime mit Terror seiner Anhänger (z. B. durch die SA), Notverordnungen, Gleichschaltungsgesetzen, Organisations- und Parteiverboten die pluralistische Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat. Politische Gegner wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet. Hitler eliminierte anlässlich des sogenannten Röhm-Putsches auch potentielle Rivalen in den eigenen Reihen. Hindenburgs Tod am 2. August 1934 nutzte er, um das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinen zu lassen. W
1. Oktober - Das erste deutsche Müllkraftwerk wurde im Berliner Stadtteil Schöneberg in der Naumannnstraße in Betrieb genommen. Die Berliner Behörden wollten mit dem neuen Verfahren die Energieprobleme der vier Millionen Einwohner der Metropole lösen. Durch die Verbrennung wurde Energie frei gesetzt, die in elektrischen Strom umgewandelt werden konnte. Außerdem konnte auf diese Weise der Müll vieler Haushalte, der während der 20-er Jahre des 20 Jahrhunderts massiv angestiegen war, entsorgt werden. Für die umliegenden Wohnungen im dicht besiedelten Bezirk Schöneberg wurden die ungefilterten Abgase aus den Schloten der Müllverbrennungsanlage ein Problem. Aus ökologischen Gründen werden Müllverbrennungsanlagen in Innenstädten nicht mehr betrieben.
8. Dezember - Eine Anzeige mit dem Slogan „One Look is Worth A Thousand Words“ in der Fachzeitschrift Printers' Ink. Die Anzeige warb für den Gebrauch von Bildern in Werbeaufdrucken auf Straßenbahnen. Am 10. März 1927 erschien eine zweite Anzeige mit der Phrase „One Picture is Worth Ten Thousand Words“. Dort wird behauptet, es handele sich um ein chinesisches Sprichwort. Das Buch The Home Book of Proverbs, Maxims, and Familiar Phrases zitiert den Autor Barnard, der sagte, er habe den Slogan „als chinesisches Sprichwort betitelt, damit die Leute es ernst nehmen“. Die Metapher bezeichnet den Mehrwert von Bildern gegenüber ausschließlichem Text. Es bezieht sich darauf, dass komplizierte Sachverhalte oft mit einem Bild oder einer Darstellung sehr einfach erklärt werden können und ein Bild meist einen stärkeren Eindruck auf den Betrachter ausübt als ein umfangreicher Text. W
Die Kunstseideproduktion auf Acetatbasis beginnt.
Die Stadt New York schaltet den einmillionensten Telefonanschluss.
Unter Leitung von Friedrich Bergius beginnt die industrielle Verflüssigung von Kohle zu Benzin.
Mit dem Kienzle Autograph wird der erste Fahrtenschreiber eingesetzt.
19.9. In Berlin wird die Autorennbahn AVUS eröffnet.
Die Ford-Werke bauen Omnibusse.
Als Protest gegen die frauenfeindliche Haltung des IOC werden in Monte Carlo die ersten Olympischen Spiele nur für Frauen abgehalten (1922 und 1923 wiederholt).
Hans Bredow baut das deutsche Rundfunkwesen auf.
Der erste brauchbare "Bulldog" genannte Ackertraktor der Welt wird bei der Mannheimer Firma Lanz gebaut.
Der letzte Türmer Deutschlands, der im Nordturm der Johanneskirche nach Feinden etc. ausgeschaut hatte, weicht dem Protest der Göttinger Bürger, weil 15-minütiges Trompeten zu seinen Dienstpflichten gehörte.
Adolf Hitler wird Vorsitzender der NSDAP. Zum ersten Mal tritt die SA, die paramilitärische Sturmabteilung der NSDAP, in Erscheinung.
Die Kommunistische Partei Chinas wird gegründet. Eines der 57 Gründungsmitglieder ist Mao-Tse-Tung.
1922
11. Januar - Frederick Banting und Charles Best gelingt die erste erfolgreiche Behandlung eines Diabetikers mit Insulin. Der 13 Jahre alte Leonard Thompson, der seit eineinhalb Jahren an der Krankheit litt, wird von ihnen im Toronto General Hospital mit Rinderinsulin behandelt. Schon nach drei Tagen ist sein Harn frei von Zucker und Azeton. Banting, Best, Collip, Campbell und Fletcher berichten darüber im Canadian Medical Association Journal. Thompson überlebt 14 Jahre lang, bis er an einer Lungenentzündung ohne Zusammenhang mit seinem Diabetes stirbt. Der im Juli 1922 behandelte Theodore Ryder, zum damaligen Zeitpunkt fünf Jahre alt, überlebt sogar 70 Jahre lang und erreicht damit die wahrscheinlich längste dokumentierte Überlebensdauer eines Diabetes-Patienten in der Medizingeschichte.. W
3. März - Der Reichstag verabschiedet das Reichsmietengesetz und bewirkt damit einen wirksamen Schutz vor drastischen Mietsteigerungen und Kündigungen. Die politischen und sozialen Auseinandersetzungen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bringen die Mieterorganisationen ihren Zielen nach Mieterschutz, Mietpreisbindung und Wohnraumbewirtschaftung näher. Hintergrund dieses Beschlusses ist die durch den verlorenen 1. Weltkrieg verstärkte Not der Bevölkerung, welche die steigenden Mieten nicht mehr bezahlen kann. Teilweise mußten sogar sog. "Schlafburschen" einquartiert werden, um das Geld für die Miete aufbringen zu können.
4. März - Im Marmorsaal des Zoologischen Gartens Berlin hat der Stummfilm Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von Friedrich Wilhelm Murnau mit Max Schreck in der Rolle des Vampirs Graf Orlock seine Uraufführung. Der Stummfilm ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Nosferatu gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus. Zugleich gilt das Werk mit seiner dämonischen Hauptfigur und seiner traumartigen, gequälte Seelenzustände spiegelnden Inszenierung als eines der wichtigsten Werke des Kinos der Weimarer Republik. Der Film sollte nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar. W
18. März - Wegen seines Aufrufs zu zivilem Ungehorsam gegenüber der britischen Kolonialmacht wird der indische Freiheitskämpfer Mahatma Ghandi zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ghandis Ziel ist es die Befreiung Indiens mit gewaltlosem Widerstand zu erreichen. Gandhi war der politische und geistige Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung im 20. Jahrhundert, die 1947 mit gewaltfreiem Widerstand, zivilem Ungehorsam und Hungerstreiks das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbeiführte. 1948 wurde er von einem Hindu-Fanatiker ermordet.W Bild: Public Domain
3. April - Josef Stalin wird als Nachfolger Lenins zum Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Russlands gewählt. Während seiner Regierungszeit errichtete Stalin eine totalitäre Diktatur, ließ im Rahmen politischer „Säuberungen“ mehrere Millionen vermeintliche und tatsächliche Gegner verhaften, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten sowie Millionen weiterer Sowjetbürger und ganze Volksgruppen besetzter Gebiete in Gulag-Strafarbeitslager deportieren. Viele wurden dort ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Bedingungen ums Leben. Die durch ihn vorangetriebene Kollektivierung der Landwirtschaft trug insbesondere in der Ukraine, an der Wolga, im Kuban-Gebiet und in anderen Teilen der Sowjetunion zu Hungersnöten bei, denen ungefähr sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. Zu Stalins Erfolgen wird die sowjetische Industrialisierung gezählt. Unter seiner Führung wandelte sich die Sowjetunion binnen weniger Jahre von einem rückständigen Agrarstaat zu einer atomaren Supermacht. Als wichtiger Partner zuerst des nationalsozialistischen Deutschlands im Hitler-Stalin-Pakt und später der Alliierten hatte er starken Einfluss auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie auf die Nachkriegsgestaltung Europas. Sein Regime und seine Interpretationen des Marxismus und des Leninismus werden als Stalinismus bezeichnet. W Bild: Public Domain
5. Mai - In Chicago wird zum erstenmal ein Auto, ein Ford "T" Modell, mit einem Autoradio ausgestattet. Was zunächst wie eine verrückte Idee aussieht, entwickelt sich fünf Jahre später zur Serienproduktion und ist längst schon eine Selbstverständlichkeit. W
29. Mai - Die ersten Arbeiten zum Rhein-Main-Donau-Kanal werden begonnen, der die niederländischen Häfen mit dem schwarzen Meer verbinden. Der Main-Donau-Kanal (MDK) ist eine rund 171 Kilometer lange Bundeswasserstraße in Bayern, die den Main bei Bamberg mit der Donau bei Kelheim verbindet. Durch Weltwirtschaftskrise und Zweiten Weltkrieg unterbrochen, wird der Kanal erst 1992 fertiggestellt, zu einem Zeitpunkt abnehmender Bedeutung der Binnenschiffahrt. Neben seiner Funktion als Verkehrsweg ist die Kanalrinne Teil der Donau-Main-Überleitung, die das von zeitweiliger Trockenheit bedrohte System der Regnitz und des Mains mit Wasser aus Donau und Altmühl versorgt. W
Der Engländer Howard Carter findet im endlich identifizierten Tal der Könige das unversehrte Grab des Tut-Ench-Amun. Der Fund ist das archäologische Ereignis des frühen 20.Jhdt.
Gebäude aus stahlarmiertem Beton werden erstmals in Schalenbauweise errichtet.
11. Juni - Der Dokumentarfilm "Nanuk der Eskimo" von Robert Flaherty wird bei seiner Uraufführung in New York begeistert aufgenommen.Der Streifen zeigt das Leben der Ureinwohner Alaskas und Grönlands und wird zu einem Meilenstein des Dokumentarfilms. Der Film begleitet über mehrere Wochen den Eskimo Nanuk und seine Familie, die aus den beiden Ehefrauen Nyla und Cunayou, dem jungen Sohn Allee und dem viermonatigen Baby Rainbow besteht. Dokumentiert wird das älltägliche Leben und die Arbeit, wie der Robben- und Walrossjagd, dem Fischfang, Iglubau, Fellhandel, der Pflege der Kinder und der Betreuung der Schlittenhunde. Neben der Schönheit der Natur und der naiven Fröhlichkeit der Menschen wird auch die Härte des arktischen Lebens festgehalten. Die Familie kommt beinahe bei einem plötzlichen Schneesturm ums Leben und wird von Hunger und Verzweiflung geplagt.
9. Juli - "Tarzan" schwimmt Weltrekord. Der amerikanische Schwimmer Johnny Weissmüller erringt einen aufsehenerregenden Schwimm-Weltrekord. Bei den Olympischen Spielen von 1924 und 1928 erschwimmt er insgesamt fünf Goldmedaillen. Zu Beginn der 1920er Jahre entwickelte er seinen eigenen Schwimmstil, den sogenannten „American Crawl“. Offiziell stellte Johnny Weissmüller 51 Weltrekorde auf. Wie viele er wirklich schwamm, ist unbekannt, weil er es oft versäumte, die Rekordprotokolle einzureichen. Danach gibt er die Sport-Karriere auf, wird aber noch berühmter als erster Hauptdarsteller der damals sehr populären "Tarzan"-Filme. W
17. September - Die Ingenieure Hans Vogt, Jo Benedict Engl und Joseph Masolle stellten während der Berliner Alhambra-Festspiele mit dem Film "Der Brandstifter" den ersten Ton-Film mit integrierter Lichttonspur vor. Dabei wird zwischen Bild- und Perforationslöchern eine lichtdurchlässige gezackte Spur aufgenommen. Die Größe der Zacken bestimmt die Lichtdurchlässigkeit. Beim Abspielen des Films wird mittels einer Tonlampe diese gezackte Tonspur auf eine Fotozelle projiziert. Die unterschiedliche Helligkeit führt zu unterschiedlich starken Spannungen, welche mittels Verstärker und Lautsprecher in hörbare Töne umgewandelt werden. Dieser Mono-Ton-Film überwandte die Synchronlaufschwierigkeiten bisheriger Tonfilmsysteme und war bis etwa 1970 erfolgreich im Einsatz. W
14. November - In London nimmt die "British Broadcasting Company" (BBC) ihren Betrieb auf. Regelmäßige Sendungen beginnen im Januar des darauffolgenden Jahres und ab 1927 wird der Sender in "British Broadcasting Corporation" umbenannt - ein Sender von unbestrittenem Renommé und einem Vorbild für viele später gegründete Stationen in anderen Ländern. W
1. Dezember - Der Flugzeugkonstrukteur Ernst Heinkel gründet in Warnemünde ein Flugzeugwerk. Hier entwickelt er unter anderem Langstrecken- und Postflugzeuge sowie Seeflugzeuge. Ende 1932 hat das Werk eine Größe von 1000 Beschäftigten erreicht. Durch die massive Aufrüstung der Nationalsozialisten entwickelt sich das Unternehmen zu einem der großen deutschen Flugzeugkonzerne. Bis Ende 1944 verfünfzigfacht sich die Heinkel-Belegschaft auf über 55.000 Beschäftigte. Der Krieg und die Vorbereitung darauf werden zur produktivsten Phase, was den Fortschritt des Flugzeugbaus betrifft. In Heinkels Ingenieurbüros werden unter anderem die ersten Düsen- und Raketenflugzeuge entwickelt.
Der deutsche Chemiker Hermann Staudinger begründet die Makromolekularchemie und schafft damit die Grundlagen der Kunststoffindustrie.
Bei der italienischen Firma Lancia wird das erste Lambda genannte Auto
mit selbsttragender Karosserie gebaut.
1923
Howard Carter und Lord Carnarvon öffnen am 16. Februar die Grabkammer des altägyptischen Königs Tutanchamun, die Carter am 4. November des Vorjahres im Tal der Könige entdeckt hat. Dabei finden sie neben zahlreichen Schätzen auch die berühmte Totenmaske des Tutanchamun. Eine CT-Untersuchung vom 6. Januar 2005 ergab ein Todesalter von 18 bis 20 Jahren und entsprach früheren wissenschaftlichen Schätzungen. Bei der Untersuchung stellte sich ebenfalls heraus, dass die Todesursache Tutanchamuns wie bisher angenommen, kein Schlag auf den Kopf gewesen sein kann, da keinerlei auf diese Art verursachten Verletzungen am Schädel festgestellt werden konnten. Zur allgemeinen Überraschung ist ein bislang unentdeckter Oberschenkelbruch des linken Beins festgestellt worden. Einige Spezialisten desselben Untersuchungsteams erkannten auch einen Bruch des linken unteren Oberschenkels, dazu einen Bruch der rechten Kniescheibe und des rechten unteren Beines. Der Befund legt nahe, dass die Brüche vor dem Tode Tutanchamuns durch einen Unfall verursacht wurden; Hinweise auf einen Mord, wie bisher angenommen, ergaben sich jedoch nicht. Die meisten Ägyptologen gehen zwischenzeitlich von einem Jagd-Unfall aus, der den späteren Tod Tutanchamuns verursachte. W Bild: MykReeve
16. Februar - Erstmals wird in Deutschland ein gesondertes Jugendstrafrecht eingerichtet: Das von Gustav Radbruch entworfene erste deutsche Jugendgerichtsgesetz (RJGG) wird erlassen. W
3. März - Die Erstausgabe des von Henry Luce und Briton Hadden gegründeten US-Nachrichtenmagazins TIME erscheint in New York. Schon bald nahm Time eine bedeutende Rolle in der amerikanischen Presselandschaft ein. Berühmt wurde das Magazin unter anderem durch seine Titelbilder, von denen heute einige − wie etwa die Darstellung Winston Churchills als Bulldogge – fester Bestandteil der Pop-Ikonographie sind. Das bekannteste Feature der Time ist wohl die jährliche Wahl (seit 1927) des Man of the Year. Zum Man of the Century kürte die Zeitschrift 1999 Albert Einstein, zum Man of the Millennium wählte sie Johannes Gutenberg. Die Zeitschrift versucht, im Gegensatz zu der eher den Demokraten nahestehenden Konkurrenz, sehr stark auf Distanz zu den beiden großen Parteien zu gehen. Time erscheint heute in vier Ausgaben mit einer Gesamtauflage von rund 5,2 Millionen Exemplaren. W
5. April - Die Firestone Tire & Rubber Company beginnt mit der Produktion von Gummireifen. Ursprünglich wurden Reifen für die damals üblichen Transportmittel (Fuhrwerke, Karren, etc.) gefertigt. Mit dem Aufkommen der Automobile begann man jedoch schon früh, Autoreifen zu produzieren. Firestone gilt als Pionier der Massenproduktion von Reifen. Durch persönliche und familiäre Verbindungen zur Familie Ford gelang es Firestone 1906, Originalausrüster für die Automobile der Ford Motor Company zu werden. W Bild: Public Domain
13. Mai - Die Reichsregierung folgt unter Wilhelm Cuno dem Beispiel anderer Staaten und führte einen Feiertag zu Ehren der Mütter ein. Gleichzeitig war die Entwicklung für Frauen in der Weimarer Republik aber gegenläufig: Hatten sie während des ersten Weltkrieges vermehrt in der Industrie gearbeitet, wurde ihnen nun wieder die Rolle der Hausfrau zugeschrieben. W
1. Juni - Das Reichsmieterschutzgesetz tritt in Kraft und stärkt die Rechte des Mieters gegenüber dem Vermieter. Ziel des Gesetzes ist die Linderung der Wohnungsnot in Deutschland, die ihre Höhepunkte jeweils nach den Weltkriegen hatte. Das neue Gesetz unterbindet das Kündigungsrecht des Vermieters weitgehend. Nur in besonderen Fällen kann das Mietverhältnis durch eine gerichtliche Verfügung gelöst werden.
13. Juli - Eine Maklerfirma wirbt mit dem Schriftzug „Hollywoodlands“ in Los Angeles, um für den Kauf von Grundstücken in dieser damals öden und abgelegenen Gegend nördlich des damals wesentlich kleineren Los Angeles zu werben. Die Buchstaben des Schriftzugs sind etwa 14 Meter hoch und zusammen 137 Meter lang. Der gesamte Aufbau wiegt rund 220 Tonnen. Auf ein Gerüst aus alten Telefonmasten, Rohren, Drähten und diversen Holzteilen waren unzählige weiße Metallplatten von etwa 0,9 × 2,7 m genagelt. Die Buchstaben wurden mit insgesamt etwa 4000 Glühlampen beleuchtet. Der auf dem Mount Lee montierte Schriftzug war eigentlich nur als Provisorium für eine Dauer von eineinhalb Jahren geplant, blieb aber erhalten und wurde schnell ein Symbol für den aufstrebenden Filmstandort Hollywood. In den 1940er Jahren kippte das H um, und auch die anderen Buchstaben begannen zu verrotten. Im Jahre 1949 entschied die Handelskammer von Hollywood, die Silbe LAND zu entfernen und den Rest der Schrift zu restaurieren, dabei entfernte man auch die Beleuchtung. 1978 war der Schriftzug wiederum weitgehend verfallen. Für einen kompletten Neubau wurde eine Viertelmillion Dollar veranschlagt. Hugh Hefner veranstaltete eine Spenden-Party in seiner Playboy Mansion, und in diesem Rahmen wurden symbolische Rechte an den einzelnen Buchstaben versteigert, um die Renovierungskosten zu decken. Von August bis Oktober 1978 existierte kein Schriftzug, bis das neue Schild fertiggestellt wurde. Es hat ein dauerhaftes Betonfundament, stählerne Träger, und die weißen Frontplatten sind emailliert. W Bild: © Thomas Wolf, www.foto-tw.de
30. August - Die deutsche Papiermark erlebt einen tiefen Sturz. An der New Yorker Devisenbörse müssen für einen US-Dollar 11.111.111,-- Mark gezahlt werden. Die Geldentwertung führt in der Folge zur Einführung der Rentenmark. Am 30. August 1924 wurde die Reichsmark zusätzlich zur Rentenmark eingeführt. Sie galt zur Rentenmark im Verhältnis 1:1. Die Reichsmark hat nicht, wie fälschlicherweise in vielen Fachwerken und Dokumenten angegeben, die Rentenmark ersetzt. Vielmehr konnte weiterhin mit beiden Währungen bezahlt werden. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Währungen bestand in ihrer unterschiedlich ausgestalteten Deckung. Die Rentenmark wurde durch die sogenannte Grundschuld gestützt: Jeder Unternehmer, Grundstücks- und/oder Hauseigentümer musste sechs Prozent seines Grundeigentums an den Staat übertragen. Die Reichsmark hingegen wurde durch materielle Güter des Staates – wie Kohle oder Gold – wieder auf klassische Art gestützt. Für den praktischen Umgang mit beiden Zahlungsmitteln hatten diese juristischen Unterschiede keine Bedeutung. Mit Einführung der Reichsmark wurde allerdings die Anwendung der Bezeichnung „Rentenmark“ – trotz des Umlaufs beider – in allen amtlichen Dokumenten durch Gesetz verboten. Auf allen Rentenbankscheinen finden sich keinerlei deutsche Hoheitssymbole. W
15. September - Die Regierung des US-amerikanischen Bundesstaates Oklahoma verhängte das Kriegsrecht, um den Morden und Terrorakten des Geheimbundes "Ku-Klux-Klan" gegen religiöse und ethnische Minderheiten Einhalt zu gebieten. Der "Ku Klux Klan" war am 24. Dezember 1865 in Pulaski/Tennessee von sechs ehemaligen Armeeoffizieren der Konföderation gegründet worden und existiert bis heute. Nach einem Verbot wurde der Klan 1915 neugegründet. In der Frühzeit hatte er bis zu 500.000 Mitglieder, während der Weltwirtschaftskrise um 1920 sogar fast vier Millionen. Heute wird er auf 6.000 bis 8.000 Anhänger geschätzt. Die Zahl der Sympathisanten ist weit höher. W
16. Oktober - John Harwood beantragt in der Schweiz ein Patent für die von ihm erfundene automatische Armbanduhr mit Pendelschwungmasse. In Zusammenarbeit mit der Firma Fortis wurden die Uhren ab 1926 in Serie hergestellt. Die „Harwood perpetual“ wurde anlässlich der Basel Messe der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis dato erfolgte der Aufzug der Armbanduhren über Krone und Aufzugswelle. Die Erfindung von Harwood hingegen nutzte die Bewegungsenergie am Handgelenk des Trägers zum Spannen der Uhrfeder mittels einer oszillierenden Schwungmasse im Zentrum der Uhr, ein Perpetuum mobile zur allgegenwärtigen Zeitanzeige. Eine zufällige Beobachtung spielender Kinder auf einer Wippe soll John Harwood die entscheidende Idee gegeben haben seinen legendären "Automatik-Mechanismus". W Bild: Public Domain
16. Oktober - In Burbank gründen Walt und Roy Oliver Disney das Disney Brothers Cartoon Studio, die spätere Walt Disney Company. W
29. Oktober - Die Berliner "Funkstunde AG" nimmt ihre ersten kommerziellen Rundfunksendungen auf. Nachdem der Rundfunkempfang für Privatpersonen im Ersten Weltkrieg verboten gewesen war, wird dieses neue Medium nun auch in Deutschland einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Als erster offizieller Rundfunkteilnehmer in Deutschland gilt der Berliner Zigarettenhändler Wilhelm Kollhoff. Die Lizenz zum Hören des Programms kostete − 1923 war der Höhepunkt der Inflationszeit – 60 Goldmark oder 780 Milliarden Papiermark. W
15. November - Die Einführung der sogenannte Rentenmark beendete die große Inflation in der Weimarer Republik. Die Inflation erreichte bis zu diesem Tag ungeahnte Ausmaße. So kostete beispielsweise ein Pfund Brot 260 Milliarden Mark, ein Pfund Fleisch 3,2 Billionen Mark. Nach der Einführung der Rentenbankscheine galt das Umtauschverhältnis von einer Billion Papiermark zu einer Rentenmark. Mit der Einführung der Rentenmark stabilisierte sich die deutsche Währung wieder. Mit dem Münzgesetz vom 30. August 1924 wurde die Rentenmark von der Reichsmark abgelöst. Zu den Geschädigten der Inflation gehörten vor allem die kleinen Leute und der Mittelstand, die keine Sachwerte besaßen und ihr Erspartes verloren hatten. W Bild: Public Domain
7. Dezember - Edwin Powell Hubble beweist die Existenz von Himmelskörpern, die außerhalb unserer Milchstraße liegen. Am Mount-Wilson-Observatorium konnte er nachweisen, dass M31 weit außerhalb unserer Galaxis liegt. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen und Berechnungen, Cepheids in Spiral Nebulae, legte er zur Jahreswende 1924/25 der Jahrestagung der US-amerikanischen Astronomenvereinigung AAS vor, auf der sie am 1. Januar 1925 verkündet wurden. Aufgrund der räumlichen Verteilung anderer Galaxien, sowie ihrer im Spektrum u.a. von Milton Humason nachgewiesenen Rotverschiebung, postulierte der belgische Priester Georges Lemaître im Juni 1927 die Expansion des Weltalls im Einklang mit Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie. W Bild: freebase.com
Im Deutschen Museum in München wurde das erste öffentlich zugängliche Planetarium vorgestellt. Das Weltall wurde durch die Projektion von Sternen und Planeten auf die Innenseite einer weißen Kuppel simuliert. Das Planetarium wurde zu einer großen Publikums-Attraktion.
Höhepunkt der Inflation in Deutschland (1 US $ = 4 Billionen Mark).
Edwin Powell Hubble beweist die Existenz von Himmelskörpern, die außerhalb unserer Milchstraße liegen.
Ein Erdbeben fordert in Tokio über 100´000 Todesopfer.
Das erste deutsche Selbstwähl-Fernamt nimmt in der Netzgruppe Weilheim den Dienst auf.
Die Servobremse und der elektrische Scheibenwischer werden für die Kfz-Industrie erfunden.
Das erste Projektionsplanetarium wird für das Deutsche Museum in München von der Firma Carl Zeiss gebaut.
Erste Fernsehbild-Übertragung in den USA.
Hermann Julius Oberth veröffentlicht ein Buch über den Bau von interplanetarischen Raketen.
Der erste Lkw mit Dieselmotor wird von MAN gebaut.
In der Forstwirtschaft werden Raupenschlepper eingesetzt.
Der Weltrekord im Dauerfliegen wird in den USA durch Betanken des Fliegers in der Luft aufgestellt.
Gestorben: 10.2.: Wilhelm Conrad Röntgen (*1845), 28.12.: der Baumeister Alexandre Gustave Eiffel (*1832);
Gustav Stresemann wird Reichskanzler. Finanzminister Hilferding führt mit der Rentenmark eine Währungsreform durch und kann den Währungsverfall kurzfristig bremsen.
9. November - Adolf Hitler und Erich Ludendorff wollten durch einen Marsch der Rechtsextremisten nach Berlin die Weimarer Republik auflösen. Die Putschisten marschierten nicht sehr weit. Denn nicht etwa die Republik, sondern ihr "Marsch auf Berlin" wurde aufgelöst - und zwar bereits an der Münchner Feldherrenhalle. In der Nacht zum 9. November hatte sich Hitler etwas vorschnell zum Reichskanzler erklärt. Denn zwei Tage später saß der selbsternannte Reichskanzeler erst einmal auf der Festung Landsberg fest. Im Februar 1924 wurde gegen ihn und weitere Mitstreiter (darunter Ludendorff und Röhm) ein Hochverratsprozess eröffnet. Hitler bekam nur fünf Jahre Haft. In Landsberg konnte er mit tatkräftiger Hilfe Winifred Wagners den ersten Band seines unseligen "Mein Kampf" verfassen. Leider wurde er am 20. Dezember 1924 vorzeitig aus der Haft entlassen. W
1924
8. Februar - Der wegen Mordes zu Tode verurteilte Chinese Gee Jon wurde als erster Delinquent in einer Gaskammer in Carson City (Nevada) hingerichtet. Als Tötungsmittel wurde Zyanidwasserstoff verwendet. W
14. Februar - Das Stummfilmepos von Fritz Lang, "Die Nibelungen", fand seine Uraufführung in den deutschen Kinos. Das Werk, in den zwei Teilen "Siegfried" und "Kriemhilds Rache" aufgeführt, erzählt das mittelalterliche deutsche Heldenlied in bewusst stilisierten Bildern. Der Film wurde vom Publikum nach einer Umfrage als bester Film des Jahres angesehen. W
3. März - Die 600jährige Herrschaft der osmanischen Dynastie endet. Nach der Gründung der türkischen Republik durch Mustafa Kemal Atatürk wird der letzte Kalif des Osmanischen Reiches, Abdülmecit II., abgesetzt, das Kalifat aufgelöst und die Angehörigen der Dynastie des Landes verwiesen. Mit diesem Schritt ging die Geschichte eines Weltreiches zu Ende, das die Geschicke nicht nur des Nahen und Mittleren Ostens, sondern bis nach Europa hinein beeinflusst hatte. Im Laufe seiner Amtszeit führte Mustafa Kemal Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in einen modernen, säkularen und an Europa orientierten Staat verwandeln sollten. Im Jahre 1922 wurde das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober 1923 das Kalifat. Am 20. April 1924 trat eine neue Verfassung in Kraft, durch die unter anderem die religiösen Gerichte abgeschafft wurden. Im Jahr 1925 wurden im Zuge einer Hutreform der Fes (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) verboten. Später wurde der Schleier (für die Frau) verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurden sowohl die islamische Zeitrechnung als auch der parallel verwendete Rumi-Kalender abgeschafft und durch den Gregorianischen Kalender ersetzt. Zudem wurde das metrische System eingeführt. In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Privatrecht mit dessen Quellen – Zivilgesetzbuch und Obligationenrecht – und damit die Einehe, das Scheidungsrecht und die Gleichstellung von Mann und Frau übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. Durch Verfassungsänderungen in den Jahren 1928 und 1937 wurden Säkularisierung und Laizismus in der Verfassung verankert und 1928 die arabische Schrift durch die Lateinische ersetzt. Am 11. Dezember 1934 bekamen Frauen durch das Gesetz Nr. 2599 das aktive sowie passive Wahlrecht. W
18. März - Der Stummfilm "Der Dieb von Bagdad" von Raoul Walsh wurde in den USA uraufgeführt und begeisterte die Zuschauer mit üppiger Ausstattung und raffinierter Technik. Das Hollywood-Märchen aus 1001 Nacht war mit zwei Millionen Dollar Produktionskosten der bislang kostspieligste Film der Traumfabrik. Douglas Fairbanks brillierte in der Titelrolle mit artistischer Körperbeherrschung. Nicht nur der tricktechnisch fliegende Teppich trug zum großen Erfolg des Films bei. Entscheidender war wohl, dass Fairbanks im ersten Teil des Films mit nacktem Oberkörper auftrat. Der Film prägte den Abenteuer-Film Hollywoods und wurde zum Stummfilmklassiker. W
8. August - Die erste elektrische Berliner S-Bahn fährt nachdem die wesentlichen Voraussetzungen mit der Einführung eines Nahverkehrstarifs und die Trennung von Nah- und Fernverkehr auf der Schiene schon 1891, also mehr als 30 Jahre vorher geschaffen worden waren. Erste elektrische Versuchsbetriebe fanden ab 1903 statt. 1924 ging die erste mit seitlicher, von unten bestrichener Stromschiene und 750 Volt Gleichspannung elektrifizierte Eisenbahnstrecke vom Stettiner Vorortbahnhof (heute: Nordbahnhof) nach Bernau in den Regelbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das S-Bahn-Netz schnell von Kriegsschäden befreit. Ende 1947 war bis auf wenige Ausnahmen das gesamte Netz wieder befahrbar. Der Bau der Mauer im Jahr 1961 führte zum größten Einschnitt in den Betrieb und das Netz der S-Bahn. Während das Netz in Ost-Berlin weiter ausgebaut wurde, sanken die Fahrgastzahlen in West-Berlin aufgrund von Boykotten, wodurch der Betrieb von der die S-Bahn verwaltenden ostdeutschen Deutschen Reichsbahn weiter vernachlässigt und schließlich auf etwa der Hälfte der Streckenlänge eingestellt wurde. 1984 übernahm die West-Berliner Verkehrsgesellschaft den Betrieb in West-Teil und begann dessen Sanierung und wieder vollständigen Betrieb. Nach dem Fall der Mauer 1989 kam es zur Zusammenführung der beiden getrennten S-Bahn-Netze. W
28. September - Den US-Amerikanern Lowell H. Smith und Erik H. Nelson gelang der erste Flug um die Erde: Nach 176 Tagen (Start am 6. April) hatten sie in 57 Etappen 42.398 Kilometer zurückgelegt und trafen wieder am Ausgangsort Seattle ein. Von vier gestarteten Maschinen des Typs Douglas World Cruiser erreichen zwei, die Chicago und die New Orleans wieder ihren Abflugort. Vor den beiden Amerikanern hatten fünf andere Nationen die Weltumrundung versucht - sie alle mussten aber früher oder später aufgeben. Bild: Public Domain
16. September - Nach 37 Monaten kehrte der dänische Polarforscher Knud Rasmussen von einer Hundeschlitten-Reise durch das ewige Eis der Arktis zurück. Die Forschungsexpedition des Ethnologen hatte das Ziel, das Leben der arktischen Urbevölkerung zu studieren. Er bewältigte dafür eine Strecke von 20.000 Kilometern. Es war die größte Schlittenreise in der Geschichte der Arktis-Forschung. Von Grönland aus fuhr Rasmussen durch die Hudsonstraße zur Southampton-Insel, entlang der Westküste der Hudson-Bay bis Port Nelson nach Süden. Längs der Nordküste des Festlandes von Kanada und Alaska erreichte der Polarforscher die Beringstraße. Über 15 Monate lang galt Rasmussen als verschollen. W
13. Oktober - Die Stummfilmkomödie "The Navigator" (Der Navigator) von Buster Keaton kommt in die amerikanischen Kinos. Sie wird eine der erfolgreichste Produktionen Keatons und verschafft ihm den Durchbruch zu den beliebtesten Komikern seiner Zeit. W
31. Oktober - Die Vertreter von Sparkassen aus 29 Ländern beschließen am Abschlusstag des ersten internationalen Sparkassenkongresses in Mailand das Einführen des jährlichen Weltspartags um den Gedanken des Sparens weltweit im Bewusstsein zu halten und auf die Bedeutung für die Volkswirtschaft und den Einzelnen hinzuweisen. Vielfach wurden und werden anlässlich des Weltspartags von Banken und Sparkassen Werbegeschenke verteilt, insbesondere Spardosen – zum Zwecke der Finanzerziehung der nachwachsenden Generation – oder auch Kuscheltiere, Spiele und Bücher. Das soll als Anreiz dienen regelmäßig die gefüllten Spardosen zur Leerung zu den Kreditinstituten zu bringen, um das Geld anschließend auf das Sparkonto einzuzahlen.
W Bild: Matthaeuswien
28. November - Raymond Dart, ein Anatom der University of the Witwatersrand in Johannesburg, erhält von einem Vorarbeiter des Buxton-Kalksteinbruchs einen bei Taung gefundenen fossilen Schädel. Das sogenannte Kind von Taung ist der erste Fund eines Australopithecus africanus. Australopithecus africanus ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Australopithecus. Fossilien, die Australopithecus africanus zugeordnet wurden, stammen zumeist aus rund 3,0 bis 2,5 Millionen Jahre alten Fundschichten in Südafrika; einige Funde sind jedoch möglicherweise etwas älter, andere etwas jünger. W Bild: José Braga; Didier Descouens
4. Dezember - In Berlin wurde die erste Funkausstellung eröffnet, auf der die neuesten Modelle des noch jungen Mediums vorgeführt wurden. Rundfunkempfänger waren damals Luxusgüter und kosteten mehrere hundert Mark. Seinerzeit zeigten 268 Aussteller vornehmlich Röhrenempfänger, Detektoren und Kopfhörer. 1924 sahen mehr als 170.000 Besucher die eher nüchterne Präsentation ohne Glanz und Glamour. Für viele waren sie daher unerschwinglich.
W Bild: Bundesarchiv, Bild 102-00877 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
28. Dezember - Die Seilbahn auf den Fichtelberg im Erzgebirge nimmt ihren Betrieb auf. Die Fichtelberg-Schwebebahn ist die älteste Luftseilbahn in Deutschland. Dabei wird auf einer Länge von 1175 Meter eine Höhe von 302,9 Meter überwunden. Am 1. September 1924 wurde mit dem Bau begonnen, obwohl die Amtshauptmannschaft Annaberg erst am 8. die Baugenehmigung erteilte. Statt der veranschlagten 70.000 Reichsmark waren Ende 1924 schon 300.000 RM verbraucht. Die SUSVAG musste neben Kapitalerhöhungen zusätzlich Kredite aufnehmen. Die geplante Inbetriebnahme am 21. Dezember 1924 fand nicht statt, da die Anlage noch nicht betriebsfähig war und deshalb die Genehmigung versagt wurde. Trotzdem fand eine Eröffnungsfeier statt, bei der eine der Kabinen 20 Meter aus der Talstation fuhr. Auch zum zweiten Abnahmetermin am 27. Dezember war die Bahn noch nicht fertig. So fehlten noch die Signalanlage, die Notbremse, in der Fördermaschine ein Lager und ein Zahnrad. Trotzdem wurde am 28. Dezember der Betrieb aufgenommen. Schließlich genehmigte der Regierungskommissar Weidner am 29. Dezember die Schwebebahn unter der Bedingung, dass alle Mängel beseitigt sind. W Bild: Thilo Leibelt
Auch diesmal finden die Olympischen Spiele in Paris (zum zweiten Mal nach 1900) ohne Beteiligung Deutschlands, das in Frankfurt eigene Spiele veranstaltet, mit einer auf 126 reduzierten Zahl von Disziplinen statt. Die Stars sind Johnny Weissmueller (Schwimmen) und natürlich wieder Paavo Nurmi, der in 6 Tagen 9 Rennen gewinnt. Erstmals werden die Spiele im Rundfunk übertragen.
Der Flugplatz Tempelhof in Berlin wird professionell ausgebaut (bis 1928).
In Österreich erfindet Viktor Kaplan die nach ihm benannte Wasserturbine, die auch bei niedrigem Wasserdruck einen hohen Wirkungsgrad hat.
Drei Flugzeuge der Firma Douglas fliegen erstmals um die Erde (6.4.-29.9.).
Hugo Eckener fliegt erstmals einen Zeppelin über den Atlantik nach Amerika.
In Deutschland entdeckt man den Polyvinylalkohol, Grundlage zur Herstellung von Kunstfasern und -folien.
Bei Krupp baut man eine Turbinen-Dampflokomotive.
Uraufführung von "Rhapsody in Blue" von George Gershwin.
1.4. Der Hochverratsprozeß gegen Adolf Hitler (5 Jahre Festungshaft, nach 6 Monaten Strafaussetzung als Option: Hitler wird bereits am 20.12. wieder entlas-sen), General Ludendorff (wird freigesprochen) und weitere Rädelsführer des Putschversuchs vom 9.11.1923 wird zur Schau Adolf Hitlers, der die Sympathien des Gerichts und national gesinnter Kreise hat. Er kann das Verfahren geschickt propagandistisch nutzen, so dass er erstmals weit über die Grenzen Bayerns hinaus Beachtung findet.
1925
14. Januar - Im Nelson-Theater am Kurfürstendamm gastierte erstmals die schwarze Revuetänzerin Josephine Baker (1906-1975) mit "Ausgerechnet Bananen". Ein halbes Jahr zuvor hatte sie in Paris das Publikum mit ihren Tanzkünsten beeindruckt. Der Erfolg in Paris war Startschuss für ihre Weltkarriere. Sie engagierte sich in der französischen Résistance gegen Hitler. Von ihren Tourneen brachte sie zwölf Kinder verschiedener Hautfarben und Nationalitäten mit nach Frankreich, die sie adoptierte und als ihre "Rainbow Tribe" großzog. 1975 hatte Josephine Baker einen letzten glanzvollen Auftritt, wenige Tage bevor sie an Herzversagen starb. W
17. Januar - In Moskau beschloß das Zentralkomitee der KPdSU die Absetzung Leo Trotzkis als Volkskommissar für Verteidigung. Nach Lenins Tod entbrannte ein Machtkampf um die Führung der Sowjetunion. Schließlich trat Josef W. Stalin die Nachfolge Lenins an. 1940 wurde Trotzki im mexikanischen Exil von einem stalinistischen Agenten mit einem Eispickel erschlagen. W Bild: Public Domain
1. März - Die Sowjetunion führt die erste Namensregelung bei Eheschließungen ein bei der beide Partner gleichberechtigt sind. Künftig dürfen Frauen wählen, ob sie ihren Namen behalten oder den des Mannes annehmen wollen. Familienname kann auch Name der Frau sein.
3. März - Das von John Gutzon de la Mothe Borglum in den Stein gemeißelte Mount Rushmore National Memorial in den Black Hills, South Dakota, wird eingeweiht. Das Mount Rushmore National Memorial ist ein Denkmal, das aus monumentalen Porträtköpfen der vier (bis zur Zeit seiner Erstellung) als am bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten besteht. Jedes Porträt ist 18 m hoch. Dargestellt sind von links nach rechts die Präsidenten George Washington (1. US-Präsident), Thomas Jefferson (3.), Theodore Roosevelt (26.) und Abraham Lincoln (16.). Vor dem Denkmal sind Ausschnitte aus berühmten Reden der vier Präsidenten auf Schrifttafeln zu lesen. Das Mount-Rushmore-Nationaldenkmal wird auch als Shrine of Democracy (Heiligenschrein der Demokratie) bezeichnet. Die Lakota-Indianer sehen das Monument hingegen als Entweihung ihres heiligen Berges an. W Bild: Pjuskline
Am 16. März, wurde in Berlin der Film "Wege zu Kraft und Schönheit" uraufgeführt. Er zeigte zum ersten Mal unbekleidete Menschen bei Sport und Gymnastik. Der Film sollte zeigen, wie die unbefangene Betrachtung menschlicher Nacktheit "Übel böser Triebe" triumphieren könne. W
20. März - In China übernimmt General Chiang Kai-shek die Führung der revolutionären Nationalpartei (Kuomintang). Sein Ziel war die Einigung des Landes unter Ausschluss der Kommunisten. Nachdem die Kommunisten in China die Macht übernommen hatten, floh Chiang Kai-shek mit den Resten seiner Truppe. Er gründete den nationalchinesischen Staat Taiwan, den er bis zu seinem Tod 1975 regierte.
7. April - Um einer eventuell später drohenden Ausweisung vorzubeugen, beantragte Hitler gegenüber dem Hohen Magistrat der Stadt Linz seine Entlassung aus der österreichischen Staatsbürgerschaft mit folgender Begründung: „Ich bitte um meine Entlassung aus der österreichischen Staatsbürgerschaft. Gründe: Ich befinde mich seit dem Jahre 1912 in Deutschland, habe nahezu 6 Jahre im deutschen Heere gedient, darunter 4½ Jahre an der Front und beabsichtige nunmehr die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. Da ich zurzeit nicht weiss, ob meine österreichische Staatsangehörigkeit nicht ohnehin bereits erloschen ist, ein Betreten des österreichischen Bodens durch eine Verfügung der Bundesregierung jedoch abgelehnt wurde, bitte ich um eine günstige Entscheidung meines Gesuches.“ Daraufhin sandte das Wiener Bundeskanzleramt noch am selben Tag ein vertrauliches Schreiben an den Linzer Landeshauptmann, um diesen von dem Ersuchen zu informieren und ihn gleichzeitig anzuweisen: „Ich trage keine Bedenken, Herrn Landeshauptmann zu ersuchen, Hitler auf sein Ansuchen hin, den Austritt aus dem österreichischen Staatsverband zu bescheinigen, doch wolle diese Verfügung tunlichst geheim gehalten werden.“ Am 30. April 1925 wurde Hitlers Ersuchen gegen eine Gebühr von 7,50 Schilling stattgegeben. Demzufolge lebte er ab diesem Zeitpunkt als Staatenloser auf deutschem Boden – ein Umstand, der ihm nach eigener Aussage aus dem Jahre 1932 missfiel, da er „als einziger Deutscher in einer Zeit, in der 200.000 bis 300.000 ostgalizische Juden und Schieber eingebürgert worden sind, ausgerechnet nicht eingebürgert wurde.“ Seinen alten österreichischen Pass bewahrte Hitler allerdings auf. Aus Hitlers Sicht wie auch aus der Sicht seiner politischen Anhänger existierten triftige Gründe für eine Einbürgerung. Zum einen war Hitler der „Führer“ der NSDAP und wurde in zunehmendem Maße zum „Führer der Deutschen“ stilisiert – ohne bisher nach geltendem Staatsangehörigkeitsrecht „Deutscher“ zu sein. Zum anderen war es Hitlers erklärtes Ziel, Reichspräsident zu werden. Die Wahl zu diesem Amt war jedoch gemäß Art. 41 Abs. 2 der Weimarer Verfassung Deutschen vorbehalten. W
7. Mai - In München, auf der Kohleninsel, wird das "Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik", kurz "Deutsches Museum", auf einer Fläche von 25 000 Quadratmetern eröffnet. Die Spitzen aus Staat und Gesellschaft kommen in die bayerische Landeshauptstadt, um dieses größte technische Museum der Welt einzuweihen. Die ganze Stadt wird aufwendig geschmückt. Bereits am 5. Mai erfolgte ein feierlicher Umzug vom Nationalmuseum durch die Innenstadt auf die Museumsinsel. Festwagen symbolisierten dabei jeweils eine technische Disziplin, ein Handwerk oder eines der vier Elemente. W Bild: Users Softeis on de.wikipedia
12. Mai - Paul von Hindenburg wird als zweiter Reichspräsident der Weimarer Republik vereidigt. Am 26. April 1925 wurde Hindenburg im zweiten Wahlgang im Alter von 77 Jahren als Nachfolger Friedrich Eberts zum Reichspräsidenten gewählt und am 12. Mai vereidigt. Damit ist er bis heute das einzige deutsche Staatsoberhaupt, das je vom Volk direkt gewählt wurde. 1930 vollzog er den Wechsel vom parlamentarischen zum Präsidialsystem. 1932 wurde er in diesem Amt bestätigt. 1933 berief Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler, und das Ende der Weimarer Republik war besiegelt. Den deutschen Konservativen W
Bild: Bundesarchiv, Bild 183-S51620 / CC-BY-SA
15. Mai - Neun der damals zehn privaten Rundfunksender in Deutschland schließen sich mit der staatlichen Post zur sogenannten "Reichsrundfunkgesellschaft" zusammen - ein wichtiger Schritt zur Verstaatlichung des Rundfunks, von der man erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abging. W
27. Mai - Der Erfinder Richard Drew erhält ein US-Patent auf das von ihm erfundene Klebeband, das 3M vermarktet. Als er 1923 bei 3M in St. Paul in Minnesota anfing, war 3M ein Hersteller von Sandpapier. Als die Firma ihr neues „Wetordry“-Sandpapier in Autoläden testete, erfuhr Drew, dass es bei der populären Zweifarblackierung Probleme gab beim Farbübergang. Nach zwei Jahren Arbeit im Labor erfand er 1925 das Abdeckklebeband, einen fünf Zentimeter breiten Papierstreifen mit einer dünnen Klebeschicht. Das erste Klebeband hatte jeweils dem Rand entlang eine Klebeschicht, nicht aber in der Mitte. Beim ersten Versuch fiel es vom Wagen und der frustrierte Lackierer grollte: „Take this tape back to those Scotch bosses of yours and tell them to put more adhesive on it.“ („Bringen Sie das Band zurück zu Ihren schottischen Bossen und sagen Sie ihnen, sie sollen mehr Kleber anbringen.“) Mit „Scotch“ meinte er „Geizhälse“. Das wurde dann der Name seiner Erfindung. 1930 verkaufte man dann auch transparentes Cellophan-Klebeband, den Vorläufer der heute unter den Namen „Scotch tape“ (USA), „Sellotape“ (Großbritannien) und „Tesa“ (Deutschland) verkauften Produkte. W Bild: Public Domain
17. Juni - In Genf wurde die Internationale Waffenhändlerkonferenz beendet. Zum Abschluss unterzeichneten 27 der 40 Teilnehmerstaaten ein Protokoll gegen die Anwendung chemischer und bakteriologischer Waffen (Genfer Konvention), darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und die USA. In jedem einzelnen Land musste das Abkommen ratifiziert werden, wodurch häufig eine Abschwächung entstand. Es verbietet den Gebrauch chemischer und biologischer Waffen, enthält allerdings keine Vorgaben zu deren Entwicklung, Herstellung und Lagerung. Aus diesem Grund wurden mit der Biowaffenkonvention (1972) und der Chemiewaffenkonvention (1993) zwei weitere Verträge abgeschlossen, die entsprechende Regelungen zu Rüstungsbeschränkungen und Abrüstungsverpflichtungen enthalten. Die chemische Kriegsführung begann 1915, als deutsche Truppen mit dem lungenschädigenden Gas Chlor gegen französische Einheiten vorgingen. Aus Stahlzylindern wurden 150 Tonnen Chlor abgeblasen, die auf die französischen Stellungen zugeweht wurden. Es gab 5000 Tote und 10.000 Verletzte. W Bild: Kevin Quinn, Ohio, US
18. Juli - Adolf Hitler veröffentlicht sein politisches Programm "Mein Kampf". Im Jahr 1924 verbüßte Hitler eine mehrmonatige Festungshaftstrafe wegen des gescheiterten Staatsstreichversuchs vom 9. November 1923. In der oberbayrischen Haftanstalt Landsberg verfasste er seine politische und ideologische Programmschrift unter dem Arbeitstitel " Viereinhalb Jahre Kampf gegen Lügen, Dummheit und Feigheit". Hitler erklärte die angebliche Notwendigkeit der Bekämpfung der „jüdisch-marxistischen Weltverschwörung“ und des erbarmungslosen Rassenkriegs gegen die Sowjetunion. Im Juli 1925 wurde der erste Band unter dem vereinfachten Titel Mein Kampf veröffentlicht. Hitler legt in diesem Buch bereits seine Vorstellungen von Antisemitismus und Totalitarismus sowie den Vorstoß nach Osteuropa dar, er wird zunächst aber von vielen nicht Ernst genommen. Seit 1936 bekam jedes deutsche Brautpaar eine Volksausgabe des Buches vom Standesamt geschenkt. Weltweit wurden bis zum Jahr 1945 rund 10 Millionen Exemplare des Buches verkauft. Durch die Tantiemen wurde Hitler zum Multimillionär. W
8. August - Zehn Jahre nach der Neugründung des rassistischen Geheimordens Ku-Klux-Klan fand in Washington dessen erste nationale Tagung statt. Rund 200.000 Anhänger versammelten sich zu Demonstrationen und Kundgebungen. Zu dieser Zeit hatte die rassistische Organisation, die für zahllose Morde verantwortlich gemacht wird, über fünf Millionen Mitglieder. Die Idee des 1865 gegründeten Klans wurde 1915 von dem ehemaligen Prediger Oberst William J. Simmons wiederbelebt. Die starke Einwanderungswelle zwischen 1878 und 1915, sowie der Film "The Clansmen" (1915) schienen das Aufleben der Organisation zu begünstigen. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg die Mitgliederzahl vor allem in den Städten weiter rasant an. W
7. Oktober - Die US-amerikanische Tänzerin Josephine Baker begeisterte das französische Publikum bei einem Auftritt in der "Revue Nègre": Sie trug nichts außer einem Rock aus Bananen. Das Engagement an den Champs-Elysées war der Start ihrer Weltkarriere. Ihr temperamentvoller Tanz traf den Nerv der Zeit, der Charleston verbreitete sich über ganz Europa. Josephine Baker war nicht nur als Tänzerin, sondern auch als Chansonette, so mit "J´ai deux Amours" und in Filmen erfolgreich. Im Zweiten Weltkrieg unterstützte sie die Résistance, später kämpfte sie gegen die Rassendiskriminierung und feierte 1973 ein triumphales Comeback in New York. W
28. November - In Dortmund wird die in sieben Monaten in Holzbauweise errichtete erste Westfalenhalle. Der größte freitragende Hallenbau Europas, in dem 15.000 Menschen Platz finden, sollte für Sportveranstaltungen genutzt werden. Die Halle wird im Ersten und Zweiten Weltkrieg jeweils völlig zerstört. Von 1950 bis 1952 wurde sie von Architekt Walter Höltje wieder aufgebaut. Sie war Schauplatz für 25 Welt- und mehr als 50 Europameisterschaften. Dort fanden auch internationale Rock- und Popereignisse sowie große Operninszenierungen statt. Die Halle zählt zu den führenden Veranstaltungsstätten der Welt. Rund um die Westfalenhalle entstanden W Bild: Tbachner
Das Grab der 1879 verstorbenen Bernadette Soubirous wurde geöffnet. Anlass dafür waren die Vorbereitungen zu ihrer Heiligsprechung. Der Leichnam war unverwest. Bernadette hatte als Mädchen nicht nur Marienerscheinungen, die von der katholischen Kirche 1862 bestätigt wurden, sondern entdeckte auch in der Nähe des französischen Orts Lourdes eine Heilquelle, die zu einer wichtigen Wallfahrtsstätte wurde. Sie wurde 1933 heilig gesprochen.
Reichspräsident Friedrich Ebert (seit 1919) stirbt (*1871). Als Nachfolger wird Paul von Hindenburg gewählt. Die NSDAP wird von Adolf Hitler, der während seiner sechsmonatigen Festungshaft in Landsberg "Mein Kampf" niederschreibt, neu gegründet. Der im wesentlichen von den Außenministern Stresemann (Deutschland) und Briand (Frankreich) entworfene Locarno-Vertrag zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien, England und Italien bringt Grenzgarantien und das Besatzungsende für Deutschland.
16. August - In den Kinos der USA hatte der Film "The Gold Rush" (Goldrausch) Premiere, in dem das Schicksal eines Goldsuchers in Alaska humorvoll geschildert wird. Charlie Chaplin schrieb das Drehbuch, führte Regie, spielte die Hauptrolle und komponierte die Filmmusik. Weltberühmt wurde vor allem die Szene des Films, in der Chaplin mit vornehmem Gehabe seinen Schuh verspeist, nachdem er diesen zuvor gekocht und wie einen Braten tranchiert hat. Chaplin hielt "Goldrausch" mit seiner Mischung aus Realität und Traum selbst für den besten Film, den er je gemacht hatte. Von dem Kritiker und BBC-Sprecher Uncle Rex wurde Chaplin nach dem Film als einziger Mann der Welt gefeiert, der die Menschen fünf Minuten ununterbrochen zum Lachen bringen könne. W
Mit Gründung der IG Farben durch Carl Duisberg entsteht der größte Chemiekonzern der Welt.
Weltweit wird die elektrische Stromversorgung mit Hochspannungstechnik aufgebaut (in Deutschland mit dem 110 kv Stromverbundnetz).
Fritz Opel testet auf der Berliner AVUS einen raketengetriebenen Rennwagen.
Erste öffentliche Fernsehvorführungen in Deutschland, England und den USA und Gründung der ersten Fersehgesellschaft in England.
Oskar Barnack entwickelt in der Firma Leitz mit der "Leica" die erste Kleinbildkamera.
Mit der nach ihren Erfindern so genannte Fischer-Tropsch-Synthese gelingt die Gewinnung von Treibstoff aus Gasen bei niedrigen Drücken (Benzingewinnung bei der Verkokung von Kohle).
Das betont lässige und freizügige Lebensgefühl der "Goldenen 20er Jahre" setzt ein. Der "Black Bottom" wird der Tanzhit der Epoche.
Der Neubau des Deutschen Museums in München wird eingeweiht.
1926
3. Januar - Der Charleston erreichte Berlin und wurde begeistert aufgenommen. Der ursprünglich afro-amerikanische Tanz war auf einer Insel bei Charleston in South Carolina um 1866 entstanden und nach dieser Stadt benannt. 1913 kam er auf die Bühnen von Harlem. Populär wurde er in den 20er Jahren in den USA durch das Musical "Running Wild" (1923) am Broadway. Er kam über Paris und London nach Berlin, das zu dieser Zeit eine der wichtigsten Metropolen der Welt war. Der Charleston wird dominiert von skurrilen Beinbewegungen und Wechselschritten. Er wurde damals als skandalös und respektlos angesehen, was aber seinem Siegeszug nicht schadete. W
Der amerikanische Professor Robert Hutchins Goddard (1882-1945) gilt als der Begründer der modernen Raumfahrt. Er startete am 16. März die erste funktionierende, fünf Kilogramm leichte Rakete mit Flüssigtreibstoff-Antrieb (Benzin und flüssiger Sauerstoff). In zweieinhalb Sekunden flog sie immerhin 56 Meter weit. Angelehnt an das Rückstoßprinzip, das schon Newton entdeckt hatte, entwickelte Goddard eine Maschine, die Gas zur Beschleunigung verwendete. Eine Weiterentwicklung dieses Antriebsprinzips wurde erstmals im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten in der Rakete V2 für den Angriff auf Großbritannien eingesetzt. W Bild: Public Domain
3. April - In Großbritannien wird der erste laufmaschensichere Damenstrumpf hergestellt. Die Strümpfe haben einen verstärkten Rand, was bewirkt, dass Laufmaschen aufgefangen werden. Tatsächlich sind Laufmaschen auch noch heute die Plage der Nylonstrumpfhosen tragenden Frau.
6. April - Die Deutsche Luft Hansa A.G. nimmt nach ihrer Gründung am 6. Januar den Flugbetrieb auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof auf. Die Geschichte des heutigen Luftfahrtunternehmens Deutsche Lufthansa AG wird rechtlich unzutreffend gemeinhin als Entwicklung von der anfänglichen Linienfluggesellschaft 1926 bis zum heutigen Großkonzern dargestellt. Da es sich bei der heutigen Deutschen Lufthansa AG nicht um eine Rechtsnachfolgerin der „alten“ Deutschen Lufthansa AG handelt, sind zwei Zeiträume zu betrachten:
- der Zeitraum von der Gründung der namensgleichen Vorgängergesellschaft Deutsche Lufthansa AG – anfangs unter dem Namen Deutsche Luft Hansa Aktiengesellschaft – am 6. Januar 1926 (Betriebsaufnahme am 6. April 1926) bis zum Ende des NS-Regimes 1945 (im juristischen Sinne bis zur Liquidation im Jahr 1951) und zum anderen
- der Zeitraum seit Gründung der „Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf“ (LUFTAG) 1953. W Bild: ausschließlich zu enzyklopädischen Zwecken
7. April - Die irische Adlige Violet Albina Gibson verübte ein Attentat auf den faschistischen italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini. Mussolini überlebte den Anschlag und nahm die Tat zum Anlass, massiv gegen die Opposition vorzugehen. Im selben Jahr wurden noch mehrere Attentate auf Mussolini verübt, doch alle misslangen. Als "Duce" (Führer) schickte er italienische Männer an alle Fronten der brennenden Welt und ließ sie dort für seine großen Träume vom wiedererrichteten Mittelmeerreich verbluten.
8. April - Der Film Die Biene Maja und ihre Abenteuer nach dem gleichnamigen Buch von Waldemar Bonsels wird im Berliner Capitol-Theater erstmals gezeigt. Nach der Erstveröffentlichung des Buches im Jahre 1912 wurden von dem Buch in kürzester Zeit mehr als eine Million Exemplare verkauft. Inzwischen ist "Die Biene Maja" in mehr als 40 Sprachen übersetzt und wurde mehrfach verfilmt. W
18. April - In der Geschichte des Hörfunks wird die erste Übertragung eines deutschen Fußballländerspiels verzeichnet. In Düsseldorf trennen sich die deutsche Elf und die Niederlande mit 4:2. W
12. Mai - Der italienische Luftfahrtpionier Umberto Nobile überfliegt im Luftschiff Norge gemeinsam mit Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth den Nordpol, das erste gesicherte Erreichen des Nordpols. Als die Norge am 11. Mai zur eigentlichen Fahrt über den Nordpol nach Alaska startete, musste die 16-köpfige Besatzung, darunter Nobile, Amundsen und Ellsworth, davon ausgehen, dass es dem US-Amerikaner Richard Byrd zwei Tage zuvor bereits gelungen war, den Nordpol zu überfliegen. Dessen Behauptung, mit seinem Copiloten Floyd Bennett den Nordpol erreicht und umkreist zu haben, bevor er wieder auf Spitzbergen gelandet war, konnte jedoch nie bewiesen werden; daher gilt der 12. Mai 1926, an dem die Norge den Nordpol nach 16 Stunden und 40 Minuten Fahrt erreicht hatte, als erstes zweifelsfrei gesichertes Datum. W
13. Juni - Auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde wurde Mies van der Rohes Denkmal der Novemberrevolution enthüllt. Das aus gegeneinandergesetzten Quadern bestehende Kunstwerk soll an die ermordeten Revolutionsführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sowie an die weiteren Opfer der Novemberrevolution und des Spartakusaufstandes erinnern. Auf dem zwölf Meter langen und sechs Meter hohen Monument befand sich die Inschrift "Ich war - ich bin - ich werde sein". Die Gedenkstätte wurde aus Spenden und Zuwendungen von Künstlern finanziert. Die Nationalsozialisten ließen das Mahnmal zerstören. In den 50er Jahren wurde es von der DDR wiedererrichtet. Seither finden dort jedes Jahr Gedenkveranstaltungen zu Ehren der Ermordeten statt. W Bild: Bundesarchiv, Bild 183-H27965 / CC-BY-SA 3.0
6. August - Die US-Amerikanerin Gertrude Caroline Ederle (*1906) durchschwamm als erste Frau den Ärmelkanal in der Rekordzeit von 14 Stunden und 31 Minuten. Die 19-jährige Ederle brach damit den bestehenden Rekord der 56 Kilometer langen Strecke zwischen Gris-Nez in Frankreich und Dover, England, um über zwei Stunden. Sie war damit schneller als ihre fünf männlichen Vorgänger. Ederle hatte 1924 bei den Olympischen Spielen in Paris einmal Gold und zweimal Bronze gewonnen. Später wurde sie Berufsschwimmerin und Schwimmlehrerin. Bis Ende der 1990er Jahre durchschwammen rund 270 Schwimmer und Schwimmerinnen den Ärmelkanal, unter anderem 1983 ein zwölfjähriges Mädchen und noch im selben W Bild: Bundesarchiv, Bild 102-10212 / CC-BY-SA
15 August - Das "Fräulein vom Amt” wird überflüssig. Zumindest in zwei Stadtteilen Berlins, wo mit diesem Tag der Selbstwähldienst für Telefone eingeführt wird. Zum erstenmal können Teilnehmer ihren Gesprächspartner direkt anwählen und brauchen sich nicht mehr von einer Zentrale verbinden zu lassen. W Bild: Seattle Municipal Archives
Richard E. Byrd erreicht den Nordpol mit einem Flugzeug von Spitzbergen aus, und Amundsen und Nobile fliegen mit dem Luftschiff "Norge" dorthin.
Die Fernsehantenne wird in Japan erfunden.
16. März - Robert Hutchins Goddard startet die erste funktionierende 4,7 kg leichte Rakete mit Flüssigtreibstoff-Antrieb (Benzin und flüssiger Sauerstoff). In 2,5 Sekunden fliegt sie 56 m weit.
14. Oktober - "Winnie-the-Pooh" das Erstlingswerk des britischen Schriftstellers und Humoristen A.A. Milne erschien am 14. Oktober. Nach Erscheinen avancierte das Werk über den Spielzeugbären zu einem Klassiker der Kinderliteratur und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. W
Das Dampfbügeleisen und die Sprühdose werden erfunden.
Hans Busch entwickelt ein Verfahren zur Bündelung von Elektronenstrahlen mittels rotationssymmetrischer elektromagnetischer Felder und begründet damit die Elektronenoptik.
Krupp erfindet den Hartstahl "Widia".Die Werkzeugmaschinen- und Wehrindustrie erhält dadurch wesentliche Impulse
3. September - Anlässlich der Eröffnung der dritten Funkausstellung nimmt der neugebaute Berliner Funkturm seinen Betrieb auf. Der Mitte der 1920er Jahre anlässlich der Internationalen Funkausstellung vom Architekten Heinrich Straumer entworfene Sendeturm ist 43 Jahre älter als der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz und wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt. Das öffentlich zugängliche Wahrzeichen der Stadt verfügt über einen Aussichtsbereich an der Turmspitze und ein Restaurantgeschoss auf 50 Meter Höhe. Seit 1926 übertrug der Funkturm das Radio des in Berlin gegründeten Deutschen Hörfunks und seit 1929 zunächst versuchsweise auch Fernsehtestsendungen. Von hier aus wurde 1932 die erste Fernsehsendung weltweit ausgestrahlt. Das Bauwerk wird unter dem Spitznamen "Langer Lulatsch" rasch zu einem Wahrzeichen West-Berlins. W Bild: Taxiarchos228
10. September - Dem deutschen Außenminister Gustav Stresemann gelang es, die Aufnahme der Weimarer Republik in den Völkerbund zu erwirken. Am 10. September 1926 wurde dieser Akt in Genf in einer offiziellen Feierstunde besiegelt. Für den deutschen Außenminster war diese Aufwertung des deutschen Staates zugleich ein persönlicher Triumph. Sieben Jahre später verließ das nationalsozialistische Deutschland den Völkerbund wieder.
W Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1989-040-27 / CC-BY-SA
Der russische Regisseur Sergej Eisenstein (*1898, +1948) dreht den avantgardistischen Film "Panzerkreuzer Potemkin" und Fritz Land "Metropolis". Die deutsche Filmoberprüfstelle widerruft am 16 Juli ihre Zulassung des sowjetischen Spielfilms "Panzerkreuzer Potemkin" des sowjetischen Regisseurs Sergej M. Eisenstein und verbietet den Film für ganz Deutschland. Die Prüfstelle gibt an, dass Szenen, bei denen zur Erschießung von Offizieren geklatscht werde, die Sicherheit in Deutschland gefährdeten.
2. Oktober - Der sowjetische Stummfilm Film "Panzerkreuzer Potemkin" des sowjetischen Regisseurs Sergej Eisenstein erschien erstmals in den deutschen Kinos. Die Film-Oberprüfstelle in Deutschland gab den Film nach dem zweiten Testverfahren schließlich zur Ausstrahlung frei. Der Film war 1925 im Bolschoi Theater in Moskau uraugeführt worden. Er gilt als herausragender Film der internationalen Kinogeschichte. “Panzerkreuzer Potemkin” führt ins Jahr 1905. Die Matrosen des zaristischen Panzerkreuzers erheben sich gegen die privilegierten Offiziere. W
3. Dezember - Obwohl 1919 in Artikel 118 der Weimarer Reichsverfassung die Abschaffung der Zensur verankert und die Kunst als frei erklärt worden war, veraschiedet der Reichstag ein Zensurgesetz zum Schutz der Jugend vor moralisch bedenklicher Literatur. Was unter "Schund- und Schmutzliteratur" zu verstehen ist, wird nicht näher definiert. Das Gesetz bleibt als Einschränkung der Freiheit des Geistes heftig umstritten. Seit Inkraftteten des Reichslichtspielgesetzes am 12. Mai 1920 müssen in Deutschland ausserdem alle Filme vor ihrer Aufführung von den amtlichen Prüfstellen in Berlin und München zugelassen werden. Gründe für die Herausnahme einzelner Szenen oder des Verbots des ganzen Films sind seine "entsittlichende" und "verrohende" Wirkung oder wenn die Zensoren eine "Gefährdung des deutschen Ansehens im Ausland" vermuten. W
7. Dezember - Obwohl Franz Kafka testamentarisch die Verbrennung seiner unveröffentlichten Manuskripte angeordnet hatte, setzte sich sein Freund und Testamentsvollstrecker Max Brod über seinen Willen hinweg und veröffentlichte den Roman "Das Schloss". Die fragmentarische Erzählung berichtet von den Bemühungen des Landvermessers K., für seine Arbeit die Bestätigung des herrschaftlichen Schlosses zu bekommen. Der Versuch, ins Schloss zu gelangen, schlägt ebenso fehl wie sein Versuch, sich in der zum Schloss gehörenden Dorfgemeinde anzusiedeln. Je mehr K. sich bemüht, desto weiter entfernt er sich vom Ziel. Die Bürokratie des Schlosses verhindert in ihrer Undurchdringlichkeit und Willkür jede Klärung von K.´s W Bild: Zassen
11. Dezember - In London fand das Finale der ersten Tischtennis-Weltmeisterschaft statt. Dabei gewann die Finalistenmannschaft Ungarns gegen die Österreichs. Großbritannien hatte den Sport im Jahre 1880 von Indien ins Mutterland importiert. In London war 1902 mit der "English Table Tennis Association" der erste Tischtennis-Verband der Welt gegründet worden, daher war London auch Austragungsort der ersten Weltmeisterschaft. 1925 wurde der "Deutsche Tischtennis-Bund" in Berlin gegründet. Die Neugründung nach den Zweiten Weltkrieg erfolgte 1949. Der Dachverband hat seinen Sitz in Frankfurt/Main und ist in vier Landes- und 20 Regionalverbände eingeteilt. Seit 1988 ist Tischtennis olympische Disziplin. W
In der NSDAP kann sich Adolf Hitler bei Flügelkämpfen gegen Goebbels und Gregor Strasser durchsetzen. In Weimar wird am 3.7. der Reichsparteitag der NSDAP mit Vorbeimarsch vor Hitler abgehalten.
Die Deutsche Lufthansa AG wird gegründet aus dem Zusammenschluss der beiden Gesellschaften Aero Lloyd und Junkers Luftverkehr.
Die Daimler-Benz AG entsteht durch Zusammenlegung der beiden bis dahin selbständigen Firmen Daimler und Benz.
In Berlin wird der 138 m hohe Funkturm eingeweiht, und erstmals werden Verkehrsampeln aufgestellt.
1927
7. Januar - Die Harlem Globetrotters bestreiten ihr erstes Basketball-Spiel in Hinckley, Illinois. Die Harlem Globetrotters sind eine weltbekannte Basketball-Showtruppe. Für ihre Show kombinieren sie ihr Basketballspiel mit Slapstick-Einlagen. Mittlerweile haben sie in 118 Ländern mehr als 22.000 Spiele absolviert. Ihre Anfänge reichen zurück bis ins Jahr 1927, als Abe Saperstein die Basketball-Mannschaft eines Chicagoer Tanzlokals, die „Savoy Big Five“ übernahm. Obwohl weder Saperstein noch einer seiner Spieler aus New York stammten, benannte er die Mannschaft in „Harlem Globetrotters“ um. Zum einen sollte „Harlem“ auf die durchweg afroamerikanische Zusammensetzung der Mannschaft hinweisen, zum anderen sollte mit „Globetrotters“ eine Weitgereistheit symbolisiert werden. Um die Popularität und Attraktivität der Mannschaft zu steigern, begannen die Globetrotters – sobald sie sich eine komfortable Führung erspielt hatten – verschiedene Tricks und Showeinlagen zu zeigen. Auf diese Weise entwickelte sich das Team in Richtung einer Show-Truppe, was heute zum Hauptstandbein für die weltweit tourenden Globetrotters geworden ist. W
Am 5. März 1927 wurde die 21-jährige Ostpreußin Hildegard Kwandt, die noch nicht lange in Berlin lebte, in einer rauschenden „Nacht der Frauen“ im Berliner Sportpalast mit einer Blumenkrone zur ersten Miss Germany gekrönt. Kritiker bemängelten damals, der reichsweite Titel sei zu hoch gegriffen, da die Kandidatinnen hauptsächlich aus den Berliner Arbeiterbezirken rund um den Sportpalast kamen. Dies wurde unmittelbar nach der Wahl auch deutlich: Unter den Nichtgewählten befanden sich viele Teilnehmerinnen, die ihrem Unmut über die Niederlage mit so derben Worten Luft machten, dass der Berliner Lokal-Anzeiger die charakterliche Bewertung der Kandidatinnen forderte: Selbst wenn ihr Äußeres triumphiert hätte, besäßen sie niemals die innere Berechtigung, ihr Vaterland als Idealfigur zu vertreten. Der Titelgewinn führte Hildegard Quandt 1927/28 durch ganz Deutschland und nach Amerika. Anfang 2000 fand ihr Sohn den Koffer der Mutter – gefüllt mit vielen Erinnerungsstücken an ihre Wahl – auf dem Dachboden in Berlin. Darunter befand sich eine Kokarde mit anhängender Schleife. Diese trägt die Aufschrift MISS GERMANY – ein später Beweis, dass sie bereits damals diesen Titel erhalten hat (und nicht etwa Fräulein Deutschland oder Miss Deutschland, wie sie seinerzeit in der Presse tituliert wurde). W Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1977-062-16 / CC-BY-SA
19. April - Wegen Obszönitäten in dem von ihr geschriebenen Broadwaystück "Sex" wird die amerikanische Filmschauspielerin und Drehbuchautorin Mae West in New York City zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Bereits nach acht Tagen wird sie wegen guter Führung entlassen. West zählte vor allem im Hollywood der 30er Jahre zu den bestbezahltesten Filmstars. Als Inbegriff der Femme fatale brach sie etliche damals gültige sexuelle Tabus, indem sie beruflich wie auch privat die Freiheit der Liebe und Gleichheit der Geschlechter proklamierte. Sie war berühmt für ihr loses Mundwerk, so werden ihr zahlreiche Zitate zugeschrieben, die in den 30er Jahren fast sprichwörtlichen Charakter hatten wie z.B.: „Is that a gun in your pocket, or are you just glad to see me?“ (sinngemäß übersetzt: Ist das eine Pistole in Deiner Hose oder freust Du Dich nur, mich zu sehen?) W Bild: Public Domain
30. April - Zum Abschluss eines Kongresses für Psychotherapie stellte der Berliner Arzt, Psychiater und Neurologe Johann Heinrich Schultz (1884-1979) ein psychotherapeutisches Verfahren zur "konzentrativen Selbstentspannung" vor, die er 1928 "Autogenes Training" genannt haben wird. Das "Autogene Training" ist eine Technik zur Selbstentspannung, die relativ leicht erlernt werden kann: Durch stufenweise autosuggestive Übungen und einer gezielten Beeinflussung des vegetativen Nervensystems können so Nervosität, Schlafschwierigkeiten und Ängste abgebaut werden. Darüber hinaus eignet sich diese Methode zur Schmerzbekämpfung und zur psychischen W
30. April - Mary Pickford und Douglas Fairbanks senior verewigen sich als erste Filmgrößen mit ihren Abdrücken im Boden von Grauman’s Chinese Theatre in Hollywood. Das TCL Chinese Theatre (frühere Namen: Grauman’s Chinese Theatre und Mann’s Chinese Theatre) ist ein Kino am Hollywood Boulevard in Hollywood, Los Angeles. Es wurde 1927 von dem Kinobetreiber Sid Grauman als Premierenkino im Stil einer chinesischen Pagode eröffnet. Weltberühmt wurde das Kino durch die Hand- und Schuhabdrücke zahlreicher Filmstars, die in Zementblöcken im Eingangsbereich des Kinos verewigt wurden. W
9. Mai - Mit dem offiziellen Transfer des Parlaments von Melbourne wurde Canberra zur Hauptstadt Australiens. Die Verlegung in die 1836 gegründete Stadt im Südosten des Landes war bereits 1909 geplant worden. Zwei Jahre später wurde ein großer internationaler Architektenwettbewerb zur Gestaltung der neuen Hauptstadt ausgeschrieben, die der amerikanische Architekt Walter Burley Griffin gewann. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1913 und wurden 1927 abgeschlossen. W
20. Mai - Der amerikanische Pilot Charles Lindbergh startet mit seinem Flugzeug "Spirit of St. Louis" vom Roosevelt-Flugplatz in New York zur ersten Alleinüberquerung des Atlantiks und trifft einen Tag später in Paris ein. Lindbergh ging hiermit in die Geschichte der Luftfahrt ein.
1. Juni - Reichspräsident Paul von Hindenburg eröffnet nach einer Bauzeit von vier Jahren den nach ihm benannten Bahndamm, der die Insel Sylt mit dem Festland verbindet. Für den 12 km langen Damm wurden 300.000 t Steine verbaut. Das Fundament des Dammes ist 50 m breit, die 10 m hohe Krone ist 11 m breit. Um die hohen Kosten des Dammbaus aufzufangen, wurde für die Fahrt über den Hindenburgdamm ein Zuschlag zum Preis einer Fahrt von 40 Kilometer Länge eingeführt. Der Zuschlag wurde ab 1933 schrittweise gesenkt und fiel 1940 weg.
1. Juni - Hermann Hesses (1877-1962) Roman "Der Steppenwolf" kam auf den Markt. Er erzählt die Geschichte des Schriftstellers Harry Haller, der sich von seiner bürgerlichen Welt völlig entfremdet und in Einsamkeit zurückgezogen hat. Der "Steppenwolf" Harry Haller, ist eine gespaltene Persönlichkeit, die "bald als Wolf, bald als Mensch lebte, wie es bei allen Mischwesen der Fall ist". Er beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem Lesen von Büchern, verschwindet eines Tages und hinterlässt ein Tagebuch: "Harry Hallers Aufzeichnungen, nur für Verrückte". Der Roman begründete den Weltruhm Hesses, der 1946 mit dem Literaturnobelpreis und 1955 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.
18. Juni - Der Nürburgring in der Eifel, ein 22,8 Kilometer langer Rundkurs für Auto- und Motorradrennen, wurde feierlich eingeweiht. Bis zu 3000 Arbeiter waren zeitweilig mit der "Ersten Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke" beschäftigt. Die Errichtung der Rennstrecke erfolgte im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogrammes der Reichsregierung für die wirtschaftlich schwache Eifel. Viele Jahrzehnte lang galt der Nürburgring als schwierigste Rennstrecke der Welt, auf dem auch viele tödliche Unfälle passierten. 1976 überlebte Niki Lauda einen Unfall nur mit viel Glück schwer verletzt. Die "Grüne Hölle" war schon zuvor als unsichere Rennstrecke ins Gerede gekommen. Nach Laudas Unfall war die Formel 1-Karriere des Nürburgrings beendet. Die ursprünglich insgesamt bis etwa 28 km lange legendäre „Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“ war in ihrer Ur-Form bis 1982 in Betrieb. 1984 wurde an gleicher Stelle die zum damaligen Zeitpunkt „modernste und sicherste Grand-Prix-Strecke der Welt“ eröffnet. In unmittelbarer Nähe der damals nur rund 4,5 km langen GP-Strecke liegt die noch 20,8 km lange Nordschleife. Beide getrennte Rennstrecken können zu einem heutzutage bis fast 26 km langen Gesamtkurs zusammengefasst werden, der unter anderem beim 24-h-Rennen benutzt wird. Diese Streckenvariante des Nürburgrings ist heute die längste permanente Rennstrecke der Welt. W
19. Juni - Rudolf Caracciola gewinnt das erste auf dem Tags zuvor eröffneten Nürburgring stattfindende Rennen mit seinem Mercedes 680 s. Beim ersten Automobilrennen auf dem neu eröffneten Nürburgring gewinnt Rudolf Caracciola mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 96 km/h. Als die Rennstrecke 1925 geplant wird, steht allerdings nicht die Begeisterung für den Motorsport im Vordergrund, sondern die wirtschaftliche Not: In der Eifel, das als Preußens Sibirien gilt, herrscht Armut. Die Region soll vom Renn-Tourismus profitieren. Zunächst stehen die Zuschauer völlig ungesichert neben der Rennpiste. Erst 1932 wird ein Zaun gebaut. Der Aufstieg der Strecke beginnt 1934, als die Hersteller Mercedes-Benz und die Auto-Union in den Grand-Prix-Sport einsteigen. Der Motorsport wird massiv von den Nazis unterstützt und für ihre Propaganda genutzt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wird es auf der Rennstrecke allerdings still. Doch schon kurz nach Kriegsende findet am 17. August 1947 wieder ein Rennen statt. In den 50er Jahren erlebt der Nürburgring einen Boom: Bis zu 400.000 Zuschauer lassen sich von Fahrern wie Alberto Ascari und Juan Mario Fangio begeistern. Der Ring gilt jahrzehntelang als eine der schwierigsten Grand-Prix-Strecken der Welt. Sie ist gut 28 Kilometer lang, hat mehr als 170 Kurven und rund 300 Meter Höhenunterschied. Weltmeister Jackie Stewart prägt die Bezeichnung "Grüne Hölle" für die Nordschleife, die bis 1970 durch Hecken gesäumt ist. Über 140 Rennfahrer sind bislang tödlich verunglückt. Als Niki Lauda 1976 fast in seinem Wagen verbrennt, ist das das Ende der Nordschleife als Grand-Prix-Strecke. Der Nürburgring wird umgebaut. Es entsteht eine rund 4,5 Kilometer lange Rennstrecke, die nur noch die Start- und Zielgerade mit alten Kurs gemeinsam hat. W
Einführung der Arbeitslosenversicherung Am 17. Juli 1927 wird in Deutschland eine neue Pflichtversicherung eingeführt, die materiellen Schutz im Fall von Arbeitslosigkeit gewähren soll. Die neue Versicherung gewährleistet bei ungewollter Arbeitslosigkeit Unterstützung in Höhe von 35 bis 75 Prozent des zuletzt gezahlten Grundlohnes. W
14. August - Bei den Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften in Hamburg gewann die Kölnerin Cilly Aussem (1909-1963) zum ersten Mal den Titel bei den Damen. Bei den Herren gewann drei Tage später Hans Moldenhauer den Titel. Ein Jahr darauf war Aussem deutsche Ranglistenerste. 1930 war sie Weltranglistenzweite hinter der US-Amerikanerin Helen Wills (1905-1998). Deutsche Meisterin wurde sie nochmals in den Jahren 1930 und 1931. 1931 kann als ihr erfolgreichstes Jahr angesehen werden: Sie gewann das erste rein deutsche Finale in Wimbledon gegen ihre Teamkollegin Hilde Krahwinkel (1908-1981) und auch die French Open in Paris. 1935 zog sie sich aus dem aktiven Sport zurück. W Bild: Public Domain
28. August - In Frankfurt am Main wurde zum ersten Mal der Goethe-Preis verliehen. Erster Goethe-Preisträger war der Dichter Stefan George. Seit 1949 wird der Preis nur noch alle drei Jahre an Goethes Geburtstag verliehen. Er geht an Persönlichkeiten, "die mit ihrem Schaffen bereits zu Geltung gelangt sind und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist". Der "Goethepreis" besteht aus einer auf Pergament geschriebenen Urkunde und ist mit einer Summe von 50.00 Mark dotiert. Unter den Preisträgern befinden sich unter anderem: Thomas Mann (1949), Albert Schweitzer (1928), Sigmund Freud (1929), Max Planck (1945), Hermann Hesse (1946),Carl Zuckmayer (1952), Walter Gropius (1961) und Golo Mann (1985). W
2. Oktober - Die 19-jährige Josephine Baker debütiert mit La Revue Négre am Théâtre des Champs-Élysées vor dem Pariser Publikum. Mit ihr hielt der Charleston seinen Einzug in Europa. Dieser Tanz war eigentlich nur eine sehr persönliche Variierung der afroamerikanischen Tänze der amerikanischen Südstaaten. Mit ihren gewagten Kostümierungen, vor allem mit dem legendären Bananenrock, wurde Joséphine Baker zum Sinnbild der "Roaring Twenties". W
4. Oktober - Der als Schachspieler bekanntere Edward Lasker erhält ein Patent auf die von ihm erfundene elektrische Muttermilchpumpe. Eduard Lasker studierte in Breslau und danach an der Technischen Hochschule Charlottenburg (der heutigen TU Berlin). Er war ein ausgebildeter Mathematiker und Ingenieur im Maschinenbau. Aus beruflichen Gründen zog er zunächst nach London. Im Jahr 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, emigrierte Lasker in die USA und fand als Elektroingenieur in Chicago Arbeit. Edward Lasker, wie er nun hieß, hatte mehrere Erfindungen vorzuweisen, darunter die elektrisch betriebene Brustpumpe zur Förderung der Muttermilch. W
6. Oktober - In New York wurde der erste Tonfilm gezeigt. Eigentlich als Stummfilm geplant, sollte "The Jazz Singer" in das Geschehen integrierte Gesangseinlagen enthalten. Zur Erläuterung von Handlung und Dialog waren Zwischentitel vorgesehen. Der Hauptdarsteller Al Jolson teilte diese Ansicht nicht und bestand auf der Hinzufügung einleitender Worte. Während der Dreharbeiten kündigte er seinen zweiten Gesangsbeitrag mit "Wait a minute! Wait a minute! You ain't heard nothin' yet" an. Später begann er einen zweiminütigen Dialog. Regisseur Crosland und die skeptischen Warner-Brothers waren von den Sprechszenen nicht überzeugt Der Film handelt vom Aufstieg des armen jüdischen Sängers Jakie Rabinowitz zum gefeierten Broadway-Star und vom Konflikt zwischen Tradition und Moderne beziehungsweise vom Bruch zwischen Vater und Sohn, da der Vater des “Jazz Singers” seinen Sohn lieber als Kantor in der Synagoge gesehen hätte. Die Handlung hat damit – zufälligerweise – einen biographischen Bezug zum Hauptdarsteller Al Jolson, der tatsächlich Sohn eines Synagogenkantors war. W
Erster Blindflug und erste Instrumentenlandung der Fluggeschichte durch James Doolittle.
Erster Alleinflug über den Atlantik in West-Ost-Richtung durch Charles Lindbergh mit der "Spirit of St. Louis". Er landet am 21.5. nach 33,5 Flugstunden in Paris. 25 andere Piloten haben diesen Versuch bereits mit dem Leben bezahlt.
Der "Buna" genannte erste vollsynthetische Kautschuk wird in Deutschland erfunden, und im Irak wird die erste Ölquelle industriell erschlossen.
Dem New Yorker Biologen Hermann Joseph Muller gelingt die erste Genmanipulation (an Taufliegen) durch Röntgenstrahlen.
Auf dem gerade im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms fertig gewordenen Nürburgring in der Eifel gewinnt am 18.6. Rudolf Caracciola mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 96 km/h das Erste Rennen.
Der Reichstag verabschiedet am 16 Juli das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung und einen Kündigungsschutz für werdende und stillende Mütter. Die provisorische Regelung der Erwerbslosenfürsorgeverordnung im Rahmen der Kriegsfürsorge entfällt damit, es gibt jetzt einen echten Rechtsanspruch auf Arbeitslosengeld.
Die Nordseeinsel Sylt wird mit einem nach Hindenburg benannten Eisenbahndamm mit dem Festland verbunden.
12. Dezember - Der ehemalige deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) verhinderte mit Hilfe eines Gerichtsbescheids am 12. Dezember 1927 die Darstellung seiner Person in der Aufführung von Erwin PiscatorsBühnenstück "Rasputin, die Romanows, der Krieg und das Volk, das gegen sie aufstand". Der Grund für diese Zensur war eine mögliche Verunglimpfung des Kaisers. Doch Piscator umging das kaiserliche Verbot: Anstelle des Textes der beanstandeten Figur des Kaisers wurde in der entsprechenden Szene, der Dreikaiserszene, der Inhalt des gerichtlichen Beschlusses. W
Zwei Versandhändler beginnen ihre Karriere: Fleurop und Quelle.
1928
7. Januar - In den USA erschien die erste Ausgabe des "Tarzan"-Comics. Der Science-Fiction-Comic-Strip "Buck Rogers in the 25th Century" wurde am selben Tag zum ersten mal abgedruckt. Damit war die neue Gattung der Abenteuercomics geboren. Die Geschichten über den Herrn des Dschungels und über Amerikas ersten Weltraumhelden, die beide die Ungerechtigkeit ihrer Welt bekämpfen, erschienen von nun an regelmäßig in Zeitungen und Groschenheften. W
8. Februar - John Logie Baird gelang erstmals die Übermittlung von TV-Bildern per Funk von London nach New York. Er setzte erst eine Stoffpuppe, dann sich selbst vor die Kamera. Der Empfang der Bilder war aus New York per Funk bestätigt worden. Baird war einer der wohl produktivsten Erfinder auf dem Gebiet der Television. Seine Patente für Fernsehgeräte mit über 1000 Linien Auflösung wurden erst in den 1990er Jahren umgesetzt, und seine zahlreichen Konzepte reichen von Stereo-Farbfernsehen über Infrarotkameras bis zu einem Vorläufer des Videorecorders. Notorische Finanzierungsprobleme und mangelndes Talent in der Vermarktung sorgten jedoch dafür, das Baird, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, auch arm starb. W
1. März - Die französische Luftfahrtsgesellschaft "Latécoère air line (LAL)" eröffnete die erste Flugverbindung zwischen Paris und Buenos Aires. Die Reisezeit über den Südatlantik verkürzte sich erheblich. Die Flüge entlang der patagonischen Küste und die Nachtflüge über die Gipfel der Anden stellten hohe Anforderungen an die Piloten.
1. April - Der "Eiserne Gustav", Deutschlands dienstältester Droschkenkutscher, Gustav Hartmann, startet eine Protestfahrt begleitet vom Zeitungsreporter Hans Hermann Theobald, nach Paris wo er am 4. Juni 1928 ankam. Diese Fahrt sollte eine Aktion gegen den Niedergang des Droschkengewerbes und die steigende Zahl von Autos darstellen. Durch seine Reise berühmt geworden, gründete der „Eiserne Gustav“ nach seiner Rückkehr eine Stiftung für die Hinterbliebenen von – bei der Ausübung ihres Berufes – zu Tode gekommenen Taxifahrern (Gustav-Hartmann-Stiftung). Seine Geschichte wurde von Hans Fallada im Roman Der Eiserne Gustav beschrieben, wobei Fallada den Protagonisten seines Buches Gustav Hackendahl nannte. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und in einem Spielfilm mit Heinz Rühmann sowie in einer siebenteiligen Fernsehserie mit Gustav Knuth verfilmt. Gustav Hartmann wurde auf dem Alten Friedhof Wannsee beigesetzt. Entgegen der Legende, die auf der Darstellung Falladas beruht, lehnte Hartmann Kraftfahrzeuge im Droschkenwesen keineswegs kategorisch ab. Tatsächlich besaß er zu der Zeit, als er seine Fahrt nach Paris durchführte, bereits selber ein Taxi. In Berlin befindet sich an der Kreuzung der Potsdamer Straße mit dem Landwehrkanal auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 1 seit 2000 ein Denkmal für den „Eisernen Gustav“, gestaltet von Gerhard Rommel. Bild: Public Domain
11. April - Auf der Opel-Teststrecke in Rüsselsheim startete das erste Auto mit Raketenantrieb. Das Fahrzeug wurde von den beiden Raketenpionieren Fritz von Opel und Max Valier konstruiert. Der Antrieb bestand aus 24 Pulverraketen, die nacheinander gezündet wurden und das Auto in 8 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigten. Die größte gemessene Geschwindigeit betrug an diesem Tag 238 Stundenkilometer. W Bild: Public Domain
8. Juli - Das am 18. September 1928 nach 21-monatiger Bauzeit in Dienst gestellte Luftschiff LZ 127 wird anlässlich des 90. Geburtstages des 1917 verstorbenen Firmengründers Ferdinand Graf von Zeppelin von seiner Tochter Hella Gräfin von Brandenstein-Zeppelin auf den Namen Graf Zeppelin getauft. Das Starrluftschiff aus dem Hause Zeppelin, gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff seiner Ära. Zur Finanzierung des Baus wurde von Hugo Eckener die so genannte Zeppelin-Eckener-Spende ins Leben gerufen. Diese Sammlung brachte 2,3 Millionen RM, was aber die Baukosten nur teilweise decken konnte. Nach längeren Verhandlungen gab das Reich 1,1 Millionen RM hinzu, und 0,8 Millionen RM brachte die Luftschiffbau Zeppelin GmbH aus eigener Kraft auf. Ursprünglich als Versuchsschiff gebaut, erwies sich LZ 127 als so zuverlässig, dass er bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten berühmt wurde. Dazu zählen unter anderem die Weltfahrt und die Polarfahrt. W
28. Juli - In Amsterdam wurden die IX. Olympischen Sommerspiele eröffnet. Erstmals durften Frauen in den Leichtathletik-Disziplinen starten. Erstmals seit dem Ersten Weltkrieg wurden auch deutsche Sportler und Sportlerinnen wieder zugelassen. Johnny Weißmüller gewann zwei Goldmedaillen im Schwimmen, Lina Radke errang im 800-Meter-Lauf die erste Goldmedaille der deutschen Frauen. Die Spiele in Amsterdam gaben den Auftakt der Kommerzialisierung der Olympiade. Weil sich die niederländische Regierung unzureichend an der Finanzierung der olympischen Spiele beteiligte, war ein einfallreiches Marketing nötig geworden. Die Foto-Rechte wurden an ein Unternehmen verkauft. Der US-amerikanische Getränkehersteller Coca Cola sponserte erstmals das US-ameriknische Sportler-Team. W
1. August - Das deutsche Starrluftschiff LZ 127 Graf Zeppelin aus dem Haus Zeppelin beginnt von Friedrichshafen aus seine bis 4. September dauernde Weltfahrt. Die Besatzung bestand aus 45–50 Mann und es konnten bis zu 20 Passagiere befördert werden. Die Kabinen für die Passagiere, der 5 m × 6 m große Aufenthaltsraum und die Küche befanden sich in der Gondel unter dem Rumpf. Die Weltumrundung wurde in mehreren Abschnitten zwischen dem 1. August und dem 4. September in östlicher Richtung absolviert. Es wurde in Friedrichshafen, Tokio, Los Angeles und Lakehurst bei New York zwischengelandet. Dabei wurden innerhalb von 35 Tagen in 6 Etappen insgesamt 49.618 km zurückgelegt. Start war am Morgen des 1. August um 3:30 Uhr in Friedrichshafen. Das LZ 127 fuhr in westliche Richtung über Spanien auf den Atlantik, nach Amerika. Der Zeppelin drehte einige Runden über New York und fuhr dann weiter nach Lakehurst – dem eigentlichen Startpunkt der „amerikanischen Weltfahrt“. Dieser Startpunkt bzw. Endpunkt war von dem US-amerikanischen Verleger William Randolph Hearst gewünscht worden. Er hatte sich mit der Finanzierung der Fahrt die Exklusivrechte für die Berichterstattung gesichert. Diese erste Etappe dauerte 95 Stunden und 22 Minuten. Am Abend des 7. August startete die amerikanische Weltfahrt für die 20 Passagiere. Zuerst führte die Route zurück nach Friedrichshafen, wo das Luftschiff am 10. August eintraf. Am 15. August begann dort die deutsche Weltfahrt. Sie führte nach Osten. Allerdings wurde Moskau nicht wie geplant überflogen. Über Jakutsk wurde der Pazifik erreicht. Das Luftschiff traf am 19. August in Tokio ein. Nach weiteren 67 Stunden über dem Pazifik bei teilweise stürmischem Wetter erreichte das Luftschiff San Francisco. Am nächsten Morgen landete LZ 127 dann in Los Angeles. In New York wurde dem Zeppelin, seiner Besatzung und Fahrgästen ein großartiger Empfang mit Parade bereitet. Dort endete am 29. August nach 21 Tagen die amerikanische Weltfahrt. Sie dauerte 12 Tage und 11 Minuten an reiner Flugzeit. Die Rückfahrt nach Friedrichshafen begann am 1. September um 7:18 Uhr. Die Route führte über den Atlantik, die Azoren, Spanien und Frankreich. Nach 4 Tagen und 19 Stunden erreichte LZ 127 am Morgen Konstanz. Rund 40.000 Zuschauer begrüßten das Luftschiff am Ende der Weltumrundung. Diese Fahrt erbrachte den Beweis, dass der Zeppelin für den Passagierdienst geeignet war.
15. August - In der Hamburger Werft Blohm & Voss laufen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen am 15.+16.August mit dem Turbinenschnelldampfer "Bremen" und der "Europa" die größten bis dato je in Deutschland gebauten Luxusliner vom Stapel. Die Schiffe waren für die Nordatlantikfahrt bestimmt. "Europa" und "Bremen" setzten neue Maßstäbe in der Passagierschifffahrt. Die "Europa" leistete 105.000 PS, war 270,7 Meter lang und konnte 2300 Fahrgäste aufnehmen. Wegen eines Brandes im März 1929 konnte die Jungfernfahrt nach New York erst 1930 stattfinden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die "Europa" von der US-Navy für den Rücktransport von Soldaten nach Nordamerika verwendet. 1946 gelangte sie als Kriegsbeute an Frankreich, von da an lief sie unter französischer Flagge unter dem Namen "Liberté". 1962 wurde sie in La Spezia abgewrackt. W Bild: Public Domain
15. Mai - Micky Maus und Minnie Maus erscheinen erstmals in dem Film Plane Crazy von Walt Disney. Als Notlösung erfunden und anfänglich nur in Zeichentrickfilmen zu sehen, avancierte Micky Maus rasch auch zum Comicstar und wurde im Laufe der folgenden Jahre auch international zu einem großen Erfolg. Obwohl Micky Maus, den sein Schöpfer anfangs Mortimer Mouse nennen wollte, bereits in dem Stummfilm Plane Crazy auftauchte, erreichte er seine große Bekanntheit erst durch den Film Steamboat Willie, der am 18. November 1928 im New Yorker Colony-Theatre uraufgeführt wurde. Dieses Datum gilt auch als Geburtstag von Micky Maus. Bereits in Steamboat Willie tauchte auch Mickys späterer Widersacher Peg Leg Pete (Kater Karlo) auf. Die Popularität dieses Films war nicht zuletzt darin begründet, dass es der erste bekanntere Zeichentrickfilm mit Ton war. Die Stimme der dort ihre Freundin Minnie beschützenden Maus war die von Walt Disney selbst, und dessen Wunsch, diese auch alle hören zu lassen, hätte ihn fast ruiniert. Bei den Tonaufnahmen hatten die Röhren des Verstärkers ihren Geist aufgegeben, und das kleine Studio von Disney, seinem Bruder Roy und ihrem Partner Ub Iwerks stand damit vor der Pleite. Walt verkaufte sein Auto, um Stimme und Orchesterbegleitung produzieren zu können. W Bild: Public Domain
18. Juni - Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen bricht mit einem Flugboot auf, um die mit dem Luftschiff Italia verunglückte Crew um Umberto Nobile aus der Arktis zu retten. Amundsen und seine Begleiter stürzen in der Nähe der Bäreninsel ab und kommen ums Leben. W
Der Flughafen Berlin-Tempelhof wird fertiggestellt.
An den Olympischen Spielen in Amsterdam mit erneut auf 109 reduzierter Anzahl von Disziplinen darf Deutschland wieder teilnehmen. Ab jetzt wird die Zahl der Sportdisziplinen stetig zunehmen (eine kleine Ausnahme bildet Rom 1960). Baron de Coubertin versucht vergeblich, Frauen von den Spielen auszu-schließen. Attraktionen der Spiele sind die nach 1924 zweite Goldmedaille im Schwimmen für Johnny Weissmueller (dem ersten Darsteller des Tarzan in dem gleichnahmigen Film) und die 8 Goldmedaillen für Paovo Nurmi. Die erste olympische Goldmedaille für deutsche Frauen überhaupt holt sich Lina Radke im 800-m-Lauf. Eine weitere Goldmedaille der Frauen erkämpft sich die Fechterin Helene Mayer.
Die beiden Deutschen Hermann Köhl und Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld sowie der Ire James C. Fritzmaurice starten am 12.4. mit dem einmotorigen Flugzeug "Bremen" zum ersten erfolgreichen Atlantikflug in Ost-West-Richtung.
Die Ford Motor Company hat seit 1908 über 15 mio Autos vom Typ "T" verkauft und stellt das vierzylindrige Serien-Nachfolgemodell "A" vor; und die Cadillac Motor Company baut erstmals Synchrongetriebe in ihre Kfz ein.
Das Transistorprinzip wird von Julius Lilienfeld erfunden.
Auf der Berliner Funkausstellung zeigt man den Prototyp eines für Massenproduktion geeigneten Fernsehempfängers.
Auf der Kölner Presseausstellung wird erstmals eine Telegraphie-Verbindung zwischen dem Messegelände und dem argentinischen Buenos Aires hergestellt.
Der "Knirps" genannte zusammenlegbare Regenschirm wird von Hans Haupt erfunden.
Das Acrylglas wird erfunden.
31. August - Die "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill feiert ihre Uraufführung im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin. Das Stück ist eine Adaption der "Beggar's Opera" von John Gay, wird in dieser Fassung aber weltberühmt.
3. September - Der schottische Forscher Alexander Fleming entdeckt auf einem Nährboden, der mit Bakterien bewachsen ist, einen Schimmelpilz, der die umliegenden Bakterien abgetötet hat. Arten dieser Gattung haben bei der Erzeugung sowohl von Penicillin als auch von Lebensmitteln wie Schimmelkäse eine Bedeutung. So dienen beispielsweise Penicillium camemberti und Penicillium roqueforti als Edelschimmel bei der Herstellung von Camembert, Brie, Roquefort und vielen anderen Käsesorten. Bei der Rohwurst- und schinkenherstellung kommen Pilze wie Penicillium nalgiovense zum Einsatz, die zum einen den Geschmack verbessern und zum anderen die Haltbarkeit erhöhen, indem sie die Besiedelung mit anderen Pilzarten verhindern. Für die Entdeckung des Penicillins wurde Fleming geadelt und erhielt den Nobelpreis.
W Bild: Guguevarapa
19. September - Grundsteinlegung für das Chrysler Building. Nach der Einweihung am 28. Mai 1930, löst es mit 319 m, nach nur einem Monat, das Bank of Manhattan Company Building als höchstes Gebäude der Welt ab. Das Chrysler Building zählt zu den Wahrzeichen der Metropole. Es befindet sich in der 405 Lexington Avenue, Ecke 42. Straße in Midtown Manhattan. Das Gebäude ist 319 Meter hoch und damit gleichauf mit dem 2007 erbauten New York Times Tower das derzeit dritthöchste Gebäude in New York City, nach dem Empire State Building (381 Meter, mit Mast 443 Meter) und dem Bank of America Tower (366 Meter). Architekt des Gebäudes war William Van Alen, Auftraggeber war Walter Percy Chrysler welcher es ursprünglich für die Chrysler Corporation bauen ließ. Obwohl das Gebäude speziell für den Autohersteller Chrysler konstruiert und gebaut wurde, bezahlte die Firma weder für den Bau noch besaß sie es jemals, da Walter P. Chrysler entschieden hatte privat dafür aufzukommen um es an seine Kinder weitergeben zu können. W Bild: Jeremy Keith
19. September - Der erste Mickey-Mouse-Film von Walt Disney, "Steamboat Willie" wurde in New York uraufgeführt. Walt Disneys Anteil an der Zeichentrick-Figur war rein konzeptioneller Art. Der eigentliche Schöpfer der weltbekannten Mickey Mouse war Uppe Ert Iwerks (1901-1971). Uppe Ert Iwerks konnte als Schnellzeichner über 700 Bilder pro Tag zeichnen. Dadurch wurde er in der Animationsindustrie zum begehrten Illustrator. 1929 wurde die Mickey Mouse erstmals in Großbritannien gezeigt. 1930 eroberte die Zeichentrick-Serie die deutschsprachigen Kinos. Der Erfolg der Serie im Kino wurde durch das Aufkommen des Fernsehens nicht aufgehalten. Disney unterzeichnete mit der TV-Gesellschaft ABC-Paramount einen Siebenjahresvertrag für eine wöchentlich produzierte Show. W
28. September - Der britische Bakteriologe Alexander Fleming entdeckt durch Zufall das Penicillin. Eine seiner mühsam steril gehaltenen Bakterienkulturen wurde von den Sporen eines Schimmelpilzes befallen. In der Umgebung der Schimmelpilz-Kolonie erschienen die Staphylokokken-Kolonien durchsichtig, als ob sie aufgelöst worden wären. Fleming züchtete daraufhin den Pilz in einem flüssigen Medium und trennte ihn anschließend von der Nährlösung ab. Er stellte fest, dass auch die zellfreie Flüssigkeit das Wachstum vieler Bakterienarten zu hemmen vermochte. Fleming gelingt es jedoch nicht, Penicillin in größeren Mengen zu isolieren, deshalb kommt das erste wirksame Penicillin-Antibiotikum erst 15 Jahre später auf den Markt. W Bild: Public Domain
28. September - Die Comedian Harmonists geben ihr Debüt im Berliner Großen Schauspielhaus. Die Comedian Harmonists waren ein international bekanntes Berliner Vokalensemble der Jahre 1927 bis 1935. Die Comedian Harmonists wurden in Berlin-Friedenau in der Wohnung von Harry Frommermann (Stubenrauchstraße 47) gegründet. Wenige Wochen später hatten die Comedians mehrere Engagements, und bald engagierten alle renommierten Veranstalter in Berlin die Gruppe. Am 1. März 1929 folgte das erste Gastspiel außerhalb Berlins im Hamburger Hansa-Theater, bald darauf ging es auch in andere deutsche Städte, nach Köln und Ende 1929 nach Leipzig. Hier erlebte das Sextett seinen Durchbruch, denn die ausverkauften Abende fanden vor einem begeisterten Publikum statt. Im Januar 1930 gastierten sie am Leipziger Schauspielhaus. Dort gelang ihnen der endgültige Durchbruch – ausverkaufte Vorstellungen, begeisterte Kritiken, auch auf der folgenden Deutschlandtour. Sie wurden zur Attraktion. Insgesamt entstanden bei Electrola 69 Platten bis zur Trennung im Frühjahr 1935. Erste offizielle Plattenaufnahme – wenn man von den Casanova-Aufnahmen absieht – war bei Electrola die am 11. November 1929 eingespielte Single Puppenhochzeit / Musketiermarsch (EG #1647), die noch im November 1929 erschien. Es folgten am 16. Dezember 1929 die Aufnahmen zu dem Schlager-Potpourri Hallo, bestehend aus den Titeln Armes kleines Mädel vom Chor / Schöner Gigolo / Einmal im Leben erblüht uns die Liebe / Ich hab’ kein Auto, die als EG #1685 im Januar 1930 auf den Markt kam. Der Klassiker Ein Freund, ein guter Freund / Liebling, mein Herz lässt Dich grüßen (EG #2032) wurde am 22. August 1930 aufgenommen und erschien im September 1930. Bei diesem Aufnahmetermin entstanden auch die Klassiker Veronika, der Lenz ist da / Wochenend und Sonnenschein (EG #2033), die ebenfalls im September 1930 erschienen. W
2. Oktober - Der Priester Josemaría Escrivá gründet in Madrid innerhalb der römisch-katholischen Kirche die konservative Organisation Praelatura Sanctae Crucis et Opus Dei, kurz Opus Dei (dt. Werk Gottes). Er suchte nach Möglichkeiten, Studenten und Angestellten den christlichen Glauben näher zubringen. Intellektuelle waren nicht seine einzige, aber die chronologisch erste Zielgruppe. Die Organisation wirkt im Bereich der Seelsorge und der geistlichen Bildung von Laien und hat weltweit 90.000 Mitglieder, davon ca. 2.050 Priester. Der Hauptsitz des Opus Dei ist Rom. Seit 1930 steht es Frauen offen, wobei allerdings nach Geschlechtern getrennt wird. Frauen gehören dem Wahlkongress, der den Prälaten wählt, nicht an, dürfen aber vorgängig eine Wahlempfehlung abgeben. Die Einrichtungen und Tätigkeiten der Frauen werden im Opus Dei „Verwaltung“ (lat. administratio) genannt. Im Jahr 1934 erschien Der Weg, eine Aphorismensammlung von Josemaría Escrivá, welche die Spiritualität des Opus Dei zusammenfasst. W
7. Oktober - Die lediglich aus Stehplätzen bestehende 1834 eingeführte vierte Klasse der Reichsbahn wird abgeschafft. Die Fahrgäste können jetzt zwischen den Kategorien Luxus-, Polster- und Holzklasse wählen. Im Mai des Jahres ermöglichte die Reichsbahn mit dem Luxuszug "Rheingold" erstmals Komfortreisen von der Nordsee zu den Alpen. Direkt am Platz konnten sich die Reisenden an Tischen ein Luxusmenü servieren lassen. Das selbstständige Unternehmen Deutsche Reichsbahngesellschaft (DRG) entstand 1924 und war von Anfang an zu Reparationszahlungen verpflichtet. Nach der Weltwirtschaftskrise folgt 1933 die Verwendung zu Autobahnbau und Stahlkontingentierung. 1937 wird die DRG wiederum unter Staatshoheit gestellt und schließlich für Kriegszwecke eingesetzt.
12. Oktober - In der Bostoner Kinderklinik wird erstmals eine Eiserne Lunge verwendet. Eine Eiserne Lunge war das erste klinische Gerät, das eine maschinelle Beatmung eines Menschen ermöglichte. Um 1920 entwickelte der US-amerikanische Ingenieur Philip Drinker sie zur Beatmung lungenkranker Patienten. Dabei liegt der Körper des Patienten bis zum Hals komplett im Inneren eines Hohlzylinders. Der Kopf bleibt außen. Das Gerät schließt am Hals luftdicht ab und erzeugt einen Unterdruck. Dadurch drückt der Umgebungsdruck Außenluft durch den Mund des Patienten in die Lungen. Entsprechend geschieht die Ausatmung durch den Aufbau eines Überdruckes in der Kammer. Drinker testete seine Erfindung zunächst im Selbstversuch, bevor es zum ersten Einsatz einer eisernen Lunge am 12. Oktober 1928 am Children's Hospital in Boston kam. Ein an Polio erkranktes achtjähriges Mädchen, das bereits ins Koma gefallen war, konnte innerhalb weniger Minuten wiederbelebt werden. Erst nachdem das Gerät zum Patent angemeldet war, erfolgte am 14. September 1929 die Vorstellung in der Öffentlichkeit. W
14. Dezember - In Großbritannien erschien der neue und letzte Roman von D.H. Lawrence, "Lady Chatterley's Lover". Lawrence beschreibt darin in unverblümter Sprache wie eine frustrierte Adelige sich von ihrem Ehemann, der aus dem Ersten Weltkrieg verwundet, im Rollstuhl sitzend nach Hause kommt, abwendet und eine weitreichende Affäre mit einem Wildhüter beginnt, durch welche sie sexuelle Erfüllung findet. Das Buch wurde sofort aufgrund seines angeblich pornografischen Gehaltes zensiert und durfte in den USA und in England bis in die 1950er Jahre nicht unzensiert erscheinen. W
Die Aufführung der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht findet in
Berlin großen Beifall. Es spielen u.a. Lotte Lenya und Harald Paulsen.
1929
7. Januar - Der Weltraumheld Buck Rogers erobert als erster Science-Fiction-Comic als daily strip Platz in Tageszeitungen der USA. In Armageddon 2419 A.D. wird Buck durch einen Unfall mit radioaktivem Gas in Stasis versetzt und wacht 500 Jahre später wieder auf, um zu erleben, dass Amerika von asiatischen Bösewichten kontrolliert wird. Er schließt sich einer Widerstandsgruppe an und lernt dort Wilma Deering kennen, die nun seine ständige Begleiterin wird. Sie befreien Amerika von den Besatzern und brechen gleich zu einer Polizeipatrouille zur Gefahrenabwehr in den Weltraum auf. Mit dabei sind der Wissenschaftler Dr. Huer, der Marsmann Innaldo und Tallan vom Jupiter. Ihre Gegner sind Raumpiraten, Tigermenschen vom Mars und immer wieder der Erzbösewicht Killer Kane und dessen Verbündete Ardala Valmar, die mit ihm die Weltherrschaft anstrebt. W
Die Comicfiguren "Tim und Struppi" des belgischen Zeichner Hergé werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Held der Geschichten ist der junge belgische Reporter Tim, der um die ganze Welt reist und in haarsträubende Abenteuergeschichten verwickelt wird. Den geplanten 25. Band mit dem Titel "Tim und die Alphakunst " konnte Hergé bis zu seinem Tod nicht mehr fertigstellen. W
17. Januar - Popeye, eine Figur die Elzie Segar entworfen hat, erscheint zum ersten Mal als Nebenfigur im Comic in der Tageszeitung New York Journal. Segar verlieh Popeye (englisch umgangssprachlich „Glotzauge“) mit der Kapitänsmütze, dem Anker-Tattoo auf dem linken Unterarm, den grotesken Proportionen seiner Arme und einem schiefen Gesicht, bedingt durch die im Mundwinkel eingequetschte Pfeife und das beständige Zukneifen eines Auges, ein markantes Erscheinungsbild. Die Figur des knurrigen, aber herzensguten und vor allem schlagfertigen Seemanns wurde schnell sehr populär, so dass Ham Gravy durch ihn ersetzt und auch Castor Oyl zunehmend an den Rand gedrängt wurde. Lediglich Olive Oyl (Schuhgröße 57) spielte als Geliebte Popeyes weiterhin eine größere Rolle. Die Popeye-Strips erschienen in zahlreichen deutschen Zeitungen, unter anderem schon seit den 50er Jahren in der Hamburger Morgenpost. Dort hörte der Seemann auf den Namen „Kuddl Dutt“, der auch beibehalten wurde, als Popeye bereits lange Zeit ein Begriff für die Allgemeinheit war. Den ersten deutschen Auftritt im Comicheft hatte Popeye 1953/54 in „Buntes Allerlei“ des Aller Verlags – als Schifferkarl. Um 1960 tauchte er als „Pop der Seemann“ in „Felix“ von Bastei und 1963 unter dem Titel „Emil und Oskar“ (Popeye als Oskar) im Heft „Blondie und Dankwart“ bei Lehning auf. Auch in diversen Zeitschriften kam Popeye zum Abdruck, unter anderem in den 70er und 80er Jahren in dem Apotheken-Magazin „Junior“. W Bild: Public Domain
27. Januar - Den Brüdern Sass gelingt ein spektakulärer Einbruch in den Tresorraum der Berliner Diskontobank. Die in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Brüder Franz und Erich kamen schon in ihrer Jugend immer wieder mit Jugendamt und Polizei wegen geringerer Delikte in Berührung. 1926 entschlossen sich die Brüder, sich dem kriminellen Öffnen von Tresoren zuzuwenden. Dazu nutzten sie modernste Methoden: das Öffnen von Banktresoren mit Schneidbrennern. Nach Beschaffung eines Schneidbrenners versuchten sie sich mehrmals erfolglos an verschiedenen Banken. Am 27. Januar 1929 drangen die Brüder dann in die Stahlkammer der Diskontobank am Wittenbergplatz (Kleiststraße 23) ein. In wochenlanger Arbeit hatten sie einen Tunnel vom Nachbarhaus zum Keller der Zweigstelle gegraben. Durch einen Luftschacht gelangten sie dann an die Außenwand des Tresorraums, die aufgebrochen wurde. Dort öffneten sie 179 der 181 Schließfächer und räumten sie aus. Der Raub wurde erst nach drei Tagen entdeckt, da die Tür von innen blockiert war. Der Kassierer, der am 28. Januar vergeblich versuchte, die Tür zu öffnen, vermutete erst ein defektes Schloss. Daraufhin rief man Spezialisten der Firma Arnheim, aus deren Produktion der Tresor stammte. Arnheim-Tresore waren wegen ihrer Stabilität damals weltberühmt und auch die Firmenspezialisten konnten die Tür nicht öffnen. Erst am Mittwoch den 30. Januar gelang zwei Maurern der Durchbruch durch die Betonwand. Im Chaos der geplünderten Tresorräume fanden die Bankangestellten auch noch zwei leere Weinflaschen, die von den Einbrechern zur Feier des gelungenen Bruchs geleert worden waren. Der Schaden wurde grob auf 2 bis 2½ Millionen Reichsmark geschätzt. Genauere Angaben machten die Schließfachinhaber nicht, vermutlich weil viele Werte dort vor der Steuerbehörde versteckt worden waren. Kriminalsekretär Fabich kam die Machart des Einbruchs bekannt vor, also wurden die Brüder observiert, ihre Moabiter Wohnung durchsucht und schließlich beide festgenommen. Kurz darauf, am 6. April 1929, mussten sie allerdings aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden, woraufhin die Brüder zur Pressekonferenz in das Nobelrestaurant Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt luden, wo sie den Journalisten unter anderem von bereits eingegangenen Filmangeboten erzählen konnten. Sie scheuten sich weiterhin nicht, ihren Reichtum offen zur Schau zu tragen. Zu ihrer Popularität trug neben dieser offen gezeigten Chuzpe auch bei, dass sie in Robin-Hood-Manier bedürftigen Moabitern Geldscheine in die Briefkästen steckten. W
Am 29. Januar 1929 ließen die Vereinigten Papierwerke Nürnberg das Warenzeichen Tempo beim Reichspatentamt in Berlin anmelden. Die Eintragung des Warenzeichens erfolgte am 18. September 1929 und die Veröffentlichung im Warenzeichenblatt am 15. Oktober 1929. Die Warenzeichennummer lautet 407752. Die Produktidee schreibt man dem damaligen jüdischen Mitinhaber der Vereinigten Papierwerke Oskar Rosenfelder zu. Der Ursprung des Markennamens Tempo ist der Zeitgeist der 20er Jahre, die bis zur Weltwirtschaftskrise eine Zeit der Superlative waren: alles schien möglich, das gesellschaftliche Leben pulsierte – kurz, sie besaßen einfach Tempo. Und so bekamen sie gegen Ende des Jahrzehnts das Einmaltaschentuch mit dem schwungvollen Markennamen dazu. In den Jahren bis 1933 übernahmen erst Heimarbeiter und später Wohlfahrtswerkstätten in Nürnberg das Falten der Taschentücher. Mit dem durchgängigen Einsatz von Verarbeitungsmaschinen konnte das Produktionsvolumen auf 150 Millionen Stück im Jahr 1935 gesteigert werden. Allerdings waren Oskar Rosenfelder und sein Bruder Emil, die zusammen knapp 56 % der Aktien besessen hatten, bereits im August 1933 vor den Nazis aus Deutschland nach England emigriert. Sie hatten vorher versucht, durch eine Firmengründung in England die Besitz- und Verfügungsrechte des deutschen Unternehmens dorthin zu übertragen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg eröffnete jedoch ein Verfahren wegen Devisenvergehen und beantragte die Beschlagnahmung des inländischen Vermögens, dem das Landgericht Nürnberg-Fürth kurze Zeit später folgte. Es wurde ein Abwesenheitspfleger bestellt und die Deutsche Bank, welche den Brüdern noch kurz zuvor ein Darlehen gewährt hatte, suchte einen Käufer für das Aktienpaket, welches als Sicherheit für den Kredit hinterlegt worden war. Der Fürther Unternehmer Gustav Schickedanz, der Gründer des Versandhauses Quelle, kaufte im Jahre 1934 dieses Aktienpaket zu einem Kurs von 110 %. Im Jahr 1935 erwarb er die restlichen Anteile an dem Unternehmen. Zugleich sicherte er sich damit die Markenrechte an Tempo. In allen amtlichen Nachkriegsuntersuchungen kam man zu dem Schluss, dass sich Schickedanz bei dem Erwerb der Firma, im Gegensatz zu anderen Unternehmern dieser Zeit, korrekt und zudem großzügig verhalten hatte, was ihm sogar Kritik der lokalen Nationalsozialisten einbrachte. W
29. Januar - Der Roman Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque kommt in den Handel. Seine Erstauflage ist durch Vorbestellungen sofort vergriffen. Der Roman schildert die Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten schildert. Bei den Nationalsozialisten hatte sich Remarque mit seinem Antikriegsroman Feinde gemacht. Als Teil ihrer Rufmordkampagne gegen den missliebigen Autor bezweifelten sie dessen Authentizität und verbreiteten das Gerücht, er habe überhaupt nicht am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Während der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen 1933 wurden auch zahlreiche Exemplare von Im Westen nichts Neues vernichtet. Es wurde noch im selben Jahr in 26 Sprachen übersetzt. Bis heute gibt es Ausgaben in über 50 Sprachen, die geschätzten Verkaufszahlen weltweit (Stand 2007) liegen bei über 20 Millionen.
W Bild: H.-P.Haack
7. Februar - Erschien die erste Auflage von "Berlin Alexanderplatz" - ein Roman in Form einer Collage aus Bild und Text. Das Werk von Alfred Döblin wurde überaus erfolgreich und sein Stil fand viele Nachahmer.
11. Februar - In Rom beschlossen die faschistische italienische Regierung Benito Mussolinis und die katholische Kirche unter Papst Pius XI. die Lateranverträge. Diese setzten sich aus drei Einzelverträgen zusammen: Staatsvertrag, Konkordat und Finanzabkommen. Mit den Lateranverträgen wurde die so genannte Römische Frage geklärt, die mit der Auflösung des Kirchenstaates durch Italien im Jahre 1870 entbrannt war. Der Heilige Stuhl wurde im Staatsvertrag als souverän anerkannt. Der Papst wurde zum Oberhaupt des neuen Kirchenstaats, der Vatikanstadt, und erkannte im Gegenzug Rom als Hauptstadt Italiens an. Im Konkordat wurde die Stellung der katholischen Kirche als Staatsreligion in Italien formuliert. Außerdem bekam die Kirche eine finanzielle Entschädigung für den Verlust des Kirchenstaates. W
8. März - Der Sender Witzleben strahlt die ersten Fernsehbilder aus: Zu sehen sind die Bilder zweier Mädchen im Badeanzug. Empfangen wird die Austrahlung nur im Fernsehlabor des Reichspostzentralamts in Tempelhof.
17. März - Kauft der US-amerikanische Automobilkonzern "General Motors" sich mit 120 Mio. Reichsmark in die deutsche Opel AG ein und erwarb damit die Aktienmehrheit in dem bisherigen Familienbetrieb. Die Familie blieb jedoch wichtiger Teilhaber. W
8. April - Coca-Cola kommt nach Deutschland. Am 8. April wird in Essen die erste Flasche Coca-Cola abgefüllt. Im ersten Jahr werden 5.840 Kisten verkauft, Coca-Cola wirbt mit dem Slogan "köstlich - erfrischend"
14. April - Unter Fürst Louis II. findet in Monaco erstmals ein Automobilrennen statt. Der Große Preis von Monaco entwickelt sich zu einem der bekanntesten Rennen im Automobilsport.
Bild: Public Domain
16. Mai - In den USA verlieh die zwei Jahre zuvor gegründete "Akademie der Filmkunst und Wissenschaften" zum erstenmal Preise für die besten Filme. Die goldene Trophäe erhielt später den Namen "Oscar" und entwickelte sich zum wichtigsten Filmpreis der Welt. Der deutsche Schauspieler Emil Jannings erhält als erster Mann die Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller für seine Rollen in den beiden Filmen "Sein letzter Befehl" und "Der Weg allen Fleisches". Der Oscar wird jährlich in einer gemeinsamen Zeremonie in derzeit über 30 verschiedenen Kategorien in Form jeweils einer Statuette vergeben, die einen Ritter mit einem Schwert auf einer Filmrolle darstellt. Der begehrte Filmpreis ist 34,29 cm groß und besteht aus einem massiven Nickel-Kupfer-Silber-Körper (Britanniametall), der für das Gewicht von etwa 3,85 kg sorgt. Überzogen ist er mit einer 24-karätigen dünnen Goldhaut. Lediglich in Kriegszeiten wurde auf das Gold verzichtet. Der Materialwert einer Statue beträgt etwa 300 US-Dollar. Die Akademie lässt die Oscars seit 1983 bei der R. S. Owen Company in Chicago fertigen. In den Sockel der Statue werden erst nach der Verleihung die Namen des Preisträgers, die dazugehörige Oscar-Kategorie und der Titel des Films eingraviert. In den ersten Jahren der Verleihung wurde die Trophäe noch ausschließlich als Academy Award of Merit bezeichnet. Wer letztlich der Pate für den Namen Oscar war, ist heute nicht mehr mit Bestimmtheit zu klären. Fest steht, dass der prägnantere neue Name schon im Jahr 1931 weitgehend verwendet wurde. Vier Personen werden immer wieder als Taufpate genannt. Erstens ist hier die ehemalige Bibliothekarin der Akademie, Margaret Herrick zu nennen. Sie soll beim Anblick der Statue gesagt haben: „Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!“. In den Büchern der Akademie wird sie oft als offizielle Namensgeberin angeführt. W Bild: Public Domain
7. Juni - Der Vatikan wird ein souveräner Staat. Der Staat Vatikanstadt ist der kleinste allgemein anerkannte Staat der Welt. Er ist eine Enklave in Italien innerhalb des Stadtgebiets von Rom, hat eine Fläche von 0,44 Quadratkilometern und ist mit 836 Einwohnern auch der Staat mit den wenigsten Einwohnern. Zum Territorium der Vatikanstadt gehören unter anderem der Petersdom, der Petersplatz, die Sixtinische Kapelle sowie die Paläste und Gärten innerhalb der vatikanischen Mauern. Der Staat Vatikanstadt ist eine absolute Wahlmonarchie, deren Oberhaupt der Papst ist. Dieser wird von den Kardinälen gewählt und scheidet nur durch Tod oder Rücktritt aus diesem Amt aus. Der Heilige Stuhl als nichtstaatliches, eigenständiges, vom Staat Vatikanstadt zu unterscheidendes Völkerrechtssubjekt vertritt den Zwergstaat auf internationaler Ebene. W
21. Juni - Die I.G. Farben erhält das Patent für die künstliche Herstellung von Kautschuk. Das Produkt wurde Buna genannt und konnte als Ersatz für Gummi eingesetzt werden. Sieben Jahre später produzierte der Konzern die ersten Autoreifen aus dem neuen Material. Buna wird durch die Polymerisation von Buradien hergestellt. Die Polymerisation wurde zunächst als Blockpolymerisation mit Natrium als Katalysator durchgeführt. Heute führt die Emulsionspolymerisation zu Produkten mit besseren mechanischen Eigenschaften. Seit 1935 wird Buna großtechnisch hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Buna in der damaligen DDR weiter produziert.
28. Juni - Die von den Automobilpionieren gegründeten Unternehmen Benz & Co Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim (Benz & Cie. ab 1899) und Daimler-Motoren-Gesellschaft fusionieren zur Daimler-Benz AG mit Sitz in Berlin. 1883 ließ sich Gottlieb Daimler erstmals Patentrechte für einen „Gasmotor mit Glührohrzündung“ sowie für die „Regulierung der Geschwindigkeit des Motors durch Steuerung des Auslassventils“ sichern. Die beiden Patente waren die Grundlage für den weltweit ersten schnell laufenden Verbrennungsmotor. Am 29. Januar 1886 ließ sich Carl Friedrich Benz das „Automobil“, ein dreirädriges Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischer Zündung, patentieren. In den 1920er Jahren kämpften fast alle Autobauer ums Überleben. Die Deutsche Bank regte einen Zusammenschluss von Benz und Daimler an, auch weil sie so Forderungen in Anteile an dem neuen Konzern tauschen konnte. Die aus den Arbeiten beider Automobilpioniere hervorgegangenen Unternehmen „Benz & Co Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“ (ab 1899: Benz & Cie.) und „Daimler-Motoren-Gesellschaft“ fusionierten am 28. Juni 1926 zur Daimler-Benz AG mit Sitz in Berlin. Seit dieser Zeit stellt die Deutsche Bank stets den Vorsitzenden des Aufsichtsrats bei Daimler-Benz, ab 1998 dann auch bei DaimlerChrysler. Wilhelm Friedle, bis 1935 Betriebsdirektor im Werk Sindelfingen, brachte die Fließbandfertigung zu Daimler-Benz. W
12. Juli - Der österreichische Gynäkologe Hermann Knaus veröffentlicht die ersten Ergebnisse seiner Untersuchungen über die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau. Gemeinsam mit dem japanischen Arzt Kiusako Ogino entwickelt Knaus später eine relativ sichere "Knaus-Ogino-Methode" der Empfängnisverhütung. W Bild: Susanne Krejsa, Ana Breitenberger
12. Juli - Die Dornier Do-X, das damals größte Flugboot der Welt mit Platz für über 100 Passagiere, startet zu seinen ersten Versuchsflügen über den Bodensee. Ein Tag später folgte der Erstflug der Dornier Do-X und am 20.10.1929 absolvierte das Flugzeug einen einstündigen Probeflug über den Bodensee mit 169 Passagieren an Bord. Die Maschine war ursprünglich für den transatlantischen Personenflugverkehr konzipiert, diente im Krieg aber auch als U-Boot-Jäger und Rettungsflug-zeug. Für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung, war die Dornier Do-X der erste Schritt zur Entwicklung von Großflugzeugen. Die Länge der Dornier Do-X betrug 40,1 m und die Spannbreite erreichte das Maß von 48 m. W Bild: Public Domain
27. Juli - Verabschiedung der "Genfer Konvention" über Behandlung von Kriegsgefangenen durch 42 Staaten. Sie enthalten für den Fall eines Krieges oder eines internationalen oder nicht-internationalen bewaffneten Konflikts Regeln für den Schutz von Personen, die nicht an den Kampfhandlungen teilnehmen. Die Bestimmungen der vier Konventionen von 1949 betreffen die Verwundeten und Kranken der bewaffneten Kräfte im Felde (Genfer Abkommen I), die Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen der bewaffneten Kräfte zur See (Genfer Abkommen II), die Kriegsgefangenen (Genfer Abkommen III) und die Zivilpersonen in Kriegszeiten (Genfer Abkommen IV). 1864 wurde von zwölf Staaten die erste Genfer Konvention „betreffend die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen“ angenommen. Das aus historischer Sicht zweite Abkommen war die derzeitige dritte Genfer Konvention, die im Jahr 1929 beschlossen wurde. Zusammen mit zwei neuen Abkommen wurden beide Konventionen 1949 überarbeitet. Diese Fassungen traten ein Jahr später in Kraft und stellen die aktuell gültigen Versionen dar. Sie wurden 1977 ergänzt durch zwei Zusatzprotokolle, die erstmals Regeln zum Umgang mit Kombattanten sowie für detaillierte Vorgaben für innerstaatliche Konflikte in den Kontext der Genfer Konventionen integrierten. 2005 wurde ein drittes Zusatzprotokoll zur Einführung eines zusätzlichen Schutzzeichens beschlossen. W Bild: Kevin Quinn, Ohio, US
14. September - Die so genannte "Eiserne Lunge" wurde erstmals vorgestellt. Der US-amerikanische Ingenieur Philip Dinker hatte die künstliche Lunge zur Beatmung lungenkranker Patienten entwickelt. Durch Unterdruck wird die Brustwand von Patienten, deren Atemmuskulatur noch funktionsfähig ist, bewegt. Dadurch können sich die Lungenflügel entfalten und der Patient kann "passiv" atmen. Mit Hilfe dieser Apparatur konnten erstmals Lähmungen der Oberkörpermuskulatur, wie sie beispielsweise bei Kinderlähmung auftreten, wirksam geheilt werden. Bereits 1876 hatte der Franzose Woillez die erste "Eiserne Lunge" konzipiert und gebaut. Sie kam allerdings nie zum Einsatz. W Bild: Public Domain
Am 25. Oktober brechen an der Wall Street die Aktienkurse mit Verlusten von bis zu 90% zusammen. Das weltweite Zins- und Währungsgefüge zerfällt. Am 29.10. stellen die amerikanischen Banken vorübergehend ihre Zahlungen ein. Beginn der Weltwirtschaftskrise.
5. November - Der Arzt Werner Forßmann veröffentlicht sein Werk Über die Sondierung des rechten Herzens, in dem er über die ersten Herzkatheterversuche berichtet. Der deutsche Forscher, Chirurg und Urologe legte er sich in einem ersten Selbstversuch einen Herzkatheder. Er schob sich selbst von der Armvene aus einen Gummischlauch bis zur rechten Herzkammer und dokumentierte dies mit einer Röntgenaufnahme. In den folgenden Jahren unternahm er unzählige weitere Selbstversuche. Dadurch konnte er beweisen, dass es gefahrlos möglich ist, das Herz mit Kontrastmittel zu füllen. Sein damaliger Vorgesetzter in der Charité, der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch, entließ ihn wegen seiner Forschungen. 1954 erhielt Forßmann von der Ostberliner Akademie der Wissenschaften die Leibnitz-Medaille, 1956 den Nobelpreis für Medizin. W Bild: Public Domain
29. November - Der amerikanische Marineleutnant Richard Evelyn Byrd überflog als Erster mit einem Flugzeug den Südpol. Er hatte am 24. Dezember 1928 den Rand des Ross-Schelfeises erreicht, fünf Tage später konnte er sein Basislager "Little America" einrichten. Die Expedition bestand aus zwei Schiffen, 60 Männern und vier Flugzeugen. Im Oktober 1929 wurde ein 700 Kilometer entferntes Tanklager für den Rückflug vom Pol eingerichtet. Am 28. November brach Byrd mit seiner Ford Tri-Motor "Floyd Bennett" auf. Nach zehn Stunden erreichte er den Südpol. Er umflog ihn in einem weiten Kreis, warf die amerikanische Flagge ab und machte sich auf den Rückflug. 1926 hatte er als Erster den Nordpol überflogen. W
Das starre Luftschiff "Graf Zeppelin" wird unter Flugkapitän Hugo Eckener in 21 Tagen einmal um die Erde geflogen.
Die im Vorjahr vom Stapel gelaufene "Bremen" erringt das "Blaue Band" für die schnellste Atlantiküberquerung.
Der US-Konzern General Motors kauft die Opel AG.
In den Niederlanden wird die Zuidersee zur Neulandgewinnung durch einen Damm von der Nordsee abgetrennt (Abschluss der Baumaßnahmen 1932).
Im New Yorker Stadtteil Manhattan wird mit dem Bau des Empire State Buildings begonnen.
Das künstliche Beatmungsgerät "Eiserne Lunge" wird vom US Amerikaner Philip Drinker erfunden und hält vollständig (ab dem Halswirbel) gelähmte Menschen am Leben.
In Deutschland wird der Herzkatheder von Werner Forßmann entwickelt, welcher in die Armvene eingeschoben und bis ins Herz zur Ermittlung von Anomalien vorgeschoben wird.
Ebenfalls in Deutschland erfindet Hans Berger die Elektro-Enzephalographie, mit der die Hirnaktivität gemessen werden kann.
Die Quarzuhr wird vom US Amerikaner Warren Alvin Morrison erfunden.
Thomas Mann erhält den Literaturnobelpreis für den Roman "Buddenbrocks".
Erich Maria Remarque feiert mit seinem Anti-Kriegs-Roman "Im Westen nichts Neues" große Erfolge.
Der die deutschen Reparationszahlungen betreffende Dawes-Plan von 1924 wird durch den Young-Plan ersetzt, der jetzt erstmals die Gesamtsumme an Zahlungen festlegt: Bis 1988 soll Deutschland 112 mrd Goldmark mit jährlich 700 mio statt 2,5 mrd zahlen. Mit dem Plan zusammenhängend wird während der Ersten Haager Konferenz die endgültige Räumung des von Engländern und Franzosen besetzten Rheinlandes beschlossen. Heinrich Himmler wird Leiter der SS (Schutzstaffel), die er zu einer parteieigenen paramilitärischen Truppe der NSDAP ausbauen wird.
1930
29. Januar - Der Reichstag verabschiedet das Zündwarenmonopolgesetz, mit dem das Deutsche Reich das Zündwarenmonopol auf 53 Jahre an den schwedischen Industriellen Ivar Kreuger vergibt. Das Deutsche Reich stimmte dieser Regelung zu, um im Gegenzug einen Kredit in Höhe von 500 Mio. Reichsmark zu erhalten. Das Monopol blieb bis 1983 bestehen. Die Markennamen waren Welthölzer und Haushaltsware. Den deutschen Herstellern wurden bei der Einrichtung des Monopols Produktionskontingente zugeteilt; Exporte oder die Neugründung von Unternehmen waren nicht erlaubt. W Bild: Rolf Schlagenhaft
1. Februar - Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), Josef Stalin, ordnete die Enteignung und Deportation der sogenannten "Kulaken", der reicheren Bauernschicht, an. Dadurch sollte die Landwirtschaft kollektiviert und die Produktion gesteigert werden. Die Zerschlagung des traditionellen Bauerntums sowie die Ermordung und Verschleppung vieler "Kulaken" führte jedoch zu einem deutlichen Rückgang der Agrarproduktion. Allein in der Ukraine, der ehemaligen Kornkammer des Landes, verhungerten Anfang der 30er Jahre rund sechs Millionen Menschen.
18. Februar - Der amerikanische Astronom Clyde W. Tombaugh entdeckt den Planeten Pluto, indem er ein bewegtes Objekt als das lange gesuchte transneptunische Objekt erkannte. Der unbekannte Himmelskörper wurde später nach dem römischen Gott der Unterwelt Pluto benannt, der sich unsichtbar machen konnte. Die Nachricht wurde als wissenschaftliche Sensation gewertet. Pluto ist der sonnenfernste Planet und besteht hauptsächlich aus Wasser und Eis. In den Folgejahren entdeckte Tombaugh Hunderte neuer Asteroidenund zwei neue Kometen. Die Aberkennung des Planetenstatus von Pluto im Jahr 2006 erlebte Tombaugh nicht mehr. Am 19. Januar 2006 startete die Raumsonde New Horizons zur Erforschung des Zwergplaneten Pluto. Die Sonde soll im Juli 2015 in 9.600 km Entfernung an Pluto vorbei fliegen. Mit an Bord befindet sich auch Asche von Clyde Tombaugh. W Bild: Public Domain
28. März - Konstantinopel erhält offiziell den Namen Istanbul, nachdem die Stadt in der Bevölkerung schon lange so genannt worden ist. Ferner wird die Hauptstadt Angora nunmehr als Ankara bezeichnet. Da die Stadt in osmanischen Schriften und im türkischen Volksmund schon seit langem im engeren Sinn so genannt wurde, war dies eigentlich keine Neubenennung. In den meisten europäischen Ländern (außer zum Beispiel Griechenland und Armenien) verdrängte die Bezeichnung Istanbul allmählich die Bezeichnung Konstantinopel beziehungsweise deren Varianten aus dem Sprachgebrauch. W
1. April - Wurde Josef von Sternbergs Film "Der blaue Engel" uraufgeführt. In der Hauptrolle spielte die bis dahin nahezu unbekannte Berliner Schauspielerin Marlene Dietrich. Der Film, der auf Heinrich Manns "Professor Unrat" basiert, wurde zu einem großen Erfolg und begründete den Weltruf von Marlene Dietrich, die wenig später in die USA umsiedelte.
5. Mai - Der Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung Mahatma Gandhi wurde von der britischen Kolonialregierung inhaftiert. Zuvor hatte er zum zivilen Ungehorsam gegen die Machthaber und zur Feier eines "Unabhängigkeitstages" aufgerufen. Im März 1930 hatte er zum Widerstand gegen die von den Briten eingeführte Steuer auf Salz aufgefordert, da diese besonders die ärmeren Bevölkerungsschichten traf. Gleichzeitig mit der Festnahme ihres Führers wurden in Indien Zehntausende Mitglieder seiner Unabhängigkeitsbewegung inhaftiert. W
28. Mai - In Manhattan, New York City, wird das Chrysler Building eingeweiht. Mit 319 m löst es nach nur einem Monat das Bank of Manhattan Company Building als höchstes Gebäude der Welt ab. Das Chrysler Building zählt zu den Wahrzeichen der Metropole. Es befindet sich in der 405 Lexington Avenue, Ecke 42. Straße in Midtown Manhattan. Das Gebäude ist 319 Meter hoch und damit gleichauf mit dem 2007 erbauten New York Times Tower das derzeit dritthöchste Gebäude in New York City, nach dem Empire State Building (381 Meter, mit Mast 443 Meter) und dem Bank of America Tower (366 Meter). Architekt des Gebäudes war William Van Alen, Auftraggeber war Walter Percy Chrysler welcher es ursprünglich für die Chrysler Corporation bauen ließ. Obwohl das Gebäude speziell für den Autohersteller Chrysler konstruiert und gebaut wurde, bezahlte die Firma weder für den Bau noch besaß sie es jemals, da Walter P. Chrysler entschieden hatte privat dafür aufzukommen um es an seine Kinder weitergeben zu können. W Bild: Jeremy Keith
6. Juni - Im US-Staat Massachusetts bieten Lebensmittel-Einzelhändler erstmals Tiefkühlkost an. Mit der Produktion von Gefriergeräten, die das Lagern und Einfrieren ermöglichen, werden gefrorene Lebensmittel zum festen Bestandteil der modernen Ernährung. Entdeckt wurde das Prinzip der Tiefkühlkost von dem amerikanischen Unternehmer Clarence Birdseye, als er im Auftrag der US-Regierung Feldforschungen am Polarkreis durchführte. Er bemerkte, dass frischer Fisch, wenn man ihn auf das Eis legte und dem kalten Wind aussetzte, fast augenblicklich gefror und nach dem Auftauen alle Frische-Charakteristika beibehielt. In den 20er Jahren gründete er eine Firma für tiefgekühlten Fisch, 1930 belieferte er die ersten Lebensmittelmärkte mit tiefgekühlten Erbsen und Spinat. W Bild: Editor at Large
In Indien beginnt Mahatma Gandhi seinen passiven Widerstand gegen die britische Besatzung mit dem "Feldzug der Gehorsamsverweigerung", auch als "Salzmarsch" bekannt. Er wird verhaftet und ohne Urteil interniert, was bis ins nächste Jahr hinein zu schweren Unruhen führt.
Bei den ersten Fußballweltmeisterschaften der Sportgeschichte mit 13 teilnehmenden Nationen gewinnt Uruguay gegen Argentinien das Endspiel.
Max Schmeling wird Weltmeister aller Klassen gegen Jack Sharkey, als dieser wegen eines Tiefschlags disqualifiziert wird.
In Berlin führt Manfred von Ardenne die ersten elektronisch aufgenommen und wiederegebenen Fernsehbilder vor.
15. Mai - An Bord einer Boeing 80 A auf der Strecke Chicago - San Francisco versorgte die erste Stewardess der Welt, die Krankenschwester Ellen Church aus Cresco (Iowa), mit sieben Kolleginnen die Passagiere mit einem Imbiss. Aufgabe der Flugbegleiterinnen war, sich um den Komfort und die Beruhigung der Fluggäste zu kümmern. Während des Fluges informierten sie die Reisenden über die gerade überflogenen Städte, Landschaften und Sehenswürdigkeiten. Als lizensierte Pilotin war Ellen Church zudem drittes Mitglied der Cockpit-Crew. Weitere Pflichten der ersten weiblichen Flugbegleiterin waren das Auftanken des Flugzeugs, die Gepäckverstauung und die Ticketkontrolle. Zu Ehren der Pionierin des Stewardessen-Berufs wurde in Ellen Churchs Heimatort Cresco ein Flugfeld nach ihr benannt. W Bild: Public Domain
Jungfernflug der berühmten dreimotorigen Junkers Ju 52 ("Tante Ju").
Die Geschirrspülmaschine und der Mixer finden ihren Weg in die Haushalte, und die Firma Miele vermarktet die erste elektrische Melkmaschine.
Der erste elektromechanisch arbeitende Analogrechner wird in den USA am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Betrieb genommen.
Die Produktion von Fiberglas beginnt in den USA.
27. März - Das Kabinett von Reichskanzler Müller tritt im parlamentarischen Streit um die Finanzierung der Arbeitslosenunterstützung zurück. Heinrich Brüning wird von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Hindenburg löst das Parlament am 18.7. auf, als Brüning auch mit Notverordnungen gegen das Parlament nicht regieren kann und im Juni keine Zustimmung zu seinem Finanzplan findet. Neuwahlen werden für den 14.9. ausgeschrieben.
13. Juli - Mit 13 teilnehmenden Mannschaften beginnt an diesem Tag in Uruguay die erste Fußball-Weltmeisterschaft. Viele Nationalmannschaften, darunter auch die deutsche, nahmen an dem Turnier, das inmitten einer schweren Wirtschaftskrise in Europa stattfand, nicht teil. Im Gegensatz zu heute, ging der ersten Weltmeisterschaft keine Qualifikationsrunde voraus. Stattdessen wurden die Teams vom Gastgeber eingeladen. Das Eröffnungsspiel gewann Frankreich mit 4-1 gegen Mexiko. Erster Fußball-Weltmeister der Geschichte wurde die Mannschaft von Uruguay mit einem klaren 4:2 Sieg über Argentinien am 30. Juli 1930 in Montevideo.
30. Juli - Die ersten Fussball-Weltmeisterschaften endeten mit dem Sieg des Gastgeberlandes Uruguay über den Favoriten Argentinien. Von den dreizehn teilnehmenden Mannschaften kamen vier aus Europa: Belgien, Frankreich, Jugoslawien und Rumänien. Die erste Fußball-Weltmeisterschaft war vor allem durch zwei Faktoren gekennzeichnet: die über Jahre dauernden Schwierigkeiten, sich über einen Austragungsort der Weltmeisterschaften zu einigen und die Abwesenheit vieler europäischer Fußballnationen. England, in dem Fußball seit Jahrzehnten von Profis ausgeübt wurde, gab jahrelang keine Stellungnahme zu den Plänen einer Weltmeisterschaft. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts war es dem Widerstand des Deutschen Fußballbundes (DFB) zu verdanken, dass kein deutsches Team an keiner für Profis offenstehenden Weltmeisterschaft teilnahm. W Bild: Public Domain
Der Film "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich und Emil Jannings nach Heinrich Manns Roman "Professor Unrat" beginnt seinen Welterfolg.
18. August - In einem Micky-Maus-Trickfilm der Disney Company tritt zum ersten Mal der Hund Pluto auf. Er ist als Bluthund dem ausgebrochenen Sträfling Micky auf der Spur. Die Bluthund-Figur wurde später in Minni Maus' Hund Rover umgewandelt, den Namen änderte Disney von Rover auf Pluto, und sein Eigentümer wurde Micky Maus. Pluto trat meistens als der Haushund von Micky Maus auf, obwohl er auch sowohl der Hund von Donald Duck als auch der von Goofy war, der ebenfalls ein Hund ist. Allerdings gab es in den 40ern und 50ern auch animierte Kurzfilme, in denen er als eigenständige Figur zu sehen war. Pluto wurde nach dem Zwergplaneten Pluto benannt, der 1930 entdeckt wurde, im gleichen Jahr, in dem Disney die Figur erfand. W Bild: Public Domain
15. September - In Berlin wird der Film "Die Drei von der Tankstelle” uraufgeführt und auf Anhieb zu einem der größten Filmerfolge seiner Zeit. Ein Teil des Erfolges ist auf die eingängige Musik ("Ein Freund, ein guter Freund...”) zurückzuführen, ein anderer auf die Besetzung der Hauptrollen – Heinz Rühmann, Willy Fritsch und Lilian Harvey. Der Inhalt: Als die drei Freunde Willy, Kurt und Hans von einer Reise zurückkehren, stellen sie fest, dass sie pleite sind. Nachdem ihre Möbel alle gepfändet wurden, bleibt ihnen nur noch der Hund und ihr Auto, welches sie – nachdem ihnen auf einer vielbefahrenen Landstraße das Benzin ausgeht – verkaufen, um eine Tankstelle (Zum Kuckuck) zu eröffnen. Beim Dienst wechseln sie sich ab und lernen so unabhängig voneinander die reiche und attraktive Lilian Cossmann kennen und verlieben sich in sie. Jeder hält seine Bekanntschaft geheim, doch Lilian liebt bloß Willy und lädt alle gleichzeitig in ein teures Lokal ein, um Klarheit zu schaffen. Nachdem Willy auf den Sieg verzichtet, hat Lilian einen Plan und bittet ihren Vater eine Tankgesellschaft zu gründen, deren Direktor Willy werden soll. Der willigt ein unter der Bedingung, dass seine beiden Freunde Kurt und Hans auch von der Partie sind. Als Lilian aber als neue Sekretärin vor Willy sitzt, diktiert der voller Wut seine Kündigung und unterschreibt ohne zu lesen. In Wirklichkeit hat er aber einen Ehevertrag mit Lilian unterschrieben. W Bild: Public Domain
2. Oktober - Henry Ford legt in Köln den Grundstein für die deutsche Filiale seines Automobilkonzerns. Ford hatte das Unternehmen im Jahr 1903 gegründet und die deutsche Niederlassung ist die zweite in Europa nach der Einrichtung eines Werkes in Großbritannien. Nach Verlegung des Unternehmenssitzes nach Köln im Jahr 1930 wurde die Firma 1939 in Ford-Werke AG geändert. Nach einem Ausschluss von Minderheitsaktionären („squeeze-out”) im Jahre 2002, bei dem die Ford Deutschland Holding GmbH über 95 % der Anteile der deutschen Ford-Werke-AG-Aktien erwarb, erfolgte im November 2004 die Umwandlung der Rechtsform in Ford-Werke GmbH. W
13. Oktober - In Berlin startet die Transportmaschine Ju 52 zu ihrem Jungfernflug. Ihr Korsett aus Ganzmetall verleiht ihr ein unverwechselbare Aussehen, mit dem sich Sicherheit und ein robuster Charakter verbinden. Die von Dipl.Ing. Ernst Zindel mitentwickelte Maschine wird über 5000 Mal hergestellt. Auch bei der Erkundung von Fernverkehrsstrecken spielt sie eine Rolle. Schon 1934 wird ein Fernflug Berlin - Shanghai durchgeführt, 1936 und 1937 finden mehrfach Flüge nach China über Afghanistan statt. Dabei wird das Pamir-Gebirge in Höhen von 4.000-5.000 m überflogen. Bis 1945 dient die Ju 52 als Standardmodell der Lufthansa, 1948 kommt sie bei der Luftbrücke der Allierten nach Berlin zum Einsatz. Heute sind noch 5 Maschinen flugfähig. W Bild: Public Domain
5. November - Die Dornier Do X, das zu seiner Zeit größte Flugzeug der Welt, startet vom Bodensee zu ihrem ersten Repräsentationsflug nach Amsterdam. Um die Do X erfolgreich zu vermarkten, entschloss sich Dornier zu einem weltumspannenden Repräsentationsflug, bei dem er der Weltöffentlichkeit den Komfort und die Sicherheit seiner Maschine unter Beweis stellen wollte. Die luxuriöse Innenausstattung des Flugschiffes dokumentieren heute schwarzweiße Fotos und die farbigen Illustrationen des Marinemalers Claus Bergen. Als erstes Ziel der Reise wurde Amsterdam ausgewählt, es folgten England, Frankreich und Portugal. Weiter ging die Reise nach Gran Canaria, entlang der westafrikanischen Küste bis nach Portugiesisch-Guinea, um den Atlantik dort an seiner schmalsten Stelle zu überqueren, dann nach Rio de Janeiro, darauf der südamerikanischen Küste folgend in die Karibik und schließlich am 22. August 1931 bei Miami die USA. Am 27. August 1931 erreichte das Flugschiff New York, wo es mit großem Jubel empfangen wurde und die Besatzung eine Audienz im Weißen Haus beim Präsidenten Herbert Clark Hoover erhielt. Nach der Überwinterung der Maschine auf dem Glenn Curtiss Airfield bis zum April 1932 wurde ihr ein ähnlicher Empfang anschließend am 24. Mai 1932 in Berlin zuteil, wo sie auf dem Müggelsee landete.
W Bild: Public Domain
11. Dezember - Der Oscar-prämierte Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone nach dem gleichnamigen Roman (1929) von Erich Maria Remarque (1898-1970) wurde eine Woche nach seiner deutschen Erstaufführung in Berlin im gesamten Deutschen Reich verboten. Die Filmoberprüfstelle des Deutschen Reiches, oberste Behörde für Filmzensur in der Weimarer Republik, sprach dieses Verbot aus, da sie eine Gefährdung für das Ansehen des Landes in der Welt befürchtete. Der Film schildert anhand der Geschichte des jungen Soldaten Paul Bäumer in teilweise nahezu dokumentarischen Szenen den Schrecken und das Grauen in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges. W