Chronologische Weltgeschichte - Die Jahre 1701 - 1800
1701
18. Januar - Der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich III., krönte sich zu Friedrich I., König in Preussen. Die Krönung war Ausdruck des gewachsenen Selbstbewusstseins der Hohenzollerndynastie. König Friedrich I. zelebrierte seine Regentschaft in Nachahmung des französischen Vorbildes mit allem Prunk und ruinierte damit seinen Staat. Sein Vorgänger, der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, hatte Brandenburg gerade erst von den Folgen des 30jährigen Krieges kuriert. Der Sohn des ersten Preussenkönigs, der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I., mußte viel Anstrengung darauf verwenden, das Land von der Herrschaft seines Vaters zu sanieren. Dessen Sohn aber, König Friedrich II., entvölkerte das unter seinem ungeliebten Vater Friedrich Wilhlm I. prosperierende Königreich abermals und ruinierte die preußische Wirtschaft erneut. Zwar nicht durch Prunksucht wie sein Großvater Friedrich III., aber durch die Kriege, die das Land zwar bettelarm, seinen König Friedrich II. jedoch zum "Großen" und das Land zur europäischen Großmacht gemacht hatten. W
24. Juli - Der französische Offizier Antoine Laumet errichtet das Fort Detroit am Ausfluss des Lake Erie, dem Detroit River als „Ville d’Etroit“ (‚Stadt an der Meerenge‘). Aus dem Handelsposten entwickelt sich die Stadt Detroit. Er beschrieb sich als „Sohn von Jean, Ratsherr im Parlament von Toulouse, und Jeanne de Malenfant“. Man las von ihm sonst kaum etwas, außer dass er aus dem Ort Cadillac an der Gironde stammte. Die Marke Cadillac von General Motors trägt auch den Namen des Gründers von Detroit, als Zeichen der Erinnerung (reconnaissance). Dieser Abenteurer wurde 1710 zum Gouverneur von Louisiana ernannt. Ebenso gab er seinen Namen dem Ort Cadillac am Michigansee. W Bild: Matthew Trump
Hellwig stellt den ersten "Hundertjährigen Kalender" mit langfristiger Wettervorhersage auf astrologischer Basis auf.
In England wird das Walzen von Feinblechen eingeführt; die ersten gewalzten Messerklingen entstehen.
1702
Die erste englische Tageszeitung ist der "Daily Courant".
In den Straßen deutscher Städte kommt Ölbeleuchtung auf.
1703
27. Mai - Der russische Zar Peter I. (der Große) begann, an der Newa-Mündung die Stadt Sankt Petersburg zu errichten. Sie sollte die Verteidigung der Gebiete erleichtern, die die Russen den Schweden abgenommen hatten. Sankt Petersburg wurde 1712 Hauptstadt des Zarenreiches. Von 1914 bis 1924 hieß die Stadt Petrograd, in der Zeit der Sowjetunion von 1924 bis 1991 dann Leningrad. Sankt Petersburg ist reich an bedeutenden Bauwerken wie der Isaak-Kathedrale oder dem Stroganow-Palais. W
8. August - Die Wiener Zeitung, gegründet als Wiennerisches Diarium, erscheint mit ihrer ersten Ausgabe. Das Blatt ist stolz darauf, älteste noch erscheinende Zeitung der Welt zu sein. Das Wiennerische Diarium begann, wie viele Blätter damals, mit überregionalen oder internationalen Nachrichten, dazu noch Geburts-, Hochzeits- und Todesnachrichten aus dem Adel und Hofberichterstattung. Rein lokale Nachrichten wurden noch durch Ausrufer oder Trommler verbreitet. Nach dem Anschluss Österreichs konnte sie wegen der komplizierten Veröffentlichungsbestimmungen für das Amtsblatt nicht sofort komplett eingestellt werden und beschränkte sich bis 29. Februar 1940 auf den amtlichen Teil mit den Kundmachungen, die Börsennachrichten und das Amtsblatt. Ab 1. März 1940 bis 7. April 1945 wurde sie durch den Völkischen Beobachter – Wiener Ausgabe ersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien die erste Ausgabe am 21. September 1945. Die Auflage entwickelte sich von 4500 (1855) auf heute knapp 24.000 Exemplare. Seit 1995 verfügt sie über die Webausgabe WZ Online. 1998 wurde die Zeitung als GmbH ausgegliedert. Die Ausgaben der Wiener Zeitung können vom Zeitraum 1704 bis 1939 zu einem Gutteil bereits online im Anno-Portal der Österreichischen Nationalbibliothek gelesen werden. W Bild: Public Domain
In Berlin etabliert sich das Gewerbe der Schornsteinfeger.
1705
16. April - Isaac Newton wird für seine Verdienste um die Wissenschaft von Königin Anne zum Ritter geschlagen. Aufgrund seiner Leistungen, vor allem auf den Gebieten der Physik und Mathematik, gilt Sir Isaac Newton als einer der größten Wissenschaftler aller Zeiten. Die Principia Mathematica werden als eines der wichtigsten wissenschaftlichen Werke eingestuft.
19. Dezember - Der niederländische Wasserbauingenieur und Kartograf Nicolaus Samuelis Cruquius beginnt in Delft als einer der weltweit ersten mit regelmäßigen meteorologischen Aufzeichnungen von Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag. Dadurch existieren in den Niederlanden ununterbrochene Wetteraufzeichnungen seit 1706.
1707
Im schottischen Parlament wird am 16. Febraur, über den "Act of Union" abgestimmt. Mit 110:69 Stimmen wird der Vereinigungsvertrag mit England gebilligt. Der Act of Union schuf die gesetzliche Grundlage für die Vereinigung des Königreichs England und des Königreichs Schottland. Das Gesetz wurde kurz nacheinander vom englischen Parlament und vom schottischen Parlament verabschiedet und trat am 1. Mai 1707 in Kraft. Mit dem Gesetz wurde der Unionsvertrag (Treaty of Union) umgesetzt. Dieser sah die Schaffung des Königreichs Großbritannien und den Ersatz des englischen und schottischen Parlaments durch das britische Parlament vor. Der Vertrag stieß in Schottland mehrheitlich auf Ablehnung, insbesondere im einfachen Volk. In zahlreichen schottischen Städten gab es Protestkundgebungen. Als das Land an den Rand eines Bürgerkrieges zu geraten drohte, reagierte das Parlament mit Ausrufung des Kriegsrechts. Auch der Union Jack, die neue Flagge, stammt aus Vereinbarungen des Acts of Union. W
1. Mai - Durch die Vereinigung der Königreiche England und Schottland durch das Inkrafttreten des Act of Union entsteht das Königreich Großbritannien. Mit dem Gesetz wurde der Unionsvertrag umgesetzt. Dieser sah die Schaffung des Königreichs Großbritannien und den Ersatz des englischen und schottischen Parlaments durch das britische Parlament vor. England wollte die protestantische Erbfolgeregelung aus dem Jahr 1701 in beiden Ländern durchsetzen. Die Engländer befürchteten, dass ein unabhängiges Schottland mit einem eigenen König, die Alliance mit Frankreich wieder aufleben lassen könnte und sich gegen England stellen würde. Mit der Union wurde auch die Eröffnung einer zweiten Front im Spanischen Erbfolgekrieg verhindert. Dem faktisch bankrotten schottischen Staat bot sich mit der Union die Möglichkeit, die Schulden abzuwälzen, wenn auch unter Abgabe der vollen Souveränität. Gleichzeitig konnten dadurch die im Jahr 1705 von England angedrohten wirtschaftlichen Sanktionen abgewendet werden. Darüber hinaus erhielt Schottland unbeschränkten Zugang zu den Märkten Englands und dessen Kolonien.
1709
17. Januar - Friedrich I., seit 1701 König in Preußen, fasste die fünf Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichsstadt zu einer Stadtge-meinde unter dem Namen Berlin zusammen und bestimmte sie zu seiner Residenz. Friedrich I. baute in der Nachfolgezeit nach dem Vorbild des französischen Hofes die Stadt zu einer repräsentativen Residenz aus. Der Handelsplatz Berlin, Anfang des 14. Jahrhunderts der Hanse beigetreten, wurde so auch zur Hauptstadt. Die Fläche des damaligen Berlin entsprach der des heutigen Berliner Stadtbezirks Mitte. Im Laufe seines relativ kurzen Stadtlebens wurde Berlin zweimal von den Russen und einmal von den Franzosen erobert, versank im Bombenhagel der Alliierten und symbolisierte bis 1989 die Schizophrenie der geteilten Welt. "Auferstanden aus Ruinen" gilt Berlin heute als eine der zukunftsweisendsten urbanen Plätze der ganzen Welt. W
2. Februar - Vom unbewohnten Eiland Isla Mas a Tierra im Juan-Fernández-Archipel wird der schottische Seemann Alexander Selkirk geborgen. Sein Schicksal liefert Stoff für Daniel Defoes Roman Robinson Crusoe. Seit 1695 fuhr Selkirk zur See und hatte früh Kontakte zu Bukanieren. Da er wegen seiner Neigung zu Alkohol und Schlägereien an Land häufig mit dem Gesetz in Konflikt kam, heuerte er 1703 auf dem englischen Kaperschiff St. George unter Kapitän William Dampier als Segelmeister an, um der britischen Gerichtsbarkeit zu entgehen. Die St. George wurde von der kleineren Cinq Ports unter Kapitän Stradling begleitet. Ausgestattet mit einem Kaperbrief der Britischen Krone sollte sie vor der Küste Südamerikas Jagd auf französische und spanische Schiffe machen. Als der Beutezug erfolglos blieb, geriet Selkirk mit Dampier in Streit und wechselte auf die Cinque Ports. Im Oktober 1704 erreichten die Schiffe den heutigen Juan-Fernández-Archipel westlich der chilenischen Küste im Pazifik. Sie benötigten neue Vorräte und Süßwasser. Als man auf der unbewohnten Isla Más a Tierra landete, stellte sich heraus, dass der Rumpf des Schiffes sehr stark durch Bohrmuscheln beschädigt war. Selkirk war entschlossen, auf der Insel zu bleiben und versuchte, weitere Schiffskameraden zum Bleiben zu überreden, da er befürchtete, das Schiff könnte sinken. Wie sich herausstellte, hatte Selkirk die richtige Wahl getroffen, da das Schiff wenig später sank und fast die gesamte Mannschaft ertrank. Da die Insel ausreichend Trinkwasser, Früchte, Fisch und Robben bot und Selkirk entsprechendes Geschick in der Ausnutzung dieser Ressourcen bewies, gelang es ihm, vier Jahre und vier Monate auf der Insel zu überleben. W
8. August - Der brasilianische Jesuitenpater Bartholomeu Lourenco de Gusmao führte dem portugiesischen König 1709 das erste flugfähige Modell eines Heißluftballons in Lissabon vor. Der Ballon hob zwar vom Boden ab, verfing sich jedoch in einem Vorhang und stürzte ab. Der Absturz setzte die Vorhänge und das Mobiliar in Brand. Damit war der Grundstein zum Fliegen mit einem Gas, dass leichter ist als Luft gelegt. Der erste wirklich einsetzbare, bemannte Heißluftballon wurde 1783 von den Brüdern Montgolfier entwickelt, der sogenannte "Montgolfiere". Bald danach wurde die Heißluft durch Wasserstoff und im 19. Jahrhundert durch das wesentlich billigere Steinkohlegas ersetzt. W Bild: Jorge Barrios
Als erstem Europäer gelingt Johann Friedrich Böttger die Herstellung von weißem Hartporzellan, das bislang ausschließlich aus China importiert werden mußte.
Das Hammerklavier wird von Bartolommeo Cristofori erfunden.
Man beginnt mit der Ausgrabung des 79 n.Chr vom Vesuv eingeäscherten Herculaneum.
13. Juli - In Köln wird das Geschäft G.B. Farina gegründet, aus dem nach Erfindung des „Eau de Cologne“ durch Johann Maria Farina der Parfumhersteller "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz" hervorgeht, heute die älteste Parfum Fabrik der Welt. Farina trat 1714 in das 1709 gegründete Unternehmen seines Bruders in Köln ein und verhalf der Firma "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz" zu Weltruhm. Johann Maria Farina nannte sein unübertroffenes Elixier zu Ehren seiner neuen Heimatstadt „Eau de Cologne“, zu deutsch Kölnisch Wasser. Er machte Köln als Duftstadt weltberühmt. „Mein Duft ist wie ein italienischer Frühlingsmorgen nach dem Regen, Orangen, Pampelmusen, Citronen, Bergamotte, Cedrat, Limette und die Blüten und Kräuter meiner Heimat“ beschrieb Johann Maria Farina seinen Duft. W
1710
1. Januar - Auf Erlass König Friedrichs I. werden Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin vereinigt Der Name Berlin hat übrigens nichts mit dem Bären im heutigen Stadtwappen zu tun, er geht vermutlich auf die slawische Silbe "berl" (Sumpf) zurück.
23. Januar - Ein Dekret Augusts des Starken verfügt die Errichtung der "Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur" in Meißen unter der Leitung von Johann Friedrich Böttger. 1806 ging sie als „Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur Meissen“ aus dem Besitz der Krone in das Eigentum des sächsischen Fiskus über. Im Zuge der verfassungsmäßigen Erneuerung des staatlichen Eigentums nannte sich das Unternehmen ab 1918 „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen“. In der DDR war die Manufaktur ein Volkseigener Betrieb. Seit dem 26. Juni 1991 firmiert sie als „Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH“, deren Gesellschafter der Freistaat Sachsen ist. Die weltweit führende Porzellanmanufaktur gehört zu den international bekanntesten deutschen Luxusmarken.
W Bild: Goldi64 aus der deutschsprachigen Wikipedia
6. März - Die Stele der Nautae Parisiaci aus dem gallorömischen Lutetia (dem heutigen Paris) wird entdeckt. Der Pfeiler der Nautae Parisiaci auch bekannt als Pariser Nautenpfeiler, ist ein Monument mit Darstellungen verschiedener Gottheiten aus der römischen und der gallischen Mythologie. Durch die Weiheinschrift ins erste Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. datierbar, stand sie wohl ursprünglich in einem Heiligtum in der gallorömischen civitas Lutetia (dem heutigen Paris). Sie gehört zu den frühesten Beispielen von Inschriften auf figürlicher gallischer Kunst. Die Hauptdedikation nennt den römischen Gott Jupiter, es folgen Mars, Fortuna, die Dioskuren Castor und Pollux sowie Vulcanus. Von den gallischen Gottheiten werden Esus, der Tarvos Trigaranus ("der Stier mit den drei Kranichen"), Smertrios und Cernunnos genannt. Zu verschiedenen Figuren, insbesondere auf dem Sockelstück, fehlen die Inschriften; sie sind im Laufe der Zeit unleserlich geworden oder vollständig verschwunden. Datieren lässt sich die Stele durch die Widmung an Kaiser Tiberius (14–37 n.Chr.). Sie ist als Stiftung der parisischen Schiffsleute deklariert, also einer Art Gilde der lokalen Seine-Schiffer. Die eigentliche Weihinschrift lautet:
- TIB(erio) CAESARE /
- AUG(usto) IOVI OPTUM[o] /
- MAXSUMO /
- NAUTAE PARISIACI /
- PUBLICE POSIERUNT //
Übersetzung: Dem Tiberius Caesar Augustus (und) dem Iupiter Optimus Maximus haben die parisischen Schiffsleute (diese Stele) öffentlich errichtet. W Bild: Marsyas
13. Mai - König Friedrich I. von Preußen ließ in Berlin vor dem Spandauer Tor die Krankenanstalt Charité bauen. Ursprünglich als Quarantänestation für die in Berlin grassierende Pestepidemie geplant, wurde das Haus im Sinne seines Namens (zu deutsch "Nächstenliebe") als Armenhospital und Arbeitshaus für Bettler genutzt. 1726 wurde die Charité zu einer in Europa einzigartigen Ausbildungsstätte in der praktischen Medizin. Ende des 19. Jahrhunderts war sie das wissenschaftliche Zentrum der deutschen Medizin. W
Der Matrose Selkirk wird von seiner Robinsoninsel befreit. Sein Schicksal dient als Vorlage zum weltbekannten Buch "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe das dieser 1719 verfaßt.
1711
19. Januar - Die Königlich Preußische Sozietät der Wissenschaften übergibt auf ihrer ersten feierlichen Versammlung die fertiggestellte Berliner Sternwarte. Im September des Jahres 1699 beschlossen die evangelischen Reichsstände auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg für das Jahr 1700 die Einführung eines „Verbesserten Kalenders“ in den protestantischen deutschen Staaten, um die Kalenderrechnung den astronomischen Gegebenheiten anzupassen, ohne dazu den von Papst Gregor XIII. 1582 dekretierten gregorianischen Kalender übernehmen zu müssen, der sich jedoch nur unwesentlich unterschied. Im Zuge dieser Kalenderreform wurde von Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, am 10. Mai 1700 für die noch zu gründende Berliner Sternwarte ein Kalenderpatent erlassen. Die erste Berliner Sternwarte stand auf dem Marstall in Dorotheenstadt. Der Marstall für 200 Pferde wurde Unter den Linden von 1687 bis 1688 nach Plänen des Architekten Johann Arnold Nering errichtet. Von 1700 bis 1711 kam auf den Nordflügel der Anlage als Sternwartengebäude von Grünberg ein Turm mit drei zusätzlichen Geschossen hinzu. Der 27 Meter hohe Bau war eine der ersten Turmsternwarten des 18. Jahrhunderts. 1706 wurde das Observatorium teilweise benutzbar und 1709 einigermaßen bezugsfertig. Am 15. Januar 1711 hielt die ab 1701 Königlich Preußische Sozietät der Wissenschaften in dem Turm ihre erste Sitzung ab und vier Tage später, am 19. Januar 1711, ihre erste festliche Versammlung; auf der wurde das Observatorium feierlich übergeben. W
1712
In der Allgemeinen preußischen Postordnung vom 10. August 1712 war jedem Postbeamten bei verbotener Brieföffnung die Dienstentlassung und die strafrechtliche Ahndung als Meineidiger angedroht, ein Verbot, das in das Allgemeine Preußische Landrecht einfloss. In Deutschland wurde die Gewährleistung des Briefgeheimnisses zuerst in der Josephinischen Wahlkapitulation von 1690 angesprochen. Für seine Verletzung sollte ein Delinquent mit Staupenschlag und Landesverweisung bestraft werden. W
1713
19. April - Der römisch-deutsche Kaiser Karl VI. erließ die "Pragmatische Sanktion", nach der zum ersten Mal auch weibliche Mitglieder des Herrscherhauses erbberechtigt wurden. Da sein einziger Sohn früh verstorben war, versuchte er die Thronfolge für seine Tochter Maria Theresa zu sichern. Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs hatte er die Gebiete der spanischen Niederlande, der Lombardei und Neapel und Sizilien erworben und wollte die Union der habsburgischen Länder aufrecht erhalten. W
1715
17. Juni - Im Hardtwald wird der Grundstein für das Schloss Karlsruhe und damit der Stadt Karlsruhe gelegt. Das Schloss wurde 1715 als Residenz des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach errichtet. Es diente bis 1918 als Der erste Bau wurde teilweise aus Holz errichtet und musste bereits 1746 grundlegend saniert werden, wobei die Holzkonstruktionen durch einen Neubau in Stein ersetzt wurde.Residenzschloss der Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Im Zuge der Märzrevolution wurde Großherzog Leopold 1849 vorübergehend aus dem Schloss vertrieben. Das endgültige Ende der Nutzung des Schlosses als Familienresidenz war mit der Abdankung des letzten badischen Monarchen Friedrich II. 1918 besiegelt. Seit 1919 dient das Gebäude als Badisches Landesmuseum. Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Karlsruher Schloss im September 1944 durch Bombenangriffe aus. Zwischen 1955 und 1966 wurde es als Museum wiederaufgebaut. Dabei wurde nur die äußere Fassade originalgetreu wiederhergestellt. Im Inneren entstanden moderne Ausstellungsflächen. Heute ist in dem Gebäude neben dem Landesmuseum auch ein Teil des Bundesverfassungsgerichts untergebracht. W
1716
Die Warmwasserheizung wird erfunden.
1717
24. Juni - In London vereinigten sich vier Freimaurerlogen zur ersten Großloge der Welt. Toleranz und Menschlichkeit kennzeichneten die Bünde, in denen sich Anhänger der Aufklärung im 18. Jahrhundert zusammen fanden. Der Name "Freimauerer" weist auf die mittelalterlichen Bauhütten hin, an deren Überlieferung die Freimaurer anknüpften. Sie sahen in allen Menschen das Gemeinsame. Unterschiede in Volkszugehörigkeit, Sprache und Glauben galten ihnen wenig. Alle Schranken, die Tradition und Vorurteile zwischen den Menschen errichtet hatten, sollten verschwinden. Gleichheit statt Privilegien, Fähigkeit statt Geburt sollten die Stellung des einzelnen in der Gesellschaft bestimmen. W Bild: Nataraj Metz
28. September - Mit dem "Edikt zur Förderung des Volksschulwesens" führte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. in Preußen die allgemeine Schulpflicht ein. Dieser Erlass betraf alle fünf- bis zwölfjährigen Kinder. Sie sollten in den Wintermonaten jeden Tag und im Sommer mindestens einen oder zwei Tage in der Woche in die Schule gehen. Die Praxis sah jedoch häufig anders aus und die Kinder kamen nur unregelmäßig in den Unterricht. Um das Edikt flächendeckend durchzusetzen, wurden in den folgenden Jahren hunderte von Schulen errichtet. W
In England wird die Pockenimpfung eingeführt
An der Nordsee gibt es zu Weihnachten eine verheerende Sturmflut.
Preußen führt die Schulpflicht ein, die wegen Lehrermangels schwer durchsetzbar ist.
Mit dem Oberteich im Harz entsteht die älteste Talsperre Europas.
1718
7. Mai - Der französische Kolonist Jean-Baptiste Le Moyne de Bienville gründet am Mississippi eine Stadt und benennt sie zu Ehren von Philippe II. de Bourbon, duc d’Orléans, La Nouvelle-Orléans, das heutige New Orleans. 1722 wurde die Stadt die Hauptstadt von Louisiana. 1762 ging die Kolonie im Rahmen des geheimen Abkommens von Fontainebleau an Spanien, was im Pariser Frieden 1763 bestätigt wurde; bis 1766 wurde jedoch kein spanischer Gouverneur eingesetzt. Am Karfreitag, dem 21. März 1788 wurde die Stadt durch einen Großbrand beinahe völlig vernichtet. 856 der rund 1100 Gebäude der Stadt fielen den Flammen zum Opfer. Nach nur sechs Jahren des Wiederaufbaus zerstörte am 8. Dezember 1794 ein erneuter Brand mehr als 200 Häuser im French Quarter. Die Stadtbevölkerung verdoppelte sich in den 1830ern und 1840ern, und New Orleans wurde die größte Stadt im amerikanischen Süden und außerhalb des „Atlantic Seaboards“. W
Die Hoffmannstropfen, aus drei Teilen Weingeist und einem Teil Äther gemixten (so benannt nach dem Erfinder) werden bis heute erfolgreich, erstmals vermarktet.
Druck der ersten Banknoten in England.
In Südamerika wird das spanische Vizekönigreich Kolumbien gegründet.
In Nordamerika gründen Franzosen die Stadt New Orleans.
1719
23. Februar - Das Fürstentum Liechtenstein wird selbständig. Kaiser Karl VI. schließt die Grafschaft Vaduz und die Herschaft Schellenberg zum Reichsfürstentum Liechtenstein zusammen. Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein hatte 1699 Schellenberg und 1712 Vaduz gekauft. Erst diese reichsunmitelbaren Gebiete sicherten ihm den Titel eines Reichsfürsten. Im Laufe der Zeit verschuldeten sich die Herrscher von Hohenems zunehmend, so dass sie schliesslich gezwungen waren, die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zu verkaufen. Im Jahr 1699 erwarb Fürst Hans Adam von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg und im Jahr 1712 die Grafschaft Vaduz. Das heutige Fürstentum Liechtenstein wird seit 1989 von Hans Adam II. regiert. W
1719
6. Mai - Im Alter von 59 Jahren, veröffentlichte Defoe seinen ersten Roman The Life And Strange Surprizing Adventures Of Robinson Crusoe (Das Leben und die seltsamen Abenteuer des Robinson Crusoe), der schlagartig zu seinem bekanntesten und berühmtesten Werk wurde. Inhaltliche Grundlage des Romans waren die Erlebnisse des Seemanns Alexander Selkirk, der sich auf einer der Juan-Fernández-Inseln vor der chilenischen Küste hatte aussetzen lassen und dort mehr als vier Jahre verbracht hatte. Die zeitgenössischen Berichte darüber dienten dem Journalisten Defoe als Vorlage, die er jedoch so umarbeitete, dass von Authentizität im engeren Sinne keine Rede sein kann. Beispielsweise konnte sich Selkirk nach gut vier Jahren Einsamkeit kaum noch verständlich machen; Robinson dagegen ist auch nach 28 Jahren noch geistig und sprachlich in Hochform. Neuartig an diesem Roman waren die mit Faktenwissen durchsetzte Darstellung und der journalistische Stil. Das Buch brachte Defoe jedoch nur 50 Pfund und eine geringe prozentuale Beteiligung bei weiteren Auflagen ein. Sein Verleger kaufte sich vom Erlös einen neuen Laden und hinterließ 50.000 Pfund. W
1720
2. Juli - Für das Mannheimer Schloss, die Residenz der pfälzischen Kurfürsten, wird der Grundstein gelegt. Der Wiederaufbau Mannheims wurde auf dem Grundriss einer von starken Mauern umgebenen Festung nach der starken Zerstörung der Stadt Mannheim 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs bereits 1698, ein Jahr nach dem Frieden von Rijswijk, begonnen. Der Wiederaufbau erhielt neuen Auftrieb, als Kurfürst Karl Philipp Mannheim zur Residenz erhob. Vorausgegangen war ein Streit des katholischen Kurfürsten mit den Reformierten wegen der Benutzung der Heiliggeistkirche in Heidelberg. Im April 1720 siedelte Karl Philipp mit dem Hofstaat nach Mannheim über und begann an der höchsten Stelle des Stadtgebietes, wo zuvor das Schloss des Kurfürsten Karl Ludwig gestanden hatte, mit der Errichtung eines neuen Schlosses. Man vermutet, dass der erste Plan vom Hofarchitekten des Landgrafen von Hessen-Darmstadt Louis Remy de la Fosse stammte. An einen vorhandenen Plan war jedenfalls der Mainzer Baumeister Johann Kaspar Herwarthel gebunden, der mit Grundsteinlegung im Juli 1720 die Bauleitung übernahm. W Bild: Stefanie Eichler
1721
In England zieht der erste Premierminister in seine Dienstgebäude in der Downing Street 10 ein.
Grönland wird von den Dänen besiedelt.
1722
5. April - An einem Ostersonntag entdeckte eine niederländische Expedition unter der Leitung von Jacob Roggeveen im Südpazifik die Insel Rapa Nui und taufte sie Paaschen (Osterinsel), auf spanisch Isla de Pascua. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und 1800 qm groß. Die polynesische Bevölkerung war 1862 weitgehend ausgestorben, weil sie zum Guanoabbau auf das chilenische Festland verschleppt wurde. Die eigene Kultur der Insel, die Tuffsteinskulpturen, die sogenannten "Moai" und das hieroglyphenähnliche Schriftsystem, werden bis ins vierte Jahrhundert zurückdatiert. Die Osterinsel war die einzige Insel Polynesiens, auf der man eine Schrift kannte - ob vor oder nach er Ankunft der Europäer ist ungeklärt. W Bild: Rivi
1725
Die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung wird entdeckt.
In Rom wird die Spanische Treppe fertiggestellt.
1726
26. August - In Dresden wird mit dem Bau der Frauenkirche begonnen. Ursprünglich wurde sie mit Kirche Unserer Lieben Frau benannt – der Name bezieht sich auf die Heilige Maria. Sie gilt als prachtvolles Zeugnis des protestantischen Sakralbaus und verfügt über eine der größten steinernen Kirchenkuppeln nördlich der Alpen. Die Kirche wurde von 1726 bis 1743 nach einem Entwurf von George Bähr erbaut. Im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs wurde sie während der Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 durch den in Dresden wütenden Feuersturm schwer beschädigt und stürzte am Morgen des 15. Februar ausgebrannt in sich zusammen. In der DDR blieb ihre Ruine erhalten und diente als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung. Nach der Wende begann 1994 der 2005 abgeschlossene Wiederaufbau, den Fördervereine und Spender aus aller Welt finanzieren halfen. Am 30. Oktober 2005 fand in der Frauenkirche ein Weihegottesdienst und Festakt statt. Aus dem Mahnmal gegen den Krieg soll nun ein Symbol der Versöhnung werden. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, wurde der Monumentalbau durch das Aufsetzen des Kuppelkreuzes schließlich vollendet.
Jonathan Swift veröffentlicht die Zeitsatire Gullivers Reisen.
In Herrenhausen bei Hannover wird der Englische Garten fertiggestellt. Die Gesamtlänge seiner barock gestutzten Hecken beträgt 21 km.
1727
In einer Zeitung in Manchester wird das erste urkundlich belegte Heiratsinserat aufgegeben.
Der englische Mathematiker Sir Isaac Newton stirbt.
1728
Die bereits im alten Ägypten praktizierte Kunst der Zahnheilkunde wird von Fauchard neu begründet.
In Dresden wird der Zwinger fertiggestellt.
Bering entdeckt die nach ihm benannte Meeresstraße zwischen Nordamerika und Asien.
1729
14. Juli - Der englische Naturwissenschaftler Stephen Gray errichtet in einer Versuchsanordnung die erste elektrische Freileitung. Eine 200 m lange Hanfschnur überträgt dabei durch Reibung erzeugte Elektrizität von einem Fenster über Bohnenstangen ins freie Feld. Später erkannte Gray, dass Flüssigkeiten leitend sind und daher auch Menschen, wie er mit seinem "Homo electrificatus" bewies. Er glaubte allerdings, dass die Farbe eines Gegenstands ausschlaggebend für seine Leitfähigkeit sei. Gray wird auch die Entdeckung der Wirkungen eines elektrischen Feldes (Influenz) zugeschrieben. Neben seinen essentiellen Experimenten mit Elektrizität untersuchte er auch deren Wirkung auf Tiere. W
1731
Im Dom zu Passau wird die größte Orgel der Welt eingebaut.
1733
Die Positiv- und Negativ-Polung der Elektrizität wird entdeckt.
1735
Carl von Linné beginnt, seine Systema Naturae zu publizieren, erste bahnbrechende und bis heute im wesentlichen beibehaltene systematische Gliederung der Pflanzen- und Tierwelt.
1736
12. Dezember - Maria Theresia, 19jährige Erzherzogin von Österreich und Tochter des Kaisers Karl VI., heiratete den neun Jahre älteren Herzog Franz Stephan von Lothringen. 1740 übernahm Maria Theresia die Regierung der habsburgischen Länder. Im Dezember desselben Jahres besetzte der preußische König Friedrich II. Schlesien und löste damit den Österreichischen Erbfolgekrieg aus. Maria Theresia musste Schlesien und Gebiete in Italien abgeben. Die Monarchin führte Volksschulen ein und schaffte die Folter ab. Bei ihrem Tod am 29. November 1780 wegen ihrer Autorität nur wenig betrauert, galt Maria Theresia später als Symbol der Tatkraft und Mütterlichkeit. W
1737
Die britische Regierung erläßt den "Licensing Act", der verordnet, dass alle Theaterstücke vor ihrer Aufführung oder Drucklegung einer staatlichen Aufsichtsbehörde vorzulegen seien. Diese entscheidet dann über den moralischen und sittlichen Gehalt. Anlass für die Errichtung einer Zensur ist die Satire "Historisches Register für das Jahr 1763" von Henry Fielding über die Politik des Premierministers Robert Walpole.
Nachdem 1712 in England die letzte "Hexe" hingerichtet worden war, wird dort jetzt jegliche Hexenbestrafung abgeschaftt.
1738
4. Februar - Joseph Süß-Oppenheimer wurde in Stuttgart hingerichtet. Er hatte als Finanzier die Staatskasse des bankrotten Herzogs Karl Alexander von Württemberg (1733-1737) saniert. Oppenheimer hatte Steuern auf Beamtengehälter eingeführt, eine Tabak-, Seiden- und Porzellanmanufaktur gegründet und die erste Bank Württembergs ins Leben gerufen. Nach dem Tod des Herzogs wurde Süß verhaftet, des Betrugs und der Selbstbereicherung angeklagt und ohne konkrete Beweise zum Tode verurteilt. Sein Leichnam bleibt mehrere Jahre in einem eisernen Käfig hängen. W
Im Schwarzwald beginnt man mit der Produktion des Exportschlagers der Kuckucksuhren.
1739
In Europa werden die ersten asiatischen Kamele zur Schau gestellt
14. März - Der preußische König Friedrich Wilhelm I. stellte per Gesetz das eigenmächtige Vertreiben von Bauern von ihrem Land unter Strafe. Adelige Großgrundbesitzer hatten ihren Landbesitz dadurch aufgestockt, dass sie die Ländereien anliegender Bauern mit Gewalt in Besitz nahmen und die rechtmäßigen Eigentümer vertrieben hatten. Dieses sogenannte "Bauernlegen" wurde jedoch durch das Gesetz nicht gestoppt, und auch nachfolgende Versuche der preußischen Monarchie, die Rechte der Bauern zu schützen, blieben lange Zeit erfolglos. W
1740
31. Mai - Friedrich II., später Friedrich der Große und Alter Fritz genannt, tritt als König in Preußen die Nachfolge seines verstorbenen Vaters Friedrich Wilhelm I. an. Zu den ersten Maßnahmen Friedrichs im Sinne der Aufklärung gehörte die Abschaffung der Folter. Friedrich sah in der Folter ein grausames und ungewisses Mittel zur Entdeckung der Wahrheit und war sein Leben lang der Ansicht, „lieber sollten zwanzig Schuldige freigesprochen als ein Unschuldiger geopfert werden“. Im Jahre 1754 wurde die Folter ohne jeden Vorbehalt abgeschafft, nachdem sie in der Zwischenzeit vermutlich nur in einem Fall zur Anwendung gekommen war. Neuen Industrien gegenüber war er sehr aufgeschlossen. So ordnete er bereits 1742 per Edikt die Anpflanzung von Maulbeerbäumen zur Seidenraupenzucht an, um von ausländischen Seidelieferungen unabhängig zu werden. Bei seinem Regierungsantritt gab er dem Professor Formey den Auftrag, in Berlin eine französische Zeitung für Politik und Literatur zu gründen. An den Minister Heinrich von Podewils erging der Befehl, die Zensur für den nichtpolitischen Teil der Zeitungen aufzuheben. Politische Äußerungen unterlagen freilich nach wie vor der Zensur. Preußen war damit die erste absolute Monarchie Europas, in der eine zumindest eingeschränkte Pressefreiheit eingeführt wurde. Außerdem war es im Preußen Friedrichs II. für alle Bürger möglich, sich brieflich oder sogar persönlich an den König zu wenden. Er versuchte, zu große Auswüchse des Feudalsystems zu unterbinden. Dabei war er insbesondere misstrauisch gegenüber seinen eigenen Beamten, denen er im Zweifelsfall einen ausgeprägten Standesdünkel zum Nachteil der ärmeren Schichten unterstellte. W
20. Oktober - Maria Theresia wurde zur österreichischen Kaiserin gekrönt. Ihr Vorgänger, der verstorbene Kaiser Karl VI., hatte nur weibliche Nachfahren, und dies in seiner Thronfolgeregelung bereits seit langem festgeschrieben. Trotz der vorherigen Anerkennung der "Pragmatischen Sanktion", die die Nachfolge regelte, kam es nach der Krönung Maria Theresias zum Österreichischen Erbfolgekrieg. Auslöser des bis 1748 dauernden Konflikts war der Einmarsch preußischer Truppen Friedrich II. in Schlesien. Bayern, Frankreich und Spanien sowie Preußen, Sachsen und Schweden schlossen sich zusammen. Dagegen unterstützten England und die Niederlande die österreichische Monarchin in der Auseinandersetzung, die 1748 mit dem Aachener Frieden endete.
Es gibt erstmals eine Schirmspaltung in Sonnen- und Regenschirm (verläuft friedlich).
In England werden die ersten Koks-Hochöfen gebaut.
Die Porzellanmanufaktur in Meißen führt das bis heute beibehaltene Zwiebelmuster ein.
1741
Der Komponist Antonio Vivaldi stirbt am 28. August (*4.3.1678).
1742
7. Juni - In einem Brief an Leonhard Euler äußert der Mathematiker Christian Goldbach die später nach ihm benannte, bis heute unbewiesene Vermutung. Danach soll sich jede gerade Zahl größer 2 als Summe zweier Primzahlen darstellen lassen. Christian Goldbach ist heute besonders wegen seiner bis heute weder bewiesenen noch widerlegten Goldbachschen Vermutung bekannt. Die Goldbachsche Vermutung gehört zu den ältesten und bedeutendsten ungelösten Problemen der Zahlentheorie. W
25. September - Eine Verordnung Ludwigs XV. regelt in Frankreich das Briefgeheimnis. Postbeamten, welche Briefe und Pakete aufbrechen und sich darin enthaltene Gegenstände aneignen, droht die Todesstrafe. In der Folgezeit wurde das Briefgeheimnis in den meisten Verfassungsurkunden der konstitutionellen Staaten garantiert. In Deutschland wurde die Gewährleistung des Briefgeheimnisses zuerst in der Josephinischen Wahlkapitulation von 1690 angesprochen. Für seine Verletzung sollte ein Delinquent mit Staupenschlag und Landesverweisung bestraft werden. In der Allgemeinen preußischen Postordnung vom 10. August 1712 war jedem Postbeamten bei verbotener Brieföffnung die Dienstentlassung und die strafrechtliche Ahndung als Meineidiger angedroht, ein Verbot, das in das Allgemeine Preußische Landrecht einfloss. W
Der Schwede Celsius schlägt eine dezimalgeteilte Temperaturskala vor.
1744
Die erste niedergeschriebene Golfregel entsteht.
1745
30. Juli - James Cook kehrt nach drei Jahren und 18 Tagen von seiner zweiten Südseereise nach England zurück. Mangels „literarischer Qualität“ wurden nach Cooks Rückkehr seine Aufzeichnungen nicht veröffentlicht. Dies geschah erst 1863. Stattdessen wurde die Version des Romanautors und Librettisten John Hawkesworth publiziert, der zwar Cooks und Banks’ Tagebücher nutzte, aber grobe Ungenauigkeiten und einfältige Anschauungen einbrachte. Der Admiralität kam angesichts des von Cook gelieferten hochwertigen Kartenmaterials die „wissenschaftliche“ Forderung nach einer weiteren Expedition nicht ungelegen, und während Dalrymple weiter an seiner Kritik an Cook festhielt, wurden zwei neuwertige Schiffe gefunden, ausgebaut und umbenannt in Resolution und Adventure. W
21. August - Großfürst Peter Fjodorowitsch, der spätere Zar Peter III., heiratet die deutsche Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg, später besser bekannt als Katharina die Große. Die Hochzeitsfeierlichkeiten dauerten zehn Tage. Einen Tag vor der Verlobung konvertierte sie vom evangelisch-lutherischen zum orthodoxen Glauben und bekam zu Ehren der Mutter der regierenden Kaiserin Elisabeth Petrowna, den Namen Jekaterina Alexejewna. Als am 25. Dezember 1761 Elisabeth starb, kam Katharinas Ehemann als Kaiser Peter III. an die Macht. Die ersten Staatshandlungen Peters III. waren ein Sonderfrieden mit Preußen, der das Ende des Siebenjährigen Krieges bedeutete, und die Einführung eines umfangreichen Reformprogrammes, wodurch er sich die Feindschaft der konservativen Kräfte des Landes zuzog. Katharina und ihre Vertrauten planten daraufhin einen riskanten Staatsstreich und ließ sich am 9. Juli 1762 zur Kaiserin ausrufen, währenddessen Zar Peter III. für abgesetzt erklärt wurde. Während Peter flüchtete, wurde Katharina noch am gleichen Tag in der Kasaner Kathedrale durch den Metropoliten Setschin zur Alleinherrscherin Russlands erklärt. Peter III. wurde gefangengenommen und am 17. Juli 1762 ermordet. Nachdem sich die Lage im Lande nach Peters Tod wieder beruhigt hatte, wurde Katharina II. am 22. September in der Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kremls zur Kaiserin von Russland gekrönt, worauf sie das Land 34 Jahre lang regierte. Großfürstin Katharina war eine lebensfrohe und intelligente Frau. Sie musizierte gern und las viel, mit Vorliebe historische und politiktheoretische Werke, um so ihr Verständnis für die Politik zu schärfen. Katharina II. pflegte eine rege Korrespondenz mit Voltair, den sie sehr schätzte. Er nannte sie den strahlendsten Stern des Nordens und sah in ihr eine Philosophin auf dem Thron. Ihre tiefe Zuneigung und Bewunderung zeigte sich, als sie seine Vorstellungen in ihre „Große Instruktion“ mit einfließen ließ. Darüber hinaus unterstützte sie ihn finanziell und kaufte nach seinem Tod die ganze Sammlung all seiner Werke auf, die sich heute in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg befindet. Sie ist die einzige Herrscherin, welcher in der Geschichtsschreibung der Beiname die Große verliehen wurde.
28. September - Die spätere britische Nationalhymne God Save the King wird in einem Arrangement von Thomas Arne zu Ehren von König George II. von Hannover uraufgeführt. Ein Jahr zuvor war das Lied in einem Buch Thesaurus Musicus mit der einfachen Überschrift „Für zwei Stimmen“ abgedruckt worden. Während der Rebellion der Jakobiten 1745 wurde das Lied in allen königlichen Theatern gesungen und dadurch allgemein bekannt. Auch die Jakobiten nahmen das Lied mit der Änderung God save great James our king an. Die damals sonderbare Bezeichnung National Anthem, also ‚National-Motette‘, rührte daher, dass die vierte von Händels 1727 komponierten Krönungsmotetten (Coronation Anthems) denselben Anfang besaß. 1745 sang man diese aus patriotischen Gründen in Londoner Theatern und Konzerten eine Zeitlang täglich, unmittelbar bevor Careys Lied bekannt wurde. Liechtenstein verwendet seit 1850 für seine Nationalhymne Oben am jungen Rhein die gleiche Melodie. Bei der bis 1961 gesungenen Schweizer Nationalhymne Rufst du, mein Vaterland und der Kaiserhymne des Deutschen Reiches von 1871 bis 1918 Heil dir im Siegerkranz, welche bereits seit 1795 bis 1918 Preußische Nationalhymne war, entsprach die Melodie ebenfalls der britischen Hymne. W
1747
England führt die Karossensteuer ein.
Die Nutation (Schwankung der Erdachse) wird entdeckt.
Daß man aus Kartoffeln Schnaps brennen kann, entdeckt ein Herr Lautingshausen, was sicherlich der Verbreitung dieser edlen Knolle nicht abträglich gewesen ist.
Die Stadt Wolfenbüttel entsteht durch Vereinigung mehrerer Siedlungen.
1749
1750
Der Komponist Johann Sebastian Bach stirbt am 28.Juli in Leipzig (*21.3.1685).
In Wien wird Schloß Schönbrunn fertiggestellt.
1751
22. Januar - In Paris wird auf Initiative von Madame de Pompadour mit Unterstützung von Ludwig XV. die École Militaire, die älteste Militärakademie der Welt, gegründet. Die Schule, ursprünglich für die Ausbildung von Söhnen verarmter Adelsfamilien zu vollendeten Offizieren vorgesehen, nahm später auch bürgerliche Zöglinge und 1784 ihren berühmtesten Schüler auf, den jungen Napoleon Bonaparte. 1787 geschlossen, diente sie unter anderem als Depot und als Kaserne, bis sie 1878 ihre ursprüngliche Bestimmung zurückerhielt. Heute beherbergt sie verschiedene Einrichtungen, die der höheren militärischen Weiterbildung dienen. W Bild: wagner51
Das Nickel wird entdeckt, das Hinterladergewehr (von Chaumette) und das Reaktions-Wasserrad erfunden.
29. August - Im Keller des Heidelberger Schlosses wird das größte Weinfass der Welt fertiggestellt. Es kann 221.726 Liter Wein aufnehmen. Das heutige Fass ist das in zeitlicher Abfolge vierte derartige Riesenfass. Heute fasst es noch 219.000 Liter nach Eintrocknung des Holzes. Es wurde nur dreimal gefüllt, weil es nie dicht war. Als Attraktion für die Besucher des Schlosses blieb es jedoch erhalten. Es wurde durch ein großes Loch in der Decke aufgefüllt. Durch dieses Loch führte man einen Schlauch ins Fass darunter und pumpte den Wein so in das Fass, damit man nicht aufs Fass klettern musste. W Bild: Adiel lo
1752
31. Juli - Der Tiergarten Schönbrunn in Wien wird erstmals schriftlich erwähnt. Er ist damit der weltweit älteste noch bestehende Zoo. Die Menagerie Schönbrunn war bis gegen Ende der Regierungszeit Maria Theresias (Maria Theresia starb 1780, Franz Stephan 1765) im Wesentlichen der kaiserlichen Familie vorbehalten. Freilich zählten bald auch Schulklassen zu den geladenen Gästen. 1778 wurde die Menagerie zusammen mit Schloss und Park für „anständig gekleidete Personen“ geöffnet – zunächst jedoch nur an Sonntagen. Nachdem 1770 der erste Elefant und 1781 mit Wölfen und Bären auch erstmals Raubtiere nach Schönbrunn gekommen waren, nahm unter dem Einfluss der Koalitionskriege und der damit verbundenen politischen, gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen die Bedeutung der Menagerie weiter zu. Um 1800 kamen die ersten Eisbären, Großkatzen, Hyänen und Kängurus sowie ein weiteres Paar Indischer Elefanten nach Schönbrunn. Die exotischen Tiere waren Publikumsmagneten – sie lockten Besucher aus Wien und seiner Umgebung, aber auch viele ausländische Gäste in die kaiserliche Menagerie. Zu jener Zeit war der Tiergarten bereits täglich zu besichtigen und die ersten ausführlicheren Beschreibungen und „Zooführer“ entstanden. W
Benjamin Franklin erfindet den Blitzableiter.
1754
In Paris wird mit dem Bau des Place de la Concorde begonnen und die Oper im Schloß von Versailles vollendet.
6. Mai - Dorothea Christiane Erxleben, die ihr Studium auf Grund einer Sondergenehmigung von Friedrich dem Großen absolviert hat, besteht ihre Doktorprüfung an der Universität Halle mit großem Erfolg und wird damit zur ersten promovierten Ärztin in Deutschland. 1747 übernahm sie die Praxis ihres verstorbenen Vaters. Nachdem eine ihrer Patientinnen während der Behandlung gestorben war, wurde sie von anderen Ärzten wegen „medicinischer Pfuscherey“ angezeigt. Daraufhin entschloss sich die nun 39-jährige Dorothea, kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes, ihre Promotion nachzuholen. Im Januar 1754 reichte sie ihre Dissertation mit dem Titel Quod nimis cito ac iucunde curare saepius fiat caussa minus tutae curationis, 1755 auf Deutsch unter dem Titel Academische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsichern Heilung der Krankheiten, ein, und am 6. Mai desselben Jahres trat sie an der Universität Halle zum Promotionsexamen an, das sie mit großem Erfolg ablegte. Nach der Promotion führte sie ihr Leben wie bisher weiter: Sie kümmerte sich um ihre Kinder, führte den Haushalt und behandelte ihre Patienten. W
1755
1. November - Bei einem schweren Erdbeben mit der Stärke 8,5 kamen am Allerheiligentag in Lissabon mindestens 30.000 Menschen ums Leben. Die Erdstöße lösten eine riesige Flutwelle und Brände aus, die die Stadt in Trümmer legten. Die Erschütterungen waren in ganz Europa zu spüren, die europäische Kontinentalplattte ruckte ein Jahr lang merklich. Angesichts dieser Naturgewalt schwand der Geschichtsoptimismus der Aufklärung. Voltaire soll unter diesem Eindruck den Glauben aufgegeben haben. Die deutschen Protestanten interpretierten das Beben als Zeichen für den Untergang des Katholizismus.
1756
24. März - Preußens König Friedrich II. erlässt an seine Beamten eine Circular-Ordre mit dem Auftrag „denen Herrschaften und Unterthanen den Nutzen von Anpflantzung dieses Erd Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzurathen, dass sie noch dieses Früh-Jahr die Pflantzung der Kartoffeln als einer sehr nahrhaften Speise unternehmen.“ Weiter lautet der Erlaß:
„Wo nur ein leerer Platz zu finden ist, soll die Kartoffel angebaut werden, da diese Frucht nicht allein sehr nützlich zu gebrauchen, sondern auch dergestalt ergiebig ist, daß die darauf verwendete Mühe sehr gut belohnt wird. (…) Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden, wie Ihr denn auch selbst bey Euren Bereysungen untersuchen müsset, ob man sich deren Anpflantzung angelegen seyn lasse.“
Trotz des Befehls und seiner „Tatkraft“ erreichte Friedrich der Große nicht „den Anbau von Lupinen und Kartoffeln“; „erst das Eintreten einiger Hungersnöte“ führten zum gewünschten Erfolg. Weitere Edikte zur Beförderung des Kartoffelanbaus folgten und immer wieder wurde kostenlos Saatgut verteilt. W
31. Oktober - In der Nacht gelingt Giacomo Casanova, gemeinsam mit einem Mitgefangenen, dem Somaskerpater Marino Balbi, die Flucht aus den Bleikammern des Dogenpalastes in Venedig. Die Gründe, die zu der Freiheitsstrafe führten, bleiben ungeklärt und sind noch heute Gegenstand kontroverser Diskussion; vermutet werden Gotteslästerung, der Besitz verbotener Bücher, verbotene Kontakte mit Ausländern oder Freimaurerei. Die Bleikammern, ein Komplex von sieben Zellen im Ostflügel des Palastes, galten als äußerst ausbruchsicher und waren bekannt als Gefängnis mit schrecklichen Haftbedingungen. Die Zellen befanden sich unter dem damals bleigedeckten Dach des Dogenpalastes. Die Bleiplatten führten in den ungeheizten Zellen zu sehr kalten Temperaturen während der Wintermonate und zu extremer Hitze im Sommer. Aus seiner Zelle stieg Casanova durch ein Loch in der Decke auf den Dachboden, gelangte auf das Dach und ließ sich von dort durch ein Dachfenster zurück in einen anderen Bereich des Palastes herab. Getarnt durch seine elegante Kleidung, die er zum Zeitpunkt seiner Verhaftung trug, verließ er den Palast durch einen der Haupteingänge, den ihm die Palastwache öffnete. An Bord einer Gondel erreichten Casanova und Balbi zunächst die Stadt Mestre auf dem italienischen Festland. Von dort setzte Casanova seine Flucht fort über Trient, Bozen und München nach Paris, wo er im Januar 1757 eintraf. W
1757
23. Juni - Unterstützt von Truppen der Ostindischen Kompanie besiegte der britische General Robert Clive bei Plasey die französisch-bengalische Armee und verhinderte damit die Ausdehnung der französischen Kolonialisierung Indiens. Der Sieg der Briten über die Franzosen bedeutete für Indien fast zwei Jahrhunderte britischer Herrschaft. Davor besaßen die Engländer nur kleinere Provinzen an den Küsten Indiens, die ihnen rivalisierende europäische Mächte streitig machten. W
Papst Benedikt XIV. hebt den Bann der römisch-katholischen Kirche gegen Werke auf, die ein heliozentrisches Weltbild enthalten.
In Rußland wird die erste Berufsschauspielertruppe am Nationaltheater gegründet
1758
14. April - Clara, das seit Jahren durch Europa tourende Panzernashorn, stirbt in London. Es ist das erste Nashorn, das nachweislich mehrere Jahrzehnte in Gefangenschaft überlebt hat. W
1761
Erste Feuerwehr-Schubleiter in Gebrauch.
1762
Der russische Zar Peter III. wurde von seiner deutschen Gemahlin Sophie Friederike Auguste gestürzt, die als Katharina II. den russischen Thron bestieg. Dieser Umsturz leitete eine der glanzvollsten Zeiten der russischen Geschichte ein. Die Regimenter wurden daraufhin auf ihren Namen vereidigt. Die holsteinischen Truppen des überraschten Peter III. wurden von Husaren entwaffnet und Zar Peter III. zur Unterzeichnung einer Verzichtsurkunde gezwungen. Peter III wurde in Haft gehalten und unter ungeklärten Umständen ermordet. Am 22. September 1762 wurde Katharina zur Zarin in Moskau gekrönt, worauf sie das Land 34 Jahre lang regierte. Großfürstin Katharina war eine lebensfrohe und intelligente Frau. Sie musizierte gern und las viel, mit Vorliebe historische und politiktheoretische Werke, um so ihr Verständnis für die Politik zu schärfen. Katharina II. pflegte eine rege Korrespondenz mit Voltair, den sie sehr schätzte. Er nannte sie den strahlendsten Stern des Nordens und sah in ihr eine Philosophin auf dem Thron. Ihre tiefe Zuneigung und Bewunderung zeigte sich, als sie seine Vorstellungen in ihre „Große Instruktion“ mit einfließen ließ. Darüber hinaus unterstützte sie ihn finanziell und kaufte nach seinem Tod die ganze Sammlung all seiner Werke auf, die sich heute in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg befindet. Sie ist die einzige Herrscherin, welcher in der Geschichtsschreibung der Beiname die Große verliehen wurde. W
1763
27. Januar - Rio de Janeiro löst Salvador da Bahia als Hauptstadt des portugiesischen Vizekönigreichs Brasilien ab. Rio de Janeiro ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens und Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates. Sie liegt an der Guanabara-Bucht im Südosten des Landes. Der Name (portugiesisch für „Fluss des Januars“) entstand, weil Gaspar de Lemos am 1. Januar 1502 die Bucht entdeckte und irrtümlich für die Mündung eines großen Flusses hielt. Einen weiteren Bedeutungsgewinn erfuhr Rio de Janeiro 1808, als der portugiesische Hof nach dem Angriff Napoleons auf Portugal dorthin flüchtete. Bis 1960 war Rio de Janeiro die Hauptstadt Brasiliens und trat danach diese Funktion an Brasília ab, bleibt aber nach São Paulo bedeutendstes Handels- und Finanzzentrum des Landes. W Bild: Mariordo (Mario Roberto Durán Ortiz)
15. Februar - Unterzeichnung des Friedens von Hubertusburg zwischen Österreich, Preußen und Sachsen. Damit endete der Dritte Schlesische Krieg oder Siebenjährige Krieg zwischen Preußen auf der einen und Frankreich, Rußland, Sachsen und Österreich auf der anderen Seite. Mit dem Frieden gewann der preußische König für sein militärisches Können und Glück den Beinamen "der Große". Sein Haus Hohenzollern erhielt die reiche Provinz Schlesien und den Aufstieg Preußens zur Großmacht. Wirklicher Gewinner der Auseinandersetzungen war England: Der Krieg gegen Preußen lenkte Frankreich von den Kämpfen in den Kolonien ab. So musste Frankreich nur wenige Monate vor dem Hubertusburger Frieden Indien, Mississippi und Kanada an England abtreten. W
1764
14. Februar - Der französische Händler Pierre Laclède Liguest und sein aus New Orleans stammender Stiefsohn Auguste Chouteau gründeten "Saint Louis" 1763 als einen Handelsposten. Die eigentliche Stadtgründung fand am 15. Februar 1764 statt. Nach dem French and Indian War (1754–1763) war St. Louis unter spanischer Kontrolle, wurde jedoch – zusammen mit dem Rest von Louisiana – im Napoleonischen Krieg an Frankreich zurückgegeben. W
30. Juni - Die Bestie vom Gévaudan verursacht den ersten ihrer Todesfälle. In den folgenden Monaten lassen über 100 Franzosen, vorwiegend Frauen und Kinder, bei einer Mordserie ihr Leben. Nach diesem ersten Überfall suchte das Monstrum weitere Kinder, Heranwachsende und Frauen heim, die grauenhaft verletzt aufgefunden wurden. Danach verlagerten sich die Geschehnisse in die Umgebung des Mercoire-Waldes südlich Langogne. Dort wurden im August in Masméjean ein 15-jähriges Mädchen und kurz danach ein Junge aus Cheylard l’Eveque zerrissen. Im September starben eine 36-jährige Frau, ein Junge und ein kleines Mädchen. Anschließend verlagerte sich das Tätigkeitsfeld der Bestie erneut, dieses Mal in nord-westlicher Richtung. Bis Ende 1764 geschahen weitere Mordtaten; die Opfer waren wieder ausschließlich Frauen und Kinder. Die Bauern der Umgebung konnten sich der Bestie kaum erwehren. Wegen des Aufstands der Kamisarden hatte der König alle Schusswaffen sowie lange Hieb- und Stichwaffen einziehen lassen. Nach einer Reihe von Vorfällen, von denen sogar der Königshof erfahren hatte, stationierte König Ludwig XV. eine 57-köpfige Dragonereinheit unter dem Befehl von Capitaine Duhamel in der Region mit dem Auftrag, das Tier aufzustöbern und zu töten. Bei der größten Treibjagd im Februar 1765 waren über 20.000 Personen beteiligt. Jedoch setzten sich auch während dieser Treibjagden weitere tödlich verlaufende Überfälle außerhalb des bejagten Gebietes fort. Schließlich wurden über 9.000 Livres für die Ergreifung der Bestie ausgesetzt. Das entsprach etwa dem Wert von 100 Pferden.
Am 19. Juni 1767, „um 10 Uhr 15“, erlegte Jean Chastel ein riesiges Tier. Eine Woche später wurde ein weibliches Tier getötet. Danach sollen die Überfälle aufgehört haben, jedoch verbreiteten sich Gerüchte, dass Jean Chastel, der wegen Totschlags im Gefängnis gesessen hatte, die Bestie aus einem Wolf und einem Hund gezüchtet und zum Morden abgerichtet habe. Damit wurde versucht, die Methodik des Tötens, die häufig eher einem Menschen zugeschrieben wird, mit den Augenzeugenberichten zu vereinbaren, die zweifelsfrei von einem Tier sprechen. Der königliche Notar Maître Marin, beschreibt die getötete Kreatur wie folgt: „Länge: 1,50 m; Schulterhöhe 0,77 m; Maulspannweite 19 cm.“ Die Geschichte der Bestie vom Gévaudan wurde als Pakt der Wölfe (französisch Le Pacte des loups) mit Samuel Le Bihan, Monica Bellucci und Vincent Cassel in den Hauptrollen verfilmt. W
Die erste anwendungsreife Dampfmaschine wird von James Watt erfunden, womit der Weg frei ist für die "Industrielle Revolution".
1766
23. Februar - Das Herzogtum Lothringen wird an Frankreich angegliedert. Zuvor hatte Herzog Leopold von Lothringen die internationale Anerkennung einer Neutralität für sein Land erreicht. Sein Sohn und späterer deutscher Kaiser Franz Stefan musste 1735 das Herzogtum Lothringen gegen das Großherzogtum Toskana tauschen. Neuer Herzog wurde Stanislas Leszczynski, der polnische Schwiegervater des französischen Königs. So verließ Lothringen das Deutsche Reich, kam 1766 zunächst formell zu Frankreich und wurde 1801 auch völkerrechtlich zugesprochen. Seitdem hatte Elsass-Lothringen eine bewegte Geschichte zwischen Frankreich und dem deutschen Reich. Aus einer Dreiteilung des Fränkischen Reichs entstand 843 das Lotharii Regnum, das nach seinem König benannte „Reich des Lothar“ oder Lotharingien. Es lag in der Mitte zwischen dem Ost- und dem Westfränkischen Reich und erstreckte sich ursprünglich als langgestrecktes Territorium vom Mittelmeer bis zur Nordsee. 870 wurde das Gebiet wieder zwischen dem Ost- und Westfränkischen Reich aufgeteilt. Der Name Lotharingien blieb jedoch im Reichsverband erhalten, wobei zunächst zwischen dem von der Mosel durchflossenen Oberlothringen und dem nördlich daran anschließenden Niederlothringen unterschieden wurde. Während Niederlothringen im Mittelalter bald in mehrere Fürstentümer zerfiel, bestand im oberlothringischen Raum das Herzogtum Lothringen fort, das bis 1766 Teil des Heiligen Römischen Reiches war. Lothringen wurde dann zu einer Provinz des Königreichs Frankreich, das bereits im vorangegangenen Jahrhundert das Elsass annektiert hatte. W
7. April - Kaiser Joseph erklärte den Wiener Prater zum Volkspark, dessen Hauptattraktion bei der Weltausstellung 1873 das 64m hohe Riesenrad wurde. Seit dem 15. Jahrhundert wurde der Prater als Tierpark und Jagdrevier des österreichischen Hofes genutzt. 1766 wurde das kaiserliche Jagdgebiet der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bald darauf siedelte sich eine Reihe kleiner Vergnügungsbetriebe an, die mit der Entwicklung der Technik und der Elektrizität ein immer reicheres Unterhaltungsangebot bereitstellten. Der Wiener Prater ist die älteste Vergnügungsstätte Europas mit festem Platz und ganzjährigem Angebot. W
Der Wasserstoff wird entdeckt.
1767
30. September - Das Lustspiel "Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück" von Gotthold Ephraim Lessing wird in Hamburg uraufgeführt. Das Stück handelt von dem Major Tellheim, der verarmt und verwundet aus dem siebenjährigen Krieg zurückkommt und sich seiner Geliebten, Minna, nicht mehr würdig fühlt. Minna entlarvt mit Vernunft und Liebe seine Lebenskrise als Illusion - zu Hilfe kommt ihr dabei, typisch für Lessing, ein ganz besonderer Ring. W
1768
Im Vertrag von Versailles wurde der Verkauf Korsikas an Frankreich festgeschrieben. Seit dem Jahr 1312 hatte Genua die Vormachtstellung auf der ehemals langobardisch besetzten Insel inne, unterbrochen von einer französischen Herrschaft von 1458 bis 1558. Mit dem Verkauf an Frankreich ging der 40 Jahre währende korsische Unabhängigkeitskampf, der ab 1755 von dem Patrioten Pasquale Paoli angeführt wurde, zu Ende. Der bewaffnete Widerstand von Paolis Truppen wurde in einer entscheidenden Schlacht am 8. Mai 1769 niedergeschlagen. 1789 wurde die Mittelmeerinsel zum Teil des französischen Königreichs erklärt. W
26. August - Der Seefahrer James Cook beginnt seine erste, bis 1771 dauernde Weltreise. Die "Endeavour", ein umgebauter Kohlenfrachter, nahm zunächst Kurs auf Tahiti. Die Rückreise führte Cook aufgrund einer geheimen Instruktion der Royal Society nach Süden. Dort wurde ein Südland vermutet. Auf der Reise sollten das Verhalten der Kompass-Magnetnadel laufend beobachtet und Mineralproben genommen werden. Unbekannte Länder sollten, wenn es ohne Gewalt möglich war, für seine Majestät in Besitz genommen werden. Cook entdeckte zwar nicht das Südland, aber unter anderem die Gesellschaftsinseln in Südostpolynesien und die Ostküste Australiens. Außerdem stellte er fest, dass Neuseeland aus zwei Inseln besteht. W
Die mechanische Spinnmaschine wird erfunden.
1769
5. Januar - James Watt erhält das Patent auf seine Dampfmaschine. James Watt, dem oft fälschlicherweise die Erfindung der Dampfmaschine zugeschrieben wird, verbesserte den Wirkungsgrad der Newcomenschen Dampfmaschine erheblich. Er verlagerte mit seiner 1769 patentierten Konstruktion einerseits den Abkühlvorgang aus dem Zylinder heraus in einen separaten Kondensator, andererseits belieferte er den Kolben abwechselnd von der einen und der anderen Seite mit Dampf. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite öffnete er den Auslass zum Kondensator. So konnte Watt auf das mechanische Rückführen des Kolbens verzichten, und die Maschine bei beiden Kolbenhüben Arbeit verrichten lassen. Zusammen mit der Erfindung des Wattschen Parallelogramms war es möglich, die Maschine ein Schwungrad drehen zu lassen. James Watt bezeichnete diese Erfindung als seine bedeutendste; sie gilt auch heute noch als Musterbeispiel für die Lösung der Aufgabe, eine geradlinige Bewegung in eine kreisförmige nur mit Hilfe von Drehgelenken umzuwandeln. Um die Fähigkeit seiner Dampfmaschinen zu demonstrieren, erfand Watt die Leistungseinheit Pferdestärke. Die wattsche Dampfmaschine ersparte durch diese Verbesserungen gegenüber ihren Vorgängern ein Vielfaches der Wärmeenergie, die zum Betrieb der Maschine notwendig war. Der Wirkungsgrad der wattschen Maschine erreichte schließlich drei Prozent. W
27. Juli - In London wird das erste urkundlich belegte Feuerwerk abgefeuert. Die ersten Feuerwerke gab es wahrscheinlich im China während der Song-Dynastie, die sich jedoch nicht durch einen Licht-, sondern durch einen Knalleffekt auszeichneten. Im späten 14. Jahrhundert entwickelte sich in Italien (erste Nennung in Vicenza, 1379), aus dem Gebrauch des Schwarzpulvers, eine eigenständige Feuerwerkskunst, die sich dann in ganz Europa verbreitete. Feuerwerke dienten in Europa seit der frühen Neuzeit der höfischen Repräsentation und wurden im Barock zu einer eigenen Art von Veranstaltung weiterentwickelt. Hierbei stand immer der politische, repräsentative Charakter im Vordergrund. W Bild: Semnoz
2. August - Der spanische Armeekapitän Gaspar de Portola und der Franziskaner Juan Crespi entdeckten beim Einrichten einer Verbindung zwischen San Diego und San Fransisco jenen Ort, an dem die spätere Millionenstadt Los Angeles entstand. Portola gibt dem an der Ebene angrenzenden Fluß den Namen "El Rio de Nuestra Senora la Reina de los Angeles de Porciuncula". Am 4. September wurde 1781 offiziell von Gouverneur Felipe de Neve als El Pueblo de la Reina de Los Ángeles - „Das Dorf der Königin der Engel” gegründet. Der gegenwärtige Name Los Angeles ist eine Verkürzung des Gründungsnamens auf „die Engel”. Der Name bezieht sich auf eine kleine Kapelle nahe von Assisi, deren Restauration Franziskus mit einer Spende ermöglicht hatte. Später wurde die Kirche zu einem beliebten Wallfahrtsort. W
7. Oktober - James Cook landet auf der Nordinsel Neuseelands und nimmt das Land für die britische Krone in Besitz. Cook sollte eigentlich einen vermuteten südlichen Kontinent finden. Im Oktober 1769 traf Cooks Schiff Endeavour von Tahiti kommend am südwestlichen Punkt der Poverty Bay genannten Bucht auf Neuseeland. Nach ersten feindseligen Begegnungen, dann aber auch gelungenen Annäherungsversuchen mit Māori umsegelte Cook zunächst die Nordinsel sowie nach einem längeren Aufenthalt in den Marlborough Sounds die Südinsel und konnte so nachweisen, dass es sich bei Neuseeland um Inseln und nicht um einen Teil eines Kontinents handelte. Cook und die ihn begleitenden Wissenschaftler begannen das Land gründlich zu kartographieren, sie erkundeten ausgiebig Flora und Fauna und sammelten Informationen zu den Māori. Nur wenige Wochen nach Cook erreichte auch Jean François Marie de Surville die Inseln. In den folgenden Jahren wanderten vor allem Walfänger, Robbenfänger und später auch Missionare nach Neuseeland ein. Diese pflegten ausgeprägte Kontakte zu den Māori. Die beiden Parteien trieben regen Handel miteinander, einige Europäer lebten sogar mit den Māori zusammen. W
1770
Aus seiner ersten Südseereise läuft James Cook mit seinem Schiff HMS Endeavour beim Cape Tribulation auf Grund. Das so entdeckte Great Barrier Reef hätte beinahe zum Untergang des Schiffes geführt. Das Great Barrier Reef, auf Deutsch auch das Große Barriereriff, vor der Küste Australiens ist das größte und wohl beeindruckendste Korallenriff der Erde und wird den sieben Weltwundern der Natur zugerechnet. Im Jahre 1981 wurde es von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
16. Mai - In Versailles wurde die Ehe zwischen der 14-jährigen österreichischen Kaisertochter Marie Antoinette und dem französischen Thronerben Ludwig geschlossen. Nach der Abschaffung der Adelsprivilegien versuchte das Königspaar 1791 aus Frankreich zu fliehen, wurde jedoch in Varennes, nahe der Grenze, gefangen genommen. Am 21. September 1792 wurde die französische Monarchie gestürzt, und Ludwig XVI. und seine Familie wurden inhaftiert. Der König wurde im Januar des folgenden Jahres, Marie Antoinette im Oktober auf der Guillotine hingerichtet. W
1771
Hungersnot in Deutschland führt zu sprunghaftem Anstieg des Kartoffelanbaus.
1772
4. August - Wolfgang Amadeus Mozart heiratet, ohne Aufgebot und ohne elterliche Genehmigung, Constanze Weber in Wien. Constanze war die dritte von vier Töchtern von Franz Fridolin Weber und Maria Cäcilia Cordula Stamm. Die Familie lebte in Mannheim, wo der Vater Bassist und Kopist am Theater war und die zweitälteste Schwester Aloisia Koloratursopranistin. Dort lernten sich Mozart und Constanze Weber 1777 kennen. Mozart verliebte sich aber zunächst in ihre Schwester Aloisia. 1781 traf Mozart die inzwischen nach Wien übersiedelte Familie Weber wieder. Aloisia hatte zwischenzeitlich Joseph Lange geheiratet. In Wien wohnte Mozart eine Zeit lang bei den Webers, musste jedoch „wegen des Geredes der Leute“ die Wohnung wechseln. Am 4. August 1782 heirateten die beiden Nach Mozarts Briefen zu urteilen, war es eine glückliche Ehe. Sie habe ihm die Inspiration gegeben, die er für seine Kompositionen brauchte. Mehrere Werke sind für sie geschrieben, darunter die Sopranpartie der Großen c-Moll-Messe, die sie bei der Uraufführung in der Salzburger Peterskirche singen sollte. Sie begleitete ihn auch auf den meisten seiner Reisen. Während ihrer Ehe mit Mozart war Constanze in acht Jahren sechsmal schwanger, was ihre Kräfte derart auslaugte, dass sie immer wieder ans Bett gefesselt war. Von den Kindern Raimund Leopold (1783), Carl Thomas (1784–1858), Johann Leopold (1786), Theresia (1787), Anna (1789) und Franz Xaver Wolfgang (1791–1844) starben vier als Säuglinge. Belastet war sie zudem durch häufige Umzüge und die Geldknappheit der letzten Jahre. Nach Wolfgangs Tod 1791 stand Constanze alleine mit ihren beiden Kindern und den Schulden ihres Mannes da. Um sich und die Kinder durchzubringen, veranstaltete sie gemeinsam mit ihrer Schwester Aloisia mehrere Benefizkonzerte und 1795/96 eine Konzertreise mit Mozarts Werken. W
1773
16. Dezember - Die "Söhne der Freiheit", als Indianer verkleidete Bürger von Boston, entern Schiffe der englischen East India Company und zerstören drei Ladungen Tee, als einen Akt des Widerstandes gegen die britische Kolonialpolitik. Diese "Boston Tea Party" stellt den Beginn des US-amerikanischen Unabhängigkeitskriegs dar. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg fand von 1775 bis 1783 zwischen den 13 nordamerikanischen Kolonien einerseits und der britischen Kolonialmacht andererseits statt. Er war der Höhepunkt der Amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führte mit der Unabhängigkeitserklärung 1776 und der Bildung der Konföderation 1777 zu deren siegreichem Abschluss und zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika. W Bild: Public Domain
1774
25. Januar - Der Friseur David Low eröffnet im Covent Garden in London das erste Grand Hotel der Welt. Bis dahin gab es nur möblierte Zimmer oder mehr auf Verköstigung ausgerichtete Gastwirtschaften. Seine heutige Bedeutung erlangte das Hotel im Laufe des 19. Jahrhunderts, besonders in der Belle Epoque, wo im gründerzeitlichen Bauboom in ganz Europa sowohl in den Städten Repräsentativbauten im bürgerlich-unternehmerischen Umfeld entstanden als auch im Kurwesen, wo die großen, in oft entlegenen Gegenden errichteten monumentalen Kurhotels von schlossartigem Charakter enorme gesellschaftliche Bedeutung gewannen. Dabei nahm die Bettenzahl beständig zu. Der im 17. Jahrhundert aus der französischen Sprache entlehnte Begriff hôtel von altfranzösisch ho(s)tel aus dem spätlateinischen hospitale für „Beherbergungsstätte“. Hôtelbezeichnete im französischen 17. Jahrhundert Stadthäuser des Adels. Weil in der vorrevolutionären Zeit der Stadtpalais des Grundherren auch das Verwaltungsgebäude seiner Besitzungen war, geht der Name auch auf öffentliche Gebäude über (frz. Hôtel de ville ist dt. „Rathaus“). Aufgrund der herrschaftlich-repräsentativen Ausstattung der Stadtpalais geht der Ausdruck in späterer Umwidmung auch auf Gästehäuser mit gehobenem Anspruch über. W
26. Februar - Nachdem er es gestrafft und auf vier Akte reduziert hat, wird Pierre Augustin Caron de Beaumarchais' Theaterstück "La Précaution inutile ou le Barbier de Séville" (Die unnütze Vorsicht oder der Barbier von Sevilla), das am 23. Februar durchgefallen ist, zu einem triumphalen Erfolg. Das Stück zeigt in einer so witzigen wie turbulenten Handlung den Hochzeitstag eines jungen bürgerlichen Schlossverwalters, in den sich der einstige Barbier Figaro verwandelt hat, dem es trotz seiner Klugheit und Tüchtigkeit nur mit Glück und Mühe gelingt, seinen Herrn, einen eher dümmlichen, aber arroganten und letztlich auch mächtigen Aristokraten, davon abzuhalten, an seiner Verlobten das jus primae noctis auszuüben. (Jus primae noctis, deutsch Recht der ersten Nacht; wird das Recht eines Gerichtsherren bezeichnet, bei der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen. Die in dieser kurzfristigen Verbindung gezeugten Kinder, die Erstgeborenen einer bäuerlichen Familie, verblieben wie ihre Mutter und der rechtsgültige, aber nicht leibliche Vater in der Erbuntertänigkeit und dem Frondienst.) Seine Figur wurde zum Prototyp eines Menschen, der an Macht zwar unterlegen, aber im Bewusstsein seines Rechtes aufsässig, dazu blitzgescheit und witzig ist. Die 1826 gegründete, damals satirische Zeitschrift und heutige Tageszeitung Le Figaro trägt seinen Namen. W
Der Held in Johann Wolfgang von Goethes Drama, das erstmals am 12. April aufgeführt wurde, machte durch derbe Sprüche von sich reden. Wer kennt ihn nicht, den berühmten Ausspruch des Götz von Berlichingen, dass man ihn "am Arsche lecken könne", der heute häufig ohne Wissen des kulturellen Kontextes als alltägliches Schimpfwort verwendet wird. Die Uraufführung des Schauspiels in fünf Akten "Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand" fand in Berlin mit der Kochschen Schauspieltruppe statt. Die Fassung des Urgötz trug im Titel den Vers eines Volkslieds "Das Unglück ist geschehen. Das Herz des Volkes ist in den Kot getreten und keiner edeln Begierde mehr fähig". Goethes Götz endet tragisch. Auf seiner eigenen Burg belagert, ergibt sich Götz gegen die Bestätigung des freien Geleits. Trotzdem wird er gefangengenommen, befreit und wieder festgesetzt. Götz stirbt an seinen inneren und äußeren Wunden mit der Erkenntnis, dass er als letzter der Rechtschaffenen und Unabhängigen sich überlebt hat. W Bild: Public Domain
Der Sauerstoff wird von Joseph Priestley entdeckt.
Der Engländer John Wilkinson erfindet eine Präzisionsbohrmaschine zum Ausbohren von Kanonenrohren.
Der Anbau von Klee wird zum Zweck der Stallfütterung in die Landwirtschaft eingeführt.
1775
3. April - In Kempten (Allgäu) steht Anna Schwegelin als Angeklagte im letzten deutschen Hexenprozess vor Gericht. Das Todesurteil durch Verbrennen wegen Hexerei wird jedoch nie vollstreckt. Ohne gefoltert zu werden, gestand die Schwegelin den Teufelspakt ein, bestritt allerdings, jemals einen Schadenzauber ausgeübt zu haben. Gestützt auf die Constitutio Criminalis Carolina, plädierte der Landrichter in seinem Gutachten wegen erwiesener Teufelsbuhlschaft auf Hinrichtung mit dem Schwert. Als Tag der Exekution war der 11. April 1775 vorgesehen. Vermutlich auf den Einfluss seines Beichtvaters, des Franziskanerpaters Anton Kramer, hin befahl der Fürstabt jedoch noch vor diesem Termin den Aufschub des Vollzugs und die Wiederaufnahme der Nachforschungen. Nach dem Juli 1775 scheint der Fall nicht mehr weiter verfolgt worden zu sein. Schwegelin blieb im Gefängnis und starb dort 1781, versehen mit den Sterbesakramenten, wie im Sterbematrikel von St. Lorenz vermerkt ist. W
3. Mai - Der britische Uhrmacher und Erfinder Alexander Cumming meldet ein Patent für ein Wasserklosett an. Er entwickelte ein S-förmiges Rohr (Siphon), das auch heute noch in den WCs eingebaut ist, und erhielt darauf ein englisches Patent (Nr. 814). Damit konnte man verhindern, dass der Geruch nach außen zurückdrang. Mit seiner Erfindung legte er 1775 den Grundstein für unsere heutige Toilette, obwohl die eigentliche Erfindung des Wasserklosetts 1596 dem Engländer Sir John Harington zugeschrieben werden kann. Allerdings geriet die Erfindung Haringtons mangels Akzeptanz in Vergessenheit und wurde daher erst 1775 Alexander Cummings patentiert. Tatsächlich wurde das erste Wasserklosett 1810, also 35 Jahre später, in Betrieb genommen. W
1776
10. Januar - Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges veröffentlicht Thomas Paine das Pamphlet "Common Sense", das Thomas Jeffersons Unabhängigkeits-erklärung entscheidend beeinflussen wird. Frei von jeglichen gefühlsmäßigen Bindungen an Großbritannien legte Paine dar, dass es Aufgabe Amerikas sei, die Unabhängigkeit zu erringen und ein neues, demokratisches Regierungssystem einzuführen, das sich auf die Prinzipien der Menschenrechte gründe. Unter anderem wird darin erstmals der Name Vereinigte Staaten von Amerika vorgeschlagen.„Common Sense“ hatte einen beispiellosen Erfolg, es erreichte eine Auflage von 120.000 Exemplaren in drei Monaten. W Bild: Public Domain
1. Mai - Der Illuminatenorden wird von Adam Weishaupt zusammen mit zwei Studenten an der Universität Ingolstadt als Geheimbund gegründet. Hintergrund war das intellektuelle Klima an der Universität, das fast vollständig von ehemaligen Jesuiten beherrscht wurde, deren Orden 1773 aufgehoben worden war. Weishaupt war der einzige Professor in Ingolstadt ohne jesuitische Vergangenheit und dementsprechend isoliert im Lehrkörper, was auch an seiner Begeisterung für die Ideen der Aufklärung lag. Um seinen Schülern Schutz vor jesuitischen Intrigen zu bieten, die er allerorten vermutete, vor allem aber, um ihnen Zugang zu zeitgenössischer kirchenkritischer Literatur zu gewähren, gründete er den geheimen Weisheitsbund, der in seiner Anfangszeit nicht mehr als ein antiklerikaler Lesezirkel von höchstens zwanzig Mitgliedern war. Darüber hinaus sah Weishaupt im Orden der Gold- und Rosenkreuzer, eines mystisch-spiritualistischen Ordens innerhalb der Freimaurerei, ein immer stärker werdendes Übel, das es zu bekämpfen galt. Das Ziel des Illuminatenordens war es, durch Aufklärung und sittliche Verbesserung die Herrschaft von Menschen über Menschen überflüssig zu machen. Zahlreiche Mythen und Verschwörungstheorien ranken sich um eine angebliche Weiterexistenz des Ordens und seine vermeintlichen Tätigkeiten, wozu unter anderem die Französische Revolution, der Kampf gegen die katholische Kirche und das Streben nach Weltherrschaft gerechnet werden. Bild: Public Domain
4. Juli - Alle dreizehn, im Kontinentalkongress zusammengeschlossenen, britischen Kolonien in Amerika nahmen in Philadelphia die von Thomas Jefferson verfasste Unabhängigkeitserklärung an. Sie erhoben die Grundrechte der Bürger eines freien Staates zum Glaubensbekenntnis der amerikanischen Republik. Nach ersten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kolonisten und britischen Truppen im Jahr 1775 entschieden sich die im Zweiten Kontinentalkongress versammelten Vertreter von 12 der 13 Kolonien (die Deputierten aus New York enthielten sich) für die Trennung vom Mutterland. Die formelle Erklärung der Unabhängigkeit wurde bereits am 2. Juli 1776 verabschiedet. Sie folgte einer Resolution, die der Abgeordnete Richard Henry Lee aus Virginia eingebracht hatte. Die heute bekannte Declaration of Independence war eine zwei Tage später verabschiedete Erläuterung dieses formalen Beschlusses und diente der moralischen und rechtlichen Legitimation für den Abfall von der britischen Krone und den Unabhängigkeitskrieg. Sie war von einem Vorbereitungskomitee entworfen worden, das aus Thomas Jefferson (Virginia), John Adams (Massachusetts), Benjamin Franklin (Pennsylvania), Robert R. Livingston (New York) und Roger Sherman (Connecticut) bestand. Ihr maßgeblicher Autor war Jefferson. Die übrigen Komiteemitglieder berieten ihn, nahmen jedoch keine oder nur kleinere, redaktionelle Änderungen vor. Als Independence Day ist der 4. Juli bis heute der Nationalfeiertag der USA. W
8. Juli - Beim ersten öffentlichen Verlesen der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wird in Philadelphia auch die Liberty Bell geläutet. In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika proklamierten die dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung von Großbritannien und ihr Recht, einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden. Der größtenteils von Thomas Jefferson verfasste und vom Zweiten Kontinentalkongress verabschiedete Text stellt die Gründungsurkunde der USA dar und ist eines der wirkungsmächtigsten Dokumente der demokratischen Staatsphilosophie. W
12. Juli - Nach zwei vorherigen Expedition brach der britische Seefahrer James Cook mit den Schiffen "Discovery" und "Resolution" erneut zu einer Entdeckungsreise auf. 1778 stieß er auf Hawaii und benannte die Inselgruppe "Sandwich Islands". Nachdem seine Suche nach einer Nordwest- oder Nordost-Passage erfolglos geblieben war, wollte Cook nach einer Zwangspause wegen Eises die Durchfahrt erneut versuchen. Aufgrund eines Sturmschadens an einem Schiff musste er jedoch nach Hawaii zurückkehren. Dort wurde der Entdecker und Kartograph 1779 nach einem Streit wegen des Diebstahls eines Bootes von Einheimischen getötet. W
Die ersten Hypnosen werden durchgeführt.
1778
18. Januar - James Cook entdeckt auf seiner dritten Südseereise als erster Europäer Hawaii und tauft die Inseln zu Ehren von Lord Sandwich „Sandwich Islands“. Am 20. Januar 1778 landete Cook dann auf der Insel Kauai, die bereits am 18. Januar gesichtet worden war. Der eigentliche Zweck seines Unternehmens bestand darin, eine Passage in den Atlantik zwischen Alaska und Sibirien zu finden. Cook betrieb Tauschgeschäfte mit den Einheimischen und ließ neben Schweinen und Ziegen diverses Saatgut zurück. Allerdings schleppte Cooks Besatzung auch Geschlechtskrankheiten auf der Insel ein, welche die Bevölkerung innerhalb der folgenden 80 Jahre von 300.000 auf 60.000 schrumpfen ließen. W
1. August - In Hamburg eröffnet die erste Sparkasse in Europa. Die Patriotische Gesellschaft von 1765 gründet eine „Allgemeine Versorgungsanstalt“, die auch eine so genannte „Ersparungsklasse“ betreibt. Die ersten Vorläufer der deutschen Sparkassen wurden ursprünglich auf Initiative von Landesherrschaften oder Privatleuten gegründet, um der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit zu eröffnen, eine langfristige, sichere und verzinsliche Rücklage für die Bewältigung der Widrigkeiten des Lebens (Krankheit, Alter etc.) zu bilden. Vorläufer der Sparkasse waren Waisenkassen und Leihhäuser, wie beispielsweise die 1749 von der Reichsabtei Salem zur Verwaltung von Waisenrenten eingerichtete Kasse und das Herzoglich-braunschweigische Leihhaus, das 1765 gegründet wurde.
3. August - In Mailand wurde das Opernhaus "Teatro alla scala", die "Scala", mit einer Aufführung von Antonio Salieris "Europa riconosciuta" eröffnet. In dem klassizistischen Opernhaus, erbaut von dem Mailänder Architekten Giuseppe Piermarini, finden 3600 Besucher Platz. Namensgeberin des Hauses war die Kirche "Santa Maria della Scala", über deren Ruinen die "Scala" steht. Inmitten einer kleinen Grünfläche auf dem Platz vor der Scala erinnert ein Denkmal an den Künstler Leonardo da Vinci. Nach der schweren Beschädigung im Zweiten Weltkrieg (1943) war das legendäre Opernhaus in Rekordzeit wieder aufgebaut worden. Am 11. Mai 1946 wurde das Haus mit einem Konzert unter Arturo Toscanini wiedereröffnet. Dem überhasteten Wiederaufbau waren verschiedene Fehler geschuldet, so wurde beispielsweise unter dem Orchestergraben Bauschutt abgelagert, was die Akustik beeinträchtigte. Eine Grundsanierung wurde dringend erforderlich. Trotz erheblichen Protests und trotz Prozessen vor Gericht wurde die Scala zum großen Teil abgerissen. Nur noch das Foyer, der Zuschauerraum und die von Stahlträgern gestützten Außenmauern blieben stehen. Der gesamte hintere Teil, beginnend mit der Bühne aus Holz, wurde entfernt. Von 2002 bis Anfang Dezember 2004 war die Mailänder Scala geschlossen, um Akustik und Bühnentechnik auf den neuesten Stand zu bringen und dabei doch den Stil der ursprünglichen Inneneinrichtung weitgehend zu erhalten. Seither kann auf drei Bühnen gleichzeitig geprobt werden. Der neue Bühnenturm erreicht eine Höhe von 38 Metern. Wieder eröffnet wurde das Opernhaus am 7. Dezember 2004 mit derselben Oper wie zur Ersteröffnung: L’Europa riconosciuta. Unter den 2000 geladenen Gästen waren Sophia Loren und Giorgio Armani sowie Angehörige mehrerer europäischer Königshäuser. Eine Eintrittskarte der höchsten Preiskategorie zur Eröffnungsveranstaltung kostete 2400 Euro. W
Die Drehbank wird von John Wilkinson erfunden.
1779
14. Februar -James Cook wird während seiner dritten Weltumrundung von Einheimischen auf den Sandwich-Inseln getötet, als er mit seinen Leuten versucht, den König als Geisel zu nehmen. Cook landete am 17. Januar 1779 in der Kealakekua-Bucht zum Zeitpunkt eines Festes zu Ehren des Gottes Lono. Das sonst über die Bucht verhängte kapu (Unantastbarkeit, geheiligter Ort) war für die Dauer des Festes aufgehoben. Als ein verstorbener Matrose an einem Platz beerdigt wurde, der nur Häuptlingen zustand, kam es zum Streit mit den Hawaianern. Da Cook zwei Tage später, am 4. Februar 1779, aufbrach, kam es nicht mehr zu Tätlichkeiten. Als er jedoch am 11. Februar wieder zurückkehrte, um einen im Sturm beschädigten Mast der Resolution zu ersetzen, waren die Beziehungen ruiniert. Es kam zu mehreren Diebstählen und dem Versuch, den König dafür als Geisel zu nehmen. Cook wurde am Strand aufgehalten und von einer großen Menge bedrängt. Nachdem ein erster Schrotschuss, den er aus seiner doppelläufigen Flinte abgegeben hatte, keine Wirkung gezeigt hatte, weil er im Schild eines Angreifers steckengeblieben war, gab er als zweiten Schuss eine Kugel ab und tötete damit einen anderen. Während er sich umdrehte, um Befehle zu erteilen, wurde er von hinten niedergestochen, fiel mit dem Gesicht ins Wasser, wurde herausgezerrt und niedergemetzelt. Vier Marineinfanteristen und einige Hawaiier ließen bei diesem Ereignis ebenfalls ihr Leben. W
2. Juli - Die erste gusseiserne Brücke der Welt, die den englischen Fluss Severn überspannt, wurde eingeweiht und als Meisterleistung moderner Ingenieurskunst gefeiert. Anschließend mussten noch die Zufahrtsstraßen gebaut werden. Die Brücke wurde am Neujahrstag 1781 eröffnet. Alle Gussteile stammten aus dem naheliegenden Hüttenwerk Coalbrookdale. Die Brücke steht noch heute, aber viele ihrer Nachfolger brachen in sich zusammen, denn das spröde Gusseisen erwies sich als schlechter Brückenbaustoff. Mit der Erfindung der Eisenbahn mussten die Ingenieure völlig neue Brücken entwerfen, die dem enormen Gewicht und den Bremskräften der Bahn gewachsen waren. Gusseisen wurde demzufolge von Fachwerkkonstruktionen aus Schmiedeeisen und Stahl abgelöst. Bis zum Bau der Brücke waren Fähren die einzige Möglichkeit, die Severn Gorge zu queren. 1773 schlug Thomas Pritchard dem ortsansässigen Eisenproduzenten John Wilkinson den Bau einer Eisenbrücke vor. In den nächsten zwei Jahren stellte Pritchard Pläne fertig und der Eisenproduzent Abraham Darby III wurde mit dem Bau der Brücke beauftragt. W Bild: shirokazan
6. September - Goethe schrieb wahrscheinlich am Abend des 6. Septembers 1780 mit Bleistift an die Holzwand der Jagdaufseherhütte auf dem Kickelhahn bei Ilmenau „Über allen Gipfeln“. Dort, „auf dem Gickelhahn dem höchsten Berg des Reviers“ übernachtet zu haben, „um dem Wuste des Städgens, den Klagen, den Verlangen, der Unverbesserlichen Verworrenheit der Menschen auszuweichen“, berichtete Goethe Charlotte von Stein mit einem “d. 6. Sept. 80“ datierten Brief, und fuhr fort: „Wenn nur meine Gedancken zusammt von heut aufgeschrieben wären es sind gute Sachen drunter. Meine beste ich bin in die Hermannsteiner Höhle gestiegen, an den Plaz wo Sie mit mir waren und habe das S, das so frisch noch wie von gestern angezeichnet steht geküsst und wieder geküsst“. Die Verse, die er an die Bretterwand der Hütte schrieb, erwähnte er auch in seinen folgenden Briefen mit keinem Wort. Allerdings kann Karl Ludwig von Knebels Tagebucheintrag vom 7. Oktober 1780 auf Goethes Inschrift bezogen werden: „Morgens schön. Mond. Goethens Verse. Mit dem Herzog auf die Pürsch [...] Die Nacht wieder auf dem Gickelhahn“. Ungewiss ist, ob Goethes Inschrift in jeder Einzelheit mit dem 1815 von ihm veröffentlichten Text übereinstimmte:
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch. W
11.September - Mit seiner Rede "Der Prinz sei dem Bauern gleich!" vor den Kammergerichtsräten in Küstrin läutete Friedrich II. (auch Friedrich der Große) einen Wandel in der preußischen Justiz ein. Er ordnete an, dass die Justiz ohne Ansehen der Person Gerechtigkeit üben sollte und dass das Gesetz keine Standesunterschiede akzeptieren dürfe. Mit der Einschränkung der Kabinettsjustiz, mit der Trennung von Justiz und Verwaltung sowie mit der Abschaffung der Folter bei der Vernehmung - nur wenige Tage nach seinem Regierungsantritt - hatte der König bereits den Geist des preußischen Rechtsstaates sichtbar werden lassen. Am 5. Februar 1794 wurde das "Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten" verkündet und am 1. Juni 1794 in Kraft gesetzt. W
James Cook wird bei seiner dritten Entdeckungsfahrt in Hawaii von Eingeborenen erschlagen.
In Kassel wird das Fridericianum eröffnet, das erste öffentliche Museum mit Bibliothek in Kontinentaleuropa.
1781
13. März - Der englische Astronom Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822) entdeckt mit einem Fernrohr den Planeten Uranus. Er baut mehrere Spiegelteleskope und führt 2 Himmelsdurchmusterungen durch, die Sterne bis zur 4. bzw. bis zur 8. Grösse erfassen. Der englische König Georg III. ernennt den erfolgreichen Musiker und Himmelsforscher 1782 zum Royal Astronomer. Der Uranus ist ca. viermal so groß wie die Erde und der siebte Planet des Sonnensystems. Er besitzt etwa 15 Monde und ist mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von -183°C der kälteste Planet unseres Sonnensystems. Der Gasplanet besteht fast ausschließlich aus Wasserstoff und Helium. W
19. Oktober - Die Kapitulation der britischen Truppen unter Führung von General Lord Cornwallis bei Yorktown im US-Bundesstaat Virginia leitete das Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein. Der spätere erste Präsident der Vereinigten Staaten, George Washington, hatte mit Unterstützung französischer Soldaten unter Marquis de Lafayette die gegnerische Armee eingeschlossen und damit nach mehreren Wochen Belagerung zur Aufgabe gezwungen. Ihre Unabhängigkeit von Großbritannien hatten die Vereinigten Staaten bereits am 4. Juli 1776 ausgerufen. Mit der Niederlage von Cornwallis war die Loslösung vom Mutterland dann auch militärisch besiegelt. W Bild: Public Domain
4. September - In der kalifornischen Missionsstation San Gabriel versammelten sich auf Geheiß des spanischen Gouverneurs Felipe de Neve elf Familien. Sie sollten im Namen des spanischen Königs das umliegende Gebiet besiedeln. In Begleitung von Soldaten und Priestern zogen die "Pobladores", 44 Männer, Frauen und Kinder, neun Meilen gen Südwesten. An einem 1769 von Gaspar de Portolá angelegten Camp am Flussufer gründeten sie das Dorf "El Pueblo de Nuestra Senora la Reina de Los Angeles de Porciuncula", die spätere City of Los Angeles. Die "Stadt der Engel" wurde im Jahr 1846 unabhängig und erhielt am 4. April 1850 das Stadtrecht. Los Angeles ist heute die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten. W
1782
Am Mannheimer Nationaltheater wurde, "Die Räuber", das erste Schauspiel des erst 22jährigen Friedrich Schiller uraufgeführt. Im Mittelpunkt standen die Ablehnung totalitärer Macht und der Ruf nach Freiheit. Themen, die in dieser Vorzeit der französischen Revolution auch in Deutschland großen Zuspruch fanden. W
1783
3. September - Im Frieden von Paris nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wird die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika vom Königreich Großbritannien anerkannt. Außerdem unterschreibt Großbritannien am selben Tag in Versailles schon vorher ausgehandelte gesonderte Verträge mit Frankreich und Spanien zur Regelung strittiger Punkte über ihre Besitzungen. Es tritt unter anderem die beiden Kolonien Ost- und Westflorida an Spanien ab. W
19. September - In Versailles bei Paris ließen die Geschwister Etienne und Joseph de Montgolfiere, nach einem unbemannten Flug am 4.Juni 1783, vor den Augen von König Ludwig XVI. den ersten Heißluftballon mit Besatzung steigen . Die Passagiere waren ein Huhn, eine Ente und ein Schaf. Die Tiere überstanden den Flug über eine Entfernung von zwei Kilometern unversehrt. Somit waren es die ersten Luftfahrer in der Geschichte. Doch nun wollte man es mit Menschen ausprobieren. Man beschloß, 2 Strafgefangene, die zum Tode verurteilt waren, in die Luft zu schicken. Doch Pilatre de Rosier brachte dem König nahe, daß sich keine Sträflinge über den Adel erheben dürften und bat sich für dieses kühne Unternehmen an. Somit kam es, daß Pilatre de Rosier und der Gardeoffizier Marquis D`Arlandes am 21. November 1783 den ersten bemannten Ballon-Flug unternahmen. Sie waren damit die ersten "fliegenden" Menschen. W Bild: Public Domain
1. Dezember - Der Physikprofessor Jacques Alexandre César Charles und Nicolas-Louis Robert starteten, nur 10 Tage nach der ersten bemannten Heißluftballonfahrt, mit einer sogenannten "Charlière" in den Pariser Himmel. Die Akademie der Wissenschaft hatte Jacques Alexandre César Charles im Sommer 1783 mit dem Bau von Ballonen beauftragt, weil der Hofstaat König Ludwigs XVI. nicht so lange warten wollte, bis die Brüder Montgolfier mit ihrer in Bau befindlichen und "Montgolfière" genannten Erfindung endlich aus Annonay kamen. Aus den Informationen, die aus dem Umfeld der Brüdern Montgolfier kamen, war für Charles nicht ersichtlich, dass es sich beim in Annonay verwendeten Traggas um Heißluft handelte. Charles vermutete hingegen irrtümlich, dass die Montgolfiers die von Henry Cavendish 1766 entdeckte "brennbare Luft" nutzen würden. So kam es, dass er mit Hilfe der Brüder Anne-Jean und Marie-Noël Robert aus Goldschlägerhaut mit Wasserstoffgas befüllte Gasballone entwickelte. Goldschlägerhaut wird aus der äußersten Hautschicht von Rinderblinddärmen hergestellt. Der Name Goldschlägerhaut kommt von ihrer früheren Verwendung beim Goldschlagen, also der Herstellung von Blattgold. Der erste öffentliche Gasballonstart erfolgte vom Marsfeld in Paris am 27. August 1783. Dieser von Charles konstruierte Versuchsballon hatte einen Durchmesser von rund vier Metern und konnte bis zu neun Kilogramm tragen. Für den entgültigen Ballon wurden die Häute von rund 50 000 Rindern benötigt, die in bis zu sieben Lagen auf eine Trägerschicht aus Stoff aufgebracht wurden. Der Ballon besaß am unteren Ende eine Öffnung, damit das Gas die Hülle nicht zum Platzen brachte. Die Produktion des nötigen Wasserstoffgases aus Eisenspänen und Schwefelsäure dauerte fast drei Tage. César Charles erreichte bei Paris eine Höhe von ungefähr 450 Metern. Sie blieben für zwei Stunden in der Luft und machten eine Zwischenlandung im 36 Kilometer entfernten Dorf Nesles-la-Vallée. Danach stieg Charles noch einmal selbst alleine auf und erreichte eine Höhe von 2.770 Metern. So erfolgte mit einer Charlière die erste Alleinfahrt mit einem Ballon.
Jacob Schweppe ein deutscher Uhrmacher geboren 1740 in Witzenhausen wird erster Soda-Großproduzent Im Jahr 1783 erfindet er ein effizientes System für die Herstellung von größeren Mengen Mineralwasser. Das neuartige „Blubberwasser“ ist ursprünglich für medizinische Zwecke bestimmt. Die Bezeichnung „Indian Tonic Water. Limonade, chininhaltig“ auf jedem Schweppes-Tonic-Water-Etikett weist auf Schweppes Idee hin, die zur Malariaprophylaxe notwendige, aber lästige Chinintablette in etwas Limettensaft und Tonic Water aufzulösen. Die in Indien stationierten Kolonialoffiziere nahmen das Getränk begeistert an. Schon bald erwies es sich als enormer Erfolg im ganzen Commonwealth, und Schweppe wurde 1831 königlicher Hoflieferant. Um der überraschenden Nachfrage gerecht zu werden, baut Schweppe eine kleine Fabrik, in der drei Variationen des damals noch geschmacksneutralen Erfrischungsgetränks abgefüllt werden. Der erste kommerziell produzierte Softdrink der Welt ist geboren. In Zeitungsannoncen bewirbt er sein Produkt mit dem Begriff „Soda Water" und setzt sich mit klugem Marketing und hohen Qualitätsstandards gegen seine Nachahmer durch. Der ganz große Durchbruch kommt 20 Jahre später: Das Unternehmen erhält den Auftrag, die erste Weltausstellung in London exklusiv mit Getränken zu beliefern und den Durst von sechs Millionen Besuchern zu stillen. Aus diesem Anlass wird in der Mitte des Hyde Park eine Fontäne installiert, die zum Markenzeichen des Getränkeherstellers wird und bis heute die Etiketten aller Schweppes-Flaschen schmückt.
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1784
27. April - Nach mehrjähriger Zensur kann das Theaterstück La folle journée ou Le mariage de Figaro (Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit) von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1778 in Paris uraufgeführt werden und wird sofort zu einem triumphalen Erfolg. Das Stück zeigt in einer so witzigen wie turbulenten Handlung den Hochzeitstag eines jungen bürgerlichen Schlossverwalters, in den sich der einstige Barbier Figaro verwandelt hat, dem es trotz seiner Klugheit und Tüchtigkeit nur mit Glück und Mühe gelingt, seinen Herrn, einen eher dümmlichen, aber arroganten und letztlich auch mächtigen Aristokraten, davon abzuhalten, an seiner Verlobten das jus primae noctis auszuüben. (Jus primae noctis, deutsch Recht der ersten Nacht; wird das Recht eines Gerichtsherren bezeichnet, bei der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen. Die in dieser kurzfristigen Verbindung gezeugten Kinder, die Erstgeborenen einer bäuerlichen Familie, verblieben wie ihre Mutter und der rechtsgültige, aber nicht leibliche Vater in der Erbuntertänigkeit und dem Frondienst.) Seine Figur wurde zum Prototyp eines Menschen, der an Macht zwar unterlegen, aber im Bewusstsein seines Rechtes aufsässig, dazu blitzgescheit und witzig ist. Die 1826 gegründete, damals satirische Zeitschrift und heutige Tageszeitung Le Figaro trägt seinen Namen. W
17. August - Eine Verordnung Kaiser Josephs II. erlaubt jedermann, selbst hergestellte Lebensmittel, Wein und Obstmost zu allen Zeiten zu verkaufen und auszuschenken. Der "Heurige" erlebt damit in Österreich die offizielle Geburt. Das Wort leitet sich von "heuer" ab, dem süddeutschen Ausdruck für dieses Jahr. Heurig bedeutet also diesjährig. Man geht zum Heurigen, sitzt beim Heurigen und trinkt Heurigen (einjährigen Wein). Echte "Heurige" unterliegen dem entsprechenden Landesgesetz, und brauchen demgemäß keine Gastgewerbe-Konzession. Dieser Erleichterung stehen andererseits (im Verhältnis zu Gasthäusern) Einschränkungen des zulässigen Speisen- und Getränkeangebotes gegenüber. Neben alkoholfreien Getränken darf nur Wein (und Schnaps) aus eigener Erzeugung ausgeschenkt werden, und die erlaubten (nur kalten!) Speisen sind gesetzlich festgelegt. W
In Paris wird eine Blindenschule eröffnet.
In Österreich wird von Joseph II. Deutsch als verbindliche Landessprache eingeführt.
1785
7. Januar - Jean Pierre Blanchard und Dr.J.Jeffries überqueren als erste, den Ärmelkanal von Dover nach Calais in 2:25 Stunden in einer abenteuerlichen Fahrt mit einem Gasballon. Die Ballonfahrer mussten schließlich allen Ballast (bis auf ihre Unterhosen) abwerfen und von der Gondel in die Halteseile klettern, um nicht abzustürzen. In Calais erwartete sie ein begeisterter Empfang. Blanchard wurde zum Ehrenbürger von Calais ernannt und erhielt vom französischen König eine lebenslange Zahlung in Höhe von 1200 Livres jährlich. W
6. Juli - Der US-Dollar wird einstimmig als Geld für die Vereinigten Staaten gewählt. Dies ist das erste Mal, dass ein Staat ein Dezimal-Währungssystem annimmt. Der Ursprung des bekannten $-Zeichens, das auch für den US-amerikanischen Dollar steht, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Möglich ist, dass das Zeichen aus der Abkürzung „Ps.“ entstand, die für den in der Neuen Welt verbreiteten Peso stand; in Nordamerika zur damaligen Zeit auch als „Spanischer Dollar“ bezeichnet. Die Erklärung stützt sich darauf, dass beim Schreiben das „S“ mit der Zeit über dem „P“ geschrieben wurde und somit ein neues Zeichen entstand. Die Rundungen des „P“ fielen nach und nach weg und „$“ blieb übrig. Der spanische Dollar war in den USA eine weit verbreitete Währung, bis er im Jahre 1785 durch den US-Dollar ersetzt wurde. Für diese Hypothese spricht auch, dass das Zeichen „$“ keineswegs ausschließlich für die US-Währung steht, sondern in vielen spanischsprachigen Ländern Lateinamerikas bis heute als übliches Peso-Symbol in Gebrauch ist. W
7. November - In Wien wird die von Kaiser Joseph II. gestiftete Medizinisch-Chirurgische Akademie Josephinum im heutigen Gemeindebezirk Alsergrund ihrer Bestimmung übergeben. Das Josephinum wurde von Kaiser Joseph II. 1784 als k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Academie zur Ausbildung von Ärzten und Wundärzten für die Armee gegründet und am 7. November 1785 eröffnet. Die Initiative dazu hatte sein Leibchirurg Giovanni Alessandro Brambilla ergriffen, den der Kaiser 1779 mit der Leitung des gesamten österreichischen Militärsanitätswesens betraut hatte, in dem viel zu reformieren war. Brambilla fungierte bis 1795 als Direktor des Collegiums. Am 3. Februar 1786 wurde die Akademie allen übrigen Fakultäten gleichgestellt und erhielt das Recht, Doktoren und Magister der Medizin und Wundarznei zu graduieren. Heute ist das Josephinum Sitz des Institutes für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien und anderer Institute. W
21. November - Jean-Pierre François Blanchard, ein französischer Ballonfahrer, rettet sich als erster Mensch aus großer Höhe mit einem Fallschirm, dessen Erfindung er für such in Anspruch nahm. Blanchards Ballon drohte wegen Überdrucks zu platzen; Blanchard stieß einige Löcher in die Hülle, um dies zu verhindern. Das Gas strömte jetzt aber so schnell aus, dass ein Absturz unmittelbar bevorstand und er sich nur noch mit seinem Fallschirm retten konnte. Das war der erste verbürgte – wenn auch unfreiwillige – Fallschirmabsprung eines Menschen aus großer Höhe Zudem stellte dies die erste Luftrettung in der Geschichte der Luftfahrt dar. W
Die englische Zeitung "The Times" wird gegründet.
1786
8. August - Jacques Balmat und Michel-Gabriel Paccard stehen als erste Bergsteiger auf dem Gipfel des Mont Blanc, des höchsten Berges der Alpen. Paccard startete schon 1783 zusammen mit Marc Theodore Bourrit einen ersten, erfolglosen Besteigungsversuch. 1784 folgten mehrere Versuche mit Pierre Balmat. Letztendlich gelang nun die Besteigung des höchsten Gipfels der Alpen und somit Europas außerhalb des Kaukasus (an der Grenze zu Asien) sie erfolgte auf Anregung des Genfer Forschers Horace-Bénédict de Saussure, dem Balmat schließlich den Weg auf den Berg wies und zwei mal hinaufführte. Auch weitere Personen nahmen darauf seine Bergführerdienste in Anspruch, was einen entscheidenden Schritt im Beginn des Alpinismus darstellte. W Bild: Jean-Pol GRANDMONT
30. Oktober - Der italienische Mediziner Luigi Galvani beobachtete in einem Experiment, dass ein Froschschenkel zusammenzuckt, wenn zwei Metalle einen Nerv oder einen Muskel berühren. Damit war die sogenannte Berührungselektrizität entdeckt. Galvani interpretierte seine Beobachtungen fälschlicherweise als "tierische Elektrizität". Der Physiker Alessandro Volta hörte 1792 von den Experimenten Galvanis und machte sich unverzüglich daran, die Versuche zu wiederholen. Innerhalb eines Jahres stellte er fest, dass für die Elektrizitätserzeugung der Kontakt zweier verschiedener Metalle miteinander wesentlich ist, ebenso wie ein flüssiger Leiter zur Durchleitung des Stromes. W
30. November - Der spätere Kaiser (1790 bis 1792) Leopold II. von Habsburg-Lothringen schafft in seinem Stammland Toskana als erstem Land der Welt die Todesstrafe sowie die Folter ab. Als Großherzog machte Leopold sich einen Namen als Initiator vieler Reformen im aufklärerischen Sinn. Mit ihm begann die Zeit der großen Reformen im Großherzogtum. In den folgenden Jahrzehnten machte Leopold die Toskana mit einer stetigen Reformpolitik zu einem Musterstaat. Im Inneren wurde 1768 die Generalpacht aufgehoben und die Steuereintreibung verstaatlicht. Für den bäuerlichen Besitz wurde die Erbpacht eingeführt. Auch griff die Regierung in kirchliche Rechte ein. So wurden Maßnahmen getroffen, um das weitere Anwachsen des unproduktiven Vermögens zur toten Hand zu verhindern, das Kirchenasyl wurde aufgehoben und kirchliche Gefängnisse wurden dem Staat unterstellt. W
Wolfgang Amadeus Mozart vollendet sein 24. Klavierkonzert in c-moll (KV 491). Wie die anderen großen in Wien entstandenen Klavierkonzerte, entstand es für eigene Konzertaufführungen Mozarts. Das Autograph enthält für Mozart ungewöhnlich viele Änderungen und Korrekturen, was darauf schließen lässt, dass dieses Konzert einem längeren Schaffensprozess ausgesetzt war, als die meisten Werke Mozarts. Auch dieses Konzert entstand parallel mit der Hochzeit des Figaro, zu einer Zeit als die Oper bereits fast fertig war und in Teilen bereits geprobt wurde. Vermutlich wurde das Klavierkonzert am 7. April desselben Jahres uraufgeführt. W
"Der Münchhausen" erscheint als deutsche Übersetzung von Gottfried August Bürger.
"Die Hochzeit des Figaro", eine komische Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), wird in Wien uraufgeführt. Die Vorstellung ist nur mäßig erfolgreich, das Stück wird bald wieder vom Spielplan genommen. Erst bei den folgenden Aufführungen in Prag (1787) wird das neue Werk umjubelt, heute zählt es zu den Highlights des Opernrepertoires. Kaiser Joseph II. hatte die Aufführung des "Figaro" wegen seines anstössigen Inhalts und vermeintlich aufrührerischer Tendenzen ursprünglich verboten, liess sich aber von Mozart und seinem kongenialen Librettisten Lorenzo da Ponte umstimmen.
Auf dem Delaware fährt das erste Dampfschiff.
Der Mont Blanc wird erstmals erklommen.
Ein Maschine zur massenhaften Herstellung von Nägeln wird erfunden.
1787
3. August - Messungen des Genfer Naturforschers Horace-Bénédict de Saussure ergeben, dass der Mont Blanc höchster Berg Europas ist. Der Schweizer Professor für Philosophie erreichte als einer der ersten den Gipfel des Montblanc. Er stellte durch barometrische Höhenmessung fest, dass der Montblanc mit seinen 4.807 Metern, und nicht - wie bisher vermutet - das Matterhorn oder der Monte Rosa, der höchste Berg Europas ist. Zuerst hatte er eine hohe Belohnung für denjenigen ausgesetzt, der den Weg zum Gipfel des Berges fände. Dieser galt bis 1786 als unbezwingbar. Für die Bewohner der umliegenden Dörfer war er immer noch ein "Dämon", dessen riesige Eisströme sich in die Täler ergossen wie "die Klauen eines wilden Tieres". W Bild: Stefano Caldera
29. Oktober - Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Don Giovanni" wird am Prager Nationaltheater uraufgeführt. Den Auftrag zur Komposition erhielt Mozart 1787 von dem Prager Impresario Pasquale Bondini, dessen Operngesellschaft Mozarts Figaro mit großem Erfolg aufgeführt hatte und der nun an diesen Erfolg anknüpfen wollte. Ursprünglich sollte die Oper am 14. Oktober uraufgeführt werden. Anlass war die Durchreise von Maria Theresia Josepha von Österreich und ihrem Ehegatten, dem späteren Anton I. von Sachsen. Das Ensemble hatte jedoch Schwierigkeiten bei der Einstudierung, sodass der Termin der Uraufführung verschoben werden musste. Das fürstliche Paar bekam die ebenfalls von Mozart stammende Oper Le nozze di Figaro zu sehen. Mozart war vom frenetischen Beifall der Prager überrascht. Das Werk hat bis zum heutigen Tag nichts an Beliebtheit eingebüßt. Der Stoff geht auf die alte kastilische Volkssage vom lüsternen Don Juan Tenorino zurück. W
23. Dezember - Die Bounty unter Führung von Lieutenant (Leutnant) William Bligh sticht in See. Die Reise führt in die Südsee, um Stecklinge des Brotfruchtbaums von Tahiti zu den Antillen zu bringen. Auf der Rückreise kam es, am 28 April 1789, zur berühmten Meuterei auf der Bounty, die seither immer wieder Gegenstand von Romanen, Filmen, Theaterstücken und Sachbüchern geworden ist. W
Die USA geben sich im Nationalkonvent in Philidelphia am 17. September ihre Bundesverfassung.
1788
2. Januar - Der Ratgeber Über den Umgang mit Menschen von Adolph Freiherr Knigge erscheint erstmals. Es erschien erstmals im Jahre 1788. Im Gegensatz zur heutigen landläufigen Meinung handelt es sich bei dem Buch keineswegs um ein Benimmbuch mit Ratschlägen zu Fragen wie, welche Gabel mit welchem Messer zu welchem Essen verwendet werden darf. Das ebenso elegant wie klug formulierte Buch ist vielmehr ein einsichtsreiches und eine von den Idealen der Aufklärung geprägte Sammlung von „Umgangsregeln“. Das Buch war schon zu Knigges Lebenszeit ein Erfolg. Als Knigge gestorben war, wurde dessen Buch wiederholt von Herausgebern umgeschrieben und in neuer Gestalt publiziert. Im Laufe der Zeit wurde es so immer mehr zu einer Anstandsfibel, also einer Einführung zu Anstandsregeln, der moderne Knigge war geboren. W
Die Engländer beginnen damit, ihre ärgsten Strafgefangenen nach dem bis dahin unbesiedelten Australien zu verschiffen.
An den preußischen Gymnasien wird die Abiturprüfung eingeführt.
In Berlin beginnt man mit dem Bau des Brandenburger Tor.
In Potsdam wird das Marmorpalais gebaut.
1789
4. Februar - George Washington wird bei der ersten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten vom Wahlmännerkollegium einstimmig zum ersten Präsidenten der USA gewählt. Vor dieser Wahl besaßen die USA kein Staatsoberhaupt im eigentlichen Sinne. Zuvor setzte sich die Regierung aus dem Verfassungskongress zusammen, dem ein Beamter vorstand. In dieser Wahl trat der enorm populäre Washington quasi ohne ernstzunehmenden Gegenkandidat an. W
Beginn der "Französischen Revulution"
In Versailles treten am 5. Mai die französischen Generalstände zusammen, um die Krise Frankreichs zu beraten. Wortführer des Dritten Standes (Bürgertum) wird Mirabeau. Klerus und Adel verweigern eine Kooperation mit ihm, er erklärt am 17. Juni die alte Ständeordnung für überholt und den Dritten Stand zur Nationalversammlung. Die bürgerlichen Abgeordneten erklären ihren Zusammenhalt und ihren Willen, dem Land eine Verfassung zu geben. Daraufhin kommt es am 6. Juli zur erneuten, verfassunggebenden Nationalversammlung.
Der im Volk beliebte Finanzminister Necker wird entlassen, und es geht das Gerücht um, der König wolle die Nationalversammlung auflösen, was in Paris zum Aufruhr und am 14. Juli zum Sturm auf die Bastille, dem Symbol absolutistischer Willkühr, führt. Nachdem deren Eroberung durch die Volksmassen bekannt wird, bricht die Revolution im ganzen Land aus. Besonders im bäuerlichen Hinterland kommt es zur Erstürmung von Schlössern und Gutsherrensitzen, zur Verbrennung von Eigentums- und Abhängigkeitsurkunden und Brandschatzungen
Nach einer Nachtsitzung erklärt die Nationalversammlung am 4.August mit der Stimme des Adels die vollständige Abschaffung des Feudalsystems. Am 26. August wird die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte unter den Schlagworten von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verlesen, die vom Oberbefehlshaber der Nationalgrade, General Lafayette, auf der Grundlage der Jeffersonschen amerikanischen Fassung erarbeitet worden war.
Das Volk zwingt König und Nationalgarde zum Umzug nach Paris. Der soge-nannte "Bretonische Klub" um Robespierre, Mirabeau, Lafayette u.a. nimmt sein Quartier beim Kloster St. Jakob und nennt sich fortan Jakobiner. W
27. April - In der Zeit der Französischen Revolution wird der als radikal geltende Club des Cordeliers gegründet. Seine Mitglieder popularisieren das Motto Liberté, Egalité, Fraternité. Der Klub wurde als radikalere Abspaltung des bretonischen Klubs gegründet. Er wurde nach seinem anfänglichen Zusammenkunftsort, dem aufgelösten Franziskanerkloster – wegen ihres um den Bauch gebundenen Strickes werden Franziskaner im Französischen als Cordeliers, „Strickträger“ bezeichnet – benannt, traf sich ab 1791 aber in einem Saal in der Rue Dauphine. Ziel des Klubs war es, ein Auge auf die Regierung zu werfen; im Schriftverkehr benutzte er ein geöffnetes Auge als Emblem. Er versuchte überdies, revolutionäre Maßnahmen gegen die Monarchie und das alte Regime anzustacheln. W
28. April - Angeführt von Offizier Fletcher Christian meuterte die Besatzung des englischen Handelsschiffs "Bounty". Die Besatzung der "Bounty" war vor der Meuterei fünf Monate auf Tahiti gewesen und sollte Brotfruchtbaumpflanzen in die Karibik bringen, um billige Nahrung für englische Plantagensklaven produzieren zu können. Am Vorabend war Christian vom Kapitän des Schiffs, William Bligh, beschuldigt worden, sich am Schiffsvorrat an Kokosnüssen vergriffen zu haben. Christian, der sich erneut ungerecht behandelt fühlte, betrank sich anschließend und sprach gegenüber einigen Matrosen davon, mit einem Floß nach Tahiti zurückkehren zu wollen. Diese scheinen ihm dann zugeredet zu haben, stattdessen Bligh auszusetzen. Christians vierstündige Wache begann um 4:00 Uhr, nachdem er keine halbe Stunde geschlafen haben konnte (er war in seiner Freiwache bis 3:30 Uhr an Deck geblieben). Ab 4:30 Uhr kam es zu Debatten an Deck, gegen 5:20 Uhr wurde Bligh festgenommen und an den Handgelenken gefesselt. Christian, Mills, Churchill, Burkett und Adams bedrohten ihn mit Waffen. Hitzige Debatten entstanden, Bligh tobte, Fryer brüllte auf Christian ein, und das kleine Beiboot wurde zum Wassern vorbereitet. Um 7:00 Uhr war das geschehen, aber das Boot war in einem so schlechten Zustand, dass man Bligh die Barkasse zugestand. Nach einer halben Stunde war diese gewassert, und zu Christians Verwunderung wollten jetzt 18 Mann einsteigen. Gegen acht Uhr war die Barkasse voll besetzt, Bligh aber noch an Bord der Bounty. Kurz nach acht Uhr wurde dieser als letzter ins Boot genötigt, und erneute Debatten begannen, als er Christian ein letztes Mal umzustimmen versuchte. Kurz vor 10:00 Uhr, als das seit zwei Stunden nachgeschleppte Boot losgemacht wurde, warf man ihnen noch vier Entermesser zu, aber keine Feuerwaffen. Der harte Kern der Meuterer bestand aus neun Personen: Edward „Ned“ Young (die treibende Kraft – er hatte Christian angestiftet) und Christian, des Weiteren Adams, Brown, Martin, McCoy, Mills, Quintal und Williams. Bligh erreichte nach 48 Tagen die 6.500 km entfernte Insel Timor und kehrte nach England zurück. Die Meuterer fanden auf der abgelegenen Insel Pitcairn Zuflucht die sie am 15. Januar 1790 erreichten und verbrannten die "Bounty". Christian lebte dort mit seiner Frau Maimiti, der Tochter eines Stammeshäuptlings aus Tahiti, bis er 1793 vermutlich ermordet wurde. Die Nachkommen der Meuterer leben noch heute auf Pitcairn.
30. April - George Washington wird nach seiner Wahl am 4. Februar am Balkon der Federal Hall von New York als erster Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 war er einer der Gründerväter der USA und leitete als Vorsitzender die verfassungsgebende Philadelphia Convention im Jahr 1787. Während seiner Präsidentschaft traf Washington wegweisende Entscheidungen, die die Entwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika als republikanische Demokratie bis heute prägen. Er wirkte vor allem auf eine gegenüber den Einzelstaaten und dem Kongress handlungsfähige Zentralgewalt hin und bildete das neu geschaffene Amt bewusst aus, indem er Präzedenzfälle schuf. W
26. August - Einen Monat nach Beginn der Französischen Revolution wurde die 17 Artikel umfassende Erklärung der Menschenrechte von der Nationalversammlung beschlossen. Sie basierte u.a. auf der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776, der Virginia Bill of Rights. Die französische Menschenrechtserklärung bezweckte, die für jeden als Menschen als unantastbar geltenden Rechtsprinzipien festzusetzen. So sollte dem absolutistischen Machtanspruch des Königs entgegengewirkt werden. Die Menschenrechtserklärung dient bis heute als Grundlage der demokratischen Verfassungen. In den übrigen europäischen Verfassungen kehrten ihre Prinzipien in häufig kaum abgeänderter Form wieder. W
17. Dezember - In Mexiko-Stadt wird bei Bauarbeiten der Piedra del Sol, ein Sonnenstein der Azteken,ausgegraben. Die Skulptur aus Basalt misst ungefähr 3,6 Meter im Durchmesser und ist 1,22 Meter dick. Das Gewicht beträgt 24 Tonnen. Der Stein wurde bei Planierungsarbeiten am 17. Dezember 1790 auf dem Platz südlich der Kathedrale entdeckt und auf Anordnung des Vizekönigs am Fuß des Westturms der Kathedrale angebracht. Der Stein wurde, wohl wegen seiner Position am Kirchturm, volkstümlich "Reloj de Montezuma" (Montezumas Uhr) genannt. Seit 1885 befindet er sich im Nationalmuseum für Anthropologie und Geschichte und nimmt in dessen Neubau im Chapultepec-Park in Mexiko die zentrale Position des Azteken-Saales ein.
28. August - Angeführt vom 2. Offizier Fletcher Christian meuterte die Besatzung des englischen Handelsschiffs "Bounty". Die Besatzung der "Bounty" war vor der Meuterei fünf Monate auf Tahiti gewesen und sollte Brotfruchtbaumpflanzen in die Karibik bringen, um billige Nahrung für englische Plantagensklaven produzieren zu können. Am Vorabend war Christian vom Kapitän des Schiffs, William Bligh, beschuldigt worden, sich am Schiffsvorrat an Kokosnüssen vergriffen zu haben. Christian, der sich erneut ungerecht behandelt fühlte, betrank sich anschließend und sprach gegenüber einigen Matrosen davon, mit einem Floß nach Tahiti zurückkehren zu wollen. Diese scheinen ihm dann zugeredet zu haben, stattdessen Bligh auszusetzen. Christians vierstündige Wache begann um 4:00 Uhr, nachdem er keine halbe Stunde geschlafen haben konnte (er war in seiner Freiwache bis 3:30 Uhr an Deck geblieben). Ab 4:30 Uhr kam es zu Debatten an Deck, gegen 5:20 Uhr wurde Bligh festgenommen und an den Handgelenken gefesselt. Christian, Mills, Churchill, Burkett und Adams bedrohten ihn mit Waffen. Hitzige Debatten entstanden, Bligh tobte, Fryer brüllte auf Christian ein, und das kleine Beiboot wurde zum Wassern vorbereitet. Um 7:00 Uhr war das geschehen, aber das Boot war in einem so schlechten Zustand, dass man Bligh die Barkasse zugestand. Nach einer halben Stunde war diese gewassert, und zu Christians Verwunderung wollten jetzt 18 Mann einsteigen. Gegen acht Uhr war die Barkasse voll besetzt, Bligh aber noch an Bord der Bounty. Kurz nach acht Uhr wurde dieser als letzter ins Boot genötigt, und erneute Debatten begannen, als er Christian ein letztes Mal umzustimmen versuchte. Kurz vor 10:00 Uhr, als das seit zwei Stunden nachgeschleppte Boot losgemacht wurde, warf man ihnen noch vier Entermesser zu, aber keine Feuerwaffen. Der harte Kern der Meuterer bestand aus neun Personen: Edward „Ned“ Young (die treibende Kraft – er hatte Christian angestiftet) und Christian, des Weiteren Adams, Brown, Martin, McCoy, Mills, Quintal und Williams. Die Meuterer fanden auf der abgelegenen "Bounty". Christian lebte dort mit seiner Frau Maimiti, der Tochter eines Stammeshäuptlings aus Tahiti, bis er 1793 vermutlich ermordet wurde. Die Nachkommen der Meuterer leben noch heute auf Pitcairn.
14. Juni -48 Tage nach der Meuterei auf der Bounty, erreichte Kapitän Bligh und sechzehn anderen in der sieben Meter langen und rund zwei Meter breiten Barkasse, Kupang. Ausgerüstet lediglich mit Kompass, Log, einem Oktanten und seiner Taschenuhr, navigierte Bligh das Beiboot der Bounty, das um fast 20 Zentimeter tiefer eintauchte als bis zur vorgesehenen zulässigen Höchstmarke, in 41 Segeltagen über 5.800 Kilometer zur niederländischen Faktorei Kupang auf Timor, dem einzig infrage kommenden europäischen Stützpunkt. Das einzige Todesopfer unterwegs war John Norton, der noch auf Tofua, der unmittelbar nach der Meuterei zur Versorgung angelaufenen Insel, von Einheimischen erschlagen worden war. Wie aus Blighs Bericht hervorgeht, entstand der Kampf, weil Bligh und seine Leute nichts Brauchbares gegen die benötigten Nahrungsmittel einzutauschen hatten, aber auch keine Feuerwaffen besaßen, um sich die Lebensmittel mit Gewalt zu beschaffen. Die Tofuaner hatten ihre Ware angeboten und fühlten sich bestohlen, als die Gruppe ohne Gegenleistung aufbrach. Daher griffen sie an und paddelten auch den flüchtenden Briten nach, bis Bligh einige Kleidungsstücke ins Wasser werfen ließ. Die erfolgreiche Fahrt des überladenen Bootes galt, auch in Kreisen seiner Kritiker, als eine seemännische Meisterleistung Blighs. Zeitweise war der Seegang so stark gewesen, dass die Segel im Wellental keinen Wind mehr fassten, zeitweise hatte es Flauten gegeben, in denen die unterernährte Mannschaft rudern musste. W
1790
30. Januar - Auf dem englischen Fluss Tyne wird das erste Rettungsboot getestet. 1785 stellte der Engländer Lionel Lukin, in Großbritannien als Erfinder des ersten Rettungsbootes bezeichnet, einen patentierten Umbau einer norwegische Yawl als unsinkbares Rettungsboot vor. Es enthielt mit Kork gefüllte Kammern für den Auftrieb und einen stählernen Kiel, der für höhere Stabilität sorgen sollte. Das erste für den Rettungseinsatz spezialisierte Boot, entwickelt von Henry Greathead wurde auf dem Tyne am 30. Januar 1790 getestet, der Rettungsboottyp „Norfolk and Suffolk“ wurde über ein gesamtes Jahrhundert eingesetzt. Die Entwicklung des Rettungsbootes ist eng mit der Entwicklung des ethischen Empfindens gegenüber Schiffbrüchigen verbunden. Galt bis in das 11. Jahrhundert reines Strandrecht, bei dem auch die angestrandeten Menschen in den Eigentum ihrer Finder übergehen konnten, sofern man sie nicht zur Sicherung der Beute der Einfachheit halber ertrinken ließ oder durch Erschlagen nachhalf, änderte sich diese Auffassung aufgrund der christlichen Theologie, allerdings zunächst nur theoretisch und auch langsam. Aufgrund dieser Entwicklung war die Rettung der Hilflosen zunächst ein reiner Akt der Nächstenliebe, es wurden die Hilfsmittel eingesetzt, die den Küstenbewohnern zur Verfügung standen. Erst mit Übergang des Rettungswesens als staatliche Aufgabe wurde mit einer allgemeineren Koordination begonnen. So wurden im Deutschen Reich die Hilfeleistung bei Strandung, das Sicherstellen des Strandguts, das Erfassen von Daten und die Meldung an die Behörden erst durch die Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 den Strandämtern überantwortet. W
4. März - Im Frankreich der Revolutionszeit wird die Einteilung in 83 Départements gültig. Diese politischen Einheiten, deren Grenzen nicht weiter als einen Tagesritt von ihrer jeweiligen Hauptstadt entfernt sein dürfen, lösen die historischen Provinzen Frankreichs ab, die sich in Rechtsstatus und Größe stark voneinander unterschieden hatten. Um den vollständigen Bruch mit der Tradition deutlich zu machen, wurden die Départements einheitlich nach den sie durchquerenden Flüssen oder nach Bergen benannt. Davon wurde nur 1860 nach der Angliederung Savoyens mit den neuen Départements Savoie und Haute-Savoie abgewichen; dies geschah wohl, weil Napoléon III. den Gebietsgewinn dauerhaft propagandistisch ausschlachten wollte. (1792 hatte Savoyen bei der ersten Annexion noch den Namen Mont-Blanc bekommen.) W
6. Oktober - Johann Jacob Schweppe stellt in London sein Sodawasser, das spätere Getränk Schweppes, vor. Sein schon 1783 in Genf gefundenes Abfüllverfahren bei dem Wasser sich mit Kohlensäure versetzen lässt, wendet er nun in der britischen Hauptstadt in einer mit Partnern gegründeten Fabrik an. Diesen Vorgang ließ Schweppe 1783, anfangs für medizinische Zwecke, patentieren. Zusammen mit dem Mechaniker Nicolas Paul und dem Apotheker Henri-Albert Gosse gründet er 1790 in Genf eine Fabrik zur Herstellung von Sodawasser. Wegen des begrenzten lokalen Absatzes gründeten die drei Partner 1792 eine Niederlassung in der Drury Lane in London. Paul und Gosse stiegen 1796 aus dem Londoner Geschäft aus, und Schweppe selbst verkaufte drei Viertel seines Kapitals 1802 und kehrte nach Genf zurück. Das Unternehmen behielt aber den Namen Schweppes und bezeichnet sich heute als „Soft Drink Manufactures Schweppes Ltd. London. Famous since 1783“. Die Bezeichnung „Indian Tonic Water. Limonade, chininhaltig“ auf jedem Schweppes-Tonic-Water-Etikett weist auf Schweppes Idee hin, die zur Malariaprophylaxe notwendige, aber lästige Chinintablette in etwas Limettensaft und Tonic Water aufzulösen. Die in Indien stationierten Kolonialoffiziere nahmen das Getränk begeistert an. Die Abbildung auf dem Firmenetikett stellt den Brunnen dar, der vom Unternehmen 1851 für die erste Weltausstellung in London installiert wurde. W Bild: Darf nur in Verbindungen mit Chronologien oder Produktseiten verwendet werden
17. Dezember - In Mexiko-Stadt wird bei Bauarbeiten der Piedra del Sol, ein Sonnenstein der Azteken, ausgegraben. Die Skulptur aus Basalt misst ungefähr 3,6 Meter im Durchmesser und ist 1,22 Meter dick. Das Gewicht beträgt 24 Tonnen. Der Stein wurde bei Planierungsarbeiten am 17. Dezember 1790 auf dem Platz südlich der Kathedrale entdeckt und auf Anordnung des Vizekönigs am Fuß des Westturms der Kathedrale angebracht. Der Stein wurde, wohl wegen seiner Position am Kirchturm, volkstümlich "Reloj de Montezuma" (Montezumas Uhr) genannt. Seit 1885 befindet er sich im Nationalmuseum für Anthropologie und Geschichte und nimmt in dessen Neubau im Chapultepec-Park in Mexiko die zentrale Position des Azteken-Saales ein. W
1791
3. Mai - Der polnische Reichstag (Sejm) beschließt die erste geschriebene europäische Verfassung. Verabschiedet in Moskau sind viele Rechte der Verfassung von hohem Einfluss für die späteren Verfassungen anderer europäischer Länder. Der Verzicht auf das Vetorecht verhindert, dass der Beschluss des Parlaments durch die Stimme eines Abgeordneten zunichte gemacht werden kann. Die neue Verfassung war der krönende Abschluss einer weiterreichenden Reformierung Polens, die mit der Einrichtung moderner Zentralbehörden (1775) und einem 1788 einsetzenden Reformwerk vorbereitet wurde. Neben der inneren Koordination der Verwaltung garantierte sie auf demokratischer Ebene dem Bürger mehr Rechte gegenüber dem Staat als bisher. W
6. August - In Berlin wurde das Brandenburger Tor für den Verkehr freigegeben. Das klassizistische Bauwerk entstand in dreijähriger Bauzeit auf Anregung des preußischen Königs Friedrich Wilhelms II. Erbaut wurde es von dem Architekten Carl Gotthard Langhans (1732-1808). Es ist 20 Meter hoch, 11 Meter tief und 62 Meter breit; die fünf Durchfahrten werden von je sechs dorischen Säulen auf beiden Seiten gesäumt. Die fünf Meter hohe Quadriga mit der Siegesgöttin Viktoria, nach den Entwürfen des Bildhauers Johann Gottfried Schadow (1764-1850), krönt das Tor. Von 1961 bis 1989 lag das Brandenburger Tor im Sperrbezirk der Berliner Mauer. Am 22. Dezember 1989 wurde das Tor wieder für Fußgänger freigegeben. W
3. September - Die französische Nationalversammlung verkündete eine neue Verfassung, die das Land in eine konstitutionelle Monarchie umwandelte und den Übergang vom Absolutismus zur bürgerlichen Demokratie markierte. Bereits am 4. August 1789 hatte die Nationalversammlung alle Adelsprivilegien aufgehoben und drei Wochen später die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte beschlossen. Nach dem Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792, mit dem die Abschaffung der Monarchie einherging, wurde ein Nationalkonvent gewählt, der am 21. September 1792 die Französische Republik ausrief. Die französische Verfassung von 1791 gilt als Vorbild für die bürgerlichen Verfassungen Europas im 19. Jahrhundert und beeinflusste unmittelbar die amerikanische "Bill of Rights" desselben Jahres. W
30. September - Im Wiener Freihaustheater an der Wieden feierte die Volksoper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart mit großem Erfolg Premiere. "Die Zauberflöte" war Mozarts letztes Bühnenstück. Das etwa dreistündige Werk zählt zu den weltweit bekanntesten und am häufigsten inszenierten Opern. Die Arien, zu denen unter anderem Der Vogelfänger bin ich ja, Dies Bildnis ist bezaubernd schön und die Arie der Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen zählen, sind auch vielen vertraut, die die Oper noch nie gesehen haben. Die Handlung: Der junge Prinz Tamino wird von der Königin der Nacht ausgesandt, um ihre Tochter Pamina zu retten, die vom Fürsten Sarastro entführt wurde. Der Vogelfänger Papageno wird Tamino zur Seite gestellt. Tamino erhält eine Zauberflöte, Papageno ein magisches Glockenspiel, beides von den bis jetzt noch freundlichen Drei Damen der Königin der Nacht. Sie brechen auf, um Pamina zu befreien. W
Die erste Dachpappe wird hergestellt.
In Berlin wird das Brandenburger Tor von Langhans vollendet.
In den Vereinigten Staaten von Amerika wurden am 15. Dezember die ersten zehn Zusatzartikel- die "Amendments" - zur US-amerikanischen Verfassung verabschiedet. Die Verfassung war am 4. März 1789 proklamiert worden und im September 1789 wurden zwölf Zusätze von den Staaten eingereicht, von denen zehn ratifiziert wurden. In diesen sogenannten "Bill of Rights" sind die Grundrechte festgelegt. Darunter die Rede-, Presse-, Versammlungs- und Religionsfreiheit. Die "Bill of Rights" geht auf die Magna Carta (1215) und der englischen "Bill of Rights" (1689) zurück. Ein weiterer Vorläufer dieser Zusätze war die von George Mason 1776 entworfene Verfassung des Bundesstaates Virginia, die "Virginia Bill of Rights". W Bild: Public Domain
1792
20. März - Die französische Nationalversammlung gestattet den Einsatz der Guillotine. Die Guillotine ist ein nach dem französischen Arzt Joseph-Ignace Guillotin benanntes Gerät zur Vollstreckung der Todesstrafe durch Enthauptung. Guillotin beantragte am 10. Oktober 1789 die Einführung eines mechanischen Enthauptungsgeräts, um grausame und entehrende Hinrichtungsarten abzuschaffen. Unterstützt wurde er dabei durch den Henker von Paris, Charles Henri Sanson, der die Nachteile der Enthauptung mit dem Schwert plastisch beschrieb. Die Nationalversammlung beauftragte den königlichen Leibarzt Antoine Louis, ein Gutachten darüber zu erstellen. Am 17. März 1792 legte Louis einen Entwurf vor, der das Fallbeil von Halifax zum Vorbild hatte. Im Gutachten hieß es: „Eine solche, niemals versagende Maschine wird sich leicht herstellen lassen.“ Am 20. März 1792 wurde dem Antrag stattgegeben. Die Debatte um die später so genannte Guillotine war von einem leidenschaftlichen Streit um die Todesstrafe begleitet. Guillotin litt unter der Verwendung seines Namens für dieses Instrument, das er weder erfunden noch dessen Anwendung bei Kapitalverbrechen er beigewohnt hatte, sondern dessen Einführung und Gebrauch aus humanitären Gründen er lediglich empfohlen hatte. Seine Nachfahren nahmen einen anderen Namen an.
22. März - Der Geistliche Techniker Caude Chappe, entwickelt 1791 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Abraham und Ignace eine von ihm als Tachygraf (Schnellschreiber) bezeichnete Vorrichtung, den Flügeltelegarfen. Am 22.3.1792 macht er der französischen Nationalversamlung den Vorschlag, eine Reihe von optischen Telegrafen zu errichten. Der Flügeltelegraph funktioniert nach einem optischen System mit dem insgesamt 196 Zeichen übermittelt werden konnten. Die erste Linie wird August 1793 zwischen Paris und Lille errichtet. Der Chappe'sche Telegraf bestand aus einem fünf Meter hohen Holzgerüst, an dessen oberem Ende ein 4,62 m langer und 0,35 m breiter Balken (Regulator) um seinen Mittelpunkt schwenkbar befestigt war. An jedem Balkenende war ein 2 m langer und ebenfalls schwenkbarer Arm (Indikator) mit einem Gegengewicht zur Erleichterung des Einstellens der Zeichenstellungen angebracht. Über Rollen und Seile ließen sich drei bewegliche Arme so verstellen, dass man 196 verschiedene Zeichen mit Wort- und Satzbedeutung bilden konnte. Die Schwenkarmvorrichtungen wurden auf hohen Gebäuden errichtet. Ihr Abstand voneinander betrug 11 km. Zur Ausstattung jeder Station gehörten Fernrohre, um die eingestellten Zeichen der Nachbarstationen in beiden Richtungen beobachten zu können. Ein Zeichen durchlief in einer Minute eine Strecke von 135 km. Mit Hilfe von Lampen, die man an den Flügelarmen befestigte, versuchte man auch nachts zu telegrafieren.Mit der Erfindung von Chappe wird die systematische Entwicklung der Telegrafie eingeläutet, die durch den elektromagnetischen Telegrafen Samuel Finley Morses und dem nach ihm benannten Code revolutioniert wurde.
W Bild Telegraf: Lokilech
2. April - Der amerikanische Kongress führt mit dem „Coinage Act“ (Prägungsgesetz) offiziell den Dollar ein. Abgeleitet wurde der Name der neuen Münze von dem in Deutschland umlaufenden Taler, auch die britische Crown wurde gelegentlich als Dollar bezeichnet. Im amerikanischen Kongress entspann sich eine heftige Debatte, wie die neuen Dollarmünzen aussehen sollten. Zur Auswahl stand das Bildnis des Präsidenten oder die Darstellung der Freiheitsgöttin. Auf Wunsch von George Washington wurde entschieden, dass statt seiner die Liberty dargestellt werden sollte, während auf der Rückseite ein Adler erschien. Mit dieser Gestaltung wollte man sich von bisherigen Münzen mit Monarchenporträts unterscheiden. Die erste US-amerikanische Münzstätte wurde 1792 in Philadelphia eingerichtet. W
Der französische Offizier Claude Joseph Rouget de Lisle komponiert in der Nacht auf den 26. April 1792 in Straßburg während der Französischen Revolution anlässlich der Kriegserklärung an Österreich die Marseillaise, Frankreichs spätere Nationalhymne. Sie hatte zunächst den Titel Chant de guerre pour l’armée du Rhin, („Kriegslied für die Rheinarmee“), und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner gewidmet. Daher ertönt die Marseillaise noch heute täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz, dem Geburtsort des Grafen. Das Lied erhielt den Namen Marseillaise, weil es von Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen wurde. W
30. Juli - Ein Freiwilligenbataillon aus Marseille zieht in Paris ein und singt zum ersten mal die Marseillaise, die zum Kampflied der Revolution wird. Die Marseillaise wurde von Claude Joseph Rouget de Lisle in der Nacht auf den 26. April 1792 während der Kriegserklärung an Österreich im elsässischen Straßburg verfasst. Sie hatte zunächst den Titel Chant de guerre pour l’armée du Rhin, d. h. „Kriegslied für die Rheinarmee“, und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner, gewidmet. Daher ertönt die Marseillaise noch heute täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz, dem Geburtsort des Grafen. Das Lied erhielt den Namen Marseillaise, weil es von Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen wurde. Am 14. Juli 1795 wurde die Marseillaise zur französischen Nationalhymne erklärt. W
2. September - Während der Französischen Revolution beginnen die von Jean Paul Marat und Georges Jacques Danton organisierten Septembermassaker in Paris. Als preußisch-österreichische Truppen unter dem Oberbefehl Karl Wilhelm Ferdinands auf französisches Gebiet vorrückten, wurde das Gerücht in Umlauf gesetzt, die feindlichen Truppen wollten für den Fall einer Eroberung Frankreichs blutige Rache an den Revolutionären üben. Der amtierende Justizminister Georges Danton, der Publizist Jean-Paul Marat und der Dichter Fabre d’Églantine hatten mit ihren Aufrufen und Stellungnahmen die Stimmung zusätzlich angeheizt. Nach dem Fall der Stadt Verdun fürchtete man einen direkten Marsch auf Paris durch die Alliierten. Es kam daraufhin zu einer Massenhysterie; eine Menschenmenge stürmte die Gefängnisse. Zunächst wurden in blinder Wut die inhaftierten Revolutionsgegner, dann auch die übrigen Gefangenen massakriert. Die Zahl der Opfer betrug über 1.200, darunter zahlreiche katholische Priester, die den Eid auf die republikanische Verfassung verweigert hatten. Gut zwei Drittel der Opfer waren keine politischen Gefangenen, sondern wegen anderer Taten inhaftiert. Der Überlieferung nach sollen Frauen ermordeten Aristokraten das Herz herausgerissen haben. Etwa 90 % der Morde fanden in Paris statt, der Rest im übrigen Frankreich. W
13. Oktober - In Washington wird der Grundstein zum Weißen Haus gelegt. Dieses Datum gilt zugleich als Gründungstag der neuen Hauptstadt, da man die Stadtbebauung mit dem Weißen Haus begann. Der zweite Präsident John Adams bezog es erstmals am 1. November 1800. Die Lage des Weißen Hauses wurde von Präsident George Washington und dem Stadtplaner Pierre L'Enfant ausgesucht. Es liegt an der Pennsylvania Avenue und hat die Hausnummer 1600. Das Anwesen verfügt über 132 Räume, 35 Badezimmer, 412 Türen, 147 Fenster, 8 Treppenhäuser, 3 Aufzüge, einen Swimmingpool, einen Tennisplatz, einen Kinosaal sowie eine unter Präsident Richard Nixon eingerichtete Bowlingbahn. Der Architekt war der irische Baumeister James Hoban, der sich das Leinster House in Dublin, heute Sitz des irischen Parlaments zum Vorbild nahm. Seinen Namen erhielt es offiziell 1901 von Theodore Roosevelt aufgrund seines weißen Außenanstrichs, es dürfte aber schon zuvor umgangssprachlich als weißes Haus bezeichnet worden sein. Die zumeist in den Medien abgebildete weiße Villa stellt eigentlich nur den Mittelbau eines Gebäudekomplexes dar, der außer dem Haupthaus aus zwei Nebengebäuden dem Ost- und dem Westflügel, den sie verbindenden Galerien und dem Eisenhower Executive Office Building besteht. W Bild: Public Domain
27. Oktober - Die beiden wegen der Meuterei auf der Bounty zum Tode verurteilten britischen Seeoffiziere Peter Heywood und James Morrison werden durch Königlichen Gnadenerlass begnadigt und am gleichen Tag freigelassen. Am 28. April 1789 kam es zu einer Meuterei, bei der der 15-jährige Heywood an Bord blieb. In Folge verließ er am 22. September auf Tahiti mit anderen die Bounty, während die verbliebene Mannschaft mit dem Schiff die Insel verließ. Am 23. März 1791 ging die Fregatte Pandora vor Tahiti, deren Reiseauftrag das Aufspüren und die Gefangennahme der Meuterer der Bounty war. Heywood begab sich noch am gleichen Tag freiwillig an Bord. Trotzdem wurde er wie alle anderen später festgenommenen Meuterer in Ketten gelegt. Er überlebte auf dem Transport zu seiner Verhandlung in Portsmouth den Untergang der Pandora, das malariaverseuchte Batavia sowie die lange Zeit der Unterernährung. Der Prozess gegen die Meuterer von der Bounty fand vom 12. bis 18. September 1792 in Portsmouth auf der HMS Duke statt. Mitglied des 12-köpfigen Gericht war unter anderem mit Albemarle Bertie besetzt, dessen Ehefrau die Tochter eines Cousins vierten Grades des Vaters von Peter Heywood war. Die Gesetze der Royal Navy besagten, dass derjenige, der sich bei einer Meuterei neutral verhielt, ebenso schuldig war wie die Meuterer selbst, ein solches Verhalten wurde mit dem Tode bestraft. Allerdings sah das Kriegsrecht einen königlichen Gnadenerlass vor, mit dem die Todesstrafe aufgehoben werden konnte. Als Konsequenz aus den Ermittlungen sprach sich das Gericht in Heywoods Fall einstimmig für diese Empfehlung aus. Am 27. Oktober 1792 traf eine solche Begnadigung ein, Heywood wurde noch am gleichen Tag freigelassen. W
1. April - Der von Friedrich Ludwig Sckell im Stil Englischer Landschaftsgärten geplante Englische Garten in München wird vom bayrischen Kurfürsten Karl Theodor für das Publikum freigegeben.
In Frankreich wird die Zivilehe eingeführt.
Die Leuchtgaslampe wird von William Murdoch erfunden.
1793
17. Januar - Die französische Nationalversammlung verurteilte Ludwig XVI. zum Tode. Dieses, vom Revolutionsführer Maximilien de Robespierre geforderte, Urteil wurde mit landesverräterischen Beziehungen des Königs begründet. Nach dem Sturm auf die Tuilerien im August des Jahres 1792 wurde Ludwig XVI. mit seiner Familie im Temple gefangengehalten. Am 21.Januar 1793 wurde er guillotiniert. W
20. Mai - Die USA entlassen Kuba offiziell in die Unabhängigkeit. Erster Präsident der Republik Kuba wird Tomás Estrada Palma. Die Vereinigten Staaten behalten sich jedoch weitgehende Rechte auf der Insel vor.
1. August - Frankreich führt per Beschluss des Nationalkonvents das metrische System ein.
18. September - George Washington legt in der nach ihm benannten Hauptstadt den Grundstein für die künftige Heimstätte der amerikanischen Regierung: das Capitol. Ein Gebäude mit zwei eleganten Seitenflügeln und einer hohen Mittelkuppel. Im klassizistischen Stil. Strahlend weiß. Würdevoll wie ein griechischer Tempel. Bis heute darf in Washington kein Gebäude errichtet werden, das den Blick auf die Kuppel des Capitols verdecken könnte. Wo der Grundstein genau liegt, lässt sich heute nicht mehr zurückverfolgen. Einen Großteil der Bauarbeiten erledigten Sklaven, die „das Bauholz schnitten, die Steine legten und die Backsteine buken“. Ursprünglich sollten in Europa angeworbene Arbeiter das Gebäude errichten, jedoch fand das Angebot in Europa wenig Anklang, sodass die Bauherren auf Sklaven und bei späteren Ausbauarbeiten auf freigelassene Afroamerikaner zurückgriffen. Die ersten beiden Bauleiter waren Stephen H. Hallet und George Hadfield, die sich beide nicht lange im Amt hielten, da sie versuchten, die Gestaltung des Gebäudes ihren Vorstellung entsprechend zu verändern. Der mittlerweile ebenfalls mit dem Bau des Präsidentenhauses beauftragte James Hoban übernahm die Bauaufsicht für das Kapitol. Im Jahre 1800 stellten die Bauarbeiter den Nordflügel fertig. Im selben Jahr zogen der Kongress und der Supreme Court trotz der noch laufenden Bauarbeiten in das Gebäude um. Der Kongress hielt dort am 17. November 1800 seine erste Sitzung ab. W
15. Oktober - Königin Marie Antoinette wird vom Französischen Revolutionstribunal wegen Hochverrat und Unzucht, zum Tode verurteilt und am nächsten Tag hingerichtet. Marie Antoinette war als Maria Antonia Josepha Johanna Erzherzogin von Österreich sowie Prinzessin von Ungarn, Böhmen, der Toskana usw. bekannt und entstammte dem Haus Habsburg-Lothringen. Durch ihre Heirat mit Ludwig XVI. wurde sie zunächst Dauphine und später Königin von Frankreich und Navarra. Sie gilt als eine der schillerndsten Figuren während der Französischen Revolution. Am 14. Oktober 1793 begann der Prozess gegen Marie Antoinette. Die Geschworenen entschieden einstimmig auf schuldig, für den 16. Oktober 1793 wurde die Hinrichtung angesetzt. Um 12 Uhr wurde sie auf dem Revolutionsplatz, der heutigen Place de la Concorde, enthauptet. Vom französischen Maler Jacques-Louis David gibt es eine Zeichnung, die Marie Antoinette auf dem Henkerskarren, auf ihrer Fahrt zur Guillotine zeigt. Er stand am Fenster, als sie unten auf der Straße vorbeigefahren wurde. W Bild: Public Domain
8. November - Der Pariser Louvre wurde als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Museum beherbergte vor allem Kriegsbeute der Revolutionsarmee und wurde zum Symbol napoleonischer Macht. Es sollte in erster Linie einen pädagogischen Auftrag erfüllen. Maler und Kunststudenten genossen bevorzugte Behandlung. Die lediglich betrachtenden Besucher wurden nur an wenigen Wochentagen geduldet. W Bild:King of Hearts
Der erste erfolgreiche Fallschirmabsprung wird von Jean Pierre Blanchard erfolgreich unternommen.
Das erste deutsche Seebad wird in Heiligendamm an der Ostsee eröffnet.
1794
15. Februar - Die Tricolore wird zur offiziellen Nationalflagge der Ersten Republik erklärt. Als sekundäre, aber schon frühe Umdeutung gilt der Bezug zum Wahlspruch der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (liberté, égalité, fraternité), mit Blau für die Freiheit, Weiß (heraldisch: Silber) für die Gleichheit und Rot für die brüderliche Liebe. Die Trikolore tauchte erstmals 1790 in der Revolutionszeit auf und wurde bis 1794 als Seekriegsflagge und Gösch benutzt, allerdings mit der umgekehrten Farbanordnung, mit Rot an der Mastseite. Sie stellte eine Kombination aus den Farben des Wappens von Paris (Rot und Blau) und der Farbe des Königs (Weiß) dar. Die Anordnung der Farben stammt ebenfalls aus dieser Zeit und symbolisiert die eingeschränkte Macht des Königs (Weiß) durch das Volk (die Farben von Paris). W
27. März - Der US-Kongress beschließt den Bau von sechs Fregatten und gründet mit der "United States Navy" eine Marinestreitkraft. Die United States Navy geht auf die Continental Navy zurück, die am 13. Oktober 1775 vom amerikanischen Kontinentalkongress eingerichtet wurde. Zunächst bestand sie lediglich aus zwei bewaffneten Schiffen, deren Aufgabe es war, den Nachschub der Briten zu stören, die zu dieser Zeit gerade Krieg gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Amerikaner führten. Auf dem Höhepunkt des Unabhängigkeitskrieges besaß die Continental Navy etwa 50 Schiffe, von denen immer ca. 20 aktiv waren. Nach dem Krieg verkaufte der Kongress die verbliebenen Schiffe und entließ die Seeleute und Offiziere. Die Verfassung der Vereinigten Staaten, die 1789 ratifiziert wurde, ermächtigte den Kongress „eine Marine vorzuhalten und zu unterhalten“. Kraft dieser Autorität beschloss der Kongress am 27. März 1794, sechs Fregatten zu bauen, von denen die ersten drei, die USS United States, USS Constellation und die USS Constitution, 1797 in Dienst gestellt werden konnten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts leitete die Bundesregierung ein groß angelegtes Aufrüstungs- und Modernisierungsprogramm der Navy ein. In diesen Jahren entwickelte die US-Industrie mit rasantem Tempo ihr gewaltiges Potential. Bereits einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg stiegen die USA zur größten Wirtschaftsmacht der Welt auf. Die Navy war 2008 mit 330.478 aktiven Soldaten und 108.576 Reservisten die personalstärkste und kampfkräftigste Marine der Welt und umfasste 287 Schiffe sowie über 3.700 Flugzeuge und Hubschrauber. Diese Anzahl an Schiffen entsprach etwa der zusammengefassten Größe aller anderen militärischen Flotten weltweit, und die US Navy hatte etwa die zehnfache Tonnage der zweitstärksten Marine, der britischen Royal Navy. W
10. Juni - Der Wohlfahrtsausschuss unter dem französischen Revolutionsführer Maximillien de Robespierre erließ ein verschärftes Terrorgesetz. Vorangegangen war ein fehlgeschlagener Anschlag auf Robespierre am 3./4. Juni 1794. In dem Gesetz wurde die Abschaffung der Voruntersuchungen und Verteidigung der Angeklagten vor dem Revolutionstribunal festgelegt und nur Freispruch oder Todesurteil zugelassen. Ferner wurde die Beleidigung der Volksvertretung und die Verweigerung aktiv an der Revolution teilzunehmen mit dem Tode bestraft. "La Grande Terreur" - "Der große Schrecken" begann. Während von März 1793 bis zum 10. Juni 1794 1251 Hinrichtungen stattfanden, wurden 1376 Menschen vom 10. Juni 1794 bis zum 27. August 1794 hingerichtet. W
Der französische Instrumentenbauer Étienne Lenoirerstellt den provisorischen Standardmeter in Messing. Die zwei endgültigen Urmeter, die auch von ihm signiert wurden, stellte er im Auftrag von Borda 1799 für die Commission des Poids et Mesures in Platin her. Das neue, noch nicht „Meter“ genannte Längenmaß solle der zehnmillionste Teil der Strecke vom Pol zum Äquator sein. Dazu sollte der Meridianbogen von Dünkirchen bis Barcelona neu vermessen werden. Lenoir fertigte einen großen Teil der Instrumente an, die bei der Vermessung der Strecke von Dünkirchen nach Barcelona von 1792 bis 1798 benutzt wurden. Am 1. August 1793 wurde dieses Längenmaß, auf Vorschlag Bordas "Meter" genannt (Meter griech. métron für Maß) und im Nationalkonvent gesetzlich eingeführt, allerdings mit einem provisorischen Wert von 443,440 Pariser Linien (altes Längenmaß, 1 Pariser Linie = 2,255 829 Millimeter.), was knapp 1000,325 Millimetern entspricht. Auf Grundlage dieses Wertes wurde der oben erwähnte Messing-Prototyp hergestellt.
1795
7. Januar - Die italienische Trikolore wird bei einem cispadanischen Kongress in Reggio nell’Emilia als nationales Symbol vorgeschlagen. Das Grün steht für la pianura (deutsch: Ebene), gemeint sind die Natur und die Landschaft. Das Weiß steht für die Farbe der Gletscher der Alpen. Das Rot steht vor allem für das Blut, das in den italienischen Unabhängigkeitskriegen vergossen wurde. 1802 verschwand die Trikolore, wurde aber 1848 vom Königreich Sardinien wieder aufgegriffen, diesmal mit dem Wappen des Hauses Savoyen im Zentrum. 1861 wurde sie Nationalflagge des neu gegründeten Königreichs Italien. Am 19. Juni 1946 wurde das Wappen aus der Flagge entfernt, da man aber auf See eine Verwechslung mit der Flagge Mexikos befürchtete, wurden am 9. November 1947 jeweils ein Wappen in die Kriegsflagge und in die Handelsflagge zur See wieder eingefügt. Nach einer Reform unter der Regierung Berlusconis wurden die Farben 2003 per Gesetz erstmals genau definiert. Statt der bis dato meist verwendeten kräftigen Farbtöne war das Grün der Flagge nun mehr lindgrün (18-5642TC), das Weiß nun leicht elfenbeinfarben (11-4201TC) und das Rot etwas blasser (18-1660TC). Aufgrund dieser Definition kam es zu einem heftigen Flaggenstreit zwischen der rechtsorientierten Regierung und der linksorientierten Opposition. Am 28. Juli 2006 wurden die Farben daher erneut neu gemäß folgenden Pantone-Farbcodes spezifiziert:17-6153TC (grün); 11-0601TC (weiß);18-1662TC (scharlachrot) W
7. April - Der französische Nationalkonvent setzte die Länge des Meters als zehnmillionsten Teil des Erdmeridianquadranten fest. Die Einführung unterstützte den technischen Aufschwung und sollte auch zur Vereinfachung verschiedener Maße dienen. Trotz der später mit "deutscher" Gründlichkeit und Akkuratesse durchgeführten Neuberechnung, in deren Ergebnis sich der Meridianquadranten länger herausstellte, als ihn die Franzosen in "revolutionärem Elan" einst festgelegt hatten, wurde aus praktischen Gründen am Pariser Normalmeter festgehalten.
14. Juli - Die "Marseillaise" wird zur französischen Nationalhymne erklärt. Der französische Offizier Claude Joseph Rouget de Lisle komponiert in der Nacht auf den 26. April 1792 in Straßburg während der Französischen Revolution anlässlich der Kriegserklärung an Österreich die Marseillaise Frankreichs spätere Nationalhymne. Sie hatte zunächst den Titel Chant de guerre pour l’armée du Rhin, („Kriegslied für die Rheinarmee“), und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner gewidmet. Daher ertönt die Marseillaise noch heute täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz, dem Geburtsort des Grafen. Das Lied erhielt den Namen Marseillaise, weil es von Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen wurde. W
3. August - Der Vertrag von Greenville wird in Fort Greenville (heute Greenville, Ohio) von einem Bund von amerikanischen Ureinwohnern und den Vereinigten Staaten unterzeichnet, nachdem die amerikanischen Ureinwohner die Schlacht von Fallen Timbers verloren hatten. Der Vertrag markierte das Ende des Northwest Indian Wars. Die Vereinigten Staaten wurden durch General "Mad" Anthony Wayne vertreten, der die amerikanischen Ureinwohner bei Fallen Timbers besiegt hatte. Im Austausch für Waren im Werte von 20.000 US-Dollar (wie Decken, Utensilien und Haustiere) überließen die amerikanischen Ureinwohner den Vereinigten Staaten große Teile des heutigen Ohios, den zukünftigen Standort von Chicago und das Fort Detroit Gebiet. W
Der schottische Arzt Mungo Park begann mit der Erforschung des innerafrikanischen Kontinents durch die Europäer, nachdem er zuvor in Indonesien war. Seine Reise startete an der Mündung des Gambia-Flusses und führte ihn über den oberen Senegal bis zum Niger. Nichtsdestotrotz war Park der erste Europäer, der so weit in die Mitte des afrikanischen Kontinents vordrang. Wie geplant bis nach Timbuktu kam er allerdings nicht. Er ertrank mit nicht einmal 35 Jahren im Niger. Über seinen Verbleib rankten sich jahrzehntelang zahlreiche Legenden.
1796
Heiratet der französische Artilleriegeneral und Politiker Napoleon Bonaparte die um mehrere Jahre ältere Josephine de Beauharnais. Seine neue Frau hat gute Beziehungen zu führenden Politikern und zu den gesellschaftlichen Eliten der Pariser Salons, die Napoleon sich zunutze machen will. 1804 macht Napoleon sie zur Kaiserin Frankreichs an seiner Seite. Weil die Ehe kinderlos blieb, ließ Napoleon die Verbindung 1809 jedoch annullieren.
29. März - Carl Friedrich Gauß ermittelt mit Zirkel und Lineal eine Konstruktionsmethode für das Siebzehneck. Das sogenannte Heptadekagon ist eine geometrische Figur, die zur Gruppe der Vielecke (Polygone) gehört. Es ist definiert durch siebzehn Punkte, welche durch siebzehn Strecken zu einem geschlossenen Linienzug verbunden sind. Hier geht es um das regelmäßige Siebzehneck, welches siebzehn gleich lange Seiten hat und dessen Ecken auf einem gemeinsamen Umkreis liegen. Das Besondere an einem regelmäßigen Siebzehneck ist die Tatsache, dass es konstruierbar ist, das heißt, es kann unter alleiniger Verwendung von Zirkel und Lineal (den Euklidischen Werkzeugen) gezeichnet werden. Dies wurde von Carl Friedrich Gauß im Jahre 1796 nachgewiesen. Er zeigte, dass der Kosinus des Zentriwinkels der Formel entspricht, woraus sich die Konstruierbarkeit ergibt. Im Jahre 1825 veröffentlichte Johannes Erchinger erstmals eine Konstruktionsanleitung für das regelmäßige Siebzehneck in 64 Schritten. W Bild: Nightflyer
Der zum General aufgestiegene Napoleon Bonaparte besiegt Österreich in Norditalien mehrfach und wird beim Einzug in Mailand von der republikanischen Bevölkerung im Triumph begrüßt.
14. Mai - Der britische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) führte an einem achtjährigen Jungen die erste Impfung mit dem Kuhpockenvirus durch. Sechs Wochen nach Ausbruch der Krankheit impfte er seinen Patienten mit lebensgefährlichen Pockenpusteln. Der Junge zeigte keine Reaktion. Jenner hatte beobachtet, dass Melkerinnen, die an den harmlosen Kuhpocken erkrankt waren, gegen die meist tödliche Pockenkrankheit (Blattern) immun waren. Der Junge erwies sich später als immun gegen gewöhnliche Pocken. Als sein Artikel von der Royal Society abgelehnt wurde, unternahm er weitere Versuche – auch mit seinem 11 Monate alten Sohn. Im Jahr 1798 veröffentlichte er seine Ergebnisse und musste erleben, dass man ihn lächerlich zu machen versuchte. Dennoch setzte sich die von ihm propagierte Methode wegen ihrer offenkundigen Vorteile bald durch. In seiner Schrift "Untersuchung über die Ursachen und Wirkungen der Kuhpocken", gebrauchte er zum ersten Mal den Begriff "Virus". Die Studie wurde zur Grundlage der Immunologie. Jenner bezeichnete sein Verfahren als „vaccination“ (dt. Vakzination, von lateinisch vacca = „die Kuh“). Dieser Begriff steht im Englischen heute immer noch für die Schutzimpfung einer gesunden Person mit abgeschwächten Krankheitserregern.
Jenner war auch ein genauer Naturbeobachter: So war er es, der feststellte, dass ein junger Kuckuck seine „Stiefgeschwister“ nach und nach aus dem Nest drängt, bis er als alleiniger Schützling seiner „Gastgeber“ gefüttert wird. Für diese Beobachtung wurde er 1789 zum „Fellow“ der Royal Society gewählt. W
Die Lithographie wird von Alois Senefelder erfunden.
1797
22. Oktober - Der französische Luftschiffer André-Jacques Garnerin springt mit einer Konstruktion aus Segeltuch und einer Metallstange aus einem in etwa 760 m Höhe fliegenden Ballon über Paris ab. Der Fallschirm war mit Halteschnüren am Korb befestigt, als Garnerin die Schnüre durchtrennt, zerplatzt der offensichtlich zu prall gefüllte Ballon. Da die Kappe seines Fallschirms noch keine Scheitelöffnung hat, muss die Luft seitwärts entweichen, was zu starken Pendelbewegungen führt. Schließlich landet er sicher in einem Park. Das Fallschirmspringen war keine reine Männersache, Elisabeth Garnerin sprang über vierzig Mal aus dem Ballonkorb. Die Französin Poitivin vollführte zwischen 1849 und 1852 ingesamt 38 Absprünge. W
Im Fichtelgebirge wird der letzte Bär in Deutschland erlegt.
1798
18. Juli - Bei der Suche nach einer preiswerten Methode zur Vervielfältigung seiner Manuskripte erfand der Österreicher Alois Senefelder die Lithographie, ein Flachdruckverfahren, das auf der chemischen Trennung von Wasser und Fett beruht. Es war im 19. Jahrhundert das einzige Druckverfahren, das größere Auflagen farbiger Drucksachen ermöglichte. Als Druckträger diente in Deutschland ein Kalkschieferstein, der in Solnhofen in Bayern gebrochen wurde. Bis um 1930 war der Steindruck eine sehr häufig verwendete Drucktechnik für verschiedene Drucksachen. Gegenüber dem bis dahin gebräuchlichen Kupferstich ermöglichte sie eine erheblich schnellere Arbeitsweise. Die Einführung der Lithografie veränderte auf vielfältige Weise das wirtschaftliche und soziale Gefüge und wurde für mehr als 100 Jahre zur gängigen Drucktechnik. Viele andere Drucktechniken gehen direkt auf die Weiterentwicklung der Lithografie zurück, so etwa der Lichtdruck und der Offsetdruck. W
Luigi Galvani stirbt. Er hat die nach ihm benannte Elektrizität gefunden, nach der man chemische in elektrische Energie umwandeln kann.
1799
In einer Eingabe vom 11. Januar 1799 teilte der deutsche Chemiker und Physiker Franz Carl Achard dem König mit, er sei jetzt zuversichtlich, Zucker aus Rüben gewinnen zu können und bat um ein größeres Darlehen. Eine Probe der in der Berliner Zuckersiederei gewonnenen Raffinade fügte er bei. Anscheinend erkannten Friedrich Wilhelm III. und seine Berater das Potential dieses Projektes und genehmigten nur vier Tage später die beträchtliche Summe von 50.000 Talern. Achard erwarb daraufhin von Graf Maximilian von Pückler das Gut Cunern (Konary), nahe der Oder im heutigen Polen gelegen, und bereitete die Produktion vor. 1801 wurden dort 250 t Rüben geerntet und im folgenden Jahr in neuen technischen Anlagen zu Zucker verarbeitet. Im März 1802 lieferte die Rübenzuckerfabrik das fertige Produkt. Der Mangel an karibischem Rohrzucker, hervorgerufen durch Napoleons Kontinentalsperre, begünstigte die Nachfrage nach heimischem Rübenzucker. W
15. April - Die erste Gesamtaufführug (15. -17. und 20. April) des dreiteiligen dramatischen Gedichts "Wallenstein” von Friedrich Schiller. Sie besteht aus den Werken "Wallensteins Lager" mit einem längeren Prolog, "Die Piccolomini" und "Wallensteins Tod".Thema des Stücks ist der Verrat des Feldherrn Wallenstein am Kaiser. An seinem Antihelden zeigt Schiller die Tragödie des geschichtlich handelnden Menschen, der sich alle Möglichkeiten politischen Handels offenhalten möchte und schließlich zu einer Entscheidung gezwungen wird, an der er zu Grunde geht. W
17. Juli - Während der ägyptischen Expedition Napoleons wurde der "Stein von Rosette" am 15. Juli 1799 von einem französischen Offizier namens Pierre François Xavier Bouchard bei Rosette im Niltal gefunden. Über die Umstände, unter denen Bouchard den Stein fand, existieren zwei Versionen: Eine besagt, dass sein Pferd über den Stein von Rosette gestolpert sei, weil dieser halb aus dem Boden ragte. Laut zweiter Version habe Bouchard den Stein beim Abbruch eines alten Festungswalls vorgefunden. Von Wissenschaftlern, die Napoleon auf seinem Feldzug begleiteten, wurde der Stein eingehend untersucht. Nach der Niederlage der Franzosen jedoch mussten sie ihn zusammen mit anderen Altertümern 1801 den Briten überlassen. Im folgenden Jahr wurde er erstmals im British Museum in London ausgestellt, wo er sich noch heute befindet. Jean-François Champollion gelang 1822 anhand des Steines und anderer Quellen die Entzifferung der demotischen Schrift sowie die Entschlüsselung der hieratischen Schrift und der Hieroglyphen. Er konnte jedoch nicht am Original, sondern nur an einer Abschrift des Steines arbeiten. Nach der Veröffentlichung seiner Entdeckung gelang die Entzifferung weiterer Hieroglyphen relativ schnell. Dadurch wurde es Archäologen möglich, viele weitere ägyptische hieroglyphische Inschriften zu entziffern. Der Stein von Rosette war daher einer der Anstöße für die moderne Ägyptologie. W Bild : Hans Hillewaert
21. September - Der französische Ingenieur Philippe Lebon meldete das Patent für die erste Gasheizung der Welt, die aus gasbetriebenen Thermolampen bestand, an. Sie wurde nicht nur zum Heizen verwendet, sondern konnte auch gleichzeitig zur Beleuchtung eingesetzt werden. Lebons Erfindung bot nicht nur die Möglichkeit zur Fortentwicklung der Industrie, sondern auch eine neue Stufe des zivilisatorischen Fortschritts. Die Gasgewinnung galt als Symbol für ein philosophisches Prinzip: Die Aufklärung. Mit der künstlichen Beleuchtung wurde der Mensch unabhängig vom Tageslicht. Die Bevölkerung empfand die neuen Beleuchtungsmöglichkeiten zunächst nicht nur als Fortschritt, sondern fühlte sich teilweise sogar von ihnen bedroht.
1800
7. Februar - Eine Volksabstimmung in Frankreich nahm eine von Napoléon Bonaparte entworfene Konsulatsverfassung an. Der "Code Napoléon" sah den populären Revolutionsgeneral als Ersten Konsul vor, von dem jede Gesetzesinitiative ausgehen sollte. Der Zweite und Dritte Konsul sollte ihn in seinen Entscheidungen beraten. Die Amtszeit der Konsule sollte 10 Jahre betragen. Dazu kam es aber nicht: Schon drei Jahre später entschied eine neue Volksabstimmung, dass Napoléon Bonaparte zum Konsul auf Lebenszeit ernannt wurde. 1804 krönte er sich selbst - unter Beisein des Papstes - zum Kaiser.
20. März - Alessandro Volta informiert die Royal Society in London über eine von ihm erdachte Stromquelle, deren Prinzip als Voltasche Säule bekannt wird, dem Vorläuferin heutiger Batterien. Sie bestand aus übereinander geschichteten Elementen aus einer Kupfer- und einer Zinkplatte, die von Textilien, die mit Säure (zunächst Wasser bzw. Salzlake) getränkt waren, voneinander getrennt waren. Er schildert die Erfindung in einem berühmten Brief an Sir Joseph Banks von der Royal Society. Erst diese Erfindung der Batterie ermöglichte die weitere Erforschung der magnetischen Eigenschaften elektrischer Ströme und die Anwendung der Elektrizität in der Chemie im folgenden Jahrhundert.
14. Juni - Uraufführung des Dramas "Maria Stuart" von Friedrich Schiller in Weimar. Der historische Stoff verlangte geradezu nach einer dramatischen Inszenierung: Nach einer Verschwörung des Adels wurde die schottische Königin Englands gefangen genommen, 20 Jahre festgesetzt und schließlich nach einer erneuten katholischen Verschwörung am 8. Februar 1587 hingerichtet. Friedrich Schiller hielt sich in seinem Drama allerdings nicht an die historischen Fakten. So fand ein Gespräch zwischen den Königinnen Maria und Elisabeth, das für die Dramatik notwendig war, in Wirklichkeit nie statt. In der dichterischen Fassung wird der Tod für Maria zum Sühnetod, Elisabeth ist mehr von eifersüchtigem Hass getrieben als von den Zwängen der Staatsräson. W
28. Juli - Die Erstbesteigung des Großglockners, des höchsten Bergs Österreichs, gelingt unter der Leitung von Martin und Sepp Klotz. Die zweite Expedition im Jahr 1800 war mit 62 Teilnehmern mehr als doppelt so groß wie die erste. Unter den neuen Teilnehmern waren unter anderem der Pädagoge Franz Michael Vierthaler, der Botaniker David Heinrich Hoppe, der Landvermesser Ulrich Schiegg mit seinem Schüler Valentin Stanič sowie die Pfarrer von Dellach im Drautal und Rangersdorf, Franz Joseph Orrasch (auch Horasch genannt) und Mathias Hautzendorfer. Am 28. Juli drang der Gipfeltrupp bis zum Kleinglockner vor, wo Hohenwart, Hoppe und Orrasch zurückblieben. Die vier Führer erstiegen als erste den Gipfel des Großglockners, versicherten den Anstieg mit Seilen und kehrten zum Kleinglockner zurück. Zusammen mit dem Pfarrer Mathias Hautzendorfer erstiegen sie dann den Großglockner ein weiteres Mal. Hautzendorfer musste dazu überredet werden: „Sie liessen ihn nicht von der Stelle, da er fortgehen wollte. […] Er bereitete sich wie zum Tode“. Doch die Expedition galt erst als gelungen, wenn „Einer von den Herren“ den Gipfel erreicht hatte.Bis heute ist er von großer Bedeutung für den Fremdenverkehr in der Region und mit über 5000 Gipfelbesteigungen pro Jahr ein beliebtes Ziel von Bergsteigern. Der Blick auf den Berg, eines der bekanntesten Wahrzeichen Österreichs, ist die landschaftliche Hauptattraktion der Großglockner-Hochalpenstraße. W
Die Serienproduktion von Feuerwaffen beginnt in den USA.
Schillers Lied von der Glocke entsteht.
In Berlin wird die erste Dampfmaschine aufgestellt und die Briefpost eingeführt.