Chronologische Weltgeschichte - Die Jahre 1821 - 1840
1821
18. Juni - In Berlin wurde "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber uraufgeführt und erhielt stehende Ovationen. Das Libretto stammte von Johann Friedrich Kind. Das Werk gilt als die erste nationale deutsche Oper. Seine Musik lehnte Weber an deutscher Volksmusik an und komponierte, anders als seine Zeitgenossen, nicht im Stil der italienischen Oper. Mit dem "Freischütz" schuf er ein wichtiges Bindeglied zwischen dem deutschen Singspiel und der deutschen Oper der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als "Volksoper" ist er sowohl ein Stück für das Volk als auch über das Volk. Die Handlung: Der Jägerbursche Max ist seit Wochen ohne Trefferglück. Am Abend vor dem traditionellen Probeschuß, mit dem er Erbförster Kunos Amt und die Hand seiner geliebten Agathe gewinnen kann, wird er von den Bauern gehänselt und von Verzweiflung übermannt. In dieser Stimmung bringt ihm sein Jagdkollege Kaspar nahe, sein Unglück sei Zauberei, dem man nur mit Zauberei begegnen könne. Er weiht ihn in das Geheimnis der Freikugeln ein, von denen „sechse treffen, sieben äffen" &endash; die siebente Freikugel wird ihr Ziel nach Wunsch des Bösen finden. Um Agathes Liebe willen verabredet sich Max mit Kaspar zum mitternächtlichen Freikugelgießen in der verrufenen Wolfsschlucht, wo das Ritual vollzogen wird. Max trifft dreimal beim Schießen zur Freude seiner Jägerfreunde, des Erbförsters und des anwesenden Fürsten Ottokar. Dessen Ahnen erfanden einst dieses Wettschießen um den Försterposten. Die Brautjungfern nähern sich, Agathe trägt einen Kranz, gebunden aus der Hochzeitsgabe des frommen Eremiten, den sie ahnungsvoll um Beistand bat. Als mit Maxens Probeschuß eben die siebente Kugel abgeht, fallen sowohl Kapsar als auch Agathe zu Boden. Kaspar ist tot, Agathe nur erschrocken, und Max muß sich erklären. Der Fürst fällt einen harten Urteilsspruch, weil Max den Weg der Rechtschaffenheit verlassen hat. Da erscheint der Eremit und spricht die Schuld dem schicksalhaften Probeschuß zu, der von nun an nicht mehr stattfinden soll. Max wird ein Probejahr gewährt, dann soll entschieden sein. W
31. Oktober - Das Lutherdenkmal in Wittenberg wird enthüllt. Dem Reformator Martin Luther ein Denkmal zu setzen, beabsichtigte 1805 zunächst die „Vaterländisch-literarische Gesellschaft der Grafschaft Mansfeld“ in Mansfeld. Nach den Befreiungskriegen wünschte König Friedrich Wilhelm III. die Aufstellung in Wittenberg. 1817 konnte der Grundstein gelegt werden, die feierliche Enthüllung fand am 31. Oktober 1821 statt. Die Figur Luthers ist von Johann Gottfried Schadow 1805 entworfen worden. Karl Friedrich Schinkel entwarf den Sockel, der Baldachin geht zurück auf den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. und wurde bei Repliken häufig weggelassen, da die gotischen Formen, die an das Mittelalter erinnern, als unpassend für den Reformator empfunden wurden.
Inschriften auf dem Sockel:
- Ist's Gottes Werk, so wird's bestehn, Ist's Menschenwerk, wird's untergehn (Ostseite)
- Von dem mannsfeldischen Verein für/Luthers Denkmal durch gesammelte/Beiträge gegründet und durch König/Friedrich Wilhelm III errichtet (Nordseite)
- Eine feste Burg ist unser Gott (Westseite)
- Glaubet an das Evangelium (Südseite) W Bild: Michael Sander
Das Grundprinzip des Elektromotors wird von Faraday entdeckt.
1822
9. März - Das erste Patent Für Zahnersatz wird bewilligt. Der New Yorker Charles M. Graham erhält es für den von ihm erfundenen verbesserten Aufbau künstlicher Zähne. Den frühesten Zahnersatz bildeten Zähne aus Elfenbein, aus Holz oder aus Knochen von Tieren oder Verstorbenen. Diese wurden mit Golddrähten an verbliebene gesunde Frontzähne gebunden. Dies wirkte nur ästhetisch und verbesserte die Aussprache, ohne die Kaufunktion wiederherstellen zu können. Mit einem ähnlichen Verfahren wurden auch bereits etwa durch Parodontitis gelockerte Zähne fixiert. Solche künstlichen Zähne und Vorrichtungen, die schon die Phönizier und Etrusker kannten, führten oft zu Entzündungen im Mundbereich, da sich an den Drähten und Ersatzzähnen leicht Bakterien festsetzten. Einer der frühesten archäologischen Funde in Mitteleuropa stammt aus dem slawischen Gräberfeld von Sanzkow (Kreis Demmin) aus dem 12. Jahrhundert. Ende des 18. Jahrhunderts gab es erste Porzellangebisse. Der französische Apotheker Alexis Duchateau stellte zusammen mit dem französischen Zahnarzt Nicolas Dubois de Chémant im Jahre 1774 die ersten Porzellanzähne her. Im Jahr 1785 stellte der New Yorker Zahnarzt John Greenwood ebenfalls Zahnersatz auf Porzellanbasis vor. Am 9. März 1822 wurde dem New Yorker Charles M. Graham ein US-Patent bewilligt für seine Erfindung einer Verbesserung im Aufbau künstlicher Zähne. Erst im 19. Jahrhundert ermöglichte der Rohstoff Kautschuk die Herstellung funktionierenden Zahnersatzes, der auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich war. Heute bestehen ersetzte Zähne zumeist aus Kunststoff oder Keramik-Materialien. Zahnersatz aus Kautschuk wird aufgrund der mit der Zeit steigenden Sprödigkeit und der porösen Oberfläche sowie der mäßigen Zahnfleisch-Ästhetik nicht mehr verwendet. W Bild: Welcome Images
11. September - Das so genannte "heliozentrische Weltbild" wurde nach zähem Ringen von der katholischen Kirche anerkannt. Das Buch "Über die Kreisbewegung der Himmelskörper" von Kopernikus wurde vom Index der verbotenen Bücher gestrichen. Nikolaus Kopernikus (1473-1543), Domherr und Astronom, hatte an der Richtigkeit des bisherigen geozentrischen Weltbildes und der Theorie der Planetenbewegung gezweifelt. Er hatte festgestellt, dass die Erde sich nicht nur um sich selbst, sondern mit den anderen Planeten um die Sonne dreht. Die Entwicklung des Weltbildes ist geprägt von der "Vertreibung" des Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums. Dieser Prozess wurde durch religiöse Dogmen behindert. Zuerst wurde durch Kopernikus die Erde aus dem Mittelpunkt des Universums verbannt. W
27. September - Der französische Gelehrte Jean Francois Champollion gibt bekannt, dass er mit Hilfe des Steins von Rosetta das Geheimnis der altägyptischen Schrift, der Hieroglyphen, gelüftet habe. Der Rosettastein ist eine halbrunde, steinerne Stele mit einem in drei Schriften (Altgriechisch, Demotisch, Hieroglyphen) eingemeißelten Priesterdekret als Ehrung des ägyptischen Königs Ptolemaios V. sowie seiner Frau und deren Ahnen. Er befindet sich heute im British Museum in London. Mit dieser ersten Übersetzung ägyptischer Hieroglyphen bewies er, daß sie keinen Symbol-, sondern Lautwert haben. Champollion gilt als Begründer der Ägyptologie. 1826 wurde er Kurator der ägyptischen Sammlung des Louvre und leitete 1828 eine archeologische Expedition nach Ägypten. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. eine ägyptische Grammatik und ein Wörterbuch. W Bild Stein: Hans Hillewaert
Die 1616 verbotenen und seit her auf dem päpstlichen Index stehenden Schriften des Kopernikus werden von der katholischen Kirche vom Index entfernt.
1823
Die ersten Lederstrumpf-Erzählungen des James Fenimore Cooper erscheinen.
In den USA verkündet Präsident Monroe die nach ihm benannte berühmte Doktrin, wonach kein europäisches Land das Recht zur Einmischung in innere Angelegenheiten der USA habe.
Gegen das volkstümliche Fastnachtstreiben als Erneuerung des Karnevals durch das Bürgertum veranstaltete die Kölner Oberschicht zum ersten Mal einen Rosenmontagsumzug. Im festlich geschmückten Wagen fuhr Prinz Karneval durch die Stadt. Der Name "Rosenmontag" für den Tag kam erst in den 30er Jahre des 18. Jahrhunderts im Rheinland auf. Sein Ursprung ist umstritten: Im Mittelalter hieß der Tag "rasender Montag", andererseits könnte es auch Abwandlung vom "Rosensonntag" sein, der Tag, an dem der Papst die "Tugendrose" weiht.
1824
Der Engländer Joseph Aspdin erhält ein Patent auf seinen Portland-Zement.
In England wird den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern Streikrecht gewährt.
In Köln findet der erste Karnevalsumzug statt.
1825
18. Januar - Das Bolschoi-Theater wurde eröffnet. Als Stätte des Balletts gewann das Bolschoi-Theater in Moskau Weltruhm. Ursprünglich war der klassizistische Bau für die Oper und das Ballett bestimmt. Das heutige Bolschoi-Theater besteht seit dem Jahr 1776. Damals erhielt Fürst Peter Urussow von der Kaiserin das Alleinrecht, in Moskau Schau- und Singspiele aufzuführen. Die ersten Schauspieler waren Leibeigene des Fürsten. Die Aufführungen fanden zuerst noch in einem Privathaus statt, erst im Jahr 1780 entstand der Theaterbau am heutigen Standort. Das Bauwerk steht auf Holzpfählen in einem ursprünglich sumpfigen Teil des Moskauer Zentrums. 1805 brannte das Theatergebäude ab und wurde 20 Jahre später durch den Architekten Joseph Bové (auch: Ossip Bowe) neu errichtet. Erst damals erhielt es den Namen Bolschoi-Theater. 18. Januar 1825 wurde das neue Bolschoi-Theater mit dem Prolog Der Triumph der Musen zur Musik von Alexei Werstowski und Alexander Aljabjew und Fernando Sors Ballett Cendrillon wieder eröffnet. W
Das Ingenieurwesen wird Ausbildungsberuf.
Der französische Lehrer Louis Braille entwickelt die nach ihm benannte Blindenschrift.
11.Juni: Die erste deutsche Technische Hochschule wird in Karlsruhe auf Anregung des Baumeisters Tulla gegründet, der zur Bewältigung seiner Aufgabe der Rheinregulierung keinerlei wissenschaftliche Grundlagenarbeit im technischen Wasserbau vorfand (deshalb zu Studienzwecken zwei Jahre nach Paris ans Polytechnikum ging).
27. September - An diesem Tag wurde die Stockton & Darlington Railroad eröffnet. Weltweit wurden hier zum ersten mal mit einer Lokomotive auch Personen befördert, wenn auch im späteren Regelbetrieb zumeist noch mit Pferdekraft. Die Spurweite der Strecke betrug 1435 mm; sie wurde in der Folge zum Standard bei den meisten Eisenbahnen der Welt, da in Europa wie in Nordamerika zahlreiche Eisenbahnen ihren Betrieb mit Lokomotiven von Stephenson begannen. Hier gab es auch das erste Todesopfer im maschinell geführten Eisenbahnbetrieb zu beklagen, als die später „Locomotion“ genannte „Nr. 1” am 1. Juli 1828 explodierte und den Maschinisten John Cree tötete. Eine große Menschenmenge sah George Stephenson auf dem Lokstand bei der ersten Fahrt eines Zuges mit 36 Waggons. George Stephenson hatte bereits 1814 die erste betriebsfähige Eisenbahn gebaut und in Newcastle die erste Lokomotivfabrik der Welt gegründet. W Bild: w:en:User:William M. Connolley
1826
31. Juli - Im spanischen Valencia richtete die Inquisition den letzten Ketzer gegen den römisch-katholischen Glauben hin. Nach 300 Jahren wurde die Inquisition 1834 abgeschafft. Von 1478 bis 1530 waren 91 Prozent der Angeklagten "Conversos". In der Hälfte aller Fälle (ca. 900 allein in Toledo) wurden sie beim so genannten "Autodafe" zum Tode verurteilt. In Guadalupe waren 82 Prozent der Beschuldigten zum Tode verurteilt worden. Die spanische Inquisition übte ihren Einfluss bis 1820 aus. Der Anteil der "Conversos" nahm mit der Zeit ab, denn die meisten der neuen Christen waren längst emigriert. Zwischen 1721 und 1725 ließ das Kirchengericht noch 160 vermeintliche Juden verbrennen. Die meisten spanischen Ketzer waren aber inzwischen ganz "normale" Gotteslästerer, Humanisten, "Lutheranos" und so genannte Bigamisten.
27. November - Der englische Apotheker John Walker erfindet das erste moderne Streichholz. Er entdeckte, dass sich eine Mischung aus Antimon(III)-sulfid, Kaliumchlorat, Gummi und Stärke durch Reibung an einer rauen Oberfläche entzündet. Diese Streichhölzer hatten mehrere Probleme - die Flamme brannte unregelmäßig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch. Er entwickelte die Streichhölzer weiter zur Verkaufsreife und ab 1827 verkaufte er Zinndosen, die hundert Stück enthielten. Da er seine Erfindung nicht patentierte, verdrängten ihn zahlreiche Nachahmer vom Markt. Zum Patent wurde die Mischung 1828 von Samuel Jones unter dem Namen Luzifer angemeldet. W Bild: Heidas
Georg Simon Ohm entdeckt das nach ihm benannte Gesetz, wonach elektrische Spannung gleich dem Produkt aus elektrischem Widerstand und der Stromstärke (U=IxR) ist.
1827
11. Januar - Die Stadt Bremen kauft vom Königreich Hannover Gelände nördlich der Geestemündung und legte in den Folgejahren dort einen Seehafen und die Stadt Bremerhaven an. W
9. Februar - Die von Friedrich Weinbrenner und dessen Schüler Friedrich Theodor Fischer erbaute Münzstätte in Karlsruhe nimmt im Beisein des Großherzogs Ludwig von Baden ihren Betrieb auf. Wie früher üblich, so gehörte zur Residenz eines Fürsten stets auch eine Münzprägestätte. Das Gebäude beruht auf Plänen des Militärbaumeisters Friedrich Arnold aus dem Jahre 1816, die von Weinbrenner aufgegriffen und nach dessen Tode am 9. Februar 1827 von dessen Schüler Friedrich Theodor Fischer vollendet wurde. In der Münze, in der heute noch zwischen 210 und 250 Millionen Münzen jährlich geprägt werden, wurde im Frühjahr 1827 die erste Zehnguldenmünze geprägt. 1998 schlossen sich die Staatlichen Münzen in Karlsruhe und Stuttgart zu den Staatlichen Münzen Baden-Württemberg zusammen. Das Münzzeichen der Münzstätte Karlsruhe ist „G“. Im Jahr 1975 wurde bekannt, dass der stellvertretende Direktor der Münze und ein Arbeiter jahrelang heimlich eine große Anzahl wertvoller Münzen nachprägten. Dazu zählten alte Fünfmarkstücke (bis zum Jahr 1960), Zweipfennigstücke (bis zum Jahr 1967) und 50-Pfennigstücke des Jahrgangs 1950. Dies wird heute als Karlsruher Münzskandal bezeichnet. W Bild: Günter Josef Radig
11. Februar - Josef Ressel dem Erfinder der Schiffsschraube, wird in Österreich ein sogenanntes Privilegium für seine Erfindung der Schraube ohne Ende zur Fortbewegung der Schiffe gewährt, das ihn zur wirtschaftlichen Verwertung berechtigt. W
20. Februar - Felix Mendelssohn Bartholdy dirigiert die erste öffentliche Aufführung seiner Ouvertüre zu "Ein Sommernachtstraum". Sie spiegelt die Begeisterung für den englischen Dramatiker zur Zeit der Romantik in Deutschland wieder. Shakespeares OEuvre findet auf diese Weise Eingang
7. April - In seiner Apotheke beginnt der Engländer John Walker, unter dem Namen „friction lights“ die von ihm erfundenen Streichhölzer zu verkaufen. Walker entdeckte zufälligerweise, dass sich eine Mischung aus Antimon III-sulfid und Kaliumchlorat durch Reibung an einer rauen Oberfläche entzündet. Er entwickelte die Streichhölzer weiter zur Verkaufsreife und ab 1827 verkaufte er Zinndosen, die hundert Stück enthielten. Da er seine Erfindung nicht patentierte, verdrängten ihn zahlreiche Nachahmer vom Markt, wovon Samuel Jones aus London mit seinen Lucifers am bekanntesten ist. W
22. September - Der Engel "Moroni" erschien dem US-Amerikaner Joseph Smith und überreichte ihm Goldplatten mit eingravierten göttlichen Weisungen. Smith veröffentlichte diese Weisungen 1830 als "Buch Mormon" und gründete noch im selben Jahr die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" - die Gemeinschaft der "Mormonen". Sie gewann bald zahlreiche Anhänger. Es kam allerdings zu heftigen Auseinandersetzungen mit Nicht-Mormonen und den Behörden. 1844 wurde Smith von einer aufgebrachten Menge im Gefängnis ermordet. 1845/1846 zogen die Mormonen in einem großen Zug nach Westen. 1847 erreichten sie das große Salzseetal in den Rocky Mountains. Hier entstand ihr Zentrum Salt Lake City, später Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah. W
Die Bremer kaufen das unweit gelegene Dorf Bremerhaven, um einer Versandung der Weserhäfen zu begegnen, und verlegen ihren Seehafen nach dort.
1828
28. März - Der österreichische Komponist Franz Schubert tritt zum ersten und einzigen Mal auf. Im Konzertsaal der "Gesellschaft für Musikfreunde" in Wien spielt er einige seiner eigenen Stücke. Nur wenige Monate später stirbt Schubert an Typhus. Schubert komponierte und übte im Verborgenen, da sein Vater seinen Beruf verachtete. Er hinterliess zahlreiche Klavierwerke und symphonische Dichtungen, die zu dem schönsten gehören, was in der deutschen Romantik entstanden ist. W
Der Wiener Magistrat gestattet Ignaz Bösendorfer, das Klaviermachergewerbe auszuüben. Die Klaviere der Marke Bösendorfer erlangen in der Folge Weltruf. Innerhalb kürzester Zeit erwarb er sich durch seine sauber verarbeiteten und klangschönen Instrumente einen hervorragenden Ruf und erhielt 1839, als erster Klaviermacher überhaupt, vom Kaiser den Titel eines k.k. Hof-Claviermachers. 1858 folgte die Ernennung zum höher angesehenen Kammerlieferanten des Kaisers. Als er 1859 starb, übernahm sein erst 24-jähriger Sohn Ludwig Bösendorfer das Unternehmen. Mit viel Geschick führte er das Unternehmen weiter und die Instrumente wurden bald in alle Welt exportiert. Franz Liszt, der Ausnahmepianist, dessen Klavierspiel bis dahin noch fast jedes Klavier ruiniert hatte, spieltevorwiegend auf Bösendorfer Klavieren, da diese Instrumente seinem Spiel standhielten. Aufsehen erregte 1900 der Imperial-Flügel mit acht Oktaven Tonumfang (vom Subkontra-C bis zum c5), der auf Anregung von Ferruccio Busoni gebaut wurde. Mit seinen 290 Zentimetern war der Imperial bis zum Erscheinen des Modells 308 der Firma Fazioli der längste in Serie hergestellte Flügel und ist bis heute das einzige Klavier mit 97 Tasten. W Bild: Gryffindor
Dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler gelang die Synthese von Harnstoff aus Ammoniumcyanat die erste künstliche Gewinnung eines organischen Stoffes. Er war identisch mit der aus Urin isolierten chemischen Verbindung. Daraus erwuchs die Erkenntnis, dass es keinen Grund mehr gab, einen wesentlichen Unterschied zwischen organischen und mineralischen Stoffen anzunehmen. Er widerlegte die verbreitete These, dass diese nur von Lebewesen unter dem Einfluss von „vis vitalis“, der Lebenskraft, produziert werden könnten. Mit seinem Experiment begründete Wöhler die organische Chemie. Kurz vor der Harnstoff-Synthese war ihm eine weitere chemische Sensation gelungen: die Reindarstellung des Aluminiums aus Aluminiumoxid durch die Reduktion von Aluminiumchlorid mit Kalium. W
1829
19. Februar - Uraufführung von Goethes "Faust I" im Braunschweiger Hoftheater. Das Stück, das auf einer volkstümlichen Geschichte basierte, war von Goethe zu einem Menschheitsdrama umgedeutet worden. In Druckform erschien Goethes "Faust I" bereits 21 Jahre früher, im Jahre 1808. W
13. März - "Zum Zwecke der Schifffahrt auf der Donau und ihren Nebenflüssen" wird im Kaisertum Österreich die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet, die sich zur weltgrößten Binnenreederei entwickeln wird. W
Der Orgel- und Klavierbauer Cyrill Demian erhält in Wien zusammen mit seinen Söhnen Karl und Guido ein Privilegium (Patent) für die Erfindung des Akkordeons. Bei seinem Patent vom 6. Mai 1829 verwendet Cyrill Demian in Wien zum ersten Mal die Bezeichnung „Accordion“ für sein neuartiges Instrument, da bei jeder Taste 3- bis 5-tönige Akkorde eingebaut waren. Neu war die extrem kleine Ausführung. So wurde die einfachste Variante nur mit der linken Hand gespielt und war so ein reines Begleitinstrument. Dieses Instrument war wechseltönig (d. h. auf Zug und Druck klingen unterschiedliche Töne) und diatonisch (d. h. es können nur die Töne bestimmter Tonleitern, pro Reihe gespielt werden). Diese Wechseltönigkeit war ebenfalls neu, da die zur selben Zeit gebauten großen Instrumente gleichtönig waren. Wegen seiner geringen Größe und des niedrigen Preises verbreitete sich das Instrument sehr rasch. So konnten z. B. Pilger das Instrument auf ihre Reisen mitnehmen, was mit großen Harmonikas nicht möglich war. Eines dieser Instrumente wurde Ende der 1820er Jahre von der Schwedischen Prinzessin Brahe an den Musikinstrumentenbauer Johannes Dillner in Schweden verschenkt und befindet sich heute in Privatbesitz. W
29. September - Das Metropolitan Police Service wird gegründet. Nach ihrem Gründer, dem damaligen britischen Innenminister Robert Peel, heißen die Polizisten von Greater London bis heute „Bobbies“. Das Hauptquartier der Metropolitan Police befindet sich im New Scotland Yard in Westminster. Scotland Yard wird häufig auch als Metonym für den Metropolitan Police Service verwendet. Die Metropolitan Police war die erste offizielle, nicht-paramilitärische Polizeibehörde der Welt. Zu Beginn bestand die Metropolitan Police aus 1000 Polizeibeamten, deren Aufgabe es war, in einem Radius von sieben Meilen rund um Charing Cross Verbrechen zu verhindern und aufzuklären. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in London überhaupt keine Polizei. Ruhe und Ordnung wurden durch Magistraten, freiwillige Wachtmeister (constables), Nachtwächter und – wo nötig – durch das Militär aufrechterhalten. Falls das Opfer eines Verbrechens die Verfolgung des Täters wünschte, konnte er einen thief taker („Diebesjäger“) engagieren, der seinen Lebensunterhalt durch Belohnungen und Kopfgelder verdiente. W Bild: Canley
Eine frühe Form der Schreibmaschine wird von William Austin Burt erfunden.
In Indien wird die Witwenverbrennung verboten (was in entlegenen Gebieten bis heute nicht immer durchzusetzen ist).
1830
18. Mai - Der englische Erfinder Edwin Beard Budding schließt einen Produktionsvertrag mit John Ferrabee für den von ihm erfundenen Spindelrasenmäher ab. Zusammen mit Ferrabee baute er in dessen Fabrik die ersten Rasenmäher. Während Budding für die technische Entwicklung zuständig war, kümmerte sich Ferrabee um die Vermarktung. Die Idee zu seiner Erfindung kam ihm in einer Tuchfabrik als er sah wie der Stoff nach dem Weben mit einem Schneidzylinder beschnitten wurde, um eine gleichmäßige Oberfläche zu erlangen. Budding erkannte, dass sich das Konzept einer sich gegen eine zweite feststehenden drehende Klinge auch auf das Schneiden von Gras übertragen ließ, das bis dahin mit einer Sense gemäht werden musste. Da die Kette noch nicht erfunden war, wurde die Kraft mittels eines Zahnradwerks aus Gusseisen übersetzt. Tests im Londoner Regent´s Park zeigten , dass sich mit seiner Erfindung sechs bis acht Gärtner einsparen ließen. Budding bewarb seine Maschine mit der Bemerkung: "Stadt Menschen finden, bei der Nutzung meiner Maschine selbst, eine lustige, nützliche und gesunde Bewegung."
Barthélemy Thimonnier erhält ein Patent auf seine Nähmaschine "Couseuse". Er entwickelte 1829 ein am 17. Juli 1830 patentiertes Basismodell der heutigen Nähmaschine und ein weiteres 1839/41. Als das Modell fertiggestellt war, zog er von seinem Heimatort Amplepuis, in den er mit seinen Eltern 1795 gezogen war, nach Paris und gründete dort die Societé Germain Petit und Cie. Sie hatte zweierlei Aufgaben: sie produzierte neue Nähmaschinen in Serie und fertigte Uniformen für die französische Militärverwaltung. Doch wurde seine Fabrik von Nähern, die um ihre Arbeitsplätze fürchteten, niedergebrannt. Er floh deshalb 1831 von Paris nach Amplepuis und ging später nach Manchester, wo er auch ein Nähmaschinenunternehmen betrieb. Die beiden von ihm gegründeten Unternehmen arbeiteten noch Jahre erfolgreich weiter. W
15. September - 50.000 Zuschauer nahmen die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Liverpool-Manchester mit Freude auf. Die Strecke läutete das Zeitalter der Dampfeisenbahn ein. Angeführt wurde die Parade der acht Lokomotiven von der "Northumbrian", der neuesten und stärksten Entwicklung von George Stephenson, welcher den Zug selbst steuerte. In den Waggons saßen der britische Premierminister Herzog von Wellington, der österreichische Botschafter Fürst Paul Esterházy sowie der Förderer des Eisenbahnbaus, der Parlamentsabgeordnete William Huskinsson.
Gleichzeitig kommt es zum ersten tödlichen Passagierunfall der Eisenbahngeschichte: 30 Kilometer außerhalb von Liverpool hielt der Zug, um Wasser zu tanken und Kohlen nachzufüllen. Mehrere Personen aus der Begleitung des Herzogs traten auf das Gleis der Gegenrichtung. Huskisson ging nach vorne, um den Herzog zu begrüßen. Als er wieder zu seinem Wagen zurückkehrte, näherte sich die Lokomotive The Rocket auf dem parallel verlaufenden Gleis. Huskisson konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen und sein linkes Bein wurde zertrümmert. Nach dem Unfall fuhr George Stephenson den schwer verletzten Huskisson mit der Lokomotive Northumbrian, die den Zug des Herzogs von Wellington gezogen hatte, nach Eccles, wo er nur einige Stunden später verstarb. W
Der 73-jährige La Fayette gründet einen Verein der Menschenrechte und der 25-jährige Joe Smith in New York die Mormonensekte.
Die Glanzvergoldung von Porzellan wird in Meißen entwickelt.
1831
20. Januar - Die "Londoner Konferenz" Die damaligen fünf Großmächte - England, Frankreich, Preußen, Rußland, Österreich-Ungarn - erkannten auf der "Londoner Konferenz" die Neutralität und Souveränität des neuen Staates Belgien an und garantierten diesselbe auch. Belgien war eine konstitutionelle Monarchie mit liberaler Verfassung. Leopold I. wurde im selben Jahr in der Hauptstadt Brüssel zum belgischen König gekrönt. Nach den groben Verletzungen dieser Neutralität durch Deutschland in beiden Weltkriegen wurde die Neutralität 1945 aufgegeben. Belgien schloß sich mit den Niederlanden und Luxemburg zur Benelux-Zollunion zusammen.
9. März - Johann Friedrich Ernst, geboren als Christian Friedrich Diercks - erreicht auf dem Schoner „Saltillo“ als erster deutscher Siedler Texas und und wird der „Vater der Einwanderer". 1829 musste Diercks mit Ehefrau und seinen 5 Kindern fliehen , da er vom Großherzog August von Oldenburg wegen Unterschlagung einer hohen Geldsumme verfolgt wurde. Ab jetzt nannte er sich nur noch Friedrich Ernst und floh nach Frankreich wo er in Le Havre ein Segelschiff nach New York City nahm, wo sie Ende des Jahres ankam. Ernst entschied sich dafür nach Missouri zu gehen. Doch auf dem Schiff nach New Orleans lasen sie eine Broschüre über die ausgezeichneten Bedingungen und die Landvergabe im Westen der Kolonie in Texas und änderte seinen Plan und stieg in New Orleans auf den Schoner „Saltillo“ nach Harrisburg (Texas) um. Sie erreichten Texas als erste deutsche Siedler am 9. März 1831. 1832 schrieb Ernst einen langenBrief an einen Freund in der deutschen Heimat in dem er Texas als Paradies auf Erden ausmalte. Dieser Brief wurde in dem kleinen Dorf herumgereicht und später sogar in einigen Zeitungen und 1834 als Broschüre veröffentlicht, was eine wahre Auswanderungs Welle auslöste. Auswanderungswillige, überwiegend aus dem Herzogtum Oldenburg, aus Holstein und Westfalen die aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen ihr neues Glück suchten, ermutigte es ebenfalls nach Texas auszuwandern und in Kontakt mit Ernst zu treten. Er stellte den Neuankömmlingen sein Haus zur Verfügung, bewirtete sie und unterstützte sie, soweit er konnte, sogar finanziell. So entstand sein Spitzname „Vater der Einwanderer". W
16. März - Victor Hugo veröffentlicht in Paris seinen historischen Roman "Notre Dame de Paris" (Der Glöckner von Notre-Dame). Im Mittelpunkt steht die aufwendig geschilderte Kathedrale Notre-Dame de Paris. In ihr spielen die wichtigsten Teile der Romanhandlung, vor allem das Geschehen um die Gestalt des Quasimodo, des Glöckners von Notre-Dame. Der Roman beinhaltet mehrere Handlungsstränge, die nach und nach ineinanderfließen und vielseitiges Bild des französischen Spätmittelalters mit all seinen Bevölkerungsschichten zeichnen. Die Geschichte vom missgestalteten Glöckner Quasimodo, der sich in die schöne Zigeunerin Esmeralda verliebt, ist – obgleich sie meist als interessant genug angesehen wurde, um ihn zur Haupthandlung einer Vielzahl von Verfilmungen zu machen – nur einer dieser Stränge. Der deutsche Titel des Romans – "Der Glöckner von Notre-Dame" ist somit etwas fehlgeleitet, denn der französische Originaltitel lautet allgemeiner "Notre-Dame de Paris". W
1. Juni - Der britische Marine-Offizier und Polarforscher Sir James Clark Ross (1800-1862) erreichte den nördlichen Magnetpol auf der Boothia-Halbinsel an der Nordküste Kanadas. Bei seiner Entdeckung handelte es sich um den Nordpol, auf den die magnetischen Kompassnadeln zeigen. Er befindet sich nicht an der selben Stelle wie der geografische Nordpol. Grund ist, dass der magnetische Nordpol seine Position jährlich um mehrere Kilometer verändert. Dafür sind wahrscheinlich elektrische Ströme in der Erdoberfläche und die magnetische Sonnenstrahlung verantwortlich. 1993 befand sich der Magnet-Nordpol westlich von der Ellef Ringnes-Insel im äußersten Norden Kanadas - mehrere hundert Kilometer von der Stelle entfernt, an der ihn Sir James Clark Ross 1831 entdeckt hatte.
1. August - Die Neue London Bridge wird durch König Wilhelm IV. und Königin Adelaide eröffnet. Den Entwurf dazu lieferte John Rennie sen. Die neue, 2.000.000 Pfund (in heutiger Kaufkraft 144.198.925 Pfund) teure Brücke war 283 Meter lang und 15 Meter breit und entstand 30 Meter flussaufwärts von der alten. Der Bau wurde in sieben Jahren von John Rennie jun., dem Sohn des Architekten, zwischen 1824 und 1831 fertiggestellt. Die alte Brücke war während der Bauzeit noch in Betrieb, wurde aber anschließend abgerissen. Die Eröffnung durch König Wilhelm IV. und Königin Adelaide fand am 1. August 1831 statt. Das Königspaar nahm an einem Bankett teil, das in einem provisorisch errichteten Pavillon auf der Brücke stattfand.
Bereits um das Jahr 50 v. Chr. wurde von den Römern, an etwa gleicher Stelle, die erste dokumentierte Holzbrücke gebaut. Sie verfiel nach dem Abzug der Römer und wurde mehrfach repariert oder neu errichtet. Im Jahr 1014 wurde sie auf Anweisung von König Aethelred niedergebrannt, um die angreifenden dänischen Truppen in mehrere Gruppen zu spalten. Die anschließend neu errichtete Brücke wurde 1091 durch ein Unwetter und abermals durch ein Feuer im Jahr 1136 zerstört. Um die Brücke wieder herzustellen schlug der für den Unterhalt zuständige Peter de Colechurch vor, die Holzbrücke durch eine dauerhaftere Konstruktion aus Stein zu ersetzen. Nach 33 Jahren Bauzeit konnte das Bauwerk 1209 eröffnet werden. Die mittelalterliche Brücke bestand aus 19 kleinen Bögen und einer größeren Durchfahrt mit Zugbrücke, war sechs Meter breit und 273 m lang. Sie hatte als markante Bausegmente das stadtseitige Nordtor über dem zweiten Pfeiler, das Zugbrückentor mit Wachhaus auf jeder Seite auf dem siebten Pfeiler. Daneben gab es eine Kapelle auf dem elften, größer ausgelegten Pfeiler mit vom Fluss aus zugängiger Krypta. König Johann hatte die Idee, auf der Brücke Häuser gegen Mietzins zu errichten. Bald darauf entstanden Geschäfte und Wohnbauten. Zeitgenössische Bilder zeigen die Brücke mit bis zu sieben Stockwerke hohen Häusern. Die Zahl der Einwohner war so hoch, dass die Brücke bis zum 18. Jahrhundert als eigener Stadtbezirk mit eigenem Bezirksvorstand galt. Die Gebäude auf der Brücke bargen eine große Brandgefahr. Im Jahr 1212 oder 1213 brach am Nord- wie am Südende gleichzeitig ein verheerender Brand aus, der die Menschen einschloss. Es soll damals mehr als 3.000 Tote gegeben haben. Ein anderes Feuer zerstörte 1633 das nördliche Drittel. Dies führte allerdings dazu, dass der Große Brand von 1666 nicht auf die Brücke übergriff, da dieser Teil durch eine Steinkonstruktion ersetzt worden war. Bis 1722 nahm der Verkehr auf der Brücke derart überhand, dass der Lord Mayor folgende Anordnung erließ: Alle Wagen und Karren, die aus Southwark in Richtung der Stadt unterwegs waren, mussten auf der Westseite der Brücke fahren und alle Gefährte, die die Stadt verließen, auf der Ostseite. Das ist möglicherweise der Ursprung des Linksverkehrs in England. 1725 zerstörte ein Brand die Gebäude am Südende mit dem Südtor, das 1727 niedergerissen wurde. 1756 erließ man das Gesetz zum völligen Abriss aller Gebäude. Zwischen 1758 und 1762 wurden dann sämtliche Häuser abgerissen und die zwei zentralen Bögen durch einen einzelnen Bogen ersetzt, um die Schifffahrt auf dem Fluss zu erleichtern. Ende des 18. Jahrhunderts musste die mittlerweile 600 Jahre alte London Bridge erneuert werden. Sie war eng, baufällig und ein Hindernis für die Flussschifffahrt. Die Brücke wurde schließlich durch eine neue, aus fünf Bögen bestehende Steinbrücke ersetzt.
29. August - Der britische Physiker Michael Faraday weist die sogenannte elektromagnetische Induktion nach und legt damit den Grundstein für die Herstellung von Generatoren, Elektromotoren und Turbinen. Ausgangspunkt für seine Überlegungen war der bekannte Versuch von Oersted, der 1821 bewies, dass strömende Elektrizität eine magnetische Wirkung besitzt. Er zeigte, dass eine Kompassnadel abgelenkt wird, wenn sie sich in der Nähe eines Drahtes befindet, durch den ein Strom geschickt wird. Faraday vermutete, dass dieser Vorgang umkehrbar sei. Erst nach elfjähriger Forschung und der Überwindung erheblicher Schwierigkeiten gelang ihm der Nachweis. In den folgenden Monaten wurde der Effekt nach allen Richtungen erforscht. W
27. Dezember - Charles Darwin geht zu seiner fünfjährigen historischen Reise an Bord der HMS Beagle unter Kapitän Robert FitzRoy. Das Schiff unternahm Vermessungsfahrten für die Royal Navy und wurde vor allem dadurch bekannt, dass Charles Darwin von 1831 bis 1836 an der zweiten Expedition der Beagle teilnahm. Die Reise führte den jungen Darwin einmal um die Welt und war zugleich Schlüsselerlebnis und Grundlage für sein späteres Werk. Der breiten Öffentlichkeit wurde Darwin erstmals durch seinen 1839 herausgegebenen Reisebericht bekannt. Mit seiner Theorie über die Entstehung der Korallenriffe und weiteren geologischen Schriften erlangte er in wissenschaftlichen Kreisen die Anerkennung als Geologe. Seine Untersuchungen an den Rankenfußkrebsen verschafften ihm Mitte der 1850er Jahre zusätzlich einen angesehenen Ruf als Zoologe und Taxonom. W
Faraday entdeckt die Elektromagnetische Induktion.
Ein Vorläufer der Mähmaschine wird von McCormick erfunden.
1832
26. November - Die erste Straßenbahn der Welt geht in New York City mit Pferden in Betrieb. Drei Waggons, die insgesamt 30 Menschen transportieren können, fahren zum ersten Mal die Bowery und die Fifth Avenue entlang.Ihr Name: New York and Harlem Railway. Das Transportmittel Straßenbahn wird im Zuge der Industrialisierung aufgrund der Mobilisierung der Arbeiter große Verbreitung in den Industrieländern der ganzen Welt finden. Die erste europäische Pferdestraßenbahn wird 1855 in Paris eingerichtet, danach in London im Jahr 1861 und in Berlin im Jahr 1865. 1876 gibt es für eine Million Berliner Einwohner 373 Pferdeomnibusse. W
Die komische Oper L’elisir d’amore von Gaetano Donizetti, wird am Teatro della Canobbiana in Mailand uraufgeführt. Das Libretto stammt von Felice Romani nach Eugène Scribes Le philtre. Sie wird zu einer der meistaufgeführten Opern des Komponisten.
1833
12. August - Die Stadt Chicago wird offiziell gegründet und bereits vier Jahre später, am 4. März 1837, mit seinen 4.200 Einwohnern zur Stadt erhoben. 1673 befuhren die französischen Forscher Jacques Marquette und Louis Joliet das Gebiet des heutigen Chicago. Der Name leitet sich aus dem Wort Checagou ab, mit dem die Potawatomi-Indianer das Marschland beschrieben, wo später die Stadt gegründet wurde. In den 1770er Jahren errichtete Jean Baptiste Point du Sable – Sohn eines Québecer Kaufmanns und einer schwarzen Sklavin – einen Handelsposten am Tauschplatz der ortsansässigen Indianerstämme Miami, Fox, Sac und Potawatomi. „Der erste weiße Mann der sich hier niederließ, war ein Schwarzer“, werden sie zitiert. W
29. August - Der vom englischen Parlament erlassene Factory Act schränkt erstmals die Arbeitszeit von Kindern und Jugendlichen in der Textilindustrie ein. Kinderarbeit unter 9 Jahren wird verboten. Die Fabrikgesetze waren anfangs sehr umkämpft. So warnte der zeitgenössische Ökonom Nassau William Senior vor der Begrenzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden täglich da die Arbeitszeitverkürzung zum Zusammenbruch der Wollspinnerei-Industrie führen müsse. In seiner Studie wollte er herausgefunden haben, dass die Fabriken erst in der letzten (also der zwölften) Arbeitsstunde einen Profit erwirtschaften würden. Das vom englischen Parlament am 29. August 1833 erlassene Fabrikgesetz beschränkte erstmals den Arbeitstag für Kinder, und zwar sorgfältig abgestuft: Zwischen 9 und 13 Jahren auf acht Stunden, für Kinder zwischen 14 und 18 Jahren auf 12 Stunden, Kinder unter 9 Jahren sollten die Schule besuchen. W
31. Oktober - Der junge evangelischer Theologe Johann Hinrich Wichern sieht die Not in den Armenvierteln von Hamburg. Um Abhilfe zu schaffen, gründet er das "Rauhe Haus", eine pädagogische Anstalt zur Betreuung gefährdeter männlicher Jugendlicher. Nachdem er in seiner Arbeit von der Hamburger Bevölkerung unterstützt wird, werden auch bedürftige Mädchen in das Haus aufgenommen. Wichern verfolgt den Gedanken einer "Inneren Mission", die soziale Arbeit als eine Hauptaufgabe kirchlicher Tätigkeit betrachtet. Mittlerweile betreibt die Stiftung "Rauhes Haus" im Großraum Hamburg über 100 Einrichtungen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Kinder und Jugendliche, die Pflege alter Menschen sowie die Betreuung geistig Behinderter und psychisch Kranker. Die Kinder lebten in familienähnlichen Strukturen zusammen, jeweils zehn bis zwölf Kinder mit einem Betreuer, der „Bruder“ genannt wurde. Die von Wichern ausgebildeten Männer wurden auch Armen- und Volksschullehrer oder Sozialarbeiter. Wichern errichtete zu den vorhandenen Gebäuden später auch Werkstätten, nämlich eine Spinnerei, eine Schuhmacherei und einen landwirtschaftlichen Betrieb, und einen Betsaal. 1842 wurde eine Buchdruckerei zur Herstellung der Fliegenden Blätter eingerichtet, in denen die Anliegen der Inneren Mission verbreitet wurden. Im Rauhen Haus hing auch der erste Adventskranz, als dessen Erfinder Wichern gilt. W
17. Dezember - Kaspar Hauser - in der Biedermeierzeit als „rätselhafter Findling“ bekannt, stirbt in Ansbach an den Folgen eines Überfalls durch einen Unbekannten. Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in Nürnberg als etwa 16-jähriger, geistig anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Durch seine späteren Aussagen, dass er, solange er denken könne, bei Wasser und Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei, erregte er internationales Aufsehen. Das Gerücht ging um, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von Baden, den man gegen einen sterbenden Säugling getauscht und beiseite geschafft habe, um einer Nebenlinie des badischen Fürstenhauses die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur gilt diese „Prinzenlegende“ auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen als widerlegt. Eine wissenschaftlich publizierte Genanalyse von 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht von dem badischen Erbprinzen stammen kann. Eine weitere Genanalyse von 2002 konnte ob zahlreicher Widersprüche keinen Gegenbeweis erbringen. Am 17. Oktober 1829 wurde Hauser mit einer ungefährlichen Schnittwunde aufgefunden, und am 14. Dezember 1833 kam er mit einer schließlich tödlichen Stichwunde nach Hause. In beiden Fällen behauptete er, Opfer eines Attentäters geworden zu sein. Seine Anhänger vermuteten ein politisch motiviertes Verbrechen; nach kriminalwissenschaftlichen Untersuchungen handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Selbstverletzungen, die er sich aus Enttäuschung über das nachlassende öffentliche Interesse an seiner Person beigebracht hatte. Hauser wurde zum vieldiskutierten Forschungsobjekt, über seine Person wie auch die Motive seines Mordes allerdings gab es nie Aufklärung. W
Gauß stellt das erste absolute metrische Maßsystem auf (mit den Grundeinheiten Millimeter, Milligramm, Sekunde für Länge, Masse und Zeit), auf dem alle anderen physikalischen Größen beruhen und ableitbar sind.
Im britischen Reich wird die Sklaverei abgeschafft und die Kinderarbeit reduziert.
1834
26. Februar - Johann Sebastian Staedtler erfindet den Farbstift auf Ölkreide-Basis und kündigt im „Korrespondenten von und für Deutschland“ dem „hochverehrten Handelsstande so wie auch den Herren Künstlern“ an,... „dass es mir endlich durch viele Nachforschen gelungen ist, Röthelstifte hervorzubringen, welche in Hinsicht ihrer Güte alle früheren Sorten weit übertreffen, sich gleich den Bleistiften aufs Feinste spitzen lassen, vortrefflich schreiben, die Farbe unverändert halten und stets von gleicher Härte bleiben.“ W Bild: STAEDTLER Mars GmbH & Co. KG
14. Juni - Isaac Fischer Junior erhält ein US-Patent auf einen Herstellungsprozess für Schleifpapier die US-Patente Nummer 8.246 und 8.247. Schleifpapier wird verwendet, um raue Oberflächen aus Holz zu glätten oder um Kanten zu brechen. Es ist auch für größeren Materialabtrag geeignet. Des Weiteren werden Schleifpapiere nicht nur für Holz, sondern auch für Lack, Metall und Naturstein verwendet. Schleifleinen wird wie Schleifpapier verwendet, allerdings wird hier als Trägermaterial ein Gewebe (früher Leinen) verwendet. Schleifleinen ist um ein Vielfaches stärker mechanisch belastbar, somit wird eine höhere Lebensdauer erreicht. W
16. Oktober - Ein Großteil des Palace of Westminster wird durch ein Feuer zerstört, das durch die fahrlässige Verbrennung von Kerbhölzern entstanden ist. Ein Kerbholz ist eine frühzeitliche und mittelalterliche Zählliste; es diente meist dazu, bilaterale Schuldverhältnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Ein geeignetes längliches Brettchen oder ein Stock wurde mit Symbolen markiert. Anschließend wurde der Stock längs gespalten, so dass Schuldner und Gläubiger je die Hälfte der eingeritzten Markierung auf ihrer Stockhälfte dokumentiert fanden. Wieder zusammengefügt zeigte sich zweifelsfrei, ob die beiden Hälften zusammengehörten oder ob eine Hälfte nachträglich manipuliert worden war. An einem bestimmten Termin (Zahltag) wurde das Kerbholz präsentiert, mit dem Gegenstück verglichen und derSchuldner zur Zahlung aufgefordert.
In England war es bis in das 19. Jahrhundert üblich, Steuerquittungen in Form von Kerbhölzern (exchequer tallies) auszustellen. Im Jahr 1834 wurde dieses altertümliche Verfahren durch eine Steuerreform schließlich abgeschafft. Eine gewaltige Zahl von Kerbhölzern war nun überflüssig geworden, und am 16. Oktober 1834 entschloss man sich fahrlässigerweise, diese im Hof des Parlamentsgebäudes Palace of Westminster zu verbrennen, welches daraufhin selbst von den Flammen erfasst wurde und größtenteils abbrannte. Die ältesten erhaltenen Teile des Palastes sind die Westminster Hall aus dem Jahr 1097 sowie der Jewel Tower, der etwa 1365 erbaut wurde. Ursprünglich diente er als Residenz der englischen Könige, doch seit 1529 hat kein Monarch mehr dort gelebt. Vom ursprünglichen Gebäude ist nur wenig erhalten geblieben, da es am 16. Oktober 1834 bei einem verheerenden Großbrand fast vollständig zerstört wurde. Der wohl bekannteste Teil des Palastes ist der Uhrenturm mit der Glocke Big Ben. Die wichtigsten Räume des Palastes sind die Ratssäle des britischen Parlaments House of Commons und des House of Lords. Daneben gibt es rund 1100 weitere Räume, darunter Sitzungszimmer, Bibliotheken, Lobbys, Speisesäle, Bars und Sporthallen. W
21. Juni - Cyrus McCormick erhält das US-Patent auf den von ihm erfundenen Balkenmäher zur Getreideernte. Im Alter von 15 Jahren zeigte sich schon, trotz lückenhafter Schulausbildung, sein erfinderischer Verstand als er 1824 eine kompakte Aufnahmevorrichtung für die Getreideernte konstruierte. Von seinem Vater übernahm er die Pläne des Balkenmähwerks, der schon seit 1815 daran tüftelte. Innerhalb von nur 6 Wochen modifizierte Cyrus die Pläne für die Maschine erfolgreich und baute den ersten funktionsfähigen Prototyen. Das von dem linken Rad angetriebene Schneidwerk war in der Lage die zu schneidenden Getreidehalme während des Fahrtvortriebes des Gerätes kurzzeitig - wie bei einer Schere - zwischen Klinge und Finger bis zum eigentlichen Schneidvorgang zu fixieren. Ende 1831 stellte er seinen "Virginia-Reaper" zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor. Nach weiteren Verbesserungen erhielt Cyrus am 21. Juni 1834 das amerikanische Patent für seine Mähmaschine.
Bild Cyrus Mc Cormick: George Smillie:
1. August - Das Parlament in London verabschiedete ein Gesetz, das die Sklaverei im gesamten britischen Empire verbot. Der Handel mit Sklaven war schon 1807 verboten worden. Damit erhielten 800.000 Sklaven im gesamten Britischen Empire die Freiheit.
J.E. Dieffenbach operiert erstmals eine Lippenplastik.
1835
30. August - Richard Lawrence verübt das erste Attentat auf einen US-Präsidenten: Andrew Jackson bleibt jedoch unverletzt, da beide Pistolen des Schützen sich nicht abfeuern lassen. Jackson verließ gerade das Kapitol, als der arbeitslose englische Anstreicher Richard Lawrence zwei Pistolen auf ihn richtete. Beide Pistolen ließen sich jedoch nicht abfeuern, und angeblich konnte Jackson selbst den Attentäter mit seinem Spazierstock verprügeln. Der unzurechnungsfähige Täter wurde später in die Psychiatrie eingewiesen und nie wegen des Attentats angeklagt. W
30. August - Das heutige Melbourne entsteht aus einem Lager, das Siedler aus Tasmanien in der Bucht Port Phillip anlegen. Ihr aufgehaltener Initiator der Besiedlung, John Pascoe Fawkner, kommt mit dem zweiten Siedlertransport im Oktober an. 1803 wurde das Gebiet, in dem die Stadt liegt, erstmals von Europäern erkundet. Das Gebiet der späteren Stadt Melbourne war ein bedeutender Treffpunkt der Ureinwohner, außerdem eine wichtige Quelle für Lebensmittel und Wasser. Als Gründer gelten John Batman und John Pascoe Fawkner. Batman war ein Repräsentant der im selben Jahr durch eine Gruppe von Geschäftsmännern aus Launceston gegründeten Port Phillip Association. Er kaufte mit dem als Batman's Treaty bekannten Vertrag von den ansässigen Aborigine-Stämmen unter der Führung Billibellarys rund 240.000 Hektar Land und gründete auf der Nordseite des Yarra-Flusses eine Siedlung. Im Oktober 1835 schlossen sich John Pascoe Fawkner, der im Folgenden die Siedlungsaktivitäten zielstrebig vorantrieb, eine Gruppe tasmanischer Siedler an. Melbourne war im Gegensatz zu anderen Siedlungen im Südosten Australiens nie eine Strafkolonie, sondern wurde von Anfang an als Wohngebiet mit breiten Straßen und weitläufigen Parks geplant. Im Jahre 1837 erhielt die Stadt zu Ehren des damaligen Premierministers von Großbritannien, William Lamb, Second Viscount Melbourne, ihren heutigen Namen. Um 1840 lebten bereits über 10.000 Menschen in der Region rund um Melbourne. W
3. Oktober - Johann Sebastian Staedtler gründet in Nürnberg eine Fabrik, um Bleistifte herzustellen. Bereits sein Vorfahre Friedrich Staedtler war als „Bleiweißstiftmacher“ tätig und wurde 1662 in den Büchern der Stadt Nürnberg urkundlich erwähnt. Johann Sebastian Staedtler selbst konnte im Handwerksbetrieb seines Vaters, dem Bleistiftmacher Paulus Staedtler, Kenntnisse in der handwerklichen Fertigung von Bleistiften sammeln und erfolgreich auf die industrielle Produktion übertragen. Um 1840 produzierte das Unternehmen bereits über 50 verschiedene Bleistiftsorten und ab 1856 runde und sechskantige Zedernholzstifte in jeweils 48 Farben. 1866 wird die Jahresproduktion von über zwei Millionen Stiften erreicht. W
7. Dezember - In neun Minuten fährt die von Robert Louis Stevenson in Newcastle / Großbritannien entwickelte,10 PS starke, Lokomotive Adler die 6050 m lange Strecke von Nürnberg/Gostenhof nach Fürth. Sie wurde zerlegt auf dem Wasser- und Landweg angeliefert und in Nürnberg zusammengebaut. Auch der Lokomotivführer William Wilson ist ein Engländer. Sein Jahreseinkommen ist für damalige Verhältnisse fürstlich, er verdient doppelt so viel wie der Direktor der Gesellschaft. Einige deutsche Ärzte sind von dem neuen Transportmittel weniger begeistert als die restliche Bevölkerung, da sie glauben, dass die hohe Reisegeschwindigkeit ungesund sei. Durch den Erfolg dieser Bahn entstehen in den darauf folgenden Jahren in Deutschland immer mehr Eisenbahnen. W
In der Schweiz wird das metrische System eingeführt, alte Maßeinheiten verschwinden.
Der New York Herald wird als erste echte Massenzeitung gegründet.
In den USA trennt sich Texas von Mexiko.
1836
25. Februar - Samuel Colt erhält ein Patent auf seine Erfindung des Trommelrevolvers. Der erst 21 Jahre alte US-Amerikaner Samuel Colt beantragte in Großbritannien ein Patent für einen Revolver mit Perkussionszündung, der als Colt Paterson bekannt wurde. Durch die Anmeldung hielt er sich die Möglichkeit offen, das gleiche Patent auch in Frankreich und den USA anzumelden. Umgekehrt wäre dieses aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Da andere Erfinder dieser Zeit selten Patente in mehreren Ländern anmeldeten, ist davon auszugehen, dass Colt seine Erfindung international, auch bei den Militärs, vermarkten wollte. Das britische Patent Nr. 6.906 vom 22. Oktober 1835 und das US-amerikanische Patent Nr. 9.430x vom 25. Februar 1836 sicherten ihm bis 1856 die alleinige Umsetzung einer Reihe von Ideen. Diese betrafen vor allem die Positionierung, Trennung und den Schutz der Zündhütchen, das Abzugssystem, die Bewegung und Festsetzung der Trommel und die Trommelachse. Eine Legende zu dieser Erfindung besagt, dass Samuel Colt 1834 per Schiff von England in die USA reiste. Er beobachtete, wie der Steuermann sein Ruder mit Hilfe eines Holzbolzens von unten arretierte. Somit blieb das Ruder gerade und das Schiff auf Kurs. Colt war von dieser Mechanik begeistert und schnitzte sofort ein Modell seiner Idee. Noch im selben Jahr ließ er vom Büchsenmacher John Pearson ein Modell anfertigen. Es wird jedoch auch gesagt, dass Colt im Royal United Service Museum in Whitehall einen Schnappschlossrevolver aus der Zeit vor 1650 gesehen haben könnte. Diese Waffe im Kaliber .500 hat bezüglich der Trommelarretierung viele Gemeinsamkeiten mit dem von Colt entwickelten Revolver. W
8. Juli - Die Sächsische Dampfschiffahrt entsteht auf der Basis eines Privilegs, das König Friedrich August II. von Sachsen zwölf Dresdner Bürgern gewährt. Parallel wurde 1836 Andreas Schubert, Professor für Mathematik und Mechanik an der Technischen Bildungsanstalt Dresden, Direktor des neugegründeten Dresdner Actien Maschinenbau-Vereins. Schubert, der die Dampfschifffahrt auf der Seine kennengelernt hatte, konstruierte die ersten Dresdner Dampfschiffe, die unter seiner Leitung auf der Vogelwiese am Johannstädter Elbufer gebaut wurden. Im Jahr 1837 ging mit der „Königin Maria“ das erste deutsche Personendampfschiff vom Stapel, dessen erste öffentliche Fahrt nach Rathen im Elbsandsteingebirge führte. Die Sächsische Dampfschiffahrt, auch Weiße Flotte genannt, mit der Zentrale in Dresden gilt als die älteste und größte Raddampfer-Flotte der Welt. Befahren wird die Elbe heute zwischen Diesbar-Seußlitz bei Meißen und Bad Schandau, zu Sonderfahrten auch bis Ústí nad Labem (dtsch. Aussig) in Tschechien. W
11. Juli - Das erste Frachtgut auf einer deutschen Eisenbahn waren Bierfässer. Am 11. Juli 1836 erhielt die Bayerische Ludwigsbahn, eröffnet am 7. Dezember 1835, zwischen Nürnberg und Fürth von der Firma Lederer Bräu den Auftrag, zwei Fässer Bier gegen eine Vergütung von 6 Kreuzern an den Wirt „Zur Eisenbahn“ in Fürth zu senden.
29. Juli - Der Pariser Arc de Triomphe auf dem Place d'Étoile wird feierlich fertiggestellt. Der Pariser Triumphbogen gehört neben dem Eiffelturm zu den Wahrzeichen der Metropole. Unter dem Bogen liegt das Grabmal des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg mit der täglich gewarteten „Ewigen Flamme der Erinnerung“ (frz. Flamme du Souvenir) im Gedenken an die Toten, die nie identifiziert wurden. Das ganze Jahr hindurch finden Kranzniederlegungen und Ehrungen statt, die ihren Höhepunkt in der Parade am 11. November finden, dem Jahrestag des Waffenstillstands zwischen Frankreich und Deutschland im Jahr 1918. W Bild: نزار سليم
25. Oktober - Auf dem Pariser Place de la Concorde wurde ein 250 Tonnen schwerer und 23 Meter hoher Obelisk aufgestellt.Er war 1831 als Geschenk des ägyptischen Vizekönigs Mohammed Ali an den französischen König Louis Philippe aus Luxor nach Paris transportiert worden. Der Transport in einem Spezial-Boot dauerte über zwei Jahre. Ursprünglich errichten ließ ihn Ramses II. in Theben, wo er mit seinem Gegenstück den Durchgang des Pylons im Luxor-Tempel flankierte. Das Gegenstück steht noch heute an seinem ursprünglichen Standort an der Ostseite des Durchganges. Ursprünglich stand der über 3000 Jahre alte Obelisk vor dem Amon-Tempel in Luxor, der zweite entging der Verschiffung, weil er wegen "Unregelmäßigkeiten" abgelehnt wurde. Im Gegenzug erhielten die Ägypter eine Turmuhr, welche heute noch in der Alabastermoschee in Kairo zu sehen ist. Später wurde die Pyramide auf der Spitze des Obelisken vergoldet. W Bild: Eric Pouhier
Dreyese erfindet das Hinterlader-Zündnadelgewehr.
Zwischen Hamburg und New York wird ein regelmäßiger Frachtdienst eingerichtet.
Erste Telegrafenlinie München-Bogenhausen aufgebaut.
1837
Thomas Davenport † 6. Juli 1851 - erhält das weltweit erste Patent auf einen Elektromotor. Davenport war der Sohn eines Farmers und erlernte den Beruf eines Grobschmieds. Autodidaktisch veranlagt und an den neuen Entdeckungen und Entwicklungen von Elektrizität und Magnetismus interessiert, suchte er den Kontakt mit Joseph Henry und beobachtete dessen Experimente. Aus einem Elektromagneten, den er Henry abkaufte, baute er einen Kommutatormotor. Sein 1834 eingereichter Patentantrag für „Improvement in propelling machinery by magnetism and electromagnetism“ wurde zunächst abgelehnt. Nach erneuter Einreichung mit Referenzen von Henry und Professor Benjamin Franklin Bache, einem Enkel von Benjamin Franklin, wurde Davenport am 25. Februar 1837 das Patent erteilt. 1835 baute er mit dem von ihm entwickelten Elektromotor ein Modell eines elektrisch angetriebenen Schienenfahrzeugs auf einem Schienenkreis von vier Fuß Durchmesser. Das zusammen mit dem Patentantrag eingereichte Modell des Motors befindet sich heute in der Smithsonian Institution in Washington. Davenports Entwicklung war zwar ein technischer Durchbruch, doch führte dies zunächst nicht zu praktischen Anwendungen außer in seiner eigenen Werkstatt, da die Dampfmaschine zu diesem Zeitpunkt effektiver und ökonomischer war. W
7. April - Das Märchen Die Prinzessin auf der Erbse von Hans Christian Andersen erscheint in Dänemark in einer Ausgabe der Reihe Märchen, für Kinder erzählt. Das Märchen handelt von einem Prinzen, der lange vergeblich eine wahrhaftige Prinzessin zum Heiraten sucht. Während sein Vater bemüht ist, die richtige Frau für ihn zu finden, ist es seiner Mutter gerade recht, dass ihr Sohn keine davon heiraten möchte. Ein Unwetter verschlägt eines Abends ein regennasses Fräulein, das von sich behauptet, eine echte Prinzessin zu sein, an das Schloss seiner Eltern. Der König ist begeistert von dieser Dame und auch der Prinz hat sich auf Anhieb in dieses zauberhafte Wesen verliebt. Nur die Königin ist sich nicht sicher, ob es wirklich eine echte Prinzessin ist. Um ihre Zweifel auszuräumen, bedient sich die alte Königin und Mutter des Prinzen heimlich folgender List: Sie legt eine Erbse auf den Boden der Bettstelle, worauf sie zwanzig Matratzen und zwanzig Eiderdaunendecken legt. Als sich am nächsten Morgen die zarte Prinzessin darüber beklagt, schlecht – weil auf etwas Hartem – geschlafen zu haben, ist der Beweis erbracht. Denn so feinfühlig kann nur eine wahre Prinzessin sein; einer Heirat steht daher nichts mehr im Weg. Durch mündliche Weitergabe gelangte es zwischenzeitlich auch als Die Erbsenprobe in Grimms Märchen. W
10. Mai - Begann die als "Panic of 1837" bekannte gewordene erste große Wirtschaftskrise der USA. Aufgrund massiver Landspekulationen in den Jahren zuvor wurden nun zuerst Banken in New York und Philadelphia, bald aber im gesamten Land zahlungsunfähig und schlossen. W
20. Juni - Die 18jährige Viktoria wird in London zur Königin des Vereinigten Königreiches gekrönt. Ihre Regentschaft dauerte 64 Jahre und prägte mit dem "Viktorianischen Zeitalter" zwei ganze Generationen. Großbritannien stieg während dieser Zeit zur führenden Wirtschaftsgroßmacht auf und beherrschte weite Teile der Erde. Sie war der erste britische Monarch und die zweite Person überhaupt, die den Titel Kaiser von Indien trug. Mit ihrer Thronbesteigung endete, aufgrund des im Königreich Hannover geltenden salischen Gesetzes, das Frauen von der Thronfolge ausschließt, die Personalunion zwischen Hannover und dem Vereinigten Königreich. Mit Victorias Tod endete die Herrschaft des Hauses Hannover auf dem britischen Thron, mit ihrem Sohn König Eduard VII. begann die Herrschaft des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha.
14. Juli - Der Buckingham Palace wird mit dem Einzug der Königin Victoria offiziell zur künftigen Hauptresidenz der britischen Monarchen. Im Jahr 1703 wurde er als großes Stadthaus für John Sheffield, Herzog von Buckingham, gebaut. König Georg III. erwarb das Haus 1762 als private Residenz. Während der nächsten 75 Jahre wurde der Palast nach und nach erweitert. Das Gebäude umfasste schließlich drei Flügel um einen Innenhof. Mit der Thronbesteigung von Königin Victoria im Jahr 1837 wurde der Palast zur offiziellen Residenz des britischen Monarchen. W
4. September - Der US-amerikanische Erfinder Samuel Morse (1791-1872) führte erstmals die praktische Anwendung des von ihm entwickelten elektromagnetischen Schreibtelegrafen vor, der später als "Morseapparat" bezeichnet wurde. Der Professor für Malerei, Plastik und Zeichenkunst hatte 1833 mit seinen chemischen und elektrischen Experimenten begonnen. Im Oktober 1837 meldete er sein Gerät zum Patent an und enwickelte im selben Jahr das Morsealphabet. 1843 erhielt der Erfinder vom US-Kongress 30.000 Dollar zur Errichtung der ersten Telegrafenleitung zwischen Washington und dem 65 Kilometer entfernten Baltimore in Maryland. Am 24. Mai 1844 schickte Morse die erste telegrafische Botschaft vom Capitol nach Baltimore: "What hath God wrought?" („Was hat Gott bewirkt?“) W
18. September - In New York City gründen Charles Lewis Tiffany und John B. Young ein Schmuckunternehmen, aus dem die Firma Tiffany & Co. hervorgeht. Das erste Geschäft war am Broadway 259 gelegen und hatte eine zur damaligen Zeit revolutionäre Geschäftspraktik, da keiner der Preise verhandelbar war. Am ersten Verkaufstag betrug ihr Umsatz vier Dollar und 98 Cents. 1847 begann die Firma mit der Herstellung von Goldschmuck. Als die Revolution von 1848/49 in Europa einen großen Wertverlust von kostbaren Edelsteinen verursachte, investierte Tiffany massiv in Diamanten, die er ein paar Jahre später mit großem Gewinn verkaufte. 1853 erlangte Charles Lewis Tiffany die Kontrolle über das gesamte Unternehmen.1858 kaufte Tiffanyungenutzte Teile des atlantischen Telegrafenkabels, die er in Spazierstockgriffe umarbeitete oder inTeilen verkaufte. Zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges erahnte er, wie schwer die Schmuckbranche leiden würde und stellte sich deshalb um auf die Herstellung von Schwertern, Medaillen und Militaria. Inzwischen verkauft Tiffany auch hochwertige Haushaltsgegenstände. Das Geschäft an der Kreuzung von Fifth Avenue und57th Street ist als Aushängeschild des Unternehmens auch eineTouristenattraktion, nicht zuletzt aufgrund des Spielfilms Frühstück bei Tiffany mit Audrey Hepburn von 1961. Tiffany stellt die Vince-Lombardi-Trophy her, die Siegertrophäe des Superbowl der nordamerikanischen Profi-Football-Liga NFL und hatte im Jahr 2008 einen Jahresumsatz von 2,8 Mrd. US $. W
1838
19. Januar - Der "Mainzer Carneval-Verein" (MCV) wird als erster Karnevalsverein der Stadt gegründet. W
Der britische Raddampfer "Great Western" beendet am 23. April in Boston die erste komplett mit Dampfkraft bestrittene Überquerung des Atlantiks. In 15 Tagen hatte der Dampfer den Weg von Europa nach Amerika zurückgelegt. Für die gleiche Entfernung benötigen Segelschiffe die doppelte Zeit. Damit war die Überlegenheit des neuen Verkehrsmittels erwiesen. Das Dampfschiff "Savannah" hatte zwar den Atlantik schon vorher überquert, doch es war mit zusätzlichen Segeln ausgestattet. Die Atlantiküberquerung der "Savannah" im Jahr 1819 bildete den Ausgangspunkt der transatlantischen Dampfschifffahrt. Die "Great Western" konnte dieselbe Route allein mit Dampfkraft bewältigen, da es über genügend Stauraum für Kohle verfügte. W
6. Juni - US-amerikanische Truppen drangen in das Gebiet der Cherokee-Indianer ein und begannen mit der Vertreibung des Stammes in das von der Regierung vorgesehene Territorium, westlich des Mississippi. Etwa 3000 Indianer wurden gefangen genommen und in die Reservate gebracht. Im Winter 1838/1939 wurden weitere 14.000 Cherokees auf einen 1.200 Meilen langen Fußmarsch in die Indianer-Reservate gezwungen. Etwa 4000 starben dabei an Hunger, Erschöpfung und Krankheit. Der lange Weg wurde als "trail where they cried" zum Symbol für die Vertreibung der Indianer aus ihrer Heimat. Heute ist sie bekannt als "Trail of Tears" (Pfad der Tränen). Die Nachkommen der Überlebenden des "Trail of Tears" bilden "Cherokee Nation" mit mehr als 165.000 Mitgliedern.
W Bild: Public Domain
29. Oktober - Die erste preußische Eisenbahnlinie wird eröffnet, sie verbindet die Hauptstadt Berlin mit Potsdam. Bereits 1835 war zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahnlinie eingeweiht worden, das neuartige Verkehrsmittel setzte sich im Zuge der Industrialisierung Schritt für Schritt durch. Bei dem Fahrzeugmaterial, besonders bei den Lokomotiven, verließ man sich erst einmal auf die Erfahrung aus England. Viele Unternehmer überschätzten sich jedoch finanziell, der Staat musste eingreifen. Später kauften die Staaten die Bahnen auf und gründeten die Staatsbahnen. 1920 wurde aus den acht Staatsbahnen ( Bayern, Baden, Württemberg, Hessen, Preußen, Sachsen, Mecklenburg und Oldenburg) die Deutsche Reichsbahn. W
1. Dezember - Die vom Kaufmann Philipp August von Amsberg errichtete Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn, die erste staatliche Eisenbahn in Deutschland, eröffnet ihren ersten Streckenabschnitt zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel. Von Amsberg beschäftigte sich mit den Verkehrsverbindungen Braunschweigs zu den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck und erkannte, dass Holz und Bergbauerzeugnisse aus dem Harz in den Seehäfen nicht konkurrenzfähig waren. Umgekehrt wurden die Produkte aus den Seehäfen bevorzugt auf der Elbe nach Magdeburg und nicht nach Braunschweig transportiert. 1824 stellt er in einer Denkschrift den Plan vor, Eisenbahnverbindungen von Braunschweig nach Hamburg und Bremen zu errichten.
Charles Dickens veröffentlicht Oliver Twist.
1839
26. Februar - Im britischen Aintree bei Liverpool fand das erste "Grand National Steeplechase" statt. Sieger war das Pferd "Lottery", geritten vom Jockey Dockerav J. Mason. Der Name leitet sich von frühen Formen des Rennens ab, bei denen sich die Reiter an markanten Ortspunkten, den „steeples“ (Kirchtürmen) orientierten. Die Bezeichnung wird in England heutzutage allgemein für Distanzhindernisrennen verwendet. Das für Pferde und Reiter unter härtesten Anforderungen stattfindende Hindernisrennen ging über eine Distanz von 7200 Metern mit 30 zumeist sehr schweren Hindernissen. Noch heute fällt jedes Jahr Anfang April der Startschuss für das berüchtigtste Jagdrennen der Welt. Aufgrund der großen Verletzungsgefahr für die Pferde ist das Rennen von Aintree nicht nur unter Tierschützern umstritten. In der Regel erreicht weniger als die Hälfte der Jockeys das Ziel. 1998 fand die öffentliche Diskussion um Aintree ihren Höhepunkt, als nur sechs von 37 Startern ins Ziel kamen und drei Pferde den Tod fanden. W
9. März - Das Verbot der Kinderarbeit leitete in Preußen den Beginn staatlicher Sozialpolitik ein. Das "Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter" verbot die regelmäßige Beschäftigung von Kindern unter neun Jahren in Fabriken und Bergwerken. Jugendliche im Alter zwischen neun und 16 Jahren durften nach dem Gesetz höchstens zehn Stunden arbeiten, wenn sie zuvor mindestens drei Jahre lang die Schule besucht hatten. Trotz der Androhung von Strafen bei Verstößen gegen die Verordnung, zeigte das Arbeitsverbot anfangs nur geringe Wirkung. Ein Jahr später verabschiedeten Bayern und Baden ähnliche Regelungen. Der Erlass des Beschäftigungsverbots für Kinder war zugleich die erste Arbeitsschutzregelung in Preußen. W
18. März - Untersagte der Kaiser von China ausländischen Handelsgesellschaften, Opium nach China zu importieren. Auf Verstöße gegen diese Anweisung stand die Todesstrafe. Weil durch das Importverbot besonders die Briten an einem einträglichen Geschäft gehindert wurden, kam es zum Opiumkrieg zwischen Großbritannien und China. Mit diesem Krieg konnte London seinen Einfluss in Asien ausweiten. W
19. April - Das Großherzogtum Luxemburg bleibt deutscher Bundesstaat und wird in Personalunion mit den Niederlanden regiert. Im "Londoner Protokoll" vereinbarten Preußen, Frankreich und Großbritannien die ewige Neutralität Belgiens. Das Großherzogtum Luxemburg blieb nach dem Abkommen als deutscher Bundesstaat bestehen. Schon 1830 hatten Auseinandersetzungen in Brüssel unter dem Eindruck der französischen Junirevolution zu einer Unabhängigkeitserklärung Belgiens geführt, die erst auf der Londoner Konferenz der fünf Großmächte offizi ell anerkannt wurde. Nach der Bestätigung kam es in Belgien zu innenpolitischen Spannungen zwischen liberalen und katholischen Gruppierungen. Belgien wurde bis 1857 von der Mehrheitspartie regiert, bevor diese durch eine Koalition abgelöst wurde. W
26. August - Vor Long Island wird das angebliche Piratenschiff La Amistad von der USS Washington aufgebracht. Die nachfolgenden Amistad-Prozesse tragen wesendlich zur Abschaffung der Sklaverei in den USA bei. Steven Spielbergs Film "Amistad" aus dem Jahre 1997 arbeitet die historischen Begebenheiten auf. Die Handlung: La Amistad ist ein spanisches Segelschiff, das als „Fracht“ etwa 40 Schwarze an Bord mit sich führt, die auf dem Seeweg von einer kubanischen Stadt nach einer anderen meutern und das Schiff in ihre Gewalt bringen. Sie töten die Besatzung bis auf zwei Angehörige, die sie nach Afrika zurückbringen sollen. Knapp drei Monate später wird die beschädigte Amistad von einem Schiff der US-Marine aufgegriffen. Die Afrikaner werden als herrenloses Eigentum in den US-Staat Connecticut verschleppt, wo die Sklaverei noch erlaubt ist. Dort angekommen wird aus dem Drama ein Politikum, denn gleich mehrere Parteien beanspruchen das Schiff und die Sklaven: die überlebenden Seeleute Ruiz und Montes, die US-amerikanischen Kommandeure, die das Schiff in ihre Kontrolle gebracht haben, sowie die spanische Königin Isabella. Der junge Rechtsanwalt Roger Baldwin wird von zwei christlichen Abolitionisten (Kämpfern gegen die Sklaverei) engagiert, um sich des Falles anzunehmen. Er versucht zu beweisen, dass die Afrikaner weder aus Spanien noch aus den USA kommen, sondern auf neutralem Boden gefangen wurden. Dabei lernt er deren Anführer kennen, Cinque, und erfährt, dass er zum Volk der Mende gehört. Durch einen Dolmetscher erzählt Cinque, wie er in Afrika von anderen Afrikanern gefangen und an weiße Sklavenhändler verkauft wurde. Er berichtet ferner von den Grausamkeiten auf dem Schiff; eine Szene wird später von einem britischen Kapitän erklärt, der vor Gericht über den Sklavenhandel aussagt: Da die Schiffsführer nicht genug Proviant mitgenommen haben, ertränken sie fünfzig Afrikaner. Nach einem ersten – für die Sklaven günstigen – Urteil legt der US-Präsident Martin Van Buren u. a. aus Furcht vor Schwierigkeiten mit den Südstaaten Berufung ein beim obersten Gerichtshof. Dort werden die Sklaven vertreten durch John Quincy Adams. Schließlich wird die Berufung abgewiesen. In der Urteilsbegründung wird den Afrikanern das Recht auf gewaltsamen Widerstand gegen ihre widerrechtliche Versklavung zugesprochen. Die Afrikaner werden freigelassen. Van Buren wird nicht wiedergewählt.
Der Film endet mit der Rückführung der Sklaven in ihre Heimatländer und der Zerstörung der berüchtigten Festung in Sierra Leone, die Ausgangspunkt der Verschiffung der Amistad-Verschleppten war. Cinque findet seine Frau und sein Kind nicht wieder, vermutlich sind sie versklavt worden. W
Die Eisenbahnlinie München-Augsburg wird eröffnet.
Spitzweg malt "Der arme Poet".
Charles Goodyear entdeckt die Kautschuk-Vulkanisierung.
Die erste elektrische Uhr wird von Steinheil gebaut.
1840
27. April - Der Grundstein für den Neubau des britischen Parlamentsgebäudes Palace of Westminster wird gelegt. Das vorige Gebäude war durch einen großen Brand im Jahr 1834 weitgehend zerstört worden. Der Palast befindet sich in der City of Westminster am Parliament Square, in unmittelbarer Nähe zu den Regierungsgebäuden am Whitehall. Er wurde gemeinsam mit der Westminster Abbey und der St. Margaret’s Church von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der wohl bekannteste Teil des Palastes ist der seit 2012 offiziell Elizabeth Tower genannte Uhrenturm mit der Glocke Big Ben. Die wichtigsten Räume des Palastes sind die Ratssäle des House of Commons und des House of Lords. Daneben gibt es rund 1100 weitere Räume, darunter Sitzungszimmer, Bibliotheken, Lobbys, Speisesäle, Bars und Sporthallen. W
6. Mai - Großbritannien gibt die weltweit erste Briefmarke heraus. Das auch als "Penny Black" bekannte Postwertzeichen im Wert von einem Penny trug ein Porträt von Königin Victoria und wurde in Serien von jeweils 240 Stück gedruckt. Die "Penny Black" erschien über Jahrzehnte hinweg ohne Änderung und legte die Grundlage für die andauernde britische Tradition, dass alle Marken das Porträt des Königs oder der Königin abbilden. Bei Philatelisten aus historischen Gründen beliebt, ist das weltweit erste Postwertzeichen aufgrund seiner hohen Auflage dennoch keine Sammler-Rarität wie beispielsweise die bekanntere "Blaue Mauritius". W
20. Juni - Samuel F. B. Morse erhält vom United States Patent Office das Patent für den von ihm erfundenen Schreibtelegrafen. Der elektrische Schreibtelegraf besteht aus einem Elektromagneten mit beweglichem Anker, dessen Hebel auf einem durch Uhrwerk vorübergeführten Papierstreifen Punkte und Striche erzeugt. In den Reliefschreibern geschah dies durch einen an dem freien Ende des Ankerhebels befestigten stählernen Stift, welcher, sobald der Anker von dem Elektromagnet angezogen wurde, sich gegen den zwischen zwei Walzen des Laufwerkes durchgezogenen Papierstreifen anlegte und in demselben kürzere oder längere Eindrücke hinterließ, je nach dem, ob die zum Schließen der Batterie dienende Taste nur einen Augenblick oder längere Zeit niedergedrückt wurde.
Friedrich Wilhelm August Fröbel gründet in Bad Blankenburg den ersten Kindergarten in Deutschland. Durch die mit der industriellen Revolution einhergehende Landflucht und der Ablösung von der Großfamilie änderten sich die familiären und sozialen Umstände, in denen Kinder aufwuchsen, dramatisch. Frauen wurden zunehmend in den industriellen Produktionsprozess einbezogen. Insbesondere in den rasant wachsenden Großstädten mit Massenquartieren unzureichender Wohn- und Lebensverhältnisse verwahrlosten die Kinder. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Marlishäuser Pfarrer Johann Samuel Ferdinand Blumröder eine Kleinkinderbewahranstalt in dem zu Schwarzburg-Sondershausen gehörenden Dorf gegründet. Die Findung des Namens Kindergarten bezeichnete der Pädagoge als Offenbarung, die ihm im Frühjahr 1840 auf einer Wanderung von Blankenburg nach Keilhau widerfuhr. Für ihn sollte das Kind im Kinder-Garten wie eine Pflanze gepflegt und gehegt werden. Ursprünglich sollte die Einrichtung für Kinder von ca. 2 bis 7 Jahren eine Anschauungsstätte für Mütter sein, denen Friedrich Fröbel die entscheidende Bedeutung in der Kindererziehung zusprach, um diesen die Handhabung mit den von dem Pädagogen entwickelten Beschäftigungsmittel und Spielgaben aufzuzeigen. Allgemein sollten vom Kindergarten positive Impulse in die Familie ausstrahlen. W
15. Dezember - Im feierlichen Zug wurde der Sarg von Napoleon I. - Kaiser der Franzosen von 1804 bis 1814/1815 am 15. Dezember 1840 nach Paris gebracht und wurde im Invalidendom beigesetzt. Der Tod Napoleons I. hat für die Kriminalgeschichte eine besondere Bedeutung bekommen, nachdem vermutet wurde, dass er mit Hilfe von Arsen langsam vergiftet worden sei. Als Beweis für diese Vermutung wurden Haare aus einer Locke des Kaisers analysiert. Der Befund ist in der Wissenschaft allerdings umstritten.
Die ersten gummierten Briefmarken werden in England am 6.5. eingeführt. Das Postzustellsystem wird dadurch wesentlich effizienter, weil jetzt der Absender statt - wie vorher - der Empfänger die Zustellgebühren trägt.
Die älteste bis heute erhaltene Fotographie eines Menschen wird von Draper angefertigt.